Vokabelarbeit - Englisch

  • Vielen Dank euch allen für eure engagierten Antworten zum jeweiligen Standpunkt.


    @CDL - vielen Dank für die super umfangreiche Antwort! Genau so versuche ich es (hoffentlich) - meine Weltsicht ist hier sehr ähnlich (in der Theorie).


    @Susi Sonnenschein und @alle:
    "Manch einen von euch würde ich gerne mal vor unseren Justins und Jaquelines nach ner Doppelstunde Englisch, in der ihr nur Englisch redet, sehen..."


    @Justins und Jaquelines (no offence meant)
    Das ist genau die innere Haltung der SuS, die mir hier zu schaffen macht: "Warum soll ich Englisch lernen?" "Wenn jemand mit mir (!!) sprechen will, soll er Deutsch reden" "Wir sind hier in "Deutschland" da spricht man Deutsch". Und nein, das ist (zunächst) zum großen Teil und vordergründig _kein_ dumpfer Rassismus (bitte (!) _kein_ unreflektiertes Sachsen-Bashing..) das ist für mich _zunächst_ die ganz normale "Alltagsblödheit" (+ "Pupertät"), die innere Haltung, die von den "Eltern" übernommen wird. Die Berufsbiografien der Eltern mögen noch ohne Englisch funktioniert haben, aber die Welt hat sich - wem erzähl ich das - massiv - Gott sei Dank - weitergedreht... Diesen Fakt jedoch - auf der Bewusstseinsebene (!) der SuS zu verankern und die SuS zu den entsprechenden Schlüssen zu befähigen, ist eine hehre Aufgabe, zumal man ja auf Mallorca und im Ausland - nach Aussage vieler SuS "ja eh Deutsch spricht".... :-(


    Ich fasse für mich zusammen:


    Im Unterricht eine möglichst (!) viele zielsprachige Phasen und diese langsam steigern um die SuS auch zu fordern. Widerstände der SuS in Kauf nehmen und - steter Tropfen höhlt den Stein - überwinden.


    Dabei auch in Kauf nehmen, dass einige noch mehr innerlich abschalten und (im Wortsinne) den Kopf auf die Bank legen! Manche haben echt Lücken (gerade die HS), die bis in die Grundschule zurückreichen. Das ist die traurige Realität!! (Schön, wenn es bei euch anders ist. Ihr seid da zu beneiden (ironinefrei gesprochen!)


    Ich habe daher schon überlegt, hier 2 Stunden in der Woche (aus eigener Tasche) ein Fördern in der Schule anzubieten... (nur kommen die "Problem-SuS" da sicher nicht... :-(


    Trotz einsprachigen Unterrichts auf zweisprachige "Vokabelgleichungen" - ich meine hier Sätze und sinnvolle Kontexte - __nicht__ verzichten!


    Vokabeln für die SuS zu Lernen besser aufbereiten, als diese unsäglichen (imho) unsäglichen Listen im Buch. Auch das Abschreiben - bei den vielen schlechten Handschriften und LRS-ähnlichen Ergebnissen halte ich nicht in jedem Fall für zielführend. Was ich über die Jahre auch beobachtet habe, die SuS weigern sich (teilweise massiv) immer mehr, zu schreiben (und können es - daher - auch immer schlechter und weniger).


    Vokabeln in sinnvollen Sätzen zum Lernen aufbereiten. Die sinnvollen Sätze kann ich dabei imho getrost den Texten der Lehr- und Arbeitshefte entnehmen. Macht halt Arbeit. Aber da ist es mir wert.


    Eigentlich würd ich gern von den Listen wegkommen und Richtung Karteikarten (ggf. auch elektronisch) gehen. Ich persönlich finde Listen suboptimal.


    Mit den SuS nochmals das Lernen "üben". Ich finde aber, dass gerade so individuelle "Prozesse", wie das eigentliche Lernen (das ruhige Lernen zu Hause, sofern hierzu neben den Computerspielen noch Ruhe und Zeit ist) im Unterricht schwer zu simulieren sind.


