Gesund bleiben bzw. werden

  • Trotzdem müsste sie die Kinder aus dem Hort abholen, weil der Mann wahrscheinlich nicht um 17 Uhr zu Hause ist.


    Ich trau mich schon kaum noch was zu schreiben, weil ich befürchte, dass ich als absolute Rollenverfechterin dastehe, was ich echt gar nicht bin... Ich will nur ein paar kritische Aspekte einbringen...
    In der Realität ist es doch letztlich fast immer so, dass die Frauen doppelt belastet sind, sich so fühlen, oder wenn nicht, ein schlechtes Gewissen haben. Kann anders sein, ist dann auch toll, aber nicht alltäglich.


    Auf jeden Fall braucht man Zeit für sich selbst. Einen gesunden Egoismus wahrscheinlich.
    Und den Tipp, sich nicht über Aufgaben zu ärgern, sondern sie bewusst zu erledigen und wahrzunehmen, fand ich auch gut. Hab ich heute umgesetzt: war außerhalb unterwegs mit schwerer Tasche 30 Minuten zu Fuß zum Bahnhof und anstatt mich darüber zu ärgern, hab ich mich gefreut , Zeit für mich zu haben und über das schöne Wetter.

  • Ich bin auch keine Rollenverfechterin. Wir haben uns für gar nichts entschieden. Als das erste Kind kam, war mein Mann noch Student, ich habe das Geld verdient, Kind war vormittags bei der Tagesmutter. Während Promotion mit halber Stelle, aber doppelter Anwesenheit meines Mannes am Institut habe immer noch ich das meiste Geld verdient. Es kamen noch 2 Kinder und endlich nach 2 Bundeslandwechseln ein erster anständiger Job für meinen Mann.
    Meine Kinder sind wahrscheinlich älter als eure, Kita, Nachmittagsbetreuung in der Schule gab/gibt es nicht. Dafür muss ich auch nie nachmittags in der Schule sein. Großeltern waren immer mehrere hundert km entfernt. Das meiste blieb/bleibt an mir hängen.
    Meine Entlastung holte ich mir in Teilzeitarbeit (18 Stunden, jetzt 25), da mein Mann ja dann auch mal was verdiente.


    Sicherlich ist das bei jedem anders. Es gibt wohl keine allgemeingültige Lösung.

  • @MarlenH mit biologisch begründet, meinte ich, dass es ja tatsächlich nunmal so ist, dass Frauen die Kinder austragen, auf die Welt bringen und stillen. Das heißt also, dass Frauen in der Tat mehr Zeit für Aufgaben im Haushalt mit Kindern aufwenden.
    Die Bindung zur Mutter ist rein biologisch also auch schon mal eine ganz besondere und kann nicht durch die Zuwendung des Vaters in allen Bereichen ersetzt werden.

    Und das begründet dann auch, dass die Frau/Mutter qua biologischer Bestimmung einkauft, Wäsche macht, aufräumt, abwäscht, den Müll rausbringt, putzt, den Garten in Ordnunghält, kocht etc? Neee! Und auch der Vollerwerbsvater, der abends nach Hause kommt, kann im Haushalt anpacken und die Frau entlasten.


    Die sog. Mental Load, die Frauen tragen ist überbordend. Lese dir bitte mal Comic "You should have asked" der französischen Zeichnerin Emma durch. Der bringt das Problem fast aller Frauen auf den Punkt.

  • hui du machst es dir ja einfach. Gehst du auch so mit deinen Lerngruppen um? Meinst du echt es dreht sich alles um dich?

  • hui du machst es dir ja einfach. Gehst du auch so mit deinen Lerngruppen um? Meinst du echt es dreht sich alles um dich?

    Das findest du also "einfach".
    Mag sein.
    Ich nenne das konsequent und durchdacht.
    Einfach nochmal den letzten Absatz lesen und verinnerlichen.
    Deshalb - und nur deshalb - kann das funktionieren.
    Denn wenn das Fundament zusammenkracht, bricht auch der Rest zusammen.


