Sinnhaftigkeit von Religionsunterricht in der Schule (aus: Katholischer Religionsunterricht)

  • Alle als Anstalt des öffentlichen Rechts organisierten Religionsgemeinschaften haben das Recht auf Religionsuntericht in staatlichen Schulen, wenn sich genügend Gläubige dafür bereitfinden.

    Das sächs. Kultusministrium schrieb: "Das Fach Jüdische Religion unterliegt der staatlichen Schulaufsicht und wird in Übereinstimmung mit den Grundsätzen des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden erteilt. Dazu wurden ein neuer sächsischer Lehrplan erstellt und die Stundentafeln und Zeugnisformulare angepasst. Die Lehrkräfte werden vom Landesverband gestellt und vom Kultusministerium refinanziert."


    Das klingt für mich danach, als ob das Kultusministerium den jüdischen Reliunterricht etabliert und Islamunterricht übersieht. In der muslimischen Gemeinde Sachsen sind über 5000 Mitglieder, wenn ich deren Seite richtig lese. Also doppelt so viele wie in der jüdischen Gemeinde. Politisches Statement?

    • Offizieller Beitrag

    Der Hintergrund für die Nicht-Erteilung eines offiziellen Islamunterrichtes war meines Wissens immer, dass es keine "zentrale Organisation" gab, die sich für den Lehrplan verantwortlich zeichnete. Vielleicht ist das in Sachsen noch so.
    In NRW z.B. gibt es aber einen offiziellen Lehrplan und daher auch das offizielle Fach "Islamkunde".


    kl. gr. frosch

  • Ein Problem das Islamunterrichts ist der Ansprechpartner bzw. die Ansprechpartner. Leider gibt es keinen einheitlichen Verband, der analog zur katholischen und evangelischen Kirche oder zu den jüdischen Gemeinden eine gemeinsame Linie verfolgt. Die muslimischen Gemeinschaften sind sich ja leider intern nicht sehr einig und das ist ein Problem, wenn es darum geht, welche Inhalte im Islamunterricht vermittelt werden. In Bayern ist daher der Islamunterricht immer noch Modellversuch (obwohl es viele positive Rückmeldungen gibt) weil eben der Lehrplan und die Aufsicht nur vom Staat ohne Mitwirkung der muslimischen Religionsgemeinschaften gemacht wird.

  • Zunächst vorab. Ich habe kein Problem mit der Auslagerung eines Teilthreads. Ich weiß zwar nicht, ob das die Übersichtlichkeit erhöht, aber sei's drum. Den Ort der Auslagerung finde ich aber schon befremdlich. Auch wenn manche Beiträge off-topic im Kontext der ursprünglichen Anfrage waren, so snd sie es nicht im Zusammenhang Schule und Lehramt. Der ausgelagerte Thread hätte sehr wohl in Lehramt -> allgemein gepasst.


    Aber das nur am Rande, kommen wir zum Anlass der Auslagerung, der Unfähigkeit eines Einzelnen auch dieses Thema sachlich zu behandeln

    Die Taliban sind von ihrem Ursprung her eine extreme Auslegung einer bestimmten islamischen "Schule", die sich vornehmlich in der Unterdrückung anderer Glaubensrichtungen hervorgetan haben. Genau das sehe ich hier auch.

    Nochmal, Butter bei die Fische. Welche Glaubensrichtung wird hier unterdrückt? Wer tut das? Und inwiefern tut er das mit Methoden und Intention, die denen der Taliban zumindest ähnlich sind?


    Deine "Erklärung" reduziert die vorangegangen Beleidigung nicht. Im Gegenteil.


    Man könnte sich vielleicht auch mal (historisch) überlegen, aus welchem Grund Religionsunterricht an staatlichen Schulen und nicht in Sonntagsschulen stattfinden soll oder warum katholische und evangelische Priester genauso wie Lehrer für Religionslehre ein Staatsexamen machen müssen.

    Könnte man. Sind das für dich relevante Fragen? Dann versuch doch ein paar Antworten zu bringen. An die historischen Fragen würde ich dann gerne diejenige anschießem, welche historischen Gründen denn heute noch relevant sind. Oder soll's auf Hammwaschonimmasogemacht hinauslaufen?


