Katholischer Religionsunterricht - wer darf ihn unterrichten

  • Hey, ich bin neu in dem Forum. Ich bin Primarstufenlehrer an einer katholischen Grundschule in NRW. Nun gibt es eine Kollegin, die evangelisch getauft ist. Darf sie den als „Evangelin“ katholische Religion unterrichten. Mich persönlich es, da ich es sonst so kenne, das man ein Bekenntnis zum katholischen Glauben haben muss

  • In Nds. kann die Schule konfessionell-kooperativen RU beantragen.
    Dafür gibt es keine gemeinsamen Kerncurricula, sondern der Unterricht richtet sich dann nach der Konfession der Lehrkraft :D
    Theoretisch kann eine katholische Lehrkraft dann mit einer Klasse voller evangelischer SuS kath. RU machen :ohh:
    Praktisch wird es vermutlich nicht so umgesetzt.


    In NRW scheint das Modell anders zu sein, die Schulen sollen spezielle Lehrpläne entwickeln, in denen beide Konfessionen zum Tragen kommen, UND es braucht Lehrkräfte beider Konfessionen, die dann im Wechsel den RU übernehmen. Auch hier bleiben offiziell ev.RU und kath.RU eigenständig.
    https://www.evangelisch-in-wes…kumene-im-klassenzimmer/?
    und Informationen des Ministeriums - PDF




    Für den nicht-kooperativen RU brauchen Lehrkräfte für kath.Rel die Missio und für ev.Rel die Vocatio,
    https://zlb.uni-due.de/wiki/in…iche_Unterrichtserlaubnis
    bei den Katholiken wird das vermutlich zentral festgelegt, bei den evangelischen Kirchen entscheiden die Landeskirchen. Dort gibt es unterschiedliche Regelungen. In Nds. wurde es vor ein paar Jahren geändert und man muss nach dem 2. Examen zusätzlich zu FoBi, um die Vocatio zu erhalten.





    Warum auch immer du dich ärgerst:
    ICH persönlich bin heilfroh, dass in meiner Region die Konfession keine Kriege (mehr) auslöst und keine Nachteile mit sich bringt, dass konfessions- und religionsübergreifende Ehen möglich sind und jedes Kind mit jedem anderen spielen darf. Mir wäre ein RU für alle, es gibt so ein Modell in HH, am liebsten.

  • ...am einfachsten wäre es, den "Religions"unterricht entweder durch Ethik/Philosophie/GESELLSCHAFTSTAUGLICHES SOZIALVERHALTEN zu ersetzen - oder OBJEKTIV Religionswissenschaft/-geschichte zu unterrichten, mit dem Anspruch, völlig wertfrei zu informieren und nichts weiter.
    Vermutlich wäre da so mancher Historiker besser zu letzterem geeignet als diverse Theologen.
    Alternativ könnte jede Religionsgemeinschaft entsprechende Leute beauftragen, die dann im Wechsel mal unterrichten, also neben Pastoren und Pfarrern auch Patriarchen, Rabbis, Imame, Brahmanen, Druiden, Schamanen, Shugenja, Lamas...
    ...wäre sicherlich interessant, und weit weniger "Dummgelaber".

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • (...)Alternativ könnte jede Religionsgemeinschaft entsprechende Leute beauftragen, die dann im Wechsel mal unterrichten, also neben Pastoren und Pfarrern auch Patriarchen, Rabbis, Imame, Brahmanen, Druiden, Schamanen, Shugenja, Lamas...
    ...wäre sicherlich interessant, und weit weniger "Dummgelaber".