    Nochmals vielen Dank an euch :-)

    "Den schlechten Mann muss man verachten, der nie bedacht, was er vollbringt."


    Das Original ist leider nicht gegendert. Und deshalb schlecht. Nicht.

  • Yestoerty, du bestätigst mich gerade: Manchmal muss man die Schwachen wieder ins Boot holen - z.B. mit einer Sicherung des Arbeitsauftrags auf Deutsch.


    Nur, ausschließlich, ausnahmslos Englisch geht in manchen Klassen nicht! Die drehen sonst durch.


    Ich arbeite mit Lerngruppen, da haben wir 90% Justins und Jaquelines (ich schreibe den Namen bewusst ohne c).


    Die Frustrationsschwelle dort ist extrem niedrig, diese Schüler brauchen mal ein paar Vokabeln, damit sie Erfolgserlebnisse haben.


    Die TE kann ihre Schüler am besten einschätzen und weiß, zu welcher Klientel sie eher gehört.

  • Yestoerty, du bestätigst mich gerade: Manchmal muss man die Schwachen wieder ins Boot holen - z.B. mit einer Sicherung des Arbeitsauftrags auf Deutsch.

    jein, ich mache das im LK oder GK nicht (im Plenum), nur bei FHR Klassen, damit manche da überhaupt eine Chance haben die Aufgabe danach zu machen.
    Aber ich mache das auch nicht immer, einfach damit die nicht lernen, dass ich das eh alles später übersetzen lassen. Ist aber wahrscheinlich wirklich sehr vom Klientel abhängig.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Im Unterricht eine möglichst (!) viele zielsprachige Phasen und diese langsam steigern um die SuS auch zu fordern. Widerstände der SuS in Kauf nehmen und - steter Tropfen höhlt den Stein - überwinden.

    Das Ziel ist, dass du im Regelfall zu 100% in der FRemdsprache bleibst. Meine Mentorin am Seminar hat mir auch schon im Anfangsunterricht (Französisch, nimmt sich aber ja nichts) empfohlen selbst konsequent zu 100% in der Fredmsprache zu bleiben und Sprachsituationen besser vorzubereiten, vorzuentlasten, zu semantisieren (einsprachig, unterstützt durch Gestik/Mimik/Bilder), einfach Arbeitsanweisungen vorab ggf.zu notieren und vorzubereiten. Das klappt im Anfangsunterricht (Realschule) bereits hervorragend (bin letztlich etwa zu 95% in der Fremdsprache, da es immer mal noch etwas zu klären gibt), darf in Englisch im 3.Lernjahr an der Sek.I also auch den SuS abverlangt werden. Also nicht mit "zielsprachigen Phasen" arbeiten, sondern dich so vorbereiten, dass du deinen Unterricht in der Fremdsprache hältst und den SuS antrainierst sich einzuhören. (Die Ausnahmen ergeben sich im Alltag dann sowieso, wenn du aber beginnst diese einzuplanen, wird es noch weniger fremdsprachiger Anteil, was problematisch ist, da deine SuS dich als Sprechvorbild benötigen.)

    Zitat von Lehrerinlehrling


    Dabei auch in Kauf nehmen, dass einige noch mehr innerlich abschalten und (im Wortsinne) den Kopf auf die Bank legen! Manche haben echt Lücken (gerade die HS), die bis in die Grundschule zurückreichen. Das ist die traurige Realität!! (Schön, wenn es bei euch anders ist. Ihr seid da zu beneiden (ironinefrei gesprochen!)

    Differenzierende Lernaufgaben wären ein Weg damit umzugehen. Z.B.: Ein Arbeitsblatt mit einer Mischung aus schriftlichen und mündlichen (monologischen und dialogischen) Aufgaben, dass die SuS bearbeiten sollen. Alle SuS bearbeiten die Aufgaben mit * (=Basiswissen, HS-Niveau), jeder bearbeitet mindestens eine Aufgabe mit ** (= RS-Niveau), schnelle Gruppen bearbeiten noch die Aufgaben mit ***/ alle Aufgaben mit ** (*** kann dann entweder vertieftes Wissen im E-Niveau-Bereich sein oder aber einfach ein alternatives Aufgabenangebot, um eben auch schnellen Lehrnern noch ein Angebot zu machen und sie zu beschäftigen).