    Aber lass es mich mal ein wenig bildlicher darstellen...
    Wir stellen uns mal unseren Organismus vor - als Haus, ich denke, das kann jeder.
    Da ist was richtig teures drin, nennt sich Leben - also "teure Einrichtung".
    Damit das keiner klaut oder kaputtmacht, haben wir da eine Schließanlage - das Immunsystem.
    Und damit wir auch merken, falls da trotzdem wer versucht einzubrechen, gibts auch ne Alarmanlage - dargestellt durch diverse Symptome, von Lymphknoten angefangen über Histaminausschüttung zu was nicht noch.


    So. Spielen wir das Szenario mal durch. Irgendein Störfaktor, sei es Bakterium, Virus, oder auch ne übermäßige Ladung Stress, will da einbrechen und Randale machen.
    Alarmanlage geht los - heißt, es gibt zB Kopfschmerzen, dir wird kotzübel, dir läuft die Nase, du bekommst Durchfall, was weiß ich...
    Was macht man bei einem solchen "Einbruch"? Entweder reingehen und den Störenfried wieder rauswerfen, oder, wenn man das alleine nicht kann, die Polizei rufen, ja?
    Aber was machen denn viele?
    Die sind von den Symptomen so genervt, daß sie gegen die Symptome irgendwas einwerfen, weil das ja gerade stört - im übertragenen Sinne drehen sie der Alarmanlage den Saft ab, weil die ja so laut trötet...
    ...und tun nix weiter...
    ...und wundern sich dann, wenn irgendwann die Bude leer ist.


    Merkst du was?
    Und... kleiner Tip... wer auf seinen Organismus hört... entwickelt über die Zeit ein sehr robustes Immunsystem. Da beißen sich die "Einbrecher" dann die Zähne dran aus... dann geht die Alarmanlage gar nicht erst an.
    Ich kann es dir nur von mir sagen - die Gelegenheiten, wo ich mal "krank gemeldet" bin, also wirklich nen gelben Zettel einreiche, die kannst du rot im Kalender anstreichen.
    Aber der Grundstein dafür ist eine entsprechende Lebenseinstellung.
    Erst kommst du selbst. Wenn du in Ordnung bist, kannst du dich dann um das nächste kümmern.
    Alles andere ist chronisch ungesund.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Das stimmt schon. Da muss ich dir wirklich recht geben.


    Und im Prinzip profitiert ja auch die ganze Familie von einer Mutter, die seelisch und körperlich im Gleichgewicht ist. Die Kinder kommen wahrscheinlich bei fast allen Eltern gefühlsmäßig immer an erster Stelle. Deshalb wahrscheinlich der Protest oben. Nur haben die halt auch mehr von der Mama, wenn sie psychisch und physisch in Ordnung ist, und nicht jahrelang knapp am Burnout vorbeischrappt.


    Kochen kann man reduzieren (für mich ist es lästige Pflicht, kein Hobby): Spiegelei und Spinat, Nudeln mit Soße, Reis mit Gemüsepfanne, Milchreis... ich koche abends nur Sachen, die mich höchstens 30min beschäftigen. Mittags gibt es bei uns Reste oder kalt (weil alle unterschiedlich heimkommen).
    Haushalt ist bei uns ein Problem, da hilft mir auch Marie Kondo nicht weiter mit ihren Theorien, weil die bei uns nicht funktionieren. Aber: Ich versuche, unter der Woche einfach drüber wegzusehen. Ich habe kein Problem damit, abends fernzusehen, wenn die Wohnung nicht aufgräumt ist. Aufräumen / putzen tun wir am Wochenende. Und hoffen, dass freitags keine Gäste kommen.


    Die zwei Beispiele oben machen mir kein schlechtes Gewissen, aus genau dem Grund, denn Miss Jones nennt: Ich weiß, dass ich Abstriche machen muss, um nicht krank zu werden, und dann mache ich die eben. Fertig.