    Vielleicht stößt man dabei auf Bismarck und den Kulturkampf, vielleicht auch auf aktuelle Probleme mit Koranschulen, vielleicht auch auf die Weimarer Reichsverfassung oder das Grundgesetz.

    Zumindest hat man schon mal geschickt ein paar Andeutungen in den Raum gestellt. Und wenn man nachfragt, kommt dann wieder, dass jemand keine Lust hat, das Quellenmaterial, das er vermutet, auch konkret anzuführen? Hatten wir schon. Auch hier, bitte, Butter bei die Fische. Wenn es Gründe gibt, die für konfessionsbezogenen Religionsunterricht an staatlichen Schulen sprechen, dann führe er diese bitte an. Und zwar konkret. Andeutungen der Form, da werde es schon etwas geben bzw. gegeben haben, bringen uns nicht weiter.



    Jetzt noch einmal ganz deutlich: Die Bundesrepublik Deutschland ist ein säkularer

    Nein.



    kein laizistischer Staat.

    Ja.



    Niemand hat dagegen das Recht den jeweils anderen ihr Grundrecht (Artikel 1 bis 20 GG) vorzuenthalten und es ist, mit allergrößtem Respekt, doch sehr fragwürdig, wenn Personen die auf den Schutz des Grundgesetzes vereidigt worden sind (sorry für die Angestellten) ihre eigenen Einstellungen über die Grundrechte anderer stellen.

    Das alles tut niemand. Niemand enthält anderen den Religionsunterricht vor. Wie soll ich mir das vorstellen? Wo findest du Ansätze, dass jemand die Abhaltung von Religionsunterricht verhindert?


    Es geht nur um die Frage, ob dieser sinnvoll ist, ob er in einen moderne Zivilgesellschaft passt. Solche Fragen darf man stellen. Auch das lässt das Grundgesetz zu. Religionen sind nunmal Überbleibsel misslungener Welterklärungsansätze. Damit hebt sich der Religonsunterricht deutlich von dem ansonsten wissenschaftsbasierten Fächerkanon ab. Trotzdem findet er statt. Wo ist jetzt das Problem?


    Aber ja, das Wort "Taliban" ist hier das Problem...

    Das Wort ist nur das Symptom. Du hast es bewusst in beleidigender und provozierender Form verwendet. Dir passt es nicht, dass die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Religionsunterrichts gestellt wird, und deshalb versuchst du solche Threads zu sprengen. Dergestalt verhältst du dich wiederholt. Genau das ist das Problem. Krieg das in'n Griff, dann können wir diskutieren.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    2 Mal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • In Nds. gibt es momentan einen Schulversuch zu Ehtik/Philosophie in der Grundschule.
    Auch wir haben überlegt, ob wir daran teilnehmen wollen, einige Lehrkräfte waren dafür, andere nicht.


    Derzeit nehmen so gut wie alle Kinder am Religionsunterricht (ev.) teil, auch die anderer Religionen.
    Es werden viele Themen aufgegriffen, in denen es um das Leben miteinander geht, um Inhalte, die alle betreffen (Freundschaft, Trauer, Wert der "Schöpfung"/ des Lebens ..., unterschiedliche Religionen)
    Diese werden in Ethik/Philosophie auch aufgegriffen.
    Bieten wir Alternativen an, schaffen wir selbst eine Trennung der SuS.


    Vermutlich sehe ich das insgesamt nüchterner, weil hier die von Haus aus evangelischen Schüler so gut wie gar nicht in Kirche eingebunden sind, weder die Weihnachts- noch die Ostergeschichte kennen.
    Der Ansatz des Unterrichts muss damit ein ganz anderer sein. Religiöse Erfahrungen kann man darüber schwer vermitteln, wenn Kinder überhaupt keinen Zugang zu Religiösem haben.

  • Schade, dass es jetzt um die unsinnigen Vorwürfe "Atheisten sind wie Taliban" und "Religionen sind nunmal Überbleibsel misslungener Welterklärungsansätze" geht. Beides hat eigentlich mit dem Thema nichts zu tun.


    Es sind übrigens noch Pro- und Contra-Posts beim anderen Thread enthalten.

  • dass es jetzt um die unsinnigen Vorwürfe [...] und "Religionen sind nunmal Überbleibsel misslungener Welterklärungsansätze" geht.