    Kopf auf die Bank ist eine Frage der Klassenführung, finde ich aber generell inakzeptabel. Wenn es daran liegt, dass diese SuS nicht mitkommen sind differenzierende Aufgaben auch ein Weg Zeit zu haben diesen SuS noch einmal in Ruhe etwas zu erklären, während alle beschäftigt sind. Tipp-Karten mit korrekten Lösungen die nur noch zugeordnet werden müssen etc. könnten ein ergänzendes Angebot sein für solche besonders schwachsen SuS, denen du aber eben auch abverlangen musst wenigstens Aufgaben mit * zu erledigen die ihrem Niveau entsprechen. In Französisch habe ich aktuell nur RS-Schüler, in meinen anderen Fächern sitzen in allen Klassen aber immer auch SuS, die auf den Hauptschulabschluss vorbereitet werden und entsprechend andere Leistungen in KAs bringen müssen angepasst an ihren Bildungsplan.

    Zitat von Lehrerinlehrling


    Ich habe daher schon überlegt, hier 2 Stunden in der Woche (aus eigener Tasche) ein Fördern in der Schule anzubieten... (nur kommen die "Problem-SuS" da sicher nicht... :-(

    Schnickschnack, das machst du natürlich nicht. Das ehrt dich zwar ungemein darüber nachzudenken, aber die Zeit investierst du in die Vorbereitung deines Unterrichts. Den fachfremd vernünftig zu leisten ist Anspruch genug, der Rest ist Sache der Schule. Das kannst du mal anregen als AG.

    Gerade wenn deine SuS zu wenig Übung im Schreiben haben solltest du ihnen das Vokabeln schreiben nicht ersparen wollen. Schreiben ist ungemein wichtig, um Lernprozesse zu vertiefen und sich eben gerade bei Vokabeln die korrekte Schreibweise einzuprägen. Trainier lieber korrektes Schreiben mit deinen SuS durch Dinge wie Laufdiktate (die funktionieren auch in der Fremdsprache, wenn du das in PA/GA machen lässt, müssen sie zusätzlich immer auch noch einen Satz in der Fremdsprache korrekt wiedergeben, fördert also auch noch das monologische Sprechen auf einer ganz ganz ganz basalen Ebene die auch wirklich schwache SuS leisten können), die am Ende ausgetauscht und gegenseitig korrigiert werden oder auch mal am Ende der Stunde nach Ankündigung von dir eingesammelt und benotet werden.


    Karteikarten sind etwas, worauf du deine SuS hinweisne kannst. Wenn sie wenigstens die Vokabellisten im Buch abschreiben ist bei manchen SuS aber wahrscheinlich schon vielmehr erreicht, als sie bislang machen deiner Beschreibung nach. Versuch also realistisch zu bleiben: Geh Lernstrategien mit deinen SuS durch (denk daran, dass das eine Wdh.ist und verlange deinen SuS entsprechende Beiträge ab), weise auf Karteikarten hin als mögliche Methode, mach deutlich, dass das erwartete Minimum aus Abschreiben und Lernen besteht. Ich habe aktuell genau eine "Französin" die mit Karteikarten lernt und mir diese auch vorzeigt, wenn die SuS Vokabeln als Hausaufgabe schreiben und lernen mussten. Ja, die ist Klassenbeste, das liegt aber nicht isoliert an den Karteikarten, sondern generell daran, dass sie sich sehr bewusst ist, wie man effektiv lernt und das auch selbständig umsetzt.


