Gesund bleiben bzw. werden

  • Es verwundert mich immer wieder, wenn Kolleginnen an den Schulen, an denen ich bislang war, und auch hier im Forum gelegentlich als Argument dafür, dass sie diese Aufsicht oder jene Konferenz nicht wahrnehmen können, anführen, dass sie sich um die Kinder kümmern müssen. Oder dass Kolleginnen grundsätzlich diejenigen sind, die bei Krankheit des Kindes nicht arbeiten gehen. Der Mann könne aufgrund seiner Arbeit auf keinen Fall einspringen, da ist er unabkömmlich. Das klingt für mich immer ein wenig so, als hätte der Mann einen "echten" Job - im Gegensatz zum Lehrerjob.
    Wenn man das mal anspricht, kommt in der Regel ein Argument, das dem hier sehr ähnelt:

    Ja, das ist mir auch aufgefallen. Allerdings ist es bei uns tatsächlich so, dass ich die 10 Krankheitstage pro Kind habe und mein Mann nicht, da die Kinder privat versichert sind und der Mann nicht... Er kann das also nur über Überstunden regeln, daher bleibe ich insg. öfter zu Hause, wenn nicht irgendwas Superwichtiges ansteht...

  • Was macht ihr, um gesund und fit zu bleiben?
    Was hilft euch, den Alltag gut zu bewältigen?

    Liebe Kopfschloss, ich kenne das! Nach einigen Jahren mit kleinen Kindern wird man einfach immer müder. Wie alt sind sie? Ab 10 wird es langsam besser, aber auch dann muss man auf sich aufpassen. So habe ich (alleinerziehend) es gemacht:


    Abends routinemäßig aufräumen, nur einmal in der Woche einkaufen und putzen, alle helfen nach Plan (Putzfrau ist uns zu umständlich). Jahresplan, in welchen Ferien welche langfristigen Aufgaben erledigt werden (nur was sein muss). Überflüssiges konsequent weglassen, sowohl im Haushalt als auch in der Schule. Einfaches Essen kochen, und zwar abends, Gemüse auch mal aus der Tiefkühltruhe (ohne Würze).
    Konsequent Feierabend machen vor dem Abendessen oder allerspätestens um 21 Uhr und konsequent rechtzeitig ins Bett (das ist das Allerwichtigste!!!) Möglichst viel Arbeit in der Schule erledigen, nach der Schule einfach dort bleiben und den Kleinkram weghauen, dann von dort aus zur Kita/zum Hort. Gesundes, schnelles Pausenbrot für Erwachsene und Kinder. Kinder in allem zügig selbstständig werden lassen, das schadet ihnen nämlich keineswegs, ganz im Gegenteil. Liebevoll kann man auch sein, ohne sie ständig zu bedienen. Hausaufgaben können sie im Wesentlichen auch alleine machen. So oft wie möglich mit den Kindern (solange noch klein) wegfahren, z.B. in eine Jugendherberge ins Grüne, wo andere Kinder sind, mit denen sie rumgasen können, man nicht kochen muss und nichts für die Schule tun kann. Wandern gehen, überhaupt rausgehen abends, am Wochenende, weil sich dabei auch die Erwachsenen erholen können. Nachbarskinder mitnehmen, dafür mal die eigenen mitgeben. Akzeptieren, dass es ein paar Jahre hart ist und die meisten Tipps nicht funktionieren. Prioritäten setzen, sich fragen, was in 20 Jahren wichtig ist (geputzte Fenster oder schöne Erlebnisse?)
    Gesundheitscheck: Schilddrüse? Hormonstatus? Eisen, Vitamin B, Vitamin D, Magnesium... Zucker und Kaffee einschränken (wegen Cortisol) etc. Regelmäßig kurze, echte Pausen (Meditation?), Kur verschreiben lassen?

  • WillG: Auch wenn ich hier sehr rückständig rüberkomme. Bei Krankheit der Kinder bin ich fast nie zu Hause geblieben, weil das bei meinem Mann einfacher zu händeln war, zu Hause zu bleiben. Er konnte notfalls telefonisch erreicht werden und gut war, während ich an einer sehr kleinen Schule bin mit wenig Kapazitäten zum Auffangen.

  • Ich finde es unmöglich, was sich Teilzeit arbeitende Mütter oft anhören müssen. „Rückständig“ ist da ja quasi noch nett, im Vergleich was sonst noch so fällt (nicht nur hier im Forum, sondern quasi überall).
    Wohingegen Teilzeit arbeitende Väter oft die Helden sind. Auch merkwürdig.


    Warum kann man denn nicht einfach jeden so machen lassen, wie er will und wie es zum Leben passt?
    Immer diese Besserwisserei, echt schlimm. Sind doch alles erwachsene Frauen hier, Akademikerinnen sogar, denen trau ich zu, sinnvolle Lebensentscheidungen zu treffen. Aber nicht jedes Leben ist gleich, daher kann jeder etwas anderes für sich als gut empfinden.



