Nach dem Matheabi ist vor der Online-Petition

  • Dann will ich euch dazu mal was sagen - auch wenn das jetzt etwas OT ist:


    Jonesy traut sich, anzuecken. Nennt es meinetwegen "Ruhrpottcharme". Komischerweise erreiche ich damit bei unseren SuS weit eher etwas, als irgendwelche "Heititei"-KuK. Weil authentisch. Weil ich Höflichkeit und Heuchelei auseinanderhalten kann. Aus dem gleichen Grund, wieso Schimanski ein "ernstzunehmender" Tatortkomissar war. Ja, wenn irgendwas Scheiße ist, dann sag ich das auch, ich hab das auch schon mitten in ner Konferenz gemacht. Es gibt KuK, die finden das schlimm, aber es gibt auch genausoviele, die es ähnlich sehen, nur den Mund nie aufbekommen. Eben wegen solcher Heititei-KuK.
    Mir egal. Ich muss MICH noch im Spiegel ansehen können.
    Und ich hol mir keine Magengeschwüre, indem ich alles nur schlucke.
    Mein SL hat damit keine Probleme, und der Rest meines Kollegiums - so um die 60 Nasen - weiß mich einzuordnen. Und auch zu verstehen, wie welche Reaktion einzuordnen ist.


    Du kommst zu deinen SuS besser "durch" wenn du ihre Sprache sprichst.
    Was verstehen die wohl eher:
    - Du bist für xyz geistig zu minderbemittelt
    - Du bist für xyz schlicht zu dämlich
    Auf den ersten Blick ist das erste vielleicht "höflicher", wirkt aber für den betreffenden u.U. erst recht aufgesetzt.
    Denkt mal drüber nach.


    So. Bitte nicht persönlich nehmen, aber wer nur mit Wattebäuschchen wirft, darf sich nicht wundern, wenn er nix bewirkt...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Zumindest ist das nicht die Sprache *meiner* Schüler. Weder das eine noch das andere.

  • glaube ich dir sofort - die sprechen wohl eher Schwyzerdütsch, oder?

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Wenn jemand an einer Prüfung oder sonstigem scheitert, dann muss das aber am fachlichen Mangel liegen und nicht an Spitzfindigkeiten in der Aufgabenstellung.

    Naja. Wenn man diese "Spitzfindigkeiten" in der Aufgabenstellung nicht erkennt, dann kann man das IMHO durchaus als fachlichen Mangel ansehen.

  • vielleicht sollte man auch drüber nachdenken, dass vor allem der medienwandel und die damit schnelle mobilisierungsfähigkeit von sus dafür sorgt, dass jetzt so ein aufstand ist. abitur schwankt immer in der qualität der aufgaben von jahr zu jahr. ich denke nicht, dass das vor zehn jahren oder so sehr viel anders war. ich glaube nicht, dass wir hier wirklich über ein richtiges sachproblem reden. unsere waren jetzt, nach dem, was ich in der aufsicht am freitag so gesehen habe, nicht besonders arg gestresst. die bereits fertig korrigiert habenden berichten von 15 punkten bei sehr guten sus, aber auch von 0 punkten im stochastik-teil bei so fleißigen, mittelguten sus, die dafür im leichten analysisteil sehr gut waren. da das abi für alle gleich war, gleicht sich das dann wieder aus. jetzt momentan halten die sus ein zehntel ihrer abinote für das wichtigste in ihrem leben für immer, in einem jahr sehen sie das viel gelassener, in fünf jahren ist es ein thema für nach zehn beim bier.


    vielleicht wäre es eher angebracht, von der absurden abiturquote und dem gefühlten druck auf den sus zu reden, der vor allem daher kommt, dass in deutschland bildung immer noch und immer mehr als einziger weg neben erbschaft zu sozialer absicherung gesehen wird (und es defacto wohl auch ist). stichwort neoliberalismus, sozialstaat bzw. dessen abbau, steigende mieten, fortschreitende stratifizierung der gesellschaft...

