Kollege manipuliert Noten

  • Sowas kenne ich auch aus der Notenkonferenz. Da haben andere Kollegen dann aber in der Konferenz ihre Note auch von 5 auf 6 "korrigiert", als eine Kollegin nur noch die Noten 1-3 vergeben hat, auf das dann die 3 in Deutsch doch nicht mehr als Ausgleich reichte.

    Ich will jetzt keine grundsätzliche Diskussion über die Sinnhaftigkeit von Noten und vor allem dem Ausrechnen von Notendurchschnitten bis auf die zweite Nachkommastelle entfachen, aber wie sicherlich einige wissen, ist das in Bayern Vorschrift.
    Deshalb bin ich erstaunt, was in anderen Bundesländern so alles möglich ist. Bei uns wäre es das nicht.
    1. Weil wir über das Jahr hinweg sämtliche Noten im sogenannten "Notenmanager" (d.h. digital) eintragen müssen. Dort haben wir nur Zugriff auf die von uns erstellten Noten. Wir können die Noten anderer Kollegen nicht nur nicht verändern, wir können sie noch nicht einmal sehen. Nur Klassenleiter haben die Möglichkeit, die Durchschnitte pro Fach in ihrer Klasse zu sehen, um Eltern über Gefährdungen zu informieren. Ansonsten fällt das unter den Datenschutz.
    2. Weil uns nur die Möglichkeit einer "pädagogischen Note" im Zeugnis eröffnet wird, wenn der Schüler zwischen x,40 und x,59 steht. Dann muss man aber sehr gut begründen können, warum man vom rechnerischen Mittel abweicht und dem Schüler z.B. mit 4,55 doch noch die 4 im Zeugnis geben möchte. Eine Begründung wäre z.B., dass an sämtlichen zuvor über das Jahr hinweg eingegebenen Noten ein "+" steht, die in die Berechnung des Schnitts nicht eingehen. (Umgekehrt wäre es bei einem "-" auch so.) Bei uns gibt es auch nur ganze Noten, die "+" und "-" Tendenzen sind quasi nur für diesen Fall relevant.
    Zusätzlich ist bei uns die Gewichtung und die Anzahl der erstellten Noten sehr stark reglementiert. Die schriftlichen Noten werden durch die sogenannte "Respizienz" (d.h. der Fachbetreuer überprüft nach der Korrektur, ob die Aufgabenstellung dem erforderlichen Schwierigkeitsgrad entsprochen hat und die Korrektur/Notengebung transparent ist und passt) überprüft, da kann man als Lehrer nicht einfach machen, was man will.
    Dass man auf Notenkonferenzen quasi schachert wie auf einem Basar (sorry, aber so kommt das oben Geschriebene bei mir an), wäre bei uns undenkbar.


    Erstaunte Grüße
    B.

  • So schlimm ist es hier nicht, aber ja, wir haben da etwas mehr Freiraum. Sagen wir die Schülerin schrieb immer Zweien, hat aber in einer Klausur eine 5 weil da gerade die Mutter verstorben war. Da könnte ich diesem Mädchen eine 2 geben und die 5 als Ausrutscher werten, ebenso wie ihre zeitweilige geistige Abwesenheit im Unterricht. Ich kann ihr aber auch eine 3 geben.
    Ebenso kann man auf der Notenkonferenz die Noten einer Schülerin ansehen und dann gemeinsam überlegen ob da eine Note nach oben oder unten in einem Fach eventuell noch gerechtfertigt wäre. Sagen wir das Mädchen steht bei 3 Leuten exakt zwischen 4 und 5. dann hilft es doch mal darüber zu reden, ob man sie im nächsten Jahr sieht oder nicht, ob man eine Chance zur Nachprüfung anbietet...
    ist kein Basar auf dem jemand fragt: wer bietet eine 5, aber es wird schon mal in die Runde geblickt und gefragt, ob die 4 auf festen Beinen steht oder wackelt.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Weil uns nur die Möglichkeit einer "pädagogischen Note" im Zeugnis eröffnet wird, wenn der Schüler zwischen x,40 und x,59 steht.