    Das ist als philospohisches Konzept sicherlich spannend, wenn es um evangelischen oder katholischen Religionsunterricht geht aber halt weder Sinn der Sache noch im Interesse der jeweiligen Kirchen.
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    Aus BaWü kenne ich das auch nur so, dass man missio oder vocatio benötigt um Unterricht der jeweiligen Konfession erteilen zu dürfen. (Die Konfession der teilnehmenden SuS ist dagegen offen.) Spannend, wie andere BL das offenbar regeln.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich habe einen Ref. - Kollegen, von Hause aus Katholik und mit missio als Relilehrer angestellt, der hier in der evangelischen Diaspora (im Prinzip leben in SH hauptsächlich Protestanten und Kofessionslose) sog. "Religionsunterricht im ökumenischen Geist" erteilt.


    Das war der Slogan, unter dem das ganze dann lief.


    Und von meiner eigenen katholischen Grundschulzeit weiß ich, dass meine Lehrer auch nicht alle katholisch, aber in jedem Fall christlich aktiv waren. Wo ich herkomme, ist die Zahl der Katholiken auch eher rar gesäht. Daher war es der Schule eher unwichtig, ob jemand eine Missio oder eine Vocatio hatte. Wichtig war das Bekenntnis zum Christentum und dann konnte es losgehen.


    Kann aber im eher katholisch geprägten NRW völlig anders sein.

  • Für mich war es sehr ernüchternd, dass meine bayrische Missio in Bawü nicht anerkannt wurde nach meinem Bundeslandwechsel. (Ob Gott, soweit es ihn gibt, das auch so sieht)? Jedenfalls war ich damals noch motiviert und habe die württembergische Missio nachgemacht. Gab einen schönen Sektempfang beim Bischof in Rottenburg zusammen mit den Referendaren....


    Dann durfte ich kath. Religion jahrgangsübergreifend (1-4) unterrichten, das waren pro Gruppe so 4 - 7 SuS. Irgendwann war meiner SL die eine Wochenstunde, die ich dafür hatte zu schade und alle Katholiken müssen in den ev. Unterricht gehen oder sich abmelden. Meine beiden Missios stehen im Regal.


    Ich dürfte Religion unterrichten, wenn die Eltern einverstanden wären, dass ihre Kinder von einer Katholikin unterrichtet werden. Es besteht im Moment kein Bedarf, da der Religionsunterricht abgedeckt ist und ich bin inzwischen froh, dass es so ist.


    Es gibt auch Grundschulen hier, da werden die katholischen und evangelischen Kinder immer gemeinsam unterrichtet. 2 Jahre von einer Lehrkraft mit Vocatio, 2 Jahre von einer mit Missio. Das finde ich persönlich die beste Lösung. Die Themen sind sowieso gleich. In der GS an meinem Wohnort gehen manchmal auch muslimische Kinder ohne große Aufregung in den Reliunterricht. Nicht alle, aber es gibt auch nicht viele. Hängt natürlich vom Elternhaus ab.

  • In der GS an meinem Wohnort gehen manchmal auch muslimische Kinder ohne große Aufregung in den Reliunterricht. Nicht alle, ... Hängt natürlich vom Elternhaus ab.

    Genau das ist bei uns auch so und ich finde gut, dass die Kinder ÜBERHAUPT mit im Religionsunterricht sitzen.
    Da es bisher keine Alternative gibt, wären sie sonst nicht dabei.
    Ist die Alternative Philosophie, spaltet man die Gruppen und Kinder unterschiedlicher Konfessionen werden getrennt, statt sich miteinander auszutauschen und miteinander auszukommen.


    Vielleicht liegt es daran, dass auch die christlichen Familien wenig in der Kirche engagiert sind und ihren Kinder wenig vermitteln: Mir ist wichtig, dass die Grundzüge des christlichen Hintergrundes überhaupt in den Horizont rücken, die er anderen Religionen aber auch.
    Da dürfte es gerne gemeinsamen RU oder Religionswissenschaft oder ein ähnliches Format geben.
    Religionsunterricht ist für mich etwas anderes als Kindergottesdienst.
    Die Ausbildung dafür soll nicht beliebig, sondern fundiert sein, die historische Auseinandersetzung gehört schon jetzt mit dazu. Die Prüfung wäre staatlich.


