NRW: Schlechte Noten in Klasse 5 Gymnasium

  • Hallo Ihr lieben,
    ich habe eine private Frage an die User aus NRW. Zwei Kinder meiner Freundin sind im letzten Sommer ins Gymnasium gekommen. Bei der älteren von beiden läuft es auch so durchschnittlich, aber bei der jüngeren gibt es Probleme. Die war wohl in der Grundschule eine Überfliegerin und hat die 4. Klasse übersprungen, um zusammen mit ihrer Schwester am Gymnasium anzufangen (ich halte vom Überspringen von Klassen und Vorziehen von Prüfungen grundsätzlich nichts, das ist aber ein anderes Thema). Leider sind ihre Noten nicht so gut, im Schnitt so 3-4 mit Tendenz nach schlechter, wobei ich beim Üben feststelle, dass sie es meistens vorher kann. Ich denke, der Hauptgrund sind da Anpassungs- und Umstellungsprobleme. Jetzt meine zwei Fragen, weil ich da im Schulrecht so gar nicht drin bin:
    1. In der Schule ist es wohl so üblich, dass Schüler, die in der 5. Klasse schlechter als 3 in den Hauptfächern sind, an die IGS verwiesen werden. Ist das überhaupt rechtlich möglich gegen den Willen der Eltern?
    2. Besteht in der 5. Klasse die Möglichkeit einer freiwilligen Wiederholung? Gibt es da Fristen einzuhalten?


    Danke schonmal :)

  • Auf die Schnelle:
    1. Die Kinder dürfen bis Ende Klasse 6 bleiben. Es gibt kein Sitzenbleiben am Ende der 5.
    2. Auf Antrag darf die 5.Klasse wiederholt werden. Die Klassenkonferenz muss dem aber nicht zustimmen.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Auch auf die Schnelle Ergänzung zu 1:
    Die 5/6 ist die "Erprobungsstufe".
    Wen die Schule danach rauswirft, kann dagegen nicht vorgehen, also "Elternwille" ist da schlicht irrelevant.
    Wenn es vorher bemerkt wird, kann da auch schon vorher Schicht im Schacht sein, das passiert aber eher bei SuS, die wirklich nicht ans Gymnnasium gehören (und besser gar nicht erst dort angemeldet worden wären).

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Auch auf die Schnelle Ergänzung zu 1:
    Die 5/6 ist die "Erprobungsstufe".
    Wen die Schule danach rauswirft, kann dagegen nicht vorgehen, also "Elternwille" ist da schlicht irrelevant.
    Wenn es vorher bemerkt wird, kann da auch schon vorher Schicht im Schacht sein, das passiert aber eher bei SuS, die wirklich nicht ans Gymnnasium gehören (und besser gar nicht erst dort angemeldet worden wären).

    Danke :)


    Gibt es da einen Notendurchschnitt, der erreicht werden muss?

  • Nee.
    Zwischen 5 und 6 ist es "alles egal" (laut Gesetz, ich weiß gar nicht, ob eine Schule sich ihre eigenen Regeln machen darf, ich glaube nicht).
    Am Ende der 6 (und in den höheren Stufen):
    (Kurzfassung)
    - Eine 5 im "Hauptfach" (D, E, M, 2. FS) kann mit einer 3 in einem weiteren Hauptfach ausgeglichen werden.
    - eine 5 in einem NF ist noch okay, außer in Kombi mit einem "Hauptfachproblem"

  • Wenn man in Englisch eine 5 und eine 3 in Mathe, sowie eine 4 in Deutsch und evtl. Franz, dann ist man gut durch.
    Wenn man eine 5 in Geschichte und überall nur 4er hat, ist man auch durch.
    Wenn man aber beide Sachen kombiniert (Englisch 5, Mathe 3, Geschichte 5 und überall 4), dann muss man eine Nachprüfung entweder in Englisch oder in Geschichte machen.


    https://www.schulministerium.n…sregelungen-Gymnasium.pdf

  • Wenn man aber beide Sachen kombiniert (Englisch 5, Mathe 3, Geschichte 5 und überall 4), dann muss man eine Nachprüfung entweder in Englisch oder in Geschichte machen.

