Ich bin total schockiert - Lehrer wird von Schülern provoziert, bis er die Beherrschung verliert.

  • Ist die Frage ernst gemeint? Wieso sollte irgendjemand so arbeiten wollen? Wieso lässt man sowas mit sich machen?

  • Wie man zu dem Fall liest, soll der Lehrer durch rassistische und sarkastische Bemerkungen aufgefallen sein. Ich wüsste da wirklich gerne mehr, um mir eine Meinung bilden zu können.


    Klar ist für mich nur, das Verhalten der einen Seite entschuldigt nicht das der anderen und umgekehrt.

  • Ist die Frage ernst gemeint? Wieso sollte irgendjemand so arbeiten wollen? Wieso lässt man sowas mit sich machen?

    Das liegt an der deutschen Lehrerausbildung: Man hat halt beruflich als ausgebildeter Lehrer kaum eine adäquate Alternative. Insofern halte ich das Schweizer-Modell mittlerweile für besser (erst ein reines Fachstudium, danach Spezialisierung als Lehrer).


    Und die "Quereinsteiger" an deutschen Schulen machen das nur in den wenigsten Fällen aus "Berufung", sondern weil sie in ihrem ursprünglichen Beruf nicht reüssieren konnten.


    Gruß !

  • Nun können sich aber leider nicht hunderte von Kollegien auflösen, die an Schulen arbeiten, wo oben aufgeführte Dinge Alltag sind.


    Doch!



    Das liegt an der deutschen Leherausbildung: Man hat halt beruflich als ausgebildeter Lehrer kaum eine adäquate Alternative.

    Ich wäre 1. lieber arbeitslos als so eine Scheisse mitzumachen und 2. handelt es sich im vorliegenden Fall um einen Seiteneinsteiger.

  • Nein, damit muss ich nicht rechnen. Absolut nicht. Die Typen wären mir schon gar nicht erst so nahe gekommen wie im Video zu sehen ist. Die müssten wenn damit rechnen, von mir eine aufs Maul zu bekommen. Aber eigentlich auch das nicht, denn ich würde an dieser Schule mit diesen Schülern unter diesen Bedingungen gar nicht arbeiten. Natürlich trägt auch der Kollege seinen Teil dazu bei, der überhaupt willens ist, sich in eine solche Situation zu begeben.

    Es gibt solche Klassen nunmal, zumindest in Deutschland und Österreich. Und irgendwer muss sie beschulen. Dass es dort nur aushält, wer sich durchsetzen kann oder es zu lernen bereit ist, bedeutet nicht, dass jemand, der das nicht kann, allein gelassen werden darf. Der Schulleiter hat die Verantwortung und muss reagieren.

  • ... Was wäre denn die Alternative?


    Ist die Frage ernst gemeint? Wieso sollte irgendjemand so arbeiten wollen? Wieso lässt man sowas mit sich machen?

    Meine Frage nach der Alternative war eher in Bezug auf die Schüler gedacht.

    Nun können sich aber leider nicht hunderte von Kollegien auflösen, die an Schulen arbeiten, wo oben aufgeführte Dinge Alltag sind.

    ... und es wird nicht besser dadurch, dass SuS, die derart agieren, keinen Unterricht erhalten.

  • Völlig inakzeptable Zustände.


    Meiner Meinung sollte mindestens folgendes gemacht werden:

    • Schulleitung austauschen. Wenn sowas möglich ist, liegt definitiv (auch) ein Führungsversagen vor. Keine respektvolle Schulkultur, keine funktionierenden Konfliktsysteme, mangelhafte Betreuung/Unterstützung von Seiteneinsteigern? Konsequenz bei Regelverstößen von Schülern?
    • Lehrer fortbilden (und vermutlich sein Kollegium auch). So etwas greift nicht um sich bzw. bleibt unbemerkt, wenn alle hingucken. Der Kollege selbst braucht dringend Handlungsalternativen um solche Situationen zu verhindern. Die Probezeit des Kollegens sollte nach entsprechender Fortbildung ggf. verlängert werden.
    • Schüler von der Schule entfernen und Tätergruppe vereinzeln.
  • Dass es dort nur aushält, wer sich durchsetzen kann oder es zu lernen bereit ist, bedeutet nicht, dass jemand, der das nicht kann, allein gelassen werden darf. Der Schulleiter hat die Verantwortung und muss reagieren.

    Ja.
    Aber woher soll die SL Stunden nehmen, einen zusätzlichen Lehrer in die Klasse zu schicken, wenn die Schule ohnehin schon nicht ausreichend mit Lehrerstunden versorgt ist und es zudem keinerlei zusätzliche Stunden für die Einarbeitung von Seiteneinsteigern gibt?


    Hospitationen werden immer wieder als gutes Instrument genannt, allerdings hat keine Schule Stunden übrig, um Hospitationen ermöglichen zu können.


