Weisungsrecht Schulleitung

  • Finden ab einem gewissen Alter nicht mehr statt --- und das habe ich schon erreicht ... 8):victory: endlich ist Alter mal kein Nachteil... :P


    Nö, ein Schulleiter hat jederzeit das Recht Unterricht zu besuchen.
    Deswegen wundere ich mich, woher die Anordnung kommt, wenn er gar nicht weiß, wie du damit umgehst.

  • Ja, jeder ist doch anders. Ich konnte z.B. nie etwas mit dem jetzt verbotenen "Schweigefuchs" anfangen.

    Der Schweigefuchs ist nicht "verboten". Sein Gebrauch ist uangemessen, da der das Handzeichen einer rechtsradikal-nationalistischen türkischen Organisation ist.

  • ja

    Ah, es hatte mich gewundert, da ich nicht davon gehört habe, dass der sogenannte Wolfsgruß als verfassungsfeindliches Zeichen eingestuft und verboten worden sei. Es ist anscheinend so, dass das baden-württembergische Kultusministerium eine entsprechende Empfehlung herausgegeben hat, so die "schwäbische":

    Zitat

    Weil Eltern auf die Zweideutigkeit des Handzeichens hingewiesen hatten, empfahl das Kultusministerium den Schulen in Baden-Württemberg, das Zeichen nicht mehr zu nutzen. „Die Schulen werden von der Schulverwaltung informiert, dass sie den Schweigefuchs nicht mehr verwenden sollen“, sagt Florian Gleibs, Sprecher des Kultusministerium.Mit einer Abmahnung müssen Lehrer, die nach wie vor auf das Handzeichen zurückgreifen, nicht rechnen. „Es handelt sich um kein Verbot und es wurde auch nicht schriftlich herausgegeben", sagt Gleibs.

    Es ist also auch in Bawü so, wie ich vermutet hatte.

  • Es gibt einen Unterschied zwischen "Ich sage dem steif wirkenden Referendar, er solle mal verschiedene Möglichkeiten der Körpersprache ausprobieren, z.B. komplett pantomimisch" und "Ich mache mich als Schulleiter lächerlich, weil ich einem Lehrer vorschreiben will, ob er hü oder hott vor der Klasse sagt, gepaart mit dem Konflikt, den dieser SL mit einem Kollegen auf diese gestörte Weise ausübt, obwohl er weiß, dass der Kollege nicht noch 25 Jahre mit ihm zusammenarbeiten wird".


    Hallo Krabappel,


    ich erinnere mich schwach, dass wir diese (fruchtarme) Diskussion woanders schon geführt haben und um nicht erneut dem Vorwurf des "Thread-Kaperings" ausgesetzt zu sein, möchte ich nicht im Detail auf deine Auslassung einsteigen.


    Nur dies: Ich widerspreche dir hier gar nicht, denn tatsächlich hat der Referendar - insbesondere in der Anfangsphase - alles zu akzeptieren und zu praktizieren, was ihm (meist von Mentorenseite) abverlangt wird. Der fertige Lehrer hingegen kann sich auf seine pädagogische Freiheit berufen, wird aber in der Regel gar nicht erst mit diesbezüglichen Vorgaben konfrontiert.


    Ich habe noch nie (!) einen Lehrer erlebt, der - von kurzen Einstiegssequenzen abgesehen - über längere Zeit komplett pantomimisch den Unterricht durchgeführt hätte. Ich mag nicht ausschließen, dass das die hohe Kunst der Pädagogik darstellt, sehr wohl aber wage ich zu bezweifeln, dass es in irgend einer Form sinnvoll ist, einem Referendar solches abzuverlangen. Zum Glück sind das Einzelfälle, dass man während des Referendariats mit solchen Absurditäten konfrontiert wird, leider gehöre ich zu denen, die es getroffen hat.


    der Buntflieger

  • In Österreich ist der Schweigefuchs auch verboten (hab ihn eh neicht gemocht).


    Wir mussten im Ref auch mal eine Stunde nonverbal halten. Meine Mitreferendarin an der Schule bastelte gefühlt 1000 Schilder, die sie hochhielt. Ich versuchte es eher mit Pantomime. Beides endete aber damit, dass wir und auch die Schüler von Lachkrämpfen heimgesucht wurden.

  • In Österreich ist der Schweigefuchs auch verboten (hab ihn eh neicht gemocht).