    Inwiefern ist das Unsinn? Welcher Aspekt dieser Beobachtung stimmt nicht, ist unklar oder ungenau? Bitte explizieren, sonst muss der Vorwurf der Unsinnigkeit als Ablenkungsmanöver oder Provokation erscheinen.


    [...] hat eigentlich mit dem Thema nichts zu tun.

    Eben doch. Die Frage, ob es Religionsunterricht an staatlichen Schulen geben soll, ist sehr wohl in dem Kontext dessen, was Religion ist, was sie ausmacht, welche Erscheinungen sie hervorbringt, wie sie sich in die Gesellschaft einbringt, zu beantworten.


    Da Religionen inhaltlich keinerlei Erkenntnisse zu bieten haben, sehe ich eben auch nicht, dass sie etwas liefern, das des Unterrichtens wert ist.


    PS: Den Bezug auf die ungeheuerliche Taliban-Bemerkung habe ich in den Zitaten auch deshalb ausgelassen, weil ich die vorgenommene Parallelsetzung dieser Beleidigung mit einer (womöglich zu kritisierenden) Einschätzung über das Wesen der Religionen bereits als ungehörlich empfinde.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Ich war mehrere Jahre Moderator in diversen Forum, aber in keinem wäre das nicht als Offtopic oder gezielte Provokation durchgegangen (mir fällt nur gerade kein Beispiel ein, wie man Threads zu Computer- oder Rollenspielen so hijacken könnte) und ausgelagert worden.

    Och, zumindestens in den von mir moderierten Liverollenspiel-Foren gab es da durchaus mal die eine oder andere Provokation, auch genau zum Thema hier passend. Bei Rollenspielthemen wäre das der Klassiker "Darf ich im Larp einen Christen/Muslim/andere reale Religion spielen". Da sprudelte auch bei dem einen oder anderen eine erstaunlich extremistisch anmutende Abneigung gegenüber jedweder Religion heraus.

  • (...)Eben doch. Die Frage, ob es Religionsunterricht an staatlichen Schulen geben soll, ist sehr wohl in dem Kontext dessen, was Religion ist, was sie ausmacht, welcher Erscheinungen sie hervorbringen, wie sie sich in die Gesellschaft einbringen zu beantworten.
    Da Religionen inhaltlich keinerlei Erkenntnisse zu bieten haben, sehe ich eben auch nicht, dass sie etwas zu leifern, was des Unterrichtens wert ist.(...)

    Da machst du es dir aber gerade sehr einfach. Wären Religionen derart unsinnig, würden sie nicht in allen Gesellschaften in der einen oder anderen Weise entstehen und eine gewisse Relevanz entfalten. Allein schon dieser Umstand an sich reicht aus, um sich mit Religionen als gesellschaftliches und philosophisches Phänomen auseinanderzusetzen, ganz gleich, wie man am Ende persönlich zu einer oder auch sämtlichen Reliogionen stehen mag. Zu wissen, wie die Religion die die jeweilige Gesellschaft vorrangig geprägt hat "tickt" hilft ganz ungemein, um bis heute fortbestehende historisch bedingte gesamtgesellschaftliche Besonderheiten erkennen und einordnen zu können.
    Ich habe fast 10 Jahre lang Bildungsarbeit im Bereich der interkulturellen Arbeit gemacht. Die Mehrheit der Familien mit denen ich zusammengearbeitet habe sind Muslime. Ich kann mich an keine Arbeitswoche aus diesen 10 Jahren entsinnen, in denen ich den Kindern und Jugendlichen nicht in der einen oder anderen Weise etwas über das Christentum, christliche Gebräuche, Rituale oder auch politischen Einfluss als Folge bestimmter historischer Verwicklungen erklären musste, weil die dahinter stehende Religion den Kindern so unfassbar fremd war, sie so komplett anders sozialisiert waren, als das bei vielen von uns hier im Forum der Fall gewesen sein dürfte, dass z.B. manche Texte im Geschichtsunterricht quasi unverständliches Kauderwelsch darstellten.