    Welche anderen Möglichkeiten hätte die SL denn, eine Lehrkraft zu unterstützen?
    Es beläuft sich zumeist auf Beratung oder Zusammenarbeit mit KollegInnen außerhalb des Unterrichts.

  • Dass es dort nur aushält, wer sich durchsetzen kann oder es zu lernen bereit ist, bedeutet nicht, dass jemand, der das nicht kann, allein gelassen werden darf. Der Schulleiter hat die Verantwortung und muss reagieren.

    Das stimmt absolut. Der Kollege, der da in dem Video zu sehen ist, trägt aber auch Verantwortung für sich selbst. Niemand muss sich so behandeln lassen.



    Es gibt solche Klassen nunmal,

    Es sollte sie nicht geben und das ist unser aller Problem.


  • Welche anderen Möglichkeiten hätte die SL denn, eine Lehrkraft zu unterstützen?

    In weniger schwierigen Klassen einsetzen, häufiger in weniger Klassen einsetzen, den Kollegen immer wieder sagen, dass Fehlverhalten besprochen werden darf und soll, Klassenleiter in die Pflicht nehmen, Verhaltensverstöße zu sanktionieren, Quereinsteiger Erziehungsmassnahmen an die Hand geben, auf Eltern anrufen bestehen, Sonderelternabend einberufen, Schüler zusammenfalten und jeden Vorfall einzeln sanktionieren, Schüler, der im Zimmer Feuer macht anzeigen und der Schule verweisen...

  • Ich finde das alles richtig, sehe das als Aufgabe von Schule, Kollegium und Schulleitung und weiß, wie wichtig es ist.



    Aber auch das hat dort Grenzen, wo die Personaldecke so dünn ist, dass der Kernunterricht nicht abgedeckt werden kann und eine Menge Unterricht über Vertretungspersonal oder Quereinsteiger erteilt werden muss.

    DAS geht alles auch auf Kosten anderer KollegInnen.



    (...) den Kollegen immer wieder sagen, dass Fehlverhalten besprochen werden darf und soll,
    (...)


    Quereinsteiger Erziehungsmassnahmen an die Hand geben,
    (...)

    DAS erfordert gemeinsame pädagogische Arbeit, die Zeit braucht.


    Und genau an der Stelle macht sich dann doppelt bemerkbar, wenn wenig Personal in den Schulen ist.
    Dass dies gerade Schulen mit schwierigem Schülerklientel treffen kann, muss ich nicht erklären, verschärft sich dann aber gegenseitig.
    Da braucht es zusätzlichliches Personal und zwar nicht, wie in Mikaels Beitrag, auf Kosten der anderen, sondern zusätzlich und zu Gunsten der Lehrkräfte, die sich dieser schwierigen Aufgabe annehmen.
    Und auch nicht, um über Jahre Konzepte zu schreiben, sondern um ein Team zu haben, dass akut mit vereinten Kräften die Probleme anpackt und gemeinsam interveniert, sodass zunächst die Lehrkräfte nicht mehr allein stehen. DANACH kann man dann Konzepte überlegen und grundlegende Konsequenzen etc. aufstellen und implementieren.


    Da es vielerorts schon schlimm ist, bräuchte es mMn auch eine Möglichkeit für Lehrkräfte,
    - Hilfe zu beantragen, die von außerhalb kommt
    - eine Rechtsberatung zu erhalten
    - eine Supervision zu erhalten
    - ein Coaching zu erhalten


    Viel zu oft bleibt der Schwarze Peter bei der Schule selbst und allein.
    Wenn das Land vernünftige Arbeit in Schulen erwartet, muss es den Kollegien auch entsprechende Mittel zur Verfügung stellen. Das bezieht sich auf Personal wie auch auf Rückendeckung bei derartigen Fällen.

  • Was hätte ich anstelle des Kollegen im Film gemacht? Den Job hingeschmissen. Der Mann ist für diesen Beruf, mindestens aber für die Schulform nicht geeignet. Sowas muss man sich nicht antun.

    Was ich mich gerade frage: wäre denn überhaupt jemand bei so einer Schülerschaft wie im Video für diesen Beruf geeignet? Oder anders ausgedrückt: Glaubt irgendjemand hier, dass er/sie diese Leute gezähmt bekommen hätte?


    Was hätte der Lehrer denn tun sollen, offensichtlich hat ja alles nicht gefruchtet. Das mit dem Spucken - OK, das war womöglich zu viel. Aber was sonst? Einfach aus dem Klassenzimmer laufen und gehen?