  • Vor allem - kein Perfektionismus, wo er nichts bringt.
    Ich lebe nicht in einem Museum.
    Vor längerer Zeit kam mal sehr überraschend mein Vater bei mir zu Besuch.
    Und meinte sowas wie "Wie siehts denn hier aus?"
    Ich hab geantwortet "bewohnt. Ist kein Museum. Wenns dich stört - da steht der Mop, da steht der Staubsauger, ich habe genug anderes zu tun."
    Und rate mal wer geputzt hat.
    Ich wars sicher nicht... ich hab nur was leckeres gekocht, und sonst gar nix.


    btw @Kathie - länger als ca ne halbe Stunde koche ich auch nicht für mich alleine, oft geht das sogar schneller, ist aber auch ne Frage des "gewusst wie" und ner funktionellen Küchenlogistik. Ich koche häufig mediterran oder asiatisch, da brauche ich nur eine Pfanne oder einen Wok, und selbst ein klassisches "Jägerschnitzel mit Fritten (übrigens handgeschnitten und nicht aus der TK) geht in ca 20 Minuten. Am längsten braucht die Jägersauce.
    Und wenn ich selber koche, weiß ich, es schmeckt, weiß ich was drin ist, es ist günstiger, leckerer und gesünder als der ganze Fertigpampf... ich koche auch nicht mit "Päckchen", mal abgesehen ab und an von Fond (denn der dauert einfach zu lange).
    Klar, es hilft, daran Spaß zu haben.
    Aber einfach mal auspprobieren...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

    2 Mal editiert, zuletzt von Miss Jones ()

  • @MarlenH mit biologisch begründet, meinte ich, dass es ja tatsächlich nunmal so ist, dass Frauen die Kinder austragen, auf die Welt bringen und stillen. Das heißt also, dass Frauen in der Tat mehr Zeit für Aufgaben im Haushalt mit Kindern aufwenden.

    Boah. Evolutionspsychologie auf derart vulgärem Niveau habe ich schon lange nicht mehr gelesen! :S

  • Und das begründet dann auch, dass die Frau/Mutter qua biologischer Bestimmung einkauft, Wäsche macht, aufräumt, abwäscht, den Müll rausbringt, putzt, den Garten in Ordnunghält, kocht etc? Neee! Und auch der Vollerwerbsvater, der abends nach Hause kommt, kann im Haushalt anpacken und die Frau entlasten.

    Ich hab nie was anderes behauptet.



    @Meerschwein Nele ich weiß nicht, was daran jetzt vulgär sein soll? Vielleicht werde ich hier von einigen falsch verstanden oder ihr habt alle ganz wunderbar organisierte Paare mit Kindern in eurem Umfeld... in meinem Umfeld kann ich allerdings nur sagen, dass die Frauen mit Kindern und Job in meinem Umfeld extrem belastet sind. Wenn dann jemand daher kommt und ernsthaft nicht versteht, warum junge berufstätige Mütter oft doppelt belastet sind, frage ich mich in welcher Welt ihr lebt... Natürlich sind Männer und Frauen in gleichen Teilen an der Kindererziehung beteiligt... aber Frauen tragen körperlich (und das meine ich mit biologisch) doch ne total große Aufgabe mit sich rum. Nicht nur während der Schwangerschaft.
    Ja und wenn sich das dann phasenweise so ergibt dass der weibliche Elternteil ein paar Monate zu Hause stillt, macht sie bestimmt irgendwas im Haushalt... darf man das hier nicht sagen? Verstehe ich nicht. Frauen sind doch keine Gebärmaschinen.

  • ...


    In der Realität ist es doch letztlich fast immer so, dass die Frauen doppelt belastet sind, sich so fühlen, oder wenn nicht, ein schlechtes Gewissen haben....

    Fast immer weiß ich nicht, aber sehr oft. Und ich finde nicht, dass es so bleiben muss :)


    ...Sicherlich ist das bei jedem anders. Es gibt wohl keine allgemeingültige Lösung.

    Klar, Lebensmodelle sind verschieden und ich behaupte nicht, dass es richtig oder falsch gibt. Ich möchte nur in dem Punkt widersprechen, dass irgendwas festgelegt, angeboren oder vorherbestimmt wäre. Paare handeln ganz einfach aus. Und wenn einer diesen Job nimmt und der andere dort Teilzeit arbeitet ist es eine Entscheidung, ob man damit nun zufrieden ist oder nicht steht ja auf einem anderen Blatt.

