Vorgehensweise...Meinungen :-)

  • Sonntagsgruß 8)
    Ich benötige mal wieder ein paar Anregungen für mich bzw. den fleißigen Referendar :-)


    Wie geht Ihr vor, wenn es eine Checkliste zum Überprüfen eines Sachverhalts gibt und die SuS bei der "Abstimmung" zu diesem unterschiedlicher Meinung sind.
    Ein Teil sieht es "total erfüllt an", ein kleinerer Teil "bedingt erfüllt", nochmals ein geringer Teil "kaum erfüllt" etc.


    Zu erwähnen ist, dass es sich bei der Checkliste halt nicht um konkrete Aspekte handelt, welche man aus der Theorie belegen kann o.ä.


    Ich habe soetwas noch nie im Unterricht durchgeführt, aus diesem Grunde jene Nachfrage!
    Muss man dafür im Vorfeld wirklich zu 100% definieren, mitsamt den SuS, was als "erfüllt", "bedingt erfüllt"...gilt?
    Oder schaut Ihr einfach, wo die Mehrheit der Meldungen liegt und dies wird letztendlich für das Plenumsergebnis angekreuzt?


    Freue mich über Anregungen :D

    "Alles wird gut..., sprach die Kuh und aß genüsslich weiter Gras" :)

  • Kommt drauf an, ob es wirklich unterschiedliche Meinungen zu dieser Frage geben kann, es also wirklich eine offene Frage ist, oder ob es aus fachlicher Sicht schlussendlich nur eine richtige Einschätzung geben kann, die manche Schüler dann offenbar noch nicht verstanden haben oder die einige evtl extra "ignorieren" um z.B. einen Freund nicht (scheinbar) in die Pfanne zu hauen.
    Wenn letzteres der Fall ist, würde ich erstmal die, die aus fachlicher Sicht falsch liegen (hier bist du als Lehrer der Experte) zu einer Begründung aufrufen, dann diejenigen, die anderer (der richtigen) Meinung sind gegenreden lassen (oder falls sie diskursiv noch nicht so weit sind: Ihre Gründe für ihr Urteil darstellen lassen) und diese hoffentlich brauchbaren Schülerimpulse dann nochmal selbst unterstützen, indem ich aufzeige, inwiefern sie aus fachlicher Perspektive richtig liegen. Ggf. noch (selbstredend: wertschätzend!) auf die 'falschen' Begründungen eingehen und zeigen, wo gute Überlegungen darin stecken, welchen Denkfehler aber auch vorhanden sind. Dann das richtige Ergebnis ankreuzen.


    Wenn es wirklich möglich ist, verschiedener Meinung zu sein, würde ich auch Gründe für die Urteile der Schüler vorstellen lassen, die ggf. in einen kurzen Austausch treten lassen und schauen, welche Mehrheitsmeinung sich abzeichnet, da dann das Kreuz. Gibt es keine Mehrheitsmeinung evtl. freilassen/ ein Fragezeichen setzen und dies zum Anlass nehmen, diese Frage in einer Folgestunde nochmal vertieft zu analysieren.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • wenn es fachliche gründe für die kriterienanwendung gibt, dann ist das keine sache für abstimmungen, sondern eine sache, die mit fachkompetenz beurteilt werden muss. durchaus auch schon von sus, aber dann muss man die auswertung durch unterrichtsgespräch o.ä. so steuern, dass das richtige rauskommt, die sus also verstehen, warum manche bewertungen richtiger sind als andere und andere ganz falsch.


    wenn es wirklich um meinungssachen geht, v.a. politische fragen, kann man auch schon mal am ende abstimmen, aber auch da würde ich mir im sinne der politischen bildung und der demokratieerziehung in allen fächern wünschen, dass immer sachgerecht argumentieren im vordergrund steht, weniger "was will die mehrheit".


    kurz: als refi würde ich das lieber nicht zeigen, kann nach hinten losgehen, wenn es nicht wirklich gut durchdacht ist.