  • Dazu mal eine kleine Anekdote aus dem Jahre 1999: Bio LK Abi in Bayern, bei der Aufgabe zur Evolutionstheorie sollte man anhand einer Zeichnung entscheiden, ob das abgebildete Viech nun ein Vogel oder ein Reptil sei. Die Zeichnung war so dermassen beschissen, dass selbst unsere Lehrerin nicht wusste, was das sein soll. Sie entschuldigte sich danach bei uns mit den Worten, sie habe sich bei der Wahl der Prüfungsaufgaben zwischen Pest und Cholera entscheiden müssen, der zweite Prüfungsvorschlag sei genauso daneben gewesen. Natürlich hatten auch wir zur Vorbereitung sämtliche Alt-Klausuren aus dem Abitrainer durchgeackert. Die Prüfung, die wir bekommen hatten, glich keiner einzigen davon. Ich war über die 4 Semester in der Kursstufe immer im sehr guten zweistelligen Bereich im Bio LK dabei, in der Abi-Klausur hatte ich gerade so noch 10 Punkte, alle anderen im Kurs waren einstellig. Das hatte nichts mit "fachlichem Mangel" zu tun, die Aufgabenstellung war einfach scheisse. Solche Aussetzer gab's vor 20 Jahren schon. Der Unterschied zu heute: Damals musste man höchstens für Medizin oder Jura den NC schaffen und das wollte von uns sowieso keiner studieren. Darum hat sich über so eine Kacke auch keiner beschwert. Zumal das Abi im Mathe LK so dermassen geschenkt war, dass ich selbst ohne die Stochastik Aufgaben zu bearbeiten (dazu hatte ich keine Lust) auf 12 Punkte kam.


    Ich habe noch mit Leuten studiert, die in Hessen & Co Haus-Abi gemacht hatten, über die wir Bayern immer fleissig gelästert hatten, wie doof die doch sicher alle sind mit ihrem geschenkten Abi. Was haben wir uns auf unsere zentralen Prüfungen nur eingebildet, wurde uns ja auch 9 Jahre lang eingeimpft, dass das der absolute Goldstandard und absolut Niveau Niveau. Zentralabi trainiert Äffchen, nichts weiter als das. Habe ich im Studium dann auch recht schnell bemerkt, dass die Leute aus Frankfurt und Darmstadt im Gegensatz zu uns doofen Bayern das Denken und nicht nur die Reproduktion von Schema F gelernt hatten. Ich hab mir mal das von Ratatouille verlinkte Youtube-Video angeschaut und die Kommentare unten drunter gelesen. Meine Güte, wie peinlich. "Das war ganz anders als die 100 Jahre davor, voll gemein!!!" :sterne:

  • ... dass in deutschland bildung immer noch und immer mehr als einziger weg neben erbschaft zu sozialer absicherung gesehen wird (und es defacto wohl auch ist). stichwort neoliberalismus, sozialstaat bzw. dessen abbau, steigende mieten, fortschreitende stratifizierung der gesellschaft...

    Ich fordere ein bedingungsloses Grundeinkommen von 3000€ netto für alle, die das Mathe-Abi nicht geschafft haben. Wäre ja sonst voll gemein... Kevin, übernehmen Sie!


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    Einmal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • Zunehmend werden sie textlastiger, pseudo-anwendungsbezogen und länger.

    Das ist halt diesem blöden Modell der vollständigen Handlung geschuldet. Ich komme zwar nicht aus dem Abitur-Bereich sondern hauptsächlich aus der Dualen Ausbildung, aber auch dort haben wir mit den extrem langatmigen Texten enorme Probleme. Wo es früher hieß: "Bau einene Lichtschalter und zwei Steckdosen an die Wand für den Hobbyraum im Keller. Zudem steht dort noch eine Standbohrmaschine, die mit 16A Drehstrom angeschlossen werden muß", wird heute langatmig eine Familie präsentiert und das ganze Einfamilienhaus beschrieben. Schüler, die der deutschen Sprache nicht absolut mächtig sind, und davon gibt es im Handwerk viele, die trotzdem richtig was auf dem Kasten haben, scheitern an diesen Aufgaben reihenweise. :(

  • Was verstehen die wohl eher:
    - Du bist für xyz geistig zu minderbemittelt
    - Du bist für xyz schlicht zu dämlich
    Auf den ersten Blick ist das erste vielleicht "höflicher", wirkt aber für den betreffenden u.U. erst recht aufgesetzt.