  • In der freien Wirtschaft ist es mitunter nicht ganz einfach, gerade am Wohnort einen Job zu finden. Es ist auch nicht gern gesehen, da mit Teilzeit zu kommen, während es bei LuL selbstverständlich ist. Als Lehrer kann man auch mal Schreibtischarbeit aufs Wochenende oder in die Abendstunden verschieben bzw. in die unterrichtsfreie Zeit. Das geht bei anderen Berufen nur, wenn man ein Homeoffice hat oder selbstständig ist.


    Es gab/gibt bei uns immer einen Plan, wer welche Aufgaben im Haushalt oder sonst zum Helfen hat, die Kinder, ich, mein Mann.

    2 Mal editiert, zuletzt von lamaison ()

  • Ich finde es so furchtbar erschreckend, dass Frauen zwar heute viele Möglichkeiten haben, diese aber nicht genutzt werden. In der Regel sind sie es, die aus dem Beruf für eine Weile aussteigen und anschließend Teilzeit arbeiten. Dass das hinderlich ist für den weiteren Berufsweg (ich will gar nicht Karriere sagen), ist ja hinlänglich bekannt.


    In meinem Bekanntenkreis ist nur eine Frau, die nach kurzer Elternzeit wieder Vollzeit gearbeitet hat, so wie ich. Alle anderen arbeiten gar nicht oder Teilzeit. Zwei sind nach Teilzeit wieder Vollzeit eingestiegen, als das Kind 12 wurde. Ich treffe nun vermehrt auch Mütter, die ich aus Grundschule/Kindergartenzeiten als Hausfrauen erlebt habe: Sie sitzen nun bei Discountern/Baumärkten/Getränkehandeln an der Kasse.


    In meiner Gegenwart wird dann gern (subtil) vermerkt, dass man ja weniger/gar nicht arbeiten würde, weil man Zeit mit den Kindern verbringen möchte. Sonst hätte man ja gar keine bekommen dürfen (vielsagender Blick zu mir).


    Ich weiß, es ist nicht repräsentativ, aber doch auffallend.
    Wie rückschrittlich ist das bitte? Wir sind wieder in den 50ern angekommen :(

  • Es ist ganz okay, mal eine Zeitlang ein bisschen viel zu tun zu haben. Es müssen nur auch wieder ruhigere Zeiten kommen, das Bild mit dem Akku, der aufgeladen werden muss, passt da ganz gut.


    Es ist auch immer fraglich, wo der eigentliche Grund für die Erschöpfung ist. Ein enger Terminplan ist nicht so kritisch wie ernsthafte Probleme und dauerhafte Kümmernisse wie Krankheiten in der Familie, Überforderung o.ä.


    Wenn sich bei mir alles türmt, dann fange ich an bestimmten Stellen an zu schlampen. Geht nicht anders! Dann bleibt halt mal was unordentlich oder der Fehler im Arbeitsblatt wird nur handschriftlich korrigiert. Oder ich rechne eine Aufgabe eben nicht vorher durch. Oder der Friseurbesuch wird schon wieder aufgeschoben. Findet sich schon ein Zeitfenster irgendwann. Nur die wichtigen Sachen, die volle Konzentration erfordern, müssen wie ein Fels im Terminplan liegen.


    Was jedenfalls nicht hilft, ist, sich lautstark darüber zu beschweren, dass man ja sooo viel zu tun hat. Damit meine ich jetzt nicht dich, Kopfschloss, aber es gibt so Leute, bei denen ich mich frage, warum sie ihre Zeit mit diesem Geschwafel verschwenden. Man kann sich auch mal kurz fassen. Ich schätze das sogar sehr! Einfach mal nur Ja und Nein als Antwort, wunderbar. Betrachtungen über den momentan befolgten Lebensentwurf bringen im Akutfall auch nicht weiter und könnten nur zu unausgeschlafenen Entschlüssen führen. Man muss sich auch bei niemandem dafür rechtfertigen, wie man lebt.


