Und eine weitere Abwertung des Lehramtsstudiums, diesmal in Berlin

  • Und da fängt die Wertschätzung m.E. An wollsocken. Deswegen bin ich ja auch gegen die Finanzierung von Festivitäten im ÖD. Nicht aus Missgunst sondern weil ich finde, dass ein vernünftiger Arbeitsplatz bzw eine vernünftige Ausstattung viel wichtiger ist.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Und da fängt die Wertschätzung m.E. An wollsocken. Deswegen bin ich ja auch gegen die Finanzierung von Festivitäten im ÖD. Nicht aus Missgunst sondern weil ich finde, dass ein vernünftiger Arbeitsplatz bzw eine vernünftige Ausstattung viel wichtiger ist.

    Du verstehst es nicht, oder? Ein Dienstherr, der merkt, dass die Lehrer trotzdem motiviert ("zum Wohle der Kinder") arbeiten, wenn man ihnen das Weihnachtsgeld streicht, ihnen keine Weihnachtsfeier bietet, sie niedere Aufgaben machen lässt, der wird auch ohne mit der Wimper zu zucken bei der Ausstattung sparen, während die Leute im Ministerium schön weich sitzen.
    Der wird Akademiker Legehennenstyle auf kleinste Tische im Leherzimmer zusammenpferchen, erwarten, dass sie sich Lösungsbände, Ordner, usw. selber kaufen, sie mit ihren Privatautos SuS im Praktikum besuchen lassen und komplett gar nichts machen, wenn man auf dem Weg dahin verunfallt. Dieser Dienstherr ist eine Rabenmutter. Und die Lehrerschaft Kinder, die trotzem alles tun um ihr zu gefallen.


    Keine Weihnachtsfeier zu wollen um dafür eine bessere Ausstattung zu bekommen zeugt davon, wie verdreht du denkst. Eine bessere Ausstattung muss unabhängig von irgendwelchen Wertschätzungen her.
    Es ist eine absolute Frechheit, was Lehrern zugemutet wird. Das ist total Schmalspur, was man da bekommt. Und ich gewöhne mir immer mehr an mich selber zu zwingen auch so zu arbeiten.
    Wenn man high end Arbeitsergebnisse will, dann sollte man auch für high end Bedingungen sorgen. Wenn die Bedingungen Mülltonne sind, muss man sich nicht wundern, wenn man eben nicht arbeitet, als wäre man Elite.
    Wir haben an der Nachbarschule Oberstufenleitung, die arbeitet wie ein Tier, ist perfekt organisiert, treibt nebenbei Schulentwicklung voran. Wenn dieselbe Frau in einem Unternehmen in Leitungsposition wäre, würde sie das Zehnfache verdienen. Und eben nicht nur monetär, sie würde eben auch ein ganz anderes Büro haben usw.
    Eine Idealistin. die aber eben dazu beiträgt, dass der Dienstherr schallend lacht:"Wie toll ist das denn, ich verarsche die von vorne bis hinten und die leistet herausragende Arbeit! So günstig muss man erstmal an Spitzenkräfte kommen, ich bin ein Genie!"

  • Wir teilen uns im Lehrerzimmer zu zweit den einen Tisch. Legt man dann auf seine Hälfte einen Aktenordner und ein Stapel Klassenarbeiten, bleibt einem eigentlich kein Platz mehr, um vernünftig zu arbeiten. Bei meiner vorletzten Schule hatten wir uns einen Tisch zu dritt geteilt. Es geht also immer noch schlechter.

  • Also wenn es darum geht Maximalforderungen zu stellen als Verhandlungsbasis würde ich auch sagen, dass es nicht nur um anständige Grundaustattung gehen kann. Schließlich braucht man am Ende ja noch etwas Verhandlungsspielraum..
    Wenn ich mir aber vor Augen halte, wie einige von euch ihre schulische Situation darstellen, würde ich mich ja verarscht fühlen, wenn der Arbeitgeber (bzw.ergänzend der Schulträger) mich am Ende als angebliche Wertschätzung mit einer Weihnachtsfeier (oder ähnlich kleiner Geste ) abspeisen würde, statt das erforderliche Geld in die Hand zu nehmen für vernünftige Arbeitsplätze, vernünftige bauliche Zustände in den Schulen, vernünftige technische Grundaustattung oder auch einfach nur zusätzliches Personal in ausreichender Zahl wie Reinigungskräfte, Sekretärin, Hausmeister, Sozialarbeiter etc. zu sorgen. Da kostet die scheinbare Wertschätzung am Ende natürlich unendlich viel weniger. Das andere wäre aber erstmal wichtig, um darzustellen, dass es nicht nur um ein Pflaster geht, sondern tatsächlich vernünftige Grundbedingungen hergestellt werden sollen.