    Meiner Meinung nach muss die Lehrkraft allerdings nicht konfessionslos sein, so wie eine Lehrkraft auch nicht generell unpolitisch sein muss.

    • Offizieller Beitrag

    Hey, ich bin neu in dem Forum. Ich bin Primarstufenlehrer an einer katholischen Grundschule in NRW. Nun gibt es eine Kollegin, die evangelisch getauft ist. Darf sie den als „Evangelin“ katholische Religion unterrichten. Mich persönlich es, da ich es sonst so kenne, das man ein Bekenntnis zum katholischen Glauben haben muss

    Dich persönlich ...wundert es? Stört es? Empört es? Freut es?
    Leider fehlt das interessanteste Verb des threads.


    Warum genau fragst du?

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Hey, ich bin neu in dem Forum. Ich bin Primarstufenlehrer an einer katholischen Grundschule in NRW. Nun gibt es eine Kollegin, die evangelisch getauft ist. Darf sie den als „Evangelin“ katholische Religion unterrichten. Mich persönlich es, da ich es sonst so kenne, das man ein Bekenntnis zum katholischen Glauben haben muss

    Morgen!


    Als katholischer Religionslehrer kennt man die Regeln des Unterrichtens. Es muss immer eine Missio Canonica des entsprechenden Bistums vorliegen.

  • ...auf dem Papier, und auch nur knapp vor den Protestanten.
    Die Realität zeigt die meisten als "Feiertagsmonotheisten". Weil "man" das ja so macht.
    Und Kommunion/Firmung/Konfirmation ist dazu da, Geschenke zu bekommen.


    Allein die Tatsache, dass die meisten nicht mal wissen, dass das wichtigste Fest Ostern ist - und nicht etwa Weihnachten... tja, was sagt das aus...
    Das sagt, ich als Nicht-Monotheistin weiß deutlich mehr über deren blabla als die meisten die es offiziell wissen sollten...
    Tja. Und wer weiß, weiß auch warum er oder sie etwas nicht will.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Ja Jonesy, ohne die von dir genannten Feste würde die (christliche) Religion eine noch kleinere Rolle spielen. Ob es schlimm wäre? Eine Menge Kindheitszauber wäre weg, Rituale im Jahreslauf...vielleicht brauchen Menschen so was. Heidnische Bräuche gab es ja auch vorher schon lange...

  • Von persönlichen Erfahrungen mit Lehrkräften auf die Sinnhaftigkeit eines ganzes Faches zu schließen, mutet mir ein bisschen seltsam und oberflächlich an. Auch das Philosophie und Religion gegeneinander ausgespielt werden, finde ich fragwürdig.


    Ich möchte nur mal auf zwei Aspekte hinweisen:


    1. Religionsunterricht ist schon mehr als die reine kognitive Vermittlung der Inhalte der Religionsgemeinschaften. Niemand käme auf die Idee im Musikunterricht nur Musiktheorie oder in Sport nur Sporttheorie zu unterrichten. Religionsunterricht vermittelt auch religiöse Rituale und Handlungen und zeigt deren Bedeutungen und Auswirkungen auf das menschliche Leben auf. Das kann aber nicht in der Theorie geschehen.
    Das heißt man kann durchaus begründen, warum ein Fach "Religionswissenschaft" vielleicht nicht genügt. Empirisch kann man das durchaus auch nachweisen mit Studien, die in Skandinavien gemacht wurden. (z.B. Ilona Nord, Hanna Zipernovszky (Hg.), Religionspädagogik in einer mediatisierten Welt) Es ist also durchaus sinnvoll, wenn Menschen das Fach Religion unterrichten, die eben auch zeigen können, wie man vernünftig glauben kann und diesen Glauben vernünftig leben kann. Dieses "Glauben leben" kann eben jemand, der von "außen" diese Religion vermittelt, nicht in diesem Maße authentisch zeigen. Das muss übrigens meiner Meinung nach nicht in einem konfessionellen Religionsunterricht geschehen, sondern kann auch in einen konfessionell-kooperativen RU geschehen. Religionswissenschaft dagegen finde ich problematisch.