    Ich bin mir nicht sicher, was ich persönlich von konfessionellem Religionsunterricht an der Schule halten soll. Bedenkt man aber, wieviele junge Menschen sich religiös radikalisieren lassen, weil die religiöse Unterweisung neben dem Elternhaus lediglich staatlich nicht weiter kontrollierte religiöse Unterweisung in Kirchen, Moscheen, Tempeln aller Art umfasst, finde ich hat das deutsche System, das eben gerade nicht laizistisch ist durchaus seine Vorteile. Ich fände es tatsächlich begrüßenswert, wenn die auch in BW bestehenden Modellversuche für Islamunterricht ebenso in ein Regelangebot überführt werden würden, wie ein alternatives verpflichtendes Ethikangebot für alle SuS, die an keinem der konfessionellen Angebote der Schule teilnehmen möchten. Manche SuS wird man nämlich ganz sicher nicht mit einem überkonfessionellen Ethik- oder Philosophieunterricht erreichen, evtl.aber durchaus als Religionslehrkraft der eigenen Konfession erreichen können und ggf.auch eine beginnende Radikalisierung frühzeitig aufdecken können.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Inwiefern ist das Unsinn? Welcher Aspekt dieser Beobachtung stimmt nicht, ist unklar oder ungenau? Bitte explizieren, sonst muss der Vorwurf der Unsinnigkeit als Ablenkugnsmanöver oder Provokation erscheinen.

    Dazu würde ich gerne ein Zitat von dir verwenden: "Und wenn man nachfragt, kommt dann wieder, dass jemand [k]eine Lust hat, das Quellenmaterial , das er vermutet, auch konkret anzuführen?" Bevor ich also die weitschweifende Begründung liefere, warum Religion kein solches Überbleibsel ist, begründe doch bitte, warum Religion (mehr als zum Beispiel eine atheistische Weltanschauung) ein Überbleibsel misslungener Welterklärungsansätze ist. Denn du hast die Behauptung (die man vielleicht sogar als Provokation ansehen könnte) aufgestellt, ohne sie zu begründen, warum sie wahr und nicht unsinnig ist.


    Ach, jetzt will ich es vielleicht doch versuchen. (Jaja, ich bin inkonsequent.): Natürlich bedarf Religion als Weltdeutung ältere überkommene Weltanschauungen, um eine aktuelle Positionierung zu haben. Sie ist jedoch nicht identisch mit überkommenen Weltdeutungen. Auch mathematische und naturwissenschaftliche Erkenntnisse stehen nicht im luftleeren Raum. Auch sie sind auf misslungene Erkenntnisse der Vergangenheit angewiesen. Von den (anderen) Geisteswissenschaften gar nicht zu sprechen. Deswegen ist doch Mathematik oder Physik kein Überbleibsel misslungener Welterklärungsansätze, sondern deren Einbeziehung und Fortführung. Die Fragen "Wer bin ich?", "Welchen Sinn hat mein Leben?", "Wie soll ich handeln?", "Was darf ich hoffen?", "Gibt es Gott?" sind ja nicht vom Tisch. Und weil diese Fragen uns (und gerade junge Menschen) immer noch beschäftigen, spielt Religion immer noch eine Rolle und ist eben kein Überbleibsel, das bald verschwindet. (Die Säkularisationsthese konnte ja nicht standhalten. Die "Volkskirchen" mögen schwächer werden, aber Religion hat längst andere Formen, ja sogar auch säkulare (!) Formen gefunden.)
    Ja, es sind Weltdeutungsversuche (manchmal vielleicht sogar misslungene), das um ein vernünftiges Weltbild ringt. Das erscheint mir ehrlicher als Menschen, die mir erklären wollen, dass sie zu 100% wüssten, wie die Welt abläuft. (Solche Menschen gibt es übrigens zweifellos auf beiden Seiten!)


    Eben doch. Die Frage, ob es Religionsunterricht an staatlichen Schulen geben soll, ist sehr wohl in dem Kontext dessen, was Religion ist, was sie ausmacht, welcher Erscheinungen sie hervorbringen, wie sie sich in die Gesellschaft einbringen zu beantworten.

    Bitte lies dir die Ausgangssituation nochmal durch: Es ging eigentlich um die Frage um konfessionellen RU oder Religionswissenschaften. Die Frage nach Religion überhaupt war nicht Bestandteil der Diskussion.