    Bei meinem letzten Arbeitgeber gab es zu Weihnachten immer einen Gutschein eines örtlichen Unternehmens. Je nach Arbeitsstunden im mittleren zweistelligen bis niedrigen dreistelligen Bereich. Dazu eine handschriftliche Karte des Vorstands. War immer schön und hat sich gut angefühlt. Noch schöner wäre es aber gewesen etwas besser entlohnt zu werden, was bedeutend mehr gekostet hätte. (Ich verdiene jetzt im Ref beinahe soviel wie meine ehemalige Chefin in Vollzeit erhält als Gruppenleitung...)


    Maximalforderungen sind schön, muss man sich realistisch entscheiden, wäre mir die ostentative Geste der Wertschätzung im Zweifelsfall etwas unwichtiger als die systemimmanente Wertschätzung durch Schaffung vernünftiger Arbeitsbedingungen (die ganz offensichtlich ja nicht alle hier haben) und damit entsprechender Alltagsentlastung. Damit kann man seinen Arbeitnehmern nämlich dann auch sagen und zeigen, dass man sie sieht und hört in ihren Belastungen und ihrer Arbeitsleistung. Das andere ist dann das Krönchen, wenn diese Grundlage tatsächlich bereits stimmt.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Keiner hier meint ernsthaft, dass eine "Weihnachtsfeier" auch nur annähernd eine Kompensation für die vielfachen Defizite darstellt, was die Behandlung der Lehrkräfte betrifft. Die fehlende "Weichnachtsfeier" ist einfach nur ein Indikator:


    Wer den Lehrkräften keine angemessenen schulischen Arbeitsplätze zur Verfügung stellt, wer voraussetzt, dass Lehrkräfte Unmengen an privaten Material kaufen, damit Unterricht überhaupt angemessen funktioniert, wer Lehrkräfte mit dem Privatwagen zu dienstlichen Terminen schickt und im Falle eines Schadens diesen nicht vollumfänglich ersetzen will, wer Lehrkräfte mit Verwaltungs- und anderen Tätigkeiten zuschüttet, die dazu führen, dass entweder keine Zeit mehr für vernünftig vor- und nachbereiteten Unterricht übrigbleibt oder massenhaft unbezahlte Überstunden anfallen, statt Personal für solche Tätigkeiten einzustellen, wer unausgegorene Konzepte wie die Inklusion und die Ganztagsschule auf Kosten der Lehrkräfte in die Schulen drückt, wer Sonderzahlungen ersatzlos streicht und sie entgegen ursprünglicher Ankündigungen selbst im Falle von Rekordsteuerüberschüssen nicht wieder einführt, ja der ....


    der bezahlt halt auch keine Weihnachtsfeier. So einfach ist das!


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

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  • Wenn ich mir aber vor Augen halte, wie einige von euch ihre schulische Situation darstellen, würde ich mich ja verarscht fühlen, wenn der Arbeitgeber (bzw.ergänzend der Schulträger) mich am Ende als angebliche Wertschätzung mit einer Weihnachtsfeier (oder ähnlich kleiner Geste ) abspeisen würde