    Eine Möglichkeit manche SuS zum Vokabeln lernen zu motivieren können auch Lernapps sein. Da gibt es wirklich gute Angebote. Wenn man bereit ist als Lehrkraft entsprechende Vokabellisten vorzubereiten und den SuS in einer Klassengruppe zur Verfügung zu stellen (dadurch ist dann die korrekte Schreibweise als Grundlage gesichert) kann man auch manche kommerzielle Angebote kostenfrei nutzen. Wenn du eine Klasse hast, die sich dafür begeistern kann, kannst du damit den einen oder anderen lerunfreudigen SuS doch zu etwas mehr Einsatz motivieren als bislang.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich antworte hier mal mehr als Vater: @Lehrerinlehrling , ich finde es schon mal super, dass Du Dir überhaupt Gedanken über ein sinnvolles Vokabellernen machst. Bei meinen Kindern habe ich durchaus auch schon erlebt, dass die Vokabeln halt gelernt werden müssen, keine Hinweise zur Methodik, und dann noch in Mengen, wo ich mich frage, ob das überhaupt lernpsychologisch sinnvoll sein kann.


    Zum einsprachigen Unterricht: Ich frage mich persönlich schon lange, ob das immer so sinnvoll ist. Nicht nur bei schwachen Schülern. Auch bei Schülern, die alles ganz genau kapieren wollen. Der "analytische Typ" eben. In Englisch beispielsweise werden am Gymnasium schon recht früh sehr abstrakte Sachen gemacht (bezogen auf die Grammatik meine ich jetzt). Im Schulbuch stehen dazu aber auch deutsche Erklärungen, das scheinen die Schulbuchautoren also auch gemerkt zu haben. Ich erinnere mich noch, dass ich das selbst als Schüler gehasst habe, dieses Rumrätseln, was der Lehrer jetzt gesagt haben könnte. Aber: Nur meine Laienmeinung, ich bin kein Sprachenlehrer.

  • Jesses, CDL, machst du in deinem Unterricht auch so viele Worte wie hier in deinen Beiträgen? :-)

    :hammer: ´schuldigung, wollte niemanden verbal erschlagen, nur "kompakt" (na ja *hüstel* der Teil misslang vielleicht geringfügig :tanz: ) auf Antworten der TE reagieren.


    Als Schwäbin weiß ich bereits seit meiner Jugend, dass man meine Gosch im Todesfall noch extra totschlagen müsste und offensichtlich auch Finger und Zehen (sicher ist sicher) einzeln. :laola:



    Und nein, im Unterricht sollen ja dummerweise die Schüler ganz doll viel reden, da komme ich einfach konstant zu kurz... :doc:

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich muss auch sagen, so sehr ich die Verwendung der Zielsprache sinnvoll finde, bin ich auch im Gymnasium dazu übergegangen häufiger Deutsch zu verwenden. Vorallem in der Mittelstufe.
    Super in der Fremdsprache kann man unterrichten:


    1. Wenn es um die Kompetenzen Lesen und Hören geht.
    2. Vorbereitung auf Lese- oder Höraufgaben (Bilder beschreiben, Vokabeln semantisieren)
    3. Einfache Grammatik


    Aber je älter die Schüler werden, desto schwieriger die grammatischen Phänomene. Da muss ich sogar auf Deutsch zehnmal in verschiedenen Varianten wiederholen, bevor sie eine Ahnung haben, wie es funktioniert. Da rechtfertigt der bessere Lernerfolg den Wechsel und ich habe für andere Dinge mehr Zeit.
    Auf Deutsch übersetze ich auch die zunehmend komplexen Aufgabenstellungen. Auch da haben viele auch noch nach der Übersetzung Erklärungsbedarf. Das hat dann gar nichts mit Englisch an sich zu tun. Ich erkläre auch wie man an die Lösung der Aufgabe geht.Vorallem bei langfristigen Projekten oder gar Gruppe arbeiten.
    Mediation mache ich oft auf Deutsch.
    Einschätzung von mündlichen Leistungen.
    Auch erzieherische oder disziplinarische Ansagen finde ich in Deutsch angebrachter.