    Mein Sportprogramm kriege ich immer irgendwie unter, allerdings nervt mich, wenn ich mich dafür immerzu beeilen muss. Das darf kein Dauerzustand sein. Meine Ruheinseln sind geführte Entspannungen (über Kopfhörer) und Lesen bei gutem Tee und leiser Hintergrundmusik. Und ganz ungeheuer wohltuend ist Gartenarbeit. Muss man mögen. Und Musizieren. Muss man (ein bisschen wenigstens) können. Das alles finde ich jedenfalls weit hilfreicher als ein Vollbad - das ist ja immer so der ultimative Zeitfürmich-Tipp der Frauenzeitschriften. Nach außen gucken finde ich viel entspannender als dieses ich-ich-ich-Getue.


    Freie Tage freihalten. Einmal einen Tag im Bett verbringen, ohne dass man krank ist. Zeit auch mal ohne Sinn und Verstand verschwenden. Und natürlich hilft manchmal nur eins: Absagen. Streichen. Nein sagen.

  • Sissymaus: Natürlich hast du recht. Aber wie viele Lehrerinnen kennst du, die Kinder bekommen haben und dann gar nicht mehr arbeiten? Viele machen Teilzeit, aber gewollt und man kann das bei uns ad hoc aufstocken. Ich finde, dass man als Lehrer Beruf und Familie besser vereinbaren kann, schon wegen der Ferien. Ich habe früher auch immer etwas neidisch auf Lehrerehepaare geschielt, weil beide ungefähr gleich viel Zeit zu Hause bei Kind und Kegel waren.

  • Anscheinend gibt es ja auch immer noch Berufe, bei denen Männer für die gleiche Arbeit besser bezahlt werden als Frauen. Das ist ja auch rückschrittlich und trägt dazu bei, dass Männer die Hautverdiener sind.

  • Es verwundert mich immer wieder, wenn Kolleginnen an den Schulen, an denen ich bislang war, und auch hier im Forum gelegentlich als Argument dafür, dass sie diese Aufsicht oder jene Konferenz nicht wahrnehmen können, anführen, dass sie sich um die Kinder kümmern müssen. Oder dass Kolleginnen grundsätzlich diejenigen sind, die bei Krankheit des Kindes nicht arbeiten gehen. Der Mann könne aufgrund seiner Arbeit auf keinen Fall einspringen, da ist er unabkömmlich. Das klingt für mich immer ein wenig so, als hätte der Mann einen "echten" Job - im Gegensatz zum Lehrerjob.
    Wenn man das mal anspricht, kommt in der Regel ein Argument, das dem hier sehr ähnelt:


    In der freien Wirtschaft ist es mitunter nicht ganz einfach, gerade am Wohnort einen Job zu finden. Es ist auch nicht gern gesehen, da mit Teilzeit zu kommen, während es bei LuL selbstverständlich ist. Als Lehrer kann man auch mal Schreibtischarbeit aufs Wochenende oder in die Abendstunden verschieben bzw. in die unterrichtsfreie Zeit. Das geht bei anderen Berufen nur, wenn man ein Homeoffice hat oder selbstständig ist.


    Das klingt auch erstmal sehr plausibel - allerdings müsste das ja zur Konsequenz haben, dass bei Ehepaaren, bei denen ER der Lehrer ist und SIE einen Job in der freien Wirtschaft hat, er Stunden reduziert und bei Krankheit des Kindes zuhause bleibt etc. Das erscheint mir aber nicht flächendeckend der Fall zu sein. Aber das sind nur meine individuellen und hoch subjektiven Beobachtungen.

  • Ergänzung:
    Ich meine das übrigens überhaupt nicht als Vorwurf. Jede Familie muss für sich das passende Modell finden. Ich finde es nur auffällig.
    Ich bin auch jetzt in einem Alter, in dem die ersten Scheidungen im Freundeskreis kommen und langjährige Familien mit Kindern und Eigentum sich trennen. Ich würde mir manchmal wünschen, ein paar Jahre zurück zu gehen und vor allem FreundINNEN im engen Freundeskreis raten zu können, für ihren Lebensunterhalt und ihre Altervorsorge nicht zu sehr auf den Gatten angewiesen zu sein - egal, wie glücklich und harmonisch die Beziehung gerade ist.