    Genau das!!! Ich würde es tatsächlich als blanken Hohn empfinden. Und aus genau diesem Grund mag ich überhaupt keine Dankesbekundungen von dieser Seite. Ich empfinde das als scheinheilig.
    Etwas ganz anderes ist es mit der Wertschätzung durch die Menschen, mit denen ich täglich vor Ort arbeite (Schüler, Kollegen, Schulleitung, Eltern). Da freue ich mich tatsächlich auch über die kleinen Gesten, weil ich weiß, dass die ernst gemeint sind. Und diese Wertschätzung ist es auch, die dafür sorgt, dass ich meine Job (trotz aller Zumutungen) immer noch gerne mache.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Coke, CDL...da bin ich ganz mit euch, aber die Firelilly ist ja der Meinung ich hab nen Sockenschuss weil ich Weihnachtsfeierspenden eher als komplett unnötig empfinde (vor allem im Hinblick auf die massiveren/größeren Probleme, mit denen viele sich in der Schule rumschlagen dürfen).
    Als würden die einmalig 50/100€ gezahlten „Weihnachtsfeiergelder“ irgendetwas voranbringen oder deren Einforderung dem Dienstherren zeigen, dass wir Lehrer die bessere Ausstattung haben wollen.


    Das Weihnachtsgeld ist mir übrigens vollkommen Wurst, vor allem dann, wenn dafür anständige Ausstattungen besorgt werden würden.
    Liegt aber vielleicht auch daran, das ich neben dem Lehrerdasein ein zusätzliches Einkommen habe.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Offensichtlich anderer Schulträger lamaison, tut mir leid. Wobei die Sofas nicht vom Schulträger kommen, sondern Secondhand aus dem Kollegenkreis, damit es etwas gemütlicher wird.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • wir schreiben noch auf Kreidetafeln. Wie alt unsere OHP`s sind?

    Meine Kreidetafel, mein OHP (roter Pfeil), meine Dokumentenkamera:


    "Hübsch" ist es nicht bei uns, unser Kasten hat die älteste und am schlechtesten erhaltene Bausubstanz von allen Schulhäusern im Kanton. Die Elektrik ist ne Katastrophe. Wenn man einen Film schaut und das Licht ausschaltet, gibt es einen Spannungsspitze und der Rechner verliert kurzzeitig die Verbindung zum Beamer. Das Interieur ist einfach zweckmässig und ich wüsste jetzt auch nicht, warum die Kreidetafel und der OHP schlecht sein sollten. Gerade letztens hatte ich in exakt diesem Zimmer einen Totalausfall der Multimedia-Anlage und war heilfroh um die Tafel (die ist im übrigen erst 4 Jahre alt). Analog und digital läuft bei uns symbiotisch nicht konkurrierend.

  • Analog und digital läuft bei uns symbiotisch nicht konkurrierend.

    Wäre auch oft sinnvoll, nur hat Berlin z.B. über das Programm "Kreidefreie Schule" die elektronische Whiteboards bei uns gezahlt, da wurden selbst nagelneue Kreidetafel beim Abmontieren extra zerstört, damit man sie nicht mehr nutzen kann.
    Angeblich vertragen die Whiteboards den Kreidestaub nicht, was ich alles im Schulhaus nicht vertrage spare ich mir besser.

  • Wir würden Amok laufen, wollte man uns die Kreidetafeln wegnehmen. Den OHP hat man schon versucht uns wegzunehmen, wir *sind* Amok gelaufen. :teufel:

  • Ist das nicht normal Lautsprecher zu haben, wenn man Dinge wie Beamer und PC im Raum stehen hat?

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  • Ja... Und ich habe ne kleine mobile Lautsprecherbox mit Klinke, weil die Anlage alle Nase lang nicht funktioniert. Wir haben zwar einen sehr bemühten Techniker, der direkt in der nächsten Pause springt, aber der kann auch nicht grundsätzlich was dran ändern, dass die Elektrik im Haus scheisse ist. Bei uns fliesst auch nicht Milch und Honig.

  • Wäre ja auch zu schön gewesen Söcken. Aber schön, dass du rechtzeitig vor Ostern deinen armen deutschen Kollegen das dir-gönnende-aber-doch-leicht-neidische-Sabbern nimmst. ;)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Wenn ich ein Experiment mit Strom mache, steht vorne links am Korpus ein Schüler und muss den Sicherungskasten hüten. Schalter rauf, Schalter runter... Irgendwann so nach dem fünften mal klappt's dann meist auch mit der Elektrolyse. :sterne:

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