    Bei uns in NRW ist die Regelung genau andersrum. Im Schulgesetz steht ausdrücklich, daß wir pädagogische Noten finden müssen und nicht einfach den Durchschnitt ausrechnen dürfen.


    Ich mache die Brisanz der Angelegenheit gerne immer am Notenschlüssel deutlich. Es werden zwei Klausuren im Halbjahr geschrieben. Ein Schüler schreibt zwei 4er mit jeweils 66% bzw. 66 Punkten. Welche Note würdest Du ihm geben?
    Der andere Schüler schreibt eine 4 mit 50% bzw. 50 Punkten und eine 2 mit 81% bzw. 81 Punkten. Welche Note würdest Du ihm geben?


    Wahrscheinlich würdest Du dem ersten Schüler eine 4 und dem zweiten eine 3 geben? Aber bedenke, daß der erste Schüler in Addition 132 Punkte geholt hat, der zweite hingegen nur 131 Punkte. So, was jetzt? ;)

  • Ähem, evtl., wie bereits geschrieben, war es ja doch keine Absicht:
    Meine Noten waren seltsamerweise auch immer mal anders nachdem ein etwas betagter Kunstkollege seine Noten in die Software eingetragen hatte ;) Hier war ich mir aber sicher, dass es keine Böse Absicht gewesen ist.


    Also: Erstmal nachfragen und schauen was bei rum kommt.

  • Bei uns in NRW ist die Regelung genau andersrum. Im Schulgesetz steht ausdrücklich, daß wir pädagogische Noten finden müssen und nicht einfach den Durchschnitt ausrechnen dürfen.
    Ich mache die Brisanz der Angelegenheit gerne immer am Notenschlüssel deutlich. Es werden zwei Klausuren im Halbjahr geschrieben. Ein Schüler schreibt zwei 4er mit jeweils 66% bzw. 66 Punkten. Welche Note würdest Du ihm geben?
    Der andere Schüler schreibt eine 4 mit 50% bzw. 50 Punkten und eine 2 mit 81% bzw. 81 Punkten. Welche Note würdest Du ihm geben?


    Wahrscheinlich würdest Du dem ersten Schüler eine 4 und dem zweiten eine 3 geben? Aber bedenke, daß der erste Schüler in Addition 132 Punkte geholt hat, der zweite hingegen nur 131 Punkte. So, was jetzt? ;)

    Mi 66% erhältst du bei uns eine 3, keine 4. In vielen Fächern gilt der Abiturschlüssel auch für alle anderen schriftlichen Arbeiten (über 81% Note 1, über 70% Note 2, über 55% Note 3, über 40% Note 4, über 20% Note 5).
    Aber völlig egal, wie man das findet: Es steht bei uns im Schulgesetz, dass Zeugnisnoten rechnerisch ermittelt werden müssen. Aus die Maus. Die Anzahl von Klassenarbeiten (bei uns „Schulaufgaben“) ist pro Fach vorgegeben und auch das Verhältnis, wie sie zu allen anderen Noten gewichtet werden müssen (meist 2 zu 1, in der Oberstufe 1:1). Da ist der Ermessensspielraum, der einem bleibt, denkbar gering.
    Was ich spannender finde, ist die Tatsache, wie das mit dem Datenschutz eingeschätzt wird. Wie gesagt, bei uns kann ich die Noten höchstens bei Kollegen direkt erfragen, aber mit dem Verweis auf den Datenschutz nicht einsehen (geschweige denn -mehr oder weniger versehentlich- verändern).