    Vielleicht nur ganz kurz: Bereits unsere Diskussion zeigt ja, dass Religion die Gemüter sehr erhitzen kann, sie trotz der These in den 60iger/70iger des 20. Jahrhunderts, dass Religion "verschwindet", sie noch da ist und eher momentan wieder an Bedeutung gewinnt (im Unterschied zu den "Volkskirchen"). Das heißt, dass du damit den folgenden Einwand:


    Da Religionen inhaltlich keinerlei Erkenntnisse zu bieten haben, sehe ich eben auch nicht, dass sie etwas zu leifern, was des Unterrichtens wert ist.

    selbst beantwortet hast.
    Etwas allgemeiner: Vielleicht grenzt du den Begriff "Erkenntnis" zu stark ein. Könnte das sein? Ich finde ja, dass auch Fächer wie Kunst, Musik und Sport eigentlich viel zu kurz kommen.

  • Ich bin mir nicht sicher, was ich persönlich von konfessionellem Religionsunterricht an der Schule halten soll.

    Ja, für mich ist das auch nicht eindeutig. Sicherlich spielt immer die eigene Situation mit hinein, sowohl was den Glauben, als auch was das Einzugsgebiet/ die Lerngruppe anbetrifft.

    Ich fände es tatsächlich begrüßenswert, wenn die auch in BW bestehenden Modellversuche für Islamunterricht ebenso in ein Regelangebot überführt werden würden, wie ein alternatives verpflichtendes Ethikangebot für alle SuS, die an keinem der konfessionellen Angebote der Schule teilnehmen möchten.

    Meiner Meinung nach sollte es so oder so eine Pflicht für ein solches Fach geben oder die Verpflichtung zur Teilnahme an EINEM der Fächer. Wird alternativ nichts angeboten, bedeutet die Abmeldung vom RU nämlich, dass sich die Kinder gar keine Gedanken über Religionen und viele weitere Themen machen (müssen) und sich nicht mit Religionen und Kulturen auseinandersetzen.

    Manche SuS wird man nämlich ganz sicher nicht mit einem überkonfessionellen Ethik- oder Philosophieunterricht erreichen, evtl.aber durchaus als Religionslehrkraft der eigenen Konfession erreichen können und ggf.auch eine beginnende Radikalisierung frühzeitig aufdecken können.

    Wäre der Unterricht überkonfessionell und verpflichtend, müssten sie daran teilnehmen.
    Dennoch können sie natürlich die Inhalte ablehnen oder provozieren.


    Meiner Meinung nach ist es sinnvoller, gemeinsam Themen und Unterschiede aufzugreifen, statt viele kleine Gruppen zu bilden: ev.RU, kath.RU, jüd.RU, islam. Unterricht oder RU, Ethik ... was noch? ... und in fast jeder Religion gibt es dann weitere Konfessionen.


    Ich behaupte, dass die Inhalte der verschiedenen Curricula (wie eigentlich auch Religionen) ähnlich gesetzt sind, weil Antworten auf Selbstkonzept, gesellschaftliche Fragen und eben religiöse Ausrichtung gesucht werden.
    Hinzu kommen Inhalte, die man als religiöse Bildung bewerten kann, die aber ebenso Allgemeinwissen sind, wenn man z.B. den Hintergrund der Feiertage kennt, sich mit Schöpfungsmythen beschäftigt oder mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden von Religionen.

  • Ich bin bei meiner Aussage zur Radikalisierung tatsächlich von zwei sehr konkreten Beispielen ausgegangen, von denen ich in den Osterferien im Familienkreis gehört habe. Das eine betrifft zwei muslimische Jungs - kein Islamunterricht an der Schule, ihre Haltungen fallen eher indirekt im weiteren Unterricht oder Schulleben auf, eine religiöse Autorität die die Jungen respektieren würden als Ausgleich fehlt, den Gegenpol bilden immer nur die "Andersgläubigen"- das andere eine Gruppe christlicher Mädchen, die bereits seit einigen Schuljahren zunehmenden missionarischen Eifer zeigen mit dem klaren Bedürfnis ihre Mitschüler bekehren zu wollen. Der Religionsunterricht erlaubt es nicht nur diesen Mädchen über ihren Glauben zu sprechen, sondern diesem auch alternative Auslegungen und Haltungen im Rahmen ihres Glaubens entgegenzusetzen. Bislang war es dadurch möglich den missionarischen Eifer der Gruppe auf eine mit Argusaugen beobachtete Gebetsgruppe zu beschränken und weiteren Anfragen einen Riegel vorzuschieben, deren Hintergründe dank der Diskussionen im Rahmen des Religionsunterrichts (und nur dort, in allen anderen Schulfächern öffnen diese Mädchen sich offenbar nicht so umfassend bezüglich ihres Glaubens) hinreichend bekannt sind.
    Für mich sind das beides Beispiele die zeigen, dass konfessioneller Religionsunterricht unter staatlicher Aufsicht hilfreich sein kann, um Radikalisierungstendenzen erkennen und in einem gewissen Maß einhegen und ausgleichen zu können.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich behaupte, dass die Inhalte der verschiedenen Curricula (wie eigentlich auch Religionen) ähnlich gesetzt sind, weil Antworten auf Selbstkonzept, gesellschaftliche Fragen und eben religiöse Ausrichtung gesucht werden...