    Insgesamt finde ich es leichter bei Anfänger und in der Oberstufe Einsprachigkeit einzuhalten. Dazwischen macht es die Diskrepanz zwischen inhaltlichen Anforderungen und noch mangelnden Englischkenntnissen schwierig.

  • Meine Frage zur Arbeit mit Vokabeln: Kann ich von den SuS 7. und 8 Klasse, Realschule) erwarten und mit Recht davon aussgehen, dass diese die von mir zum Lernen aufgegebenen Vokabeln auch eigenständig lernen und reproduzieren _können_ ,

    Ich bin auch kein Englischlehrer aber da die, die welche sind dir nicht helfen wollen mal ganz pragmatisch: klar kannst du das erwarten. Überschaubare Abschnitte, regelmäßig, benotet. Dieses ständige Erwarten, dass irgendwie in der Fremdsprache alles von alleine laufen soll überfordert die meisten Schüler. Lass es dir von einer Mutter gesagt sein, die Vokabeln mit ihren Kindern ganz herkömmlich üben muss, weil der Lehrer meint, es reiche, ganz viel auf Englisch auf die Kinder einzureden. Ohne "go, went, gone" und "he, she, it, das s muss mit" kein Überblick.

  • Das sind diese zwei Ansätze, die im Fremdsprachenunterricht möglich sind. Ganz ehrlich: Ich sehe es wie du, @Krabappel. Ich hatte in der Sek I "normalen" Englischunterricht, den ich nicht immer super spaßig fand und wir mussten ganz "normal" regelmäßig Vokabeln pauken. Ergebnis: Ich kann heute grammatikalisch korrekte Sätze bilden und habe einen ausgeprägten Wortschatz. Ich weiß nicht, wie das mit heutigen Schülern wäre, deren Lehrer sehr kommunikativ ausgelegten Unterricht abhalten und nur ein Minimum an "Paukstoff" vermitteln. Bei den "Kleinen" merke ich, dass sie die vermeintliche Freiheit des kommunikativen Ansatzes schnell überfordert und sie stellenweise explizite Strukturen einfordern, um ihnen in der Situation Halt zu geben. Dann bist du aber wieder in dem Konflikt, dass Anfangsunterricht laut den curricularen Vorgaben spielerisch und mit Schwerpunkt auf dem Mündlichen sein soll.

  • da die, die welche sind dir nicht helfen

    Das finde ich jetzt eine seltsame Lesart dieses Threads, nachdem Englischlehrer hier seitenweise Tipps gegeben haben, wie Fremdsprachenunterricht ablaufen soll?!
    Aber, um auch noch ganz konkret auf diese Frage zu antworten: Natürlich kannst du das erwarten.In Bayern ist es übrigens üblich, jede Stunde zu Stundenbeginn einen Schüler mündlich über die Vokabeln abzufragen und das zu benoten. Das wurde hier im Forum auch schon recht kontrovers disktiert ("Bloßstellung"; "Schwarze Pädagogik" etc.) ist aber sehr effetkiv und gerade für schwache Schüler, die bei einem Unterricht, der in der Zielsprache abgehalten wird, Schwierigkeiten haben, eine einfache Möglichkeit, durch reinen Fleiß an gute Noten zu kommen.


    Abfragen, schriftlich wie mündlich, sind bei mir ab Mitte des zweiten Lernjahrs auch (fast) ausschließlich auf Englisch. Das heißt, ich gebe Definitionen vor und die Schüler müssen mir das Wort nennen, ich gebe das Wort vor und die Schüler müssen eine Definition oder einen Beispielsatz bringen etc. "Wortgleichungen" im Sinne von Deutsch-Englisch oder Englisch-Deutsch gibt es nur als Ausnahme bei sehr abstrakten Begriffen ("soul") oder bei sog. "false friends", wo die Kontrastierung wichtig ist ("eventually").