    Wir mussten im Ref auch mal eine Stunde nonverbal halten. Meine Mitreferendarin an der Schule bastelte gefühlt 1000 Schilder, die sie hochhielt. Ich versuchte es eher mit Pantomime. Beides endete aber damit, dass wir und auch die Schüler von Lachkrämpfen heimgesucht wurden.

    Interessierte Frage: was war das Lernziel dieses Versuchs?

  • Schon erstaunlich, auf was für Ideen Fachleiter, Hauptseminarleiter und andere, die noch dringend einen didaktischen Höhenflug brauchen, um darüber karriereförderlich zu publizieren... Kommunikationswissenschaftler sind übrigens der Meinung, dass der frühe Mensch die Sprache erfunden hat, um sich besser verständigen zu können... ^^8):pfeifen:

  • "Versuch mal, gar nichts zu sagen und allein durch Körpersprache das Unterrichtsgeschehen zu lenken!

    ...
    Ich habe noch nie (!) einen Lehrer erlebt, der - ... - über längere Zeit komplett pantomimisch den Unterricht durchgeführt hätte.

    Das sind 2 verschiedene Dinge, nicht wahr? "Etwas ausprobieren" und "etwas immer und ausschließlich durchführen".


    Üben, nonverbale Signale auszusenden, dafür gibt's verschiedene Möglichkeiten. Eine davon könnte das Trainieren von Pantomime vor der Klasse sein. Wo liegt das Problem? Dass dir jemand einen konkreten Tip gibt? Es damit wagt, zu signalisieren, dass du nicht perfekt bist? Oder gehts um was Allgemeineres, dass man zwei Staatsexamen braucht und viel zu lernen man noch hat, obwohl man schon 25 oder 35 ist?


    Zum Thema hier: selbst wenn der Schulleiter dem erfahrenen Kollegen gesagt hätte: "mir fällt auf, dass Sie viel sprechen/oft ermahnen und wenige andere Signale aussenden" hätte sich niemand gewundert. Das Vorgehen der Chefin war aber ein völlig anderes.

  • Ich biete meine Klasse als Objekt zur Verfügung.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Ich halte hin und wieder Stunden rein phantomimisch. Aber das sind in der Regel reine Übungsstunden, deren Methoden und Verlauf von den Kids sowieso erwartbar und geübt sind. Da brauchts dann auch nicht viel Phantomime. Interessanterweise gehen meine da sehr gut mit.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Es ist also auch in Bawü so, wie ich vermutet hatte.

    Der Schulleiter wird's halt entsprechend didaktisch reduziert weitergegeben haben ... oder hat den Schrieb selbst nicht richtig verstanden.

  • Üben, nonverbale Signale auszusenden, dafür gibt's verschiedene Möglichkeiten. Eine davon könnte das Trainieren von Pantomime vor der Klasse sein. Wo liegt das Problem? Dass dir jemand einen konkreten Tip gibt? Es damit wagt, zu signalisieren, dass du nicht perfekt bist? Oder gehts um was Allgemeineres, dass man zwei Staatsexamen braucht und viel zu lernen man noch hat, obwohl man schon 25 oder 35 ist?


    Hallo Krabappel,


    das Problem liegt darin, dass im obigen Fall dort, wo eigentlich eine fundierte Ausbildung stattfinden sollte, stattdessen der Azubi zum Spielball der Tagesform/Launen des Ausbilders wird, der dabei zuschaut, wie sich der Schützling vor der Klasse zum Affen macht, indem man ihn ohne Anleitung/Schulung und ohne fachliches Fundament Pantomime trainieren lässt, anstatt valide Grundlagen des soliden Unterrichts zu vermitteln.


    der Buntflieger

  • Ich habe schon Stunden ganz pantomimisch gehalten, also jedenfalls ohne Worte, einfach so, weil ich konnte. Aus Spaß. Vermutlich leichte Halsschmerzen und dann gesagt: Ach ja, jetzt mal ganz ohne, wird lustig. Dass ich mich unterhalte ist sehr wichtig beim Unterricht, ich muss das ja noch bis 67 machen. Und das ist Gymnasium, wo die SuS ohnehin mal eine ganze Stunde oder Doppelstunde ohne Lehrerinput auskommen können. Aber vorschreiben ist natürlich Unsinn.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Da ich diese Woche stimmlich ziemlich angeschlagen war, habe ich am Do tatsächlich aus der Not heraus - Stimme war zwischendrin immer wieder mal minutenlang nur noch auf Flüsterbasis vorhanden- eine Stunde zu 80% nonverbal gehalten. Gute Vorbereitung mit entsprechender Vorentlastung, ein paar fitte Schüler als 1.Ansprechpartner bei Fragen, ehe ich etwas sagen muss, klare Hinweise, wo im Buch oder auf dem Arbeitsmaterial Lösungshinweise zu finden sind- hat, da es eine entsprechend rücksichtsvolle Klasse war, sehr gut geklappt. So brav und ruhig sind die sonst nicht. (Dafür haben sie dann demnächst mal wieder einen "Pubertätskoller" gut in einer Stunde. ;) )