  • Wahrscheinlich würdest Du dem ersten Schüler eine 4 und dem zweiten eine 3 geben? Aber bedenke, daß der erste Schüler in Addition 132 Punkte geholt hat, der zweite hingegen nur 131 Punkte. So, was jetzt? ;)

    Ich persönlich finde es immer noch gerechtfertigt, den zweiten Schüler die bessere Note zu geben. Schließlich hat er bewiesen, dass er durchaus auch fähig ist, "gute" Leistungen in meinem Fach zu bringen (wenn er sich denn anstrengt); während der erste Schüler nicht über ein "ausreichendes" Niveau herausgekommen ist.


    Natürlich würde im Einzelfall aber auch die Leistung im Unterricht eine Rolle spielen.

  • @plattyplus: Dein Beispiel ist der Grund, warum ich mir am Ende des (Halb-)Jahres immer die durchschnittliche Prozentzahl in allen Klassenarbeiten ausrechnen lasse, dann kann es auch passieren, dass ein Schüler der dreimal mit einem Punkt an der 1 vorbeigegangen ist, trotzdem die 1 bekommt, während jemand mit zweimal knapp 1 und einmal knapp 2 auf die 2 rutscht. Die ganzen Noten drücken das nämlich wirklich nicht gut genug aus, mal abgesehen davon, dass man statistisch aus Noten keinen Mittelwert bilden darf, aus den Punkten der Klassenarbeiten/Klausuren hingegen schon eher.


    @Ontopic: Ich kann mir das bei keinem Kollegen vorstellen, finde aber das Verfahren bei uns auch extrem fehler- und theoretisch auch manipulationsanfällig (jeder Kollege kann die Notendateien der anderen ansehen und bearbeiten).

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Aber völlig egal, wie man das findet: Es steht bei uns im Schulgesetz, dass Zeugnisnoten rechnerisch ermittelt werden müssen. Aus die Maus. Die Anzahl von Klassenarbeiten (bei uns „Schulaufgaben“) ist pro Fach vorgegeben und auch das Verhältnis, wie sie zu allen anderen Noten gewichtet werden müssen (meist 2 zu 1, in der Oberstufe 1:1). Da ist der Ermessensspielraum, der einem bleibt, denkbar gering.

    Ich denke, das ist in allen Bundesländern ähnlich. Schriftliche Leistungen zu bewerten, da gibt es wirklich kaum Spielraum. Interessanter finde ich die Frage: Wie ermittelst du "alle anderen Noten?" Ich kenne das von meinen Kindern so, dass unter jeder Klassenarbeit eine mündliche Note steht, die ja, wie du schon schriebst, 50% bzw. etwas weniger ausmacht. Also doch relativ viel.
    Mir ist es immer ein Buch mit 7 Siegeln. Wie kommt man auf die mündliche Note (die so viel zählt und daher möglichst gerecht sein sollte)? Führt man Strichlisten? Notiert man sich was nach der Stunde? Ist es einfach ein Eindruck?
    Sammelt man stichprobenartig irgendetwas ein?

  • Abfrage, Referat, Mitarbeit, Stegreifaufgaben oder Kurzarbeiten (nur bei Fächern mit Schulaufgaben) sind mündliche Noten hier in Bayern


    Also alles was keine Schulaufgabe ist.


    Davon muss man eine gewisse Anzahl machen. Daraus bildet man den Durchschnitt.

  • Stegreifaufgaben, Kurzarbeiten, Schulaufgaben....hö? Ich habe zwar anfangs in BY gearbeitet, aber in der GS hatten wir nur Lernzielkontrollen.

  • Natürlich nicht in der GS


    Ich spreche von weiterführenden Schulen, besonders beruflichen Schulen

  • Ich mache die Brisanz der Angelegenheit gerne immer am Notenschlüssel deutlich. Es werden zwei Klausuren im Halbjahr geschrieben. Ein Schüler schreibt zwei 4er mit jeweils 66% bzw. 66 Punkten. Welche Note würdest Du ihm geben?
    Der andere Schüler schreibt eine 4 mit 50% bzw. 50 Punkten und eine 2 mit 81% bzw. 81 Punkten. Welche Note würdest Du ihm geben?