  • Bei mir sind alle Vokabeln, die in der Stunde dran waren (auch die, die nur im Text standen) aus dem Vokabelteil im Buch ins Vokabelheft zu schreiben und zu lernen. Dann schriftliche Abfrage mit 10 Punkten. Wörter oder Wortgruppen Englisch Deutsch und umgedreht einfach übersetzen. Etwa 2 Punkte gibt es aber auf schwierigeren Anspruch: Gegenteil oder Synonym finden, Wort zu englischer Definition finden. 3 Abfragen sind eine Note.


    Nach etwa 4 Buchseiten kurzer Test, oft mit Grammatik kombiniert. In dem müssen Vokabeln angewendet werden (Vokabeln in Luckentext einfüllen, crossword puzzle, Synonyme, Gegenteile, ordnen nach Gruppen...)


    Also ständiges Abprüfen kleiner Häppchen und dann noch mal im ganzen. Schwierigkeit langsam steigern.

  • Tschuldige @WillG, du hast Recht. Ich bezog mich auf einen bestimmten Kommentar. Dieser Satz war überflüssig, ich kann ihn aber nicht mehr löschen. LG

  • Vielen Dank euch allen - den Englisch-Lehrer*innen-Profis und den Meinungsgeber*innen!!!


    Ich habe auch - Englisch- und Portugiesisch gelernt und später auch im Ausland studiert nach einer Methode, die bei den meisten von euch heute nicht en vogue scheint und meilenweit vom einsprachigen Unterricht entfernt ist. Ich finde es daher - am eigenen Ergebniss gemessen - es nicht zwingend erforderlich, reinen oder fast reinen zielsprachlichen Unterricht zu erteilen.


    ABER: Ich lasse mich gern "belehren" :-) - Gibt es denn eindeutige Forschungsergbnisse, die - mit Zahlen belastbar (alles andere wäre ja nicht besonders überzeugend) - den Vorteil des einsprachigen Unterrichts unterstreichen. Soweit _ich_ es - als Fachfremde - beoabchten kann, versucht man mit dem einsprachigen Unterricht doch auch den muttersprachlichen Spracherwerb zu simulieren. Das kann natürlich imho nicht funktionieren, weil die Hirnstrukturen zwischenzeitlich andere sind und die bereits erworbene Muttersprache sich nicht ausschalten lässt, es sei denn, man könnte das denken ausschalten. Ich wüsste hier wirklich - ernsthaft - mehr, besonders von den Vertreter*innen des möglichst reinen, zielsprachigen Unterrzichts (bzw. der aufgeklärten Einsprachigkeit).


    Ich schau einfach oft in fragloste Gesichter, und merke, wenn mir die SuS nicht folgen können (trotz angepasster Sprechgeschwindigkeit und angepasster Lexik). Dass es einigen von euch auch so geht, ist tröstlich aber eben nicht mehr. Und schön, dass viele von euch auch mit zweisprachigen Vokabelkontrollen arbeiten und nicht nur mit einsprachigen.


    Ich bin auf eure Rückmeldung gespannt oder hätte ich lieber einen neuen Thread eröffnen sollen?

    "Den schlechten Mann muss man verachten, der nie bedacht, was er vollbringt."


    Das Original ist leider nicht gegendert. Und deshalb schlecht. Nicht.

  • Nö passt schon würde ich sagen im selben Thread. Erstmal gibt es natürlich nicht nur den einen Weg, wie man Fremdsprachen lernen kann. Menschen sind verschieden, menschliche Gehirne ebenfalls und wir haben verschiedene Stärken und Schwächen. Der klassische Grammtik-Übersetzungs-Unterricht hat klare Stärken bei der Vermittlung von Grammatik und Syntax, hilft aber natürlich auch dabei Wortschatz äußerst zielgerichtet einsetzen zu lernen. In vieler Hinsicht ist das für mich bis heute die Königsklasse der eigenen Spracharbeit, weil es ein außerordentlich hohes Maß an analytischer Arbeit, Sprachgefühl und Wissen erfordert, will man einem Text tatsächlich gerecht werden. An der Uni hat sich nicht ganz grundlos in Romanistik in der Übersetzung Mittelstufe die Spreu vom Weizen getrennt mit 30-40% der Studentinnen* die zuverlässig den Studiengang wechseln mussten.