  • kurz: als refi würde ich das lieber nicht zeigen, kann nach hinten losgehen, wenn es nicht wirklich gut durchdacht ist.

    Ich kann alles unterschreiben, was Midnatosol und keckks geschrieben haben, nur diesen Punkt möchte ich ergänzen (nicht unbedingt widersprechen): Ja, muss durchdacht und vorbereitet sein, gehört aber immanent z.B. zum GK-Unterricht (wie auch allen anderen Fächern) dazu von reinen Meinungen zu begründeten Urteilen zu finden. Muss man also als Refi auch konstant mit seinen Klassen dran arbeiten und gerade in einem Fach wie GK auch in UB/Lehrprobe bei entsprechendem Thema/Stundenaufbau/U-Zielen zeigen können.


    Da man das bewusst und regelmäßig üben muss mit SuS muss das entspechend regelmäßig in verschiedenen Formen im Unterricht stattfinden. Ich mache das (auch Refi aktuell) manchmal mit Stimmungsbildern zu entsprechenden Fragestellungen: Die SuS erhalten rote und grüne Karten und müssen sich damit positionieren. Mehrheitsverhältnisse sind damit für alle sichtbar. Meinungsbild ist erhoben. Wenn ich das zu Beginn der Stunde mache, arbeiten wir dann erstmal inhaltlich, um danach basierend auf den neu gewonnenen Erkenntnissen erneut abzustimmen und begründen zu lassen. Wenn es verschiedene mögliche Positionen geben kann können diese in den Begründungen dargestellt werden. Geht es um klare Sachfragen wie ein Fallbeispiel, dass zu entscheiden ist (zulässig/nicht zulässig) bedeutet begründen offensichtlich nicht korrekt eingeordnete Sachverhalte zu besprechen und eindeutig zuordnen zu lassen. In letzterem Fall sollte durch den Unterricht im Rahmen der Erarbeitung ausreichend klar geworden sein, welcher Fall unter welchen Vorraussetzungen wie zu beurteilen ist (also zumindest erfüllt/nicht erfüllt muss eindeutig klar sein. Bedingt erfüllt ist dann bei mir ein zusätzlicher Anspruch, um auch fittere Schüler ausreichend zu fordern, die erkennen können und müssen, dass einzelne Teilbedingungen erfüllt sind, andere nicht und das entsprechend darstellen können.)


    Kannst du genauer schreiben, worum es thematisch geht Magda (Fach/Fachfrage)?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • ...das bekommen unsere refis selten so hin, die sind meist noch voll im "was tu ich zuerst, was tu ich dann, was machen die sus solange"-modus und beschließen solche stunden gern mit "tja, da hat also jeder seine meinung." jau, prima. das wussten wir vorher auch schon. insofern würde ich wie gesagt davor warnen, das zu zeigen, außer man hat es wirklich drauf und kennt die lerngruppe sehr gut.

  • ...das bekommen unsere refis selten so hin, die sind meist noch voll im "was tu ich zuerst, was tu ich dann, was machen die sus solange"-modus und beschließen solche stunden gern mit "tja, da hat also jeder seine meinung." jau, prima. das wussten wir vorher auch schon. insofern würde ich wie gesagt davor warnen, das zu zeigen, außer man hat es wirklich drauf und kennt die lerngruppe sehr gut.

    Das ganze steht und fällt mir der Erarbeitung der Kriterien. Wenn man sich vorher mit den SuS ausreichend geeinigt hat, wann ein Kriterium erfüllt bzw nicht erfüllt ist, dann sollte sowas recht schmerzfrei funktionieren. Wenn man einfach einen Kriterienkatalog vorgibt, dann kann das ganz schön nach Hinten losgehen.