    Die Fragen mögen ähnliche sein, der entscheidende Unterschied zu Ethik ist, dass jeweils verschiedene Antworten gefunden und bewertet werden.


    Bayern schreibt z.B. im Lehrplan Kath. Religion Kl10:
    "Durch das Abwägen von Argumenten aus christlicher Sicht werden die Jugendlichen auf solche Entscheidungssituationen vorbereitet. Sie erkennen, dass Christen dem Einsatz für die Menschenwürde und den unbedingten Schutz des Lebens verpflichtet sind. Konkrete Schritte sozialen Handelns können sie auch außerschulisch erproben.
    ...
    Bedeutung von Gewissen und Gewissensbildung, ethische Maßstäbe einer christlichen Gewissensentscheidung, v. a. Gottebenbildlichkeit des Menschen (Gen 1,27) und unbedingter Vorrang des Lebens, Doppelgebot der Liebe (Mt 22,36-40)

    Soll heißen, bei aller potentiellen Diskussionsfreude der Relilehrer*innen (die hier von einigen einfach mal unterstellt wurde...) soll am Ende rauskommen: Abtreibung ist rundheraus abzulehnen, weil...


    Religion lässt eben keine persönliche Moralentscheidung nach Abwägen aller Informationen zu, sondern gibt Regeln vor.

  • Bei uns hier im Schwarzwald sind sehr sehr viele Kinder katholisch getauft und auch entsprechend geprägt (wie mir im GK-Unterricht immer mal wieder klar wird). Ich sehe nicht, wie man mit solch einer Agenda bei uns Wahlen gewinnen könnte als Politiker. Bei uns wäre bereits Ethikunterricht für alle SuS die nicht am Religionsunterricht teilnehmen oder an einigen Stadtschulen islamischer Religionsunterricht ein echter Fortschritt.


    Hallo CDL,


    das trifft meines Erachtens den Nagel auf den Kopf.
    Solange es in ländlichen Regionen Schulen gibt, wo man kollektiv den katholischen Gottesdienst als Schule besucht (Weihnachten, Schulbeginn etc.), muss eine Einstellung des entsprechenden Unterrichts geradezu absurd wirken.


    Die großen Kirchen leben schließlich (und bis heute sehr gut) von der gesellschaftlichen Anbindung, die über viele Jahrhunderte gewachsen ist und in der Regel von der breiten Masse nicht grundlegend hinterfragt wird. Man geht zwar so gut wie nicht mehr in den Gottesdienst, aber geheiratet wird dann meist doch kirchlich und schaden kann es auch nie, wenn man seinen (privatisierten) Glauben in der Hinterhand behält: Vielleicht gibt es Gott ja doch? Womöglich ist die kath. Kirche doch die allein seelig machende?


    Daher halte ich auch von allzu aggressivem Atheismus nicht viel, denn auf diese Weise wird man die Menschen nicht wachrütteln können. Der Glaube ist häufig ein essentielles Bedürfnis und das kann/sollte man nicht einfach kappen. Mit noch so guten Argumenten schon gar nicht, sonst wäre es kein Glaube.


    Das Dilemma ist halt, dass das kritisch-rationale Denken im Religionsunterricht nicht gewährleistet werden kann und ein äquivalenter Unterricht meist nicht stattfindet. So wird noch lange kein Umdenken erfolgen können und sich die bestehenden Strukturen weiterhin selbst erhalten. Aber es gibt auch Fortschritte (aus sich der Religionskritiker), vielleicht ist es ganz gut, wenn man sich an diesen orientiert und darauf weiter aufbaut, das würde wahrscheinlich viel Explosivität aus der Diskussion nehmen.


    der Buntflieger

  • Die Fragen mögen ähnliche sein, der entscheidende Unterschied zu Ethik ist, dass jeweils verschiedene Antworten gefunden und bewertet werden.