    Wirklich Sprechen gelernt habe ich darüber aber nicht, steht bei der Methode auch nicht im Vordergrund. Da ich zumindest in Französisch genau so auch meist während meiner Schulzeit unterrichtet worden bin, hatte ich zwar ein gutes Fundament (Grammatik-Grammatik-Grammatik), Sprachfreude habe ich aber erst entwickelt, als ich in Frankreich war und gemerkt habe, dass es im Land selbst nicht auf den einen grammtikalisch perfekten Satz ankommt, sondern zuallererst darum geht die Zähne auseinander zu bekommen. Das konnte ich wirklich gut und habe meine Liebe zur Sprache (und zum Land) entdeckt. Sprache kommt nunmal zuerst von Sprechen nicht von anaysieren, verkopfen, perfekt lösen wollen- was akkurate Übersetzungen einem in vieler Hinsicht abverlangen. Wichtig wird das als Vorbereitung auf ein Abitur und ein mögliches Fachstudium, weil es für angehende Romanisten/Anglisten/etc.eben nicht einfach nur isoliert ums Sprechen geht, sondern um eine deutlich tiefgreifenderes, analytischeres Sprach- und Kulturverständnis.


    An Grundschule, Hauptschule, Realschule geht es zuallererst darum SuS ein gewisses Maß an Sprachfreude zu vermitteln, sie zum Sprechen zu animieren. Die Mehrheit unserer SuS wird nämlich kein Abitur machen und auch ganz bestimmt nicht Anglistik oder Romanistik studieren. Sie werden aber mal im Urlaub (oder bei uns hier im Grenzraum auch im Alltag) nach Frankreich, England, Australien etc. kommen und sollten ganz einfach nur imstande sein sich sprachlich ausreichend verständlich zu machen bei Bedarf. Am Ende der Realschule (BW) haben die SuS in der 1.Fremdsprache B1 als Zielniveau, in der 2.Fremdsprache A2+. Das ist nun wirklich nicht viel und (A2+) in vielen Bereichen dann eben nur besserer Pidgin.
    Der stark kommunikative Ansatz modernen Fremdsprachenunterichts ist gerade für uns Sek.I-Lehrer also in ganz vieler Hinsicht begrüßenswert: Statt akkurater Übersetzungen wird mit Mediationen gearbeitet, die realitätsnäher sind im Alltagsgespräch. Gerade im Unterricht wird auf einen maximalen fremdsprachigen Anteil geachtet, der es SuS abverlangt sich einzuhören und dabei ganz nebenbei zu lernen, dass sie eben gerade nicht jedes Wort wörtlich übersetzen können müssen, um dennoch im Kontext ein Gespräch nachvollziehen und daran aktiv teilnehmen zu können. Das hilft Sprechhemmungen abzubauen (auch wenn der Weg in manchen Klassen natürlich länger ist, als in anderen).
    Das bedeutet im Umkehrschluss aber nicht, dass Grammatikarbeit oder saubere Wortschatzarbeit unwichtiger geworden wären. Sie werden nur anders eingebettet.