    Beim Übergang von Klasse 6 nach 7 ist keine Nachprüfung möglich.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Am Ende der 6 ist nur der Schulformwechsel möglich.

    Kann statt des Schulformwechsels auch wie bei einer Nichtversetzung das Jahr wiederholt werden?

  • Am Gymnasium (da kenne ich mich aus) kann man innerhalb der Orientierungsstufe (5. oder 6. Klasse) nur in ganz besonderen Fällen wiederholen. Auf ANtrag der Erziehungsberechtigten würde die Klassenkonferenz darüber beraten. Gründe wären zb ein Todesfall in der Familie, ein langer Krankenhausaufenthalt, usw.. aber nicht "kommt mit der Vorpubertät nicht zurecht".


    Zum konkreten Fall: Hat das Mädchen die 4. Klasse übersprungen, weil sie eine Überfliegerin war und überall eine 1 hatte oder (auch), weil sie auf Hochbegabung getestet wurde und man es ihr auch zugetraut hat. Je nachdem wie die "neue" Schule drauf ist, ist es natürlich auch schwer, mit so einem kleinen Knirps, der vermutlich emotional echt anders drauf ist, umzugehen. Der Sprung von der 4 zu 5 macht bei uns einigen zu schaffen, weil sie mehr lernen müssen, der inhaltlich/fachlich größere Sprung kommt zur 6. Klasse, weil wir noch die 2. Fremdsprache bisher in Klasse 6 haben und Mathe wohl "komplexer" wird.
    Inhaltliche Schwierigkeiten sollten zum Nachdenken geben, Anpassungsschwierigkeiten sollten aber beobachtet werden. Eine Wiederholung würde aber bedeuten, dass sie aus ihrer Klassengemeinschaft raus wäre, was widerum auch doof wäre, wenn sie ein Jahr lang gebraucht hat.


    Sollte sie hochbegabt sein (oder ein Test anstehen): Könnte es eine Art (unbewusste) "Rebellion", weil sie sich zum Teil langweilt (zusätzlich zu vielen neuen Sachen in ihrem Leben)? Dann empfehle ich den Besuch einer Beratungsstelle.

  • Das letztere könnte tatsächlich der Fall sein - dann ist u.U. dieses Gymnasium nicht "fordernd" genug (klingt unlogisch, aber ich war ja selbst so eine, hab auch nur drei Grundschujahre und an nem "harten" Gymnasium hats dann wunderbar geklappt).


    Mehr kann ich aus den bisherigen Infos auch nicht basteln...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Sollte sie hochbegabt sein (oder ein Test anstehen): Könnte es eine Art (unbewusste) "Rebellion", weil sie sich zum Teil langweilt (zusätzlich zu vielen neuen Sachen in ihrem Leben)? Dann empfehle ich den Besuch einer Beratungsstelle.

    Ist ein interessanter Punkt, da habe ich noch gar nicht dran gedacht! Danke für den Input!!!

  • dann hier als weiterer Impuls: Hochbegabung bedeutet keinesfalls, dass das Kind überall gute Noten haben muss und alles toll findet, sondern dass (sehr vereinfacht) die Lernwege schneller und in der Regel kreativer sind, usw.. Also erstmals ein bisschen einlesen :-)

  • dann hier als weiterer Impuls: Hochbegabung bedeutet keinesfalls, dass das Kind überall gute Noten haben muss und alles toll findet, sondern dass (sehr vereinfacht) die Lernwege schneller und in der Regel kreativer sind, usw.. Also erstmals ein bisschen einlesen

    Das wusste ich schon, aber ich habe ja im normalen Leben eher weniger mit Hochbegabten zu tun :P

