Nach dem Matheabi ist vor der Online-Petition

  • In den Medien hört man von verschiedenen Seiten die Parole, doch erst mal die Ergebnisse abzuwarten. Falls der Schnitt dem vorheriger Jahrgänge entspräche, sei doch alles in Ordnung und falls nicht, könnte der Schnitt angehoben werden.


    Das Pferd wird so aufgezäumt, dass die durchschnittliche Note darüber entscheidet, ob die Prüfung zu schwer war, oder nicht.


    Man erinnere sich auch an das Englisch Abi vom letzten Schuljahr, als die Ministerin in B.-W. vollstes Vertrauen an ihre Lehrer hatte, so zu korrigieren, dass der gleiche Schnitt wie immer rauskommt - auch falls die Aufgaben tatsächlich zu schwer gewesen sein sollten (was ja auch geschehen ist).

  • Zitat

    So schwierig war das Mathe-Abi in Berlin


    In Bayern und Hamburg beklagen Abiturienten, das [sic!] ihre Mathe-Prüfungen zu schwierig gewesen seien.
    ...
    Und Berlin? Halten sich die Proteste bislang in Grenzen. War das Abitur hier einfacher als andernorts? Diesen Verdacht gibt es seit Jahren.

    https://www.tagesspiegel.de/be…i-in-berlin/24309418.html



    Naja, zumindest das Deutsch-Abitur kann in Berlin dann ja wohl nicht so schwierig sein...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Auf der Seite der Tagesschau gibt es ein Interview mit Milad Fahimi, der das aufgreift, was hier auch genannt wird:
    Seiner Einschätzung nach seien die Aufgaben zwar nicht mathematisch schwieriger gewesen, aber der Text unverständlich formuliert und die Aufgaben didaktisch ungünstig aufgebaut.



    Dort wird auch gesagt, dass gar nicht klar sei, ob alle die gleichen Aufgaben bearbeitet haben, weil aus einem Aufgabenpool gewählt würde, was durchaus zu unterschiedlichen Aufgaben führen könne.

  • Auf der Seite der Tagesschau gibt es ein Interview mit Milad Fahimi, der das aufgreift, was hier auch genannt wird:
    Seiner Einschätzung nach seien die Aufgaben zwar nicht mathematisch schwieriger gewesen, aber der Text unverständlich formuliert und die Aufgaben didaktisch ungünstig aufgebaut.


    Kleines Beispiel:
    Unteraufgabe mit 11 BE, 1. Teilaufgabe beginnt mit Operator: "Weisen Sie nach, dass...". Der Nachweis ist Grunde simpel, der Teil wird nur mit 1 BE gepunktet, was 2,5 Minuten Arbeitszeit entspricht. Das ist für die Schüler aber nicht zu erkennen, weil die Binnenverteilung der BE nicht angegeben ist und "Weisen Sie nach... " als Operator signalisiert den Schülern einen hohe Qualität der erwarteten Argumentation (und wird in der Regel bei AB3 verwendet), so dass die Schüler teilweise 2 Spalten zu dem Teil schreiben, weil sie denken, dass es so einfach nicht sein kann. Hätte man stattdessen "Begründen Sie..." oder "Zeigen Sie..." geschrieben, wäre das nicht passiert. Das sind einfach Anfängerfehler, die ich bei meinen ersten Klausuren auch mal gemacht habe, aber ein erfahrener Lehrer muss so etwas antizipieren können. Kleinigkeiten, aber ähnliche Punkte könnte ich mindestens ein dutzend finden.



    Dort wird auch gesagt, dass gar nicht klar sei, ob alle die gleichen Aufgaben bearbeitet haben, weil aus einem Aufgabenpool gewählt würde, was durchaus zu unterschiedlichen Aufgaben führen könne.


    Wobei in den letzten Jahren die Aufgaben, die ich persönlich besonders schlecht fand, immer aus dem gemeinsamen Aufgabenpool waren.

  • Den Namen habe ich noch nie gehört. Was macht der so und warum taucht der in der Tagesschau auf?

    Nein,
    hatte ich auch nicht.


    Er ist Hamburger und hat eine Firma gegründet, die seit 10 Jahren Ma-Nachhilfe für Abiturienten anbietet.