    Und nach aller Theorie zum Fremdsprachenunterricht, dem, was ungeachtet persönlicher Überzeugungen schlichtweg auch der gültige Bildungsplan und die aktuellen Abschlussprüfungen verlangen gibt es dann eben auch immer noch die eingangs erwähnten verschiedenen Lerner: Manche lernen ganz besonders gut über einen stark kommunikativ angelegten Sprachunterricht, andere brauchen ungeachtet aller Empirie, wie Mehrheiten besonders effektiv lernen könnten einen besonders analytischen Zugang, sehr klare Regeln die sie anwenden können, weil Sprachgefühl nichts ist, was ihnen leicht zu entwickeln fallen würde. Nicht wenige derartige Lerner sind am Ende dennoch erfolgreich im Sprachstudium (zumindest in Romanistik an der Uni, wo die Mehrheit der Seminare auf Deutsch abgehalten wurde. In Französisch an der PH gab es mehrheitlich muttersprachliche Dozenten und französischsprachige Seminare. Übersetzungskurse musste dort niemand bestehen.- denn einen fiel die saubere Grammatikarbeit erfahrungsgemäß leichter, die anderen konnten spontaner und freier sprechen im Regelfall) , auch wenn mein Eindruck oft war, dass bestimmte Bereiche der Idiomatik, die vor allem mit dem Herzen nachempfunden, gefühlt und eingesetzt werden müssen statt nach kognitiver Analyse an der passenden Stelle eingesetzt zu werden diesen Lernern verschlossener blieb als anderen. Das ist aber erstmal nur eine völlig indivuelle Beobachtung ohne empirische Relevanz.



    (*nein, kein generisches Femininum, nur die Realität angesichts von 99% Frauen, die Romanistik studieren. Nicht grundlos waren Partys immer gemeinsam mit den Physikern...)



    EDIT: Ooooops, schon wieder ein Beitrag der Marke "extralang und ausführlich" :flieh:

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • @ CDL ein schöner Beitrag, lesenswert!
    "
    "Gerade im Unterricht wird auf einen maximalen fremdsprachigen Anteil geachtet, der es SuS abverlangt sich einzuhören und dabei ganz nebenbei zu lernen, dass sie eben gerade
    nicht jedes Wort wörtlich übersetzen können müssen, um dennoch im
    Kontext ein Gespräch nachvollziehen und daran aktiv teilnehmen zu
    können. Das hilft Sprechhemmungen abzubauen (auch wenn der Weg in
    manchen Klassen natürlich länger ist, als in anderen)."


    Die Hemmung, selbst zu sprechen, wird sicher abgebaut, das glaub ich gern. Die Präzision beim Verstehen geht jedoch sicher flöten (in der Tendenz), wenn ich den Unterschied zwischen "because" und "although" nicht präziese kenne.. (nur ein Ad-hoc-Beispiel). Hemmung vs. Präzision. Beiden Herren wird man wohl (zunächst) nicht dienen können. Ich glaube, ich verstehe jetzt etwas besser, weshalb der vornehmlich zielsprachige Unterricht für die Realschule bevorzugt wird und das Präzise eher vermieden (bzw. nachranging) behandelt wird.


    "Das bedeutet im Umkehrschluss aber nicht, dass Grammatikarbeit oder
    saubere Wortschatzarbeit unwichtiger geworden wären. Sie werden nur
    anders eingebettet." und mit "Prio 3" behandelt - was - im GEsamtkonzept durchaus stimmig erscheint, wenn SuS aus dem Deutschunterricht mit einem Null-Wissen über Adverbien (die natürlich behandelt wurden) aufschlagen..


    Passt schon. :-)

    "Den schlechten Mann muss man verachten, der nie bedacht, was er vollbringt."


    Das Original ist leider nicht gegendert. Und deshalb schlecht. Nicht.

  • Hemmung vs. Präzision. Beiden Herren wird man wohl (zunächst) nicht dienen können. Ich glaube, ich verstehe jetzt etwas besser, weshalb der vornehmlich zielsprachige Unterricht für die Realschule bevorzugt wird und das Präzise eher vermieden (bzw. nachranging) behandelt wird.

    Im Jargon der Fremdsprachendidaktik und als Grundprinzip formuliert: "Fluency before Accuracy"
    Liegt letztlich auch daran, dass wir selbst in der Muttersprache im mündlichen Sprachgebrauch wirklich präzise im Ausdruck sind. Nimm dich mal auf, wenn du Deutsch sprichts und dann mach dir den Spaß und notiere jeden Fehler, den du machst.
    EDIT: Oder im schriftlichen Sprachgebrauch. Es muss oben natürlich heißen: "[...] im mündlichen Sprachgebrauch NICHT wirklich präzise [...]"

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