    Ich kann die Kritik nachvollziehen und sehe wohl, was im Lehrplan steht.


    Letztlich steht und fällt es dann mit der Lehrkraft.
    Tatsächlich kann ich auch im RU unterschiedliche Antworten finden und sie beleuchten.
    Dass man die ethischen Maßstäbe einer christlichen Gewissensentscheidung darlegt, bedeutet nicht, dass dies die allein genannten sind.

    Soll heißen, bei aller potentiellen Diskussionsfreude der Relilehrer*innen (die hier von einigen einfach mal unterstellt wurde...)

    ... kann man die Position der Kirche nennen und dennoch darlegen, dass der Mensch eine persönliche Entscheidung trifft.
    Auch "Glauben" ist nicht eindimensional!

  • Soll heißen, bei aller potentiellen Diskussionsfreude der Relilehrer*innen (die hier von einigen einfach mal unterstellt wurde...) soll am Ende rauskommen: Abtreibung ist rundheraus abzulehnen, weil...

    Nein. Du kannst nicht einfach Dinge aus dem Lehrplan betonen und andere überlesen, z.B. Gewissen und Gewissenbildung, sprich Vorrang des Gewissens


    Ich zitiere im Bezug auf die Abtreibung aus dem Lehrplan plus Klasse 10 (RS)


    • nehmen die Bedrohung der Menschenwürde in Grenzsituationen zu Beginn und am Ende des Lebens wahr und formulieren unter Berücksichtigung des biblischen Menschenbildes und der christlichen Ethik eigene Standpunkte.


    Religion lässt eben keine persönliche Moralentscheidung nach Abwägen aller Informationen zu, sondern gibt Regeln vor.

    Religion will ein ethischer Orientierungspunkt sein, aber das will die normative Ethik auch. Auch Ethik muss Werte vermitteln und kann nicht beliebig im Raum stehen lassen, ob nun eine Frau weniger wert ist als ein Mann. Ich möchte den Ethiklehrer sehen, der alle moralische Entscheidungen gleichgültig nebeneinander stehen lässt.

  • Vielleicht hilft es auch mal zu trennen zwischen dem katholischen Kathechismus im Besonderen und dem Christentum im Allgemeinen. Das mag von außen betrachtet marginal wirken, ist aber in vielen Bereichen ein gewaltiger Unterschied. Wer also über Beispiele diskutieren mag die auf das gesamte Christentum bezogen werden, sollte sich die Mühe machen zu prüfen wie andere christliche Schulen mit der Frage umgehen, aber eben auch die Kontroversität innerhalb der selben Glaubensrichtung nicht vergessen. Gerade bei Fragen der Empfängnisverhütung und Abtreibung scheiden sich bereits innerhalb der katholischen Kirche die Geister, in der evangelischen Landeskirche wird dann auch tatsächlich teilweise (je nach Landeskirche) anders damit umgegangen.


    Ich fremdel persönlich durchaus stark mit dem katholischen Katechismus, eine meiner aufgeschlossensten Kolleginnen ist aber beispielsweise katholische Religionslehrerin. Diese hat mich ganz ungeachtet von Missio, Landeskirche und Co.ganz selbstverständlich unterstützt, als ich für eine Schülergruppe ein Projekt zur Auseinandersetzung mit Homesexualität vorbereitet habe. Mir ist klar dass das so gar nicht ins Bild der bösen katholischen Kirche passt, aber die Welt ist halt komplexer als nur schwarz-weiß, da lohnt es sich zu differenzieren statt einfach mal pauschal abzuurteilen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Vielleicht hilft es auch mal zu trennen zwischen dem katholischen Kathechismus im Besonderen und dem Christentum im Allgemeinen.