    Vermutlich hätte man auch jemand anderen fragen können, z.B. von der Dt. Mathematiker-Vereinigung (Mathe-Olympiaden, Mathe im Advent) oder einen Mathematik-Professor einer Universität,
    allerdings ist nicht klar, ob diese die Abi-Aufgaben der letzten Jahre überblicken.

  • Kleinigkeiten, aber ähnliche Punkte könnte ich mindestens ein dutzend finden.

    Für mich zeigt sich da deutlich der Zusammenhang zwischen Sprache und Fachlichkeit,
    die Diskussion wurde im Forum über zugewanderte Lehrkräfte mit geringen Deutschkenntnissen geführt.


    Es reicht bei Lehrkräften nicht, Mathematik zu beherrschen, wenn man es sprachlich nicht vermitteln kann.

  • Ich denke, @Moebius deutet einige Probleme in den aktuellen Aufgabenstellungen an (Operatoren in Beziehung zu Broteinheiten, Zeitbedarf (Zeit pro Aufgabe / Zeit pro Operator), ...). (Ist natürlich ein wenig bundeslandabhängig.)


    Klar kann man darüber diskutieren, dass das Abitur schon gar nichts mehr wert ist. Die SuS heutzutage verweichlicht sind. Oder was auch immer.


    Spannend sind doch die Aussagen der Kollegen, die die aktuellen Aufgaben kennen, ihre SuS während der Bearbeitung beobachtet haben, gesehen haben, ob irgendwer vor Ende der Bearbeitungszeit abgegeben hat.
    Spannend sind Aussagen der Kollegen, die angefangen haben, die Klausuren zu korrigieren. Und die auch einschätzen können, wer da Probleme mit den Aufgaben hatte (ob das nur die "Luschen" waren oder auch die "Überflieger").


    Und dann kann man hinterfragen, wo das Problem liegt. Zumindest einer hier in der Diskussion scheint einen direkten Einblick in Aufgaben und Bearbeitung zu haben. Bei vielen anderen liest sich das nach Allgemeinplätzen (ich hoffe, ich tue jetzt keinem Mathematiker mit Abikurs Unrecht)...


  • Das Ende des Artikels:

    "Dass es aber offensichtlich eine enorme Diskrepanz zwischen dem Niveau der Abituraufgaben und jenem des Unterrichts gibt, gehört zu den verheerenden Folgen der Inflationierung der Allgemeinen Hochschulreife und der Abwertung niedriger Bildungsabschlüsse. Wenn jeder das Abitur erlangen soll, die Anforderungen im Unterricht dafür gesenkt, in den Abituraufgaben aber wieder hochgeschraubt werden, kann diese Rechnung nicht aufgehen. Das Nachsehen haben am Ende die Schüler – und dabei wird ihnen ihre gerade zur Schau getragene unwissende Wut wenig helfen.
    "


    Falls der Notenschnitt auch dieses Jahr so sein wird, wie die Jahrgänge zuvor, geht die Rechnung aber eben doch auf. Business as usual.

  • https://www.sueddeutsche.de/ba…-abi-stochastik-1.4435583
    Die Stochastikaufgaben aus Bayern.
    Meine Kollegen verstehen die Aufregung nicht. Aufgaben seien völlig im Rahmen und zu schaffen. Bei der Aufsicht war auch nix von Panik oder Überforderung zu merken. Ich habe im Anschluss an die Prüfung ein paar Schüler getroffen, die wirkten auch sehr aufgeräumt. Aber das war auch vor Bekanntwerden der Petition.

  • Ich sehe auf den ersten Blick wenig Schnittmengen zwischen Niedersachsen und Bayern. Im Teil ohne Hilfsmittel sind zwei Teilzugaben identisch, im Hauptteil gibt es Überschneidungen bei der 1. Stochastikaufgabe. Die scheinen also aus dem übergreifenden Pool zu stammen.