    Welche Brisanz? Der Notenschlüssel in so einem System ist halt ein anderer. Nach meiner Berechnung kämen beide Schüler auf die gleiche Note: 66 % ergeben als Einzelnote eine 4.3, das Mittel wird auf eine halbe Note gerundet, also 4.5. 81 % sind eine 5.0, 50 % eine 3.5, im Mittel gibt das 4.25, was wieder auf eine 4.5 aufgerundet wird. Allerdings wäre es bei uns unzulässig aus nur 2 Einzelnoten die Zeugnisnote zu bilden. Sobald die Zeugnisnote mal steht, gibt es keinen "pädagogischen Spielraum" mehr, den habe ich allenfalls bei der Korrektur der einzelnen Prüfungen. Eine 4.24 wird gnadenlos abgerundet. Die Arbeitshaltung eines Schülers zu bewerten ist bei uns per Notenverordnung verboten. Die Mittelwertberechnung funktioniert sehr gut, wenn der Bewertung der Einzelleistungen eine lineare Notenskala zugrunde liegt und übers Schuljahr verteilt ausreichend viele Einzelnoten generiert werden. Kein Grund zur Aufregung also, vor allem dann nicht, wenn man offenbar vom Notensystem des jeweiligen Bundeslands keine Ahnung hat.


    Im Übrigen muss ich mich dem Kollegen aus Bayern anschliessen, ich bin einigermassen erstaunt darüber, dass es überhaupt möglich ist, dass Kollegen Zugriff auf anderer Kollegen Noten haben. Das halte ich für ausgesprochen kritisch. Bei uns läuft es ähnlich wie in Bayern, wir legen die Einzelnoten digital ab, den aktuellen Durchschnitt in den jeweiligen Fächern können nur die Klassenleitung sowie das zuständige Mitglied der Schulleitung sehen.


    Edit: ... und der Schüler selbst natürlich, der kennt seinen Notendurchschnitt jederzeit. Das Psychodrama der Zeugnisausgabe mit bestenfalls vage bekannten Noten ist ja wohl absolut vorsteinzeitlich.

  • rein hypothetisch:

    Warum sollte man sich mit einem solchen "hypothetischen" Fall beschäftigen? Und warum werden wir hier mit dem Indikativ im Subject über die Hypothetizität hinweggetäuscht?


    OT: Was die "Eingabefehler" in SchILD (oder ähnlichem Gelumpe) anbetrifft, so hat dieses Programm keine sonderlich flexiblem Einstellmöglichkeiten für die Zugriffsrechte. Da ist man schnell bei der Lösung, den einzelnen Kollegen sehr weitgehende Rechte einzuräumen, und schwupps, kann man "fremde" Noten ändern. Bei uns dürfen die Kollegen Noten nur funktionsbezogen eingeben/ändern. Und zwar auch nur diejenigen, die in den entsprechenden Zeugnisteams sind. Wer für welche Klassen zuständig ist, regeln wir über Klassengruppen. Das ist dann ein Bisschen Arbeit für die Administratoren, aber wir haben wenig Ärger mit Fehleingaben und überschriebenen Noten. Insbesondere kann niemand außer den Administratoren "alte" Noten, also solche aus vergangenen Halbjahren ändern. Die Kollegen wissen ja manchmal nicht, welches Jahr wir haben. Muss tatsächlich mal eine alte Note geändert werden, macht das eben einer der Admins. Das ist weniger Aufwand, als hinterher aufräumen zu müssen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Der Notenschlüssel in so einem System ist halt ein anderer. Nach meiner Berechnung kämen beide Schüler auf die gleiche Note: 66 % ergeben als Einzelnote eine 4.3, das Mittel wird auf eine halbe Note gerundet, also 4.5. 81 % sind eine 5.0, 50 % eine 3.5, im Mittel gibt das 4.25, was wieder auf eine 4.5 aufgerundet wird.