    Ich hab 5 Sekunden in einen x-beliebigen katholischen Lehrplan geschaut und genau das gefunden. Ich finde sicher innerhalb von Sekundem noch mehr Beispiele. Und nein, die Unterscheidung hilft nicht, denn es gibt eben katholische Religionslehre, die mit der katholischen Kirche von Katholiken unterrichtet wird. Darum gehts, nicht darum, ob jeder seinen Glauben privat individuell auslegt und hie und da Abstriche macht.


    ... beispielsweise katholische Religionslehrerin. Diese hat mich ganz ungeachtet von Missio, Landeskirche und Co.ganz selbstverständlich unterstützt, als ich für eine Schülergruppe ein Projekt zur Auseinandersetzung mit Homesexualität vorbereitet habe. Mir ist klar dass das so gar nicht ins Bild der bösen katholischen Kirche passt, aber die Welt ist halt komplexer als nur schwarz-weiß, da lohnt es sich zu differenzieren statt einfach mal pauschal abzuurteilen.

    Auch hier, es geht nicht um Frau Müller, die dich bei einem Projekt unterstützt und auch nicht darum, ob die katholische Kirche böse wäre. Es geht um das Fach und was es staatlich legitimiert vermitteln soll.

  • Ich hab 5 Sekunden in einen x-beliebigen katholischen Lehrplan geschaut und genau das gefunden. Ich finde sicher innerhalb von Sekundem noch mehr Beispiele. Und nein, die Unterscheidung hilft nicht, denn es gibt eben katholische Religionslehre, die mit der katholischen Kirche von Katholiken unterrichtet wird. Darum gehts, nicht darum, ob jeder seinen Glauben privat individuell auslegt und hie und da Abstriche macht.(...)

    Dir ist aber bewusst, dass mit "Christentum im Allgemeinen" nicht die private Auslegung von dir, mir oder sonst jemanden gemeint war, sondern der Umstand, dass es hier im Thread um Religionsunterricht im Allgemeinen geht (nicht nur um katholischen Religionsunterricht) und man dafür dann zumindest mal auch den ebenfalls stattfindenden evangelischen Religionsunterricht berücksichtigen muss mit durchaus unterschiedlichem Katechismus, der sich auch in vermittelten Werten ablesen lässt bei allen Gemeinsamkeiten. Weiter gefasst dürfte man sich bei einer Auseinandesetzung die derart allgemein gefasst ist dann durchaus die Mühe machen sich auch mit orthodoxen Glaubensrichtungen zu befassen (um zumindest mal den großen Richtungen des Christentums gerecht zuwerden), aber eben auch die Bildungspläne weiterer schulisch unterrichteter religiöser Richtungen wie Islam oder Judentum mit einbeziehen in die eigene Wertung, die man den Ethikplänen gegenüberstellen könnte, nur um festzustellen, dass es viele Aspekte gibt, die all diesen Bildungsplänen gemein sein werden.


    Es könnte sich lohnen, mehr als 5sek.zu investieren, um vielleicht nicht nur nach Argumenten zu suchen, die dein bereits getroffenes Urteil unterstützen, sondern auch Aspekte wahrzunehmen, die diesem widersprechen und mit denen eine Auseinandersetzung sich ebenfalls lohnt. Kontroversität kann ja etwas sehr Schönes sein, vorausgesetzt man möchte sie aushalten.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Kontroversität kann ja etwas sehr Schönes sein, vorausgesetzt man möchte sie aushalten.

    Naja, bei Grundsatzfragen gibt's halt kein "ein bisschen gut, wenn die richtigen Leute die richtigen Entscheidungen treffen". Im Politikunterricht wird sehr bewusst Wert darauf gelegt, Jugendliche nicht zu beeinflussen, in keinem Lehrplan fände man die Unterstützung einer konkreten Partei und ihrer Ideologie.
    Insofern: ja klar könnte ich mich mit dem jüdischen Glauben nochmal auseinandersetzen und mit den Shiiten im Allgemeinen und den Hindus im Besonderen. Den evangelischen kenne ich bereits, ich war selbst evangelisch. Aber damit umschiffst du elegant das Thema, um das es hier geht: Sinnhaftigkeit von Religionsunterricht, im Sinne des konfessionell gebundenen. Ich sehe einfach, dass viele Geburtschristen sich nicht vorstellen können, dass Religion Privatsache ist, weil sie es nicht anders kennen. Gerade Baden-Württemberg: Ein Dorf katholisch, eins evangelisch, so wie's haöt schon immer war... ;)

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