  • Aus der Sicht eines betroffenen Mathematikkehrers an einem bayerischen Gymnasium: Analysis fand ich so leicht wie seit langem nicht mehr und das ist die Hälfte der gesamten Prüfung. In Stochastik und Geometrie waren teilweise Aufgaben dabei, die sehr knifflig waren aber allesamt im Rahmen, nur in der Summe zu viele davon. Das führte dazu, dass die guten Schüler nicht ihre gewohnten 1er Noten erzielten. Für andere Schüler, die eh nicht auf die schwierigen Aufgaben angewiesen waren, war die Prüfung gut machbar und sie konnten ihre üblichen bzw angestrebten Noten schaffen.
    Aus meiner Sicht ist eine Petition völlig überzogen und unangebracht. Zumal da so viele auf den Zug aufspringen, die die Prüfung nicht gesehen, geschweige denn beurteilen können.
    Dennoch ist es gerechtfertigt sich mal mit der Aufgabenkultur in diesen Prüfungen auseinander zu setzen. Zunehmend werden sie textlastiger, pseudo-anwendungsbezogen und länger.
    Außerdem liegt es gerade im Trend, dass Schüler sich politisch öffentlich engagieren und da kommt so eine Petition medial natürlich gelegen.

  • Dennoch ist es gerechtfertigt sich mal mit der Aufgabenkultur in diesen Prüfungen auseinander zu setzen. Zunehmend werden sie textlastiger, pseudo-anwendungsbezogen und länger.

    Das ist ja in NRW schon spätestens seit 2017 der Trend. Ich habe den Eindruck, dass das in Bayern bis vor kurzem noch nicht so wahr und dort eher die "typischeren" Aufgaben vorherrschen.


    Dann textlastige Aufgaben vorgesetzt zu bekommen wirft Schüler aus dem Konzept, auch wenn mathematisch nichts dahinter ist.

  • ...was ist eigentlich so schwer daran zu begreifen, dass es - PISA hin oder her - nichts hilft, die Abiturquote durch Abwerten zu erhöhen? Wenn die SuS zu dämlich sind, machen sie eben kein Abi. Haben eh an der Uni nix verloren.
    Nur muss dann endlich mal wer der Industrie/den Arbeitgebern einhämmern, dass sie eben keine Abiturienten als Azubis brauchen.


    Und natürlich müssen nicht-akademische Jobs auch vernünftig bezahlt werden.


    Damit wäre das alles kein "Problem".

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
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  • ...was ist eigentlich so schwer daran zu begreifen

    Was ist eigentlich so schwer daran, die allgemeine "Die Schüler sind zu dämlich und das Abi eh zu leicht"- Diskussion in dem extra dafür abgetrennten Thread zu führen und diesen hier für die inhaltliche Diskussion über das Mathe Abi zu lassen?

  • ...was ist eigentlich so schwer daran zu begreifen, dass es - PISA hin oder her - nichts hilft, die Abiturquote durch Abwerten zu erhöhen? Wenn die SuS zu dämlich sind, machen sie eben kein Abi. Haben eh an der Uni nix verloren.
    Nur muss dann endlich mal wer der Industrie/den Arbeitgebern einhämmern, dass sie eben keine Abiturienten als Azubis brauchen.


    Und natürlich müssen nicht-akademische Jobs auch vernünftig bezahlt werden.


    Damit wäre das alles kein "Problem".

    Ich finde manche Aussagen hier wirklich nicht angebracht für Lehrkräfte bzw. Akademiker im Allgemeinen.


    Ich sehe es zwar ähnlich, dass man es immer auch die Möglichkeit geben muss in der Schule zu scheitern. Wenn jemand an einer Prüfung oder sonstigem scheitert, dann muss das aber am fachlichen Mangel liegen und nicht an Spitzfindigkeiten in der Aufgabenstellung.


    Außerdem gibt es viele Gründe wieso jemand in der Schule scheitert. Das einfach auf den Intellekt eine Schülers zu schieben ist doch etwas zu einfach meinst du nicht?


    Wenn bei dir irgendwas schief geht möchtest du sicher auch nicht, dass irgendjemand, der dich nicht mal kennt, daraus ein Urteil zu deiner Intelligenz bildet oder?

  • Das sehe ich ähnlich. Ich finde das immer richtig schlimm zu lesen (nicht nur in diesem Thread).
    Seit geraumer Zeit frage ich mich schon, wie man derart abfällig über Schüler schreiben kann. Man könnte die Kernaussagen mit gemäßigter Wortwahl ebenso treffen.

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