  • Neue Schulleitung, Schule umbenennen, Lehrerzuweisung verdoppeln, massenhaft Psychlogen und Sozialarbeiter einstellen, zusätzlich 20 Millionen Euro in die Schule investieren für Wellness-Zonen u.ä., damit sich die Schüler nicht so gestresst fühlen

    Also meine Medizin wäre:

    • Schulleitung bleibt an der Schule und wird angehalten den Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen-Katalog auch mal voll auszuschöpfen. Gleiches gilt für die Stellen oberhalb der Schulleitung, die dann auch einen Verweis von allen Schulen des Landes aussprechen können.
    • Schüler werden bei Vergehen rigoros in andere Schulen versetzt. Und wenn sie dann alle 2 Wochen in einer anderen Schule sind, dann ist das eben so.
    • Abänderung der Gesetze zurpck zur Fassung von 1970 oder 1950. Nicht, daß man die Gesetze dann auch anweden muß, aber das man sie anwenden könnte.
    • Wiederaufbau von Förderschulen für "Schwererziehbare".
    • Keine Kuschel- oder Erlebnispädagogik sondern die schnelle Vorführung beim Jugendrichter und mal ein paar Tage Jugendarrest

    Was die letzten Punkt angehte angeht, habe ich so eine Förderschule, von denen es immer weniger gibt, mal selber von innen sehen dürfen. Die hatten keine Gitterstäbe, dafür aber sehr stabiles Panzerglas. Außerdem bestand die Klassenstärke aus 6 Schülern und zusammen mit dem Lehrer kamen immer zwei Bodyguards in die Klasse.


    Ja, ich bin Verfechter der Null-Tolleranz-Strategie. Seit wann ich das bin? Seit ich als Refi als Zeuge mitbekommen habe wie ein Halbstarker aufgrund einer 5 meiner Kollegin gedroht hat: "Ich weiß wo dein Sohn zur Schule geht..." und dann auch noch den Namen, die Klasse und die Schule genannt hat. Im Nachgang habe ich erfahren, daß die Daten stimmten. Sie hat ihm daraufhin im Affekt die Vorderzähne rausgeschlagen.


    Meiner Meinung nach ist das Hauptproblem, daß in manchen sozialen Schichten heute Strafen nicht mehr durchsetzbar sind. Jemand, der schon auf Hartz 4 ist, den juckt eine Geldstrafe nicht. Gepfändet werden kann ja eh nichts. Gleichzeitig muß jeder von uns Angst um seine Pension haben. Die Folgen sind für uns also wesentlich drastischer.

  • Wenn man mal ein wenig weiterrecherchiert, wird dieser Fall immer mysteriöser:



    Wien. Dieser Fall wird immer unfassbarer: Nachdem ein Video öffentlich wurde, in dem eine Teenie-Bande der HTL Ottakring auf einen Lehrer losgeht und dieser sich mit einer Spuck-Attacke wehrt, tauchen immer mehr Details und neue haarsträubende Vorwürfe auf. Der Lehrer selbst sagt, monatelang von den Schülern gemobbt worden zu sein. Allerdings wurde er – das angebliche Mobbing-Opfer – von der Schul-Direktion suspendiert.
    Daraufhin formierte sich eine Gruppe in den sozialen Medien, die den Lehrer unterstützen. Sie fordern ihrerseits den Rücktritt des Direktors. Die Facebook-Gruppe "Wir fordern: Rücktritt der Direktion der HTL Ottakring" hat innerhalb von wenigen Tagen 10.000 Mitglieder.

    Neue Vorwürfe
    Diese Online-Community ist es auch, die mit neuen Vorwürfen aufhören lässt. Der Gruppen-Admin erzählt Berichte von Schülern, die er schriftlich vorlegen könnte. Die Anschuldigungen darin sind schwer: Lehrer-Kollegen sollen demnach die Schüler zu den Mobbing-Aktionen gegen den Lehrer angestiftet haben. So schreibt der Gruppen-Admin: "Die Schüler aus den Videos (Anm. Mobbing-Videos siehe unten) sollen von - ACHTUNG (!!!) DEN ANDERERN LEHRERN dazu ermutigt worden sein, diesen Lehrer aus der Schule zu mobben. Mehrfach haben außerdem die Lehrer vor den Schülern über diesen Lehrer abgelästert, so die beiden Schüler. Deshalb soll es am Anfang auch nur eine schnelle Suspendierung des Lehrers gegeben haben, die ausgesprochen wurde und die Schüler hätte man beschützt, dass quasi nicht zu viel passiert für ihr Fehlverhalten."


    Geiselhaft. Inzwischen hat sich auf Facebook eine Initiative mit Tausenden Anhängern gebildet, die den Lehrer unterstützen (siehe unten). ÖSTERREICH sprach mit deren Initiator, der Schüler der Schule kennt. „Es ist skurril, dass eine Gruppe Jungs sich über Monate unglaubliche Entgleisungen herausgenommen und die gesamte Schule in Geiselhaft genommen hat.“ Der Direktor habe den Schülern nur halbherzig Grenzen aufgezeigt und dem Lehrer nicht den Rücken gestärkt.



    Quelle: https://www.oe24.at/oesterreic…hwere-Vorwuerfe/378798233

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