    Es ist natürlich völliger Unfug einem Lehrer eine dienstliche Anweisung zu geben künftig gefälligst nur noch nonverbal zu ermahnen. Das ist nicht nur schulrechtlich fragwürdig, sondern geht natürlich auch völlig an schulischer und unterrichtlicher Realität vorbei: In manchen Lerngruppen, an manchen Tagen und wenn es auch zur eigenen Lehrerpersönlichkeit passt ist das angemessen, aber eben nicht generell und als einzig seelig machendes pädagogisches Konzept. Einem Ref bei der Entwicklung eines pädagogischen Repertoires behilflich zu sein, indem man diesen dazu anhält auch bislang eher unübliche Wege der Klassenführung auszuprobieren ist dagegen ein wichtiger Teil der Ausbildung. Gute Mentoren und LBs unterstützen ihre Anwärter bei diesem Prozess, indem sie nachhaltige Denkanstöße in Form von "machen Sie in der nächsten Stunde mal xyz" geben. Manchmal braucht es das, um die eigene "Komfortzone" zu verlassen, auch wenn es sich verständlicherweise in manchen Momenten wie eine gehörige Zumutung anfühlen kann, nochmal etwas anderes auszuprobieren, wenn man gerade den Eindruck hat, es laufe endlich gut in den eigenen Klassen. Mich haben derartige Anstöße -auch wenn sie manchmal ekelig anstrengend waren- bislang immer voran gebracht.


    (P.S. Im Hundetraining haben wir einmal Videoanalysen von Trainingssequenzen gemacht. Dazu mussten wir zunächst eine gut sitzende Sequenz mit dem eigenen Hund komplett nonverbal und ausschließlich mithilfe von Gesten durchführen. In der 2.Runde galt es möglichst sämtliche (bewussten) Formen der Körpersprache abzustellen und den Hund rein verbal zu steuern. Am Ende wurden beide Sequenzen analysiert. Zur Überraschung vieler TN, die ihre Hunde bislang zumindest bewusst rein verbal geführt hatten und die keinerlei bewusste Gesten verwendeten, funktionierte bei fast allen die Sequenz besser in der rein nonverbalen Variante, als in der verbalen Variante. (Mein kleiner Arbeitshund war der Streber, der die Regel sprengte, da ich viele nonverbale Gesten im Training verwende, ich aber auch meinen Hund "zulabere" im Training, die "verbale Toleranz" also sehr hoch ist, ohne, dass das Training davon beinträchtigt wäre.) )

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich weiß, was damit gemeint ist und setze dies auf ganz natürliche Art und Weise in meinem Unterricht ein. Das entspricht meinem Naturell und dem "vollen Körpereinsatz", den ich für gewöhnlich gebe.
    Wie andere schon geschrieben haben, ist das aber zum Teil etwas anderes als non-verbales Ermahnen. Das geht beispielsweise durch einen demonstrativen Blick mit kritisch hochgezogener Augenbraue oder durch demonstratives schweigendes Nähern. Man kann Schülern, die mit irgendwelchen Gegenständen spielen, diese auch schweigend wegnehmen oder eine Geste machen, das Zeugs wegzulegen. Alles machbar.


    Wenn es mir im Klassenraum meiner alten Klasse zu laut wurde, habe ich mich demonstrativ ohne weitere Worte auf den kleinen Vorsprung hinten an der Wand gesetzt und schweigend vor mich hingeguckt. Die Störer wurden dann von ihren Mitschülern ermahnt und ich konnte nach ein bis zwei Minuten mit dem Unterricht fortfahren. Während des Sitzens habe ich mich auch mental entspannt, weil ich mich nicht aufregen wollte. Es muss halt nur alles authentisch sein und nicht gekünstelt.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

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