    2. Religion scheint eine anthropologische Konstante zu sein, wenn man es rein soziologisch betrachtet (vgl. Hans Joas). Auch wenn die Zugehörigkeit in Westeuropa zu den Volkskirchen abnimmt, hat sich ja die Säkularisierungsthese nicht bestätigt. Religion und Glaube verlagert sich hierzulande nur in andere Bereiche. Der Religionsunterricht nimmt (wenn er gut ist) diese Entwicklung ernst und verschafft jungen Menschen erst die Fähigkeit über religiöse Dinge vernünftig reden zu können und diese auch zu kritisieren. Darüber "reden zu können" schließt mitein, dass man religiöse Erfahrungen gemacht hat. Dies ist aber bedeutend für die Frage des interreligiösen Dialogs bzw. des Dialogs zwischen Atheisten und Theisten in einer Gesellschaft. Wenn eine Gruppe keine Achtung vor oder Verständnis für die religiöse Kultur einer anderen Gruppe hat, dann führt dies unweigerlich zu Problemen. Wir stehen heute vor einer großen Sprach- und Verständnislosigkeit zwischen unterschiedlichen kulturellen und religiösen Gruppen. Dies zu verhindern ist wohl schon auch ein wesentliches Interesse des Staates.

  • [...]


    Ontopic: Die Voraussetzungen für die Missio Canonica sind:

    • 1. und 2. Staatsexamen
    • Taufe, Erstkommunion und Firmung
    • aktive Teilnahme am kirchlichen Leben (üblicherweise bescheinigt durch ein pfarramtliches Zeugnis)
    • persönliche Lebensführung in Übereinstimmung mit kirchlichen Grundsätzen (das wird je nach Bistum unterschiedlich restriktiv gehandhabt)

    Wenn deine Kollegin also getauft ist (es gibt keine evangelische Taufe, entweder man ist getauft oder nicht), danach zur katholischen Kirche gewechselt und gefirmt worden ist, spricht nichts dagegen, dass sie katholischen Religionsunterricht erteilt. Wenn sie immer noch evangelisch ist (Punkt 3 und 4 beziehen sich auf katholische Gemeinden und Grundsätze), wird sie keine Missio Canonica erhalten, das ist in keinem Bistum zulässig.




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    Edit by Mod: Offtopic-Beitrag wurde hier entfernt. kl. gr. frosch, Moderator

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

    Einmal editiert, zuletzt von kleiner gruener frosch () aus folgendem Grund: Offtopic-Beitrag wurde hier entfernt. kl. gr. frosch, Moderator

    • Offizieller Beitrag

    <Mod-Modus>


    Offtopic-Diskussion zum Thema "Sinnhaftigkeit von Religionsunterricht in der Schule" ausgelagert. So gut es geht. Ihr findet das Thema jetzt hier.


    kl. gr. frosch, Moderator


    Edit: weitere Beiträge verschoben, die ich übersehen habe.

  • Offtopic-Diskussion zum Thema "Sinnhaftigkeit von Religionsunterricht in der Schule" ausgelagert.

    Das scheint schwierig zu sein. Beitrag 14(?) von MeadowSleeper ("zwei Aspekte" pro Religionsunterricht) hätte ich wohl mit ausgelagert. Wird jetzt etwas schwierig, wenn man aus der Gegenposition auf den antworten möchte, das würde ich dann auch im ausgelagerten Teil tun wollen. Mal sehen, was die Zitatverwaltung so hergibt.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    2 Mal editiert, zuletzt von O. Meier ()

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