    Meine Kurzform davon: "Abi? Dat wird nix!" ... verstehen sie auch.

  • naja die Aussagen sind beide anmaßend, beleidigend und unpassend.


    Natürlich muss man authentisch sein, aber dabei darf man nicht Respektlos werden. Wenn was nicht passt kann man das sachlich besprechen. Wem helfen solche Aussagen denn?

  • Abi 2000 , Bio, eine Zelle soll beschriftet werden, leider war die Kopie so schlecht, dsss man nur sehr schwer erkennen konnte ob es eine Tier-oder Pflanzenzelle ist.

  • naja die Aussagen sind beide anmaßend, beleidigend und unpassend.
    Natürlich muss man authentisch sein, aber dabei darf man nicht Respektlos werden. Wenn was nicht passt kann man das sachlich besprechen. Wem helfen solche Aussagen denn?

    Watte hilft aber leider auch nicht.
    Ich hab schon mit Schülern zu tun gehabt, die von ihrem Umfeld immer suggeriert bekommen haben, dass sie ja wirklich 100% ganz sicher toll und klug sind. Die waren aber einfach nur minderbemittelt bzw „nicht so klug“. Aber Abitur machen wollen. Und da bring mal solchen Menschen (und dem elterlichen Umfeld) bei, dass der Kronsohn eben nicht der neue Einstein ist.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Ich sitze gerade dran. Mein Eindruck (Niedersachsen, EA): Die Aufgaben waren machbar, es waren aber wohl zu viele.


    Generell haben sich seit der Einführung des Pflichtteils (eine Stunde Bearbeitungszeit im EA hier in NDS) die Aufgaben des Wahlteils nicht in gleichem Maße verkürzt, sie sind eher gleich lang geblieben. Dadurch steht für den Wahlteil dann effektiv eine Stunde weniger zur Verfügung.


    Da ich Aufgabenweise korrigiere, habe ich noch keine Endergebnisse. Ich habe aber bisher bei allen Aufgaben auch fehlerfreie Lösungen dabei. Ferner auch sehr schwache Lösungen, wie das halt immer so ist.


    Das Abitur vor 3 Jahren war aber definitiv schlimmer!


    Einziger Haken diesmal: Das ist in Niedersachsen der letzte G8-Jahrgang. Wer durch's Abi fällt, muss 2 Jahre länger machen, das ist nicht so lustig.

  • Update: Ich habe jetzt meine Musterlösung zur Drohnenaufgabe gemacht. Ich habe dafür ca. 45 min gebraucht, diese Aufgabe war definitiv zu lang (die Schüler haben dafür ca. 1 h Zeit, typischerweise gilt bei mir ein Faktor von 2 bis 3 in der Oberstufe).

  • Und das war noch die leichtere der beiden lin. Algebra Aufgaben.
    Schau dir mal die Aufgabe mit den beiden Gleichungen im anderen Vorschlag an, es ist mir ein Rätsel, wie man so eine Aufgabe in einer Abiklausur stellen kann. Sie bringt 5 BE und der Lösungsweg findet ausschließlich im Kopf der Schüler statt. Im Ergebnis müssen vier Striche im Material eingezeichnet werden. Mal abgesehen vom Anforderungsniveau: die Aufgabe ist umkorrigierbar, sie lässt praktisch keine Differenzierung zu.