  • Zumindest für Lehrproben auf jeden Fall. Gerade wenn man das noch nicht gut beherrscht sollte man es aber üben im alltäglichen Unterricht. Urteilskompetenz ist gerade in GK schließlich ein ganz zentrales Ziel. Aber wem sag ich das, dass weißt du natürlich keckks.
    Schade wenn Anwärter nach ihrem Studium nicht so reflektiert sind, dass ihnen in solchen Momenten ausreichend bewusst wäre, dass es eben gerade nicht um unbegründete, unzureichend reflektierte Meinungen geht (ließe sich ja einplanen, bewusst auf einen anderen Abschluss zu achten, entsprechendes Problembewusstsein vorausgesetzt). Erklärt mir aber, warum das auch bei uns am Seminar sowohl in GK, als auch in WBS in der Fachdidaktik so ausführlich thematisiert wurde.


    (Ich geh mir dann mal eben eine Minute Wunder was einbilden, weil das der Rückmeldung meines Mentors nach von Beginn an meine besten Stunden waren.)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace


  • Hallo Magda_T,


    ich mache Meinungsumfragen/Stimmungskurven etc. nur dann, wenn sich damit etwas verdeutlichen lässt bzw. ein Problem hervorgehoben werden kann. Meist wird von mir dazu eine Blitzumfrage zu Beginn der Stunde und eine vor der Schlussreflexion durchgeführt. Dann kann man die Entwicklungen/Veränderungen thematisieren und hat den roten Faden sowie Sinnbezug im Blick.


    Anbei: Ein "Sachverhalt" lässt sich nicht mit einer Abstimmung "überprüfen", vermutlich hast du das aber auch nicht so gemeint, weil du weiter unten davon sprichst, dass es nicht um "konkrete Aspekte" geht. Oder ich stehe gerade auf dem Schlauch. ;)


    der Buntflieger

  • Vielen lieben Dank für eure zahlreichen Antworten!
    Grundsätzlich stimme ich dem Beschrieben ebenso zu, würde jedoch gerne noch auf zwei Aspekte eingehen!

    Das ganze steht und fällt mir der Erarbeitung der Kriterien. Wenn man sich vorher mit den SuS ausreichend geeinigt hat, wann ein Kriterium erfüllt bzw nicht erfüllt ist, dann sollte sowas recht schmerzfrei funktionieren. Wenn man einfach einen Kriterienkatalog vorgibt, dann kann das ganz schön nach Hinten losgehen.

    Dies habe ich unserem Referendar auch so mitgeteilt! Die Erarbeitung der Kriterien sind das A & O. Jene hat er vorab grob vorgegeben, zur Erarbeitung, möchte diese aber noch vor dem anstehenden UB gezielter fokussieren, so dass grundsätzlich keine totale abweichende Tendenz im Meinungsbild der SuS entstehen kann.

    Kannst du genauer schreiben, worum es thematisch geht Magda (Fach/Fachfrage)?


    Thematisch geht es darum, dass die SuS wohl eine Rede entwerfen - Grundkurs "Sozialwissenschaften" / Oberstufe - zu einem vorgegeben Thema! Ein bestimmtes theoretisches Fundament wird den SuS vorgegeben, um dies in die Rede einzubauen. Nach der Erarbeitungsphase von einzelnenen SuS-Gruppen sollen jene Reden präsentiert werden und anhand einer "Checkliste" überprüft werden, ob die theoretischen - fachlichen Basics - enthalten sind, um das Ziel des Redners zu erreichen.
    Wie ich es verstanden habe, sollen die SuS dies an einer Checkliste prüfen, welche dies anhand einer Skalierung zum Ankreuzen vorgibt. Nun war seine Frage, wie er vorgehen soll, insofern sich die SuS-Meinungen im Plenum stark unterscheiden. Ich habe darauf geantwortet, dass er dies zum Anlass nehmen kann, um in die tiefere Materie einzusteigen und es somit gemeinsam überprüfen zu lassen!
    Das ist es doch, was auch Fachleiter meist sehen wollen ;-) Nicht wahr?!


    Freue mich abermals über ein Statement ;)

    "Alles wird gut..., sprach die Kuh und aß genüsslich weiter Gras" :)

Werbung