    Was für ein Skalenniveau hat euer Notensystem, dass ihr mit Mittelwerten arbeiten dürft?

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Ich denke, das ist in allen Bundesländern ähnlich. Schriftliche Leistungen zu bewerten, da gibt es wirklich kaum Spielraum. Interessanter finde ich die Frage: Wie ermittelst du "alle anderen Noten?" Ich kenne das von meinen Kindern so, dass unter jeder Klassenarbeit eine mündliche Note steht, die ja, wie du schon schriebst, 50% bzw. etwas weniger ausmacht. Also doch relativ viel.Mir ist es immer ein Buch mit 7 Siegeln. Wie kommt man auf die mündliche Note (die so viel zählt und daher möglichst gerecht sein sollte)? Führt man Strichlisten? Notiert man sich was nach der Stunde? Ist es einfach ein Eindruck?
    Sammelt man stichprobenartig irgendetwas ein?


    Nein, die mündlichen Noten zählen nicht viel.
    Ich muss etwas ausholen:
    In der Unter- und Mittelstufe: In den Schulaufgabenfächern (Mathe, Deutsch, Fremdsprache, später auch Physik und das Fach der Zweigwahl) wird der Durchschnitt aller Schulaufgaben doppelt gewichtet. Der Durchschnitt aller anderen Noten wird einfach gewichtet. Daraus errechnet sich die Zeugnisnote. Wenn du viele andere Noten hast, geht die Einzelnote nicht sehr stark in die Zeugnisnote ein. Wenn du nur wenig andere Noten hast, ist sie etwas gewichtiger.
    Beispiel:
    Sogenannte „Große Leistungsnachweise“ (Schulaufgabennoten): 4, 2, 3, 4 -> Durchschnitt 3,25
    Sogenannte „Kleine Leistungsnachweise“ (un-/angekündigte Tests, Abfragenoten, Unterrichtsbeitragsnoten, Referatsnoten): 2, 6, 3, 3, 2, 4 -> Durchschnitt 3,33
    Zeugnisnote: (3,25 + 3,25 + 3,33) :3 = 3,27 , also eine 3, da gibt es keinen Spielraum.


    In den sogenannten „Lernfächern“, also Fächer ohne Schulaufgaben, müssen trotzdem schriftliche Noten vorliegen, mindestens 2 im Schuljahr. D. h. es müssen (un-)angekündigte Tests geschrieben werden. Die Noten dort werden allerdings meist alle gleich gewichtet. Ausnahmen sind in gewissem Rahmen möglich, z.B. kann eine angekündigte Kurzarbeit auch doppelt gewichtet werden, wenn die Fachschaft der Schule dies für alle verbindlich beschließt.
    Hätte der Schüler im oben genannten Beispiel 10 statt 6 weitere Noten, wäre die eine 6 weniger gewichtig in die Zeugnisnote eingegangen, da sie im Durchschnitt „verschwindet“, wenn man mehr Noten hat. Da aber alle Noten im Zweifelsfall (d.h. falls Eltern Einspruch einlegen bzw. eine Überprüfung einfordern) mit Datum der Erhebung und ungefährem Inhalt belegt werden müssen, bringst du dich als Lehrer selbst in Teufels Küche, wenn du viele Noten machst, denn viele Noten bedeuten viel Angriffsfläche.