  • Ich habe mir jetzt auch diese Aufgabe vorgenommen. Du hast recht, die ist wirklich völlig bescheuert.


    Der blödeste Teil sind wirklich die beiden Gleichungen.


    Der Anfang ist auch blöd, weil man das Offensichtliche begründen soll.


    Das mit der Geradenschar ist dämlich, in der Musterlösung wird der Punkt ja nur "erraten". Glück hat man, wenn man drauf kommt, Ebene und Geradenschar gleichzusetzen, dann landet ein Parameter im Nenner, und die Lösung ist nicht definiert, wenn dieser Parameter Null ist. So kommt man konstruktiv auf die Lösung.


    Der Schaden hielt sich in Grenzen, nur die wenigsten haben diese Aufgabe gewählt, und da sie ohnehin kaum noch Zeit hatten, habe ich mich jedenfalls nicht dumm und dämlich dran korrigiert.


    Insgesamt bleibe ich bei meiner Meinung: Im EA Kurs war das Abi insgesamt zu lang, aber nicht wirklich zu schwer. Es wäre aus meiner Sicht nicht völlig abwegig, 5 bis 10 Punkte aus der Wertung zu nehmen.


    Im Grundkurs waren an unserer Schule die Probleme sehr viel deutlicher. Wie war das bei Euch?

  • Reaktion aus HH:


    "


    Mathe-Abitur:
    Schüler können ihre Note in mündlicher Prüfung verbessern


    Anfang Mai hatten Schülerinnen und Schüler aus ganz Deutschland gegen die Abiturklausuren im Fach Mathematik protestiert. In Hamburg hat sich nach Rücksprache mit Lehrkräften aller Schulen und ersten Korrekturen jetzt gezeigt, dass die schriftliche Prüfung auf erhöhtem Niveau (früher „Leistungskurs“) angemessen war, auf grundlegendem Niveau (früher „Grundkurs“) jedoch tatsächlich relativ schwer war, verglichen mit den Klausuren der letzten Jahre. Die Schulbehörde hat vor diesem Hintergrund entschieden, alle Mathe-Klausuren normal zu werten - allerdings bekommen die rund 1.200 Abiturienten, die die Klausur auf grundlegendem Niveau geschrieben haben, die Gelegenheit, ihre Note in einer mündlichen Prüfung zu verbessern.
    Hamburg verwendet seit 2017 im schriftlichen Mathe-Abitur nur noch Aufgaben aus dem so genannten „bundesweiten Aufgabenpool“, die von Mathematik-Experten aller Bundesländer gemeinsam erarbeitet wurden. In diesem Jahr waren die Aufgaben in zwei der insgesamt vier Klausuren jede für sich betrachtet zwar anspruchsvoll, aber im Niveau noch angemessen. In der Summe jedoch waren sie für die zur Verfügung stehende Bearbeitungszeit zu umfangreich. Deshalb ist damit zu rechnen, dass diese Klausuren eine Note schlechter ausfallen werden. Für die betroffenen Schüler würde sich dadurch die Abitur-Gesamtnote um 0,083 verschlechtern. Wer beispielsweise mit einem Notendurchschnitt von 2,30 gerechnet hatte, würde nun einen Schnitt von 2,38 erzielen. Diese mögliche Verschlechterung können Hamburgs Schüler jetzt versuchen auszugleichen.
    Mit der Möglichkeit einer mündlichen Nachprüfung folgt Hamburg der Empfehlung der Kultusministerkonferenz. Diese hatte den Ländern geraten, im Falle einer deutlichen Abweichung der Klausurergebnisse vom langjährigen Mittel zur Sicherung der – auch langjährigen – Vergleichbarkeit länderspezifische Maßnahmen zu ergreifen. In den Beratungen wurde allerdings davon abgeraten, den Bewertungsmaßstab für die bundeseinheitlichen Aufgaben zu verändern und stattdessen besser auf länderindividuelle Anpassungen wie Nachschreibeklausuren oder mündliche Prüfungen zurückzugreifen.

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