  • ...klingt einfach nach einem sehr jungen kind für gym. ich würde ihr zeit geben, allerdings ihr auch sehr deutlich machen, dass sie an eine "langweiligere" (oder "noch langweiligere") schulform wechseln wird, wenn sie nicht lernt und mittut und auch dinge erledigt, die ihr in dem moment wenig oder keine freude bereiten - konkrete ziele gemeinsam formulieren, konsequent durchsetzen, je nachdem, wo momentan die probleme sind. ggf. aufmerksamkeits- und konzentrationstraining. etwas mehr führung schadet meiner erfahrung nach bei echten hochbegabten gar nichts, solange man auf augenhöhe altersgemäß kommuniziert. das alles in enger absprache und zusammenarbeit mit allen lehrkräften, aber nicht mit "anna ist ja hochbegabt, deshalb...", sondern "ich mache mir sorgen um anna. sie ist ja ein jahr jünger als ihre klassenkameraden und daher sozial-emotional noch nicht so weit wie die meisten. wir haben den eindruck, dass sich das auch auf ihr lern- und arbeitsverhalten auswirkt. wir hatten x und z geplant, um sie hier mehr zu unterstützen. was denken sie darüber?"


    die allerallermeisten hochbegabten sind aber eher keine underachiever, wenn ich da die studien noch richtig im kopf habe.


    bei uns ist es so, dass sich i.a. die meisten 5er um weihnachten rum eingewöhnt haben und sich dann auch notenmäßig dort einpendeln, wo sie sich eben einpendeln. fast (!) immer sind noten konstant schlechter als 3 vor der pubertät wo auch immer bei uns grund zur expliziten beratung in richtung schulformwechsel (realschule). hier scheint aber wirklich ein einzelfall vorzuliegen. aber das ist wirklich ein seltener einzelfall vs. allgegenwärtiger elternehrgeiz und völlig überforderte kinder. insofern verstehe ich das vorgehen der schule sehr und würde nicht raten, auf konfrontation zu gehen, sondern das gespräch zu suchen.

  • Ich würde v.a. erstmal im Gespräch mit den Lehrkräften evaluieren, was deren Meinung nach das Hauptproblem ist. Du schreibst, dass sie es beim Üben eigentlich kann. Vielleicht hat sie einfach noch ein Problem mit Testsituationen und kann dann in Klassenarbeiten nicht zeigen, was sie eigentlich kann. Oder sie macht nur das, wozu sie Lust, weil ihr die anderen Aufgaben zu langweilig sind.
    Und dann ist natürlich auch wichtig, dass sie versteht, wie wichtig mündliche Mitarbeit im Unterricht ist. Vielen Kindern ist das gar nicht so klar und beteiligen sich zu wenig, obwohl sie eigentlich alles wissen.

  • Die war wohl in der Grundschule eine Überfliegerin und hat die 4. Klasse übersprungen, um zusammen mit ihrer Schwester am Gymnasium anzufangen (ich halte vom Überspringen von Klassen und Vorziehen von Prüfungen grundsätzlich nichts, das ist aber ein anderes Thema). Leider sind ihre Noten nicht so gut, im Schnitt so 3-4 mit Tendenz nach schlechter, wobei ich beim Üben feststelle, dass sie es meistens vorher kann.

    Bei denen, die Überspringen oder Überflieger sind, ist es so, dass sie vieles ohne weiteres Üben erlernen und abbilden können. Das führt aber auch dazu, dass sie keine Lernstrategien entwickeln müssen, was sich erst erheblich später bemerkbar macht. Wenn das Kind die Inhalte kann, ist es aber offenbar nicht an dem Punkt.


    Sind die Inhalte zu einfach, kann das Kind abdriften und sich im Unterricht vor Langeweile andere Beschäftigung suchen oder schlicht abschalten. Das ist auch bei jüngeren so, wobei man sie mit anderen Aufgaben "wecken" kann. Dies, wie auch das Herausfordern, ist bei jüngeren Kindern aber erheblich einfacher, sodass man dann deutlicher sehen kann, was das Kind leisten kann, wenn es will. Neben anderen Aufgaben eigenen sich z.B. auch PC-Programme dafür gut, weil die Kinder sich dabei nicht so stark kontrollieren (können), wenn man bei diesen Programmen als Lehrkraft die Ergebnisse und möglichst auch die Bearbeitungszeit einsehen kann.


    Natürlich kann es auch ganz andere Gründe geben: die veränderte Situation, andere Unterrichtsstile, eine erheblich größere Klasse, eine andere soziale Situation in der Klasse, die Komponente, plötzlich nicht mehr der Überflieger zu sein, sondern 3en und 4en zu erhalten, Sehnsucht nach Freunden, ...

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