    Wie entstehen diese weiteren Noten?
    Referate: muss ich nicht erklären
    Abfragenoten: Zu Beginn der Stunde wird ein Schüler über den Inhalt der letzten Stunde befragt, mit Abdeckung aller drei Aufgabenbereiche (Reproduktion, Transfer, Anwendung) und erhält dafür eine Note.
    Unterrichtsbeitragsnoten: Ein Schüler wird maximal 2 Wochen lang im Unterricht häufiger aufgerufen und die Qualität seiner Antworten (nicht die Häufigkeit seiner eigenständigen Meldungen) wird bewertet.
    Erst in der Oberstufe ist die Verrechnung der „großen“ zu den „kleinen“ Noten 1:1. Ist deshalb problematisch, weil im Abi die schriftlichen Fächer wieder schwerer gewichtet werden als die mündlichen Prüfungen, die man zur Notenverbesserung ablegen kann. Heißt: Wenn du in Deutsch schriftlich immer auf Note 5 stehst, kannst du das vor dem Abi durch passable mündliche Leistungen ausgleichen, im Abi selbst führt es dann aber evtl. zum Nicht-Bestehen, obwohl du die gleichen Noten wie vorher erhältst.


    Und noch eine Anmerkung:
    Wenn bei uns die Durchschnitte zwischen den Klassenarbeiten und den sonstigen Noten sehr stark voneinander abweichen, kann es schon sein, dass man dann vor der Schulleitung auf Klassenkonferenzen etwas erklären muss. Wenn jemand schriftlich keinen geraden Satz zu Papier bringt, mündlich aber auf Note 1 oder 2 stehen soll, wird das auch mal etwas härter hinterfragt, wie so etwas zustandekommen kann.


    Und an der Grundschule läuft das ganz anders als bei uns am Gymnasium.

  • Was für ein Skalenniveau hat euer Notensystem, dass ihr mit Mittelwerten arbeiten dürft?

    Zehntel. Wobei es ein rein symbolischer Akt ist überhaupt eine Note aufs Prüfungsblatt zu schreiben. Ich könnte auch am Ende des Schuljahres alle Punkte zusammenzählen und die Zeugnisnote bilden, käme aufs gleiche raus.

  • Was für ein Skalenniveau hat euer Notensystem, dass ihr mit Mittelwerten arbeiten dürft?

    Hier dürfte der übliche Irrtum vorliegen, dass man die Notenstufen für eine metrische Skala hält, weil es ja Zahlen sind. Man kann aber aus Ordinalskalen metrische Skalen gewinnen, indem man die Abstände festlegt. Das macht der Mittelwertbilder quasi implizit, er unterstellt den Mehrmalsausprägungen Äquidistanz. Kann man machen, wenn man weiß, was die Abstände dabei bedeuten bzw. welche Auswirkung sie haben.


    Wissen natürlich viele nicht, die meisten Kollegen sind schon mit der Frage nach dem Skalenniveau überfordert. Ich habe übrigens den Eindruck, dass die Kollegen um so lieber möglichst "genau rechnen", je weniger Affinität sie zu Mathematik besitzen. Da scheint mir ein fast schon mystisches Vertrauen in die Arithmetik vorzuliegen. Richtig drollig wird's dann, wenn sie fragen, wie man denn jetzt runden müsse, so mathematisch. Da müsse es doch eine Vorschrift geben.


    Unterm Strich aber halb so wild. Ich halte immer die Punkte der Klausuren mit. Die aus der Gesamtpunktzahl (bzw. den Prozenten) errechnete Note (mit Gewichtung) weicht selten relevant vom aus der äquidistanten Skala errechneten arithmetischen Mittel der Klausurnoten ab. Gerundet ist es dann echt wumpe.


    Und ansonsten halte ich die immer wieder geführte Diskussion um Notenberechnung und -festlegung für wenig sinnstiftend. Man sollte halt wissen, dass das Verfahren einen Einfluss auf das Ergebnis hat. Da muss man nicht überrascht tun, welche Note sich am Ende ergibt, wenn man alle Teilnoten gegeben hat. Und womöglich noch mit zusammengebissenen Lippen eine Note eintragen, die man für "falsch" hält. Irgendwo muss man eine Entscheidung treffen, mal vor dem Runden, mal danach.


    Es wäre hilfreich, wenn man das jeweilige Verfahren verstanden hat. Dann weiß man, welchen Einfluss welche Entscheidung hat. Dann kann man bewusst Noten geben und nicht nur aus dem Bauch.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

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