  • Ach ja? Ich dachte, wir seien darüber weg, dass berufstätige Frauen und Vollzeitmütter gegeneinander ausgespielt werden. Wenn du die Seitenblicke nicht haben willst, warum sendest du sie dann selbst aus?
    Und hallo? Ist es eine Schande, im Supermarkt zu kassieren? Eine Schande ist die miese Bezahlung, nicht, dass jemand den Job macht.


    Ich beobachte äußerst fürsorgliche Väter, gelegentlich in Elternzeit, Teilzeit, Gleitzeit, früher nach Hause wegen Kindern etc. Da hat sich eine Menge getan. Aber auch bei einem Paar mit zweimal Teilzeit ist Kinderhaben anstrengend.


    Manche Kinder benötigen zudem einfach mehr Betreuung, weil sie krank sind oder eine Behinderung haben. Oder es sind eben Eltern da, die Betreuung brauchen. Es muss nicht immer jemand schuld sein, wenn man im Stress ist. Noch nicht mal man selbst.


    Das hilft Kopfschloss ohnehin gerade ganz und gar nicht weiter.

  • Ich bin auch der Meinung, dass der Haushalt nicht an der Frau hängen muss. Warum? Der Mann produziert genauso schmutzige Wäsche, Geschirr und dreckige Böden. Bei uns waren die Aufgaben auch schon verteilt, bevor wir Kinder hatten. Und jetzt auch noch. Wenn ich sage: Es geht nicht mehr. / Ich schaff das nicht. / Ich brauche Hilfe dabei. - muss der Mann mit ran.
    Mann unterstützen? Das tue ich schon, indem ich beruflich kürzer getreten bin und mich um das meinste Organisatorische bzgl. der Kinder kümmere. Genauso erwarte ich aber im Gegenzug, dass er abends hilft, die Kinder fertig zu machen, sie abholt, wenn ich länger arbeiten muss oder sie bringt, wenn ich früher zur Arbeit muss.


    Was den Haushalt angeht: Zu uns sagen immer viele, dass es sehr sauber und ordentlich ist - warum? Ich kann nicht so genau sagen, warum, aber ich verteile die ganzen einzelnen Sachen auf die verschiedenen Wochentage, weil ich einfach keine zwei Stunden am Stück Hausarbeit schaffe. Montags Einkauf, dienstags abstauben/staubsaugen, mittwochs Einkauf, donnerstags Wäsche, freitags Einkauf, samstags Wäsche, sonntags bügeln... Und der Mann übernimmt einen Teil der Aufgaben, weniger unter der Woche (da ich nunmal eher zu Hause bin), dafür mehr am WE (dafür muss er am WE auch nicht arbeiten)...


    Wenn die Kinder krank sind (was Gott sei Dank nur noch sehr selten der Fall ist, sind inzw. 6 und 9), bleibt der zu Hause, der grad "weniger wichtige Termine" hat. Wenn ich Schulaufgabe oder sonstige Prüfungen habe oder Oberstufenunterricht, bleibt er, ansonsten ich. Mittagsbetreuung macht eher zu - ich habe auch schon Schluss, also erwarte ich das Kind zu Hause. Kita macht eher zu wg. Fortbildung - ich hab Unterricht, also muss der Mann abholen.


    Ich bin immer wieder erstaunt (auch im Freundes-/Bekanntenkreis), wie sehr das "alte" Rollenmodell noch präsent ist und verstehe nicht, warum Frau sich so verpflichtet fühlt. Der Mann will auch was zu Abend essen - warum muss die Frau es zubereiten? Bei uns kocht jeder mal. Wir sehen beide, wenn der andere gerade Mega-Stress hat oder hundemüde ist und untstützen uns gegenseitig. Jeder geht 1x pro Woche mit den Kindern zum Sport, ich unter der Woche, der Mann am Samstag (jetzt!! :D )... Gleichzeitig hat jeder seine Freiräume und uns geht es (trotz einem gelegentlichem Zuviel an Stress, lässt sich kaum vermeiden...) gut damit.

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