    Miss Jones, zu deinen Küchentipps wollt ich noch kurz sagen, dass ich das alles weiß und kann - aber dass es einen Riesenunterschied macht, eine asiatische Wokpfanne für sich alleine zuzubereiten, oder für fünf Leute mit eingeplantem Rest fürs nächste Mittagessen zu kochen, während man nebenbei Fragen zur Mathe-HA der Sechstklässlerin beantwortet :-) Da sind dann Nudeln mit Tomatensoße oftmals der bessere Weg. Für UNS. Kann ja jeder machen, wie er mag.

  • Danke für eure Antworten und Tipps und die Diskussion.


    Ganz allgemein, ungeordnet, möchte ich ein paar Gedanken und Antworten geben:


    Meine Aufzählung war selbstverständlich nicht nach Wichtigkeit sortiert. Ganz klar stehen meine Kinder an erster Stelle.
    Mit "Prioritäten setzen" war gemeint, dass jedes Aufgezählte wichtig ist und ich nicht weiß, wo ich Anforderung reduzieren kann.
    Und ich wollte mich einfach auskotzen und aufzählen, was alles an mir zerrt.


    Ja, ich habe einen Mann, ja, ich liebe ihn, ja, er ist meist eine Entlastung und ja, manchmal ist er eine Belastung.
    Ich finde es ganz toll, dass hier scheinbar viele in perfekten Beziehungen leben und dass viele hier ein tolles Lebens-/ Arbeitsteilungsmodell haben.
    Ich habe das offensichtlich nicht.
    Mein Mann ist aufgrund einer Krankheit wenig belastbar, ich versuche darauf Rücksicht zu nehmen.
    Meine Eltern sind nicht pflegebedürftig, aber eines meiner Elternteile ist schwerkrank und ich unterstütze im Alltag und emotional.


    Unsere Kinder sind unter 10 Jahre alt.
    Ich liebe sie mehr als mein Leben und trotzdem stressen sie mich manchmal und, ja, sind dann eine Belastung.
    Wenn ich um 5 Uhr aufstehe und durch meinen Tag renne, dann ist es für mich eine Belastung, wenn mein Kind mich um 20 Uhr bittet, etwas vorzulesen. Erst recht, weil ich weiß, dass die Küche noch auf mich wartet und evt noch Unterrichtsvorbereitungen oder Klausuren.
    Entweder mit mir stimmt was nicht, oder andere schummeln, wenn sie behaupten, dass ihnen Kinder und die Beschäftigung mit ihnen, immer Spaß machen.



    Einige Posts empfand ich als empathisch und taten mir gut. Danke dafür.
    Bei manchen dachte ich mir, dass ich wohl nicht belastbar genug bin - wenn ich lese wir mache alle Anforderungen scheinbar mühelos schaffen. Beneidenswert.


    Grüße in die Runde


    Kopfschloss

  • Keine Ahnung, was die andren genau geschrieben haben, aber ich würde folgendes machen (wir tun das auch hier): Arbeiten outsourcen (schönes Wort). Also, welche Arbeit kann von jemanden andres erledigt werden? Wir haben eine Putzfrau, putzen also quasi nix mehr selbst, dieselbe soll im kommenden Schuljahr auch einmal pro Woche was Vernünftiges kochen (sie kann Hausmannskost sehr gut), wir haben einen Babysitter, zwar nur für nachmittags, aber mein Mann und ich trinken dann einfach mal Kaffee...
    Vielleicht hilft es auch, einen Wochenplan zu erstellen und dir da drin freie Stunden einzuplanen.
    Viel Glück!

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Niemand schafft alle Anforderungen mühelos Kopfschloss, also zweifel um Himmels willen nicht an deiner Belastbarkeit, sondern versuch dir selbst gesunde Entlastung zu schaffen wo möglich und nötig. Ich lese aus deinem neuen Beitrag erneut vor allem sehr viele Aufgaben, Verantwortungen, Pflichten und Belastungen heraus, die du stemmst. Perfekte Beziehungen gibt es meines Erachtens nicht, gute Beziehungen schon. Wenn du konstant über deine Grenzen gehen musst, um den Laden am Laufen zu halten ist irgendwann die Batterie leer. Davon hat deine Familie nichts und du noch weniger. Versuch dir das vor Augen zu halten in den Momenten, in denen du das Gefühl hast du könntest/müsstest/solltest doch noch und erlaube dir, dir im Alltag kurze Momente nur für dich zu nehmen, um deine Ressourcen nicht gänzlich zu erschöpfen.


    Gibt es vielleicht Geschwister, die dich mit deinen Eltern unterstützen können? Besteht die Möglichkeit als kleine Alltagsentlastung für deinen Mann und dich eine Reinigungskraft 1-2x pro Woche zu beschäftigen? Gibt deine politische Arbeit dir mehr Kraft, als sie dich kostet? Wann denkst du an dich selbst, wenn du um 5 Uhr aufstehst, durch den Tag rennst, den Kindern am Abend vorliest, den Haushalt und Unterrichtsvorbereitungen "wuppst"? Niemand steckt in deiner Haut, insofern können hier nur Anregungen erfolgen, über die du nachdenken kannst ob vielleicht etwas passt bzw.umsetzbar ist. Dein Leben ändern kannst letztlich nur du selbst. Auch das kostet sehr viel Kraft (und Mut), den du selbst aber wert bist und verdient hast.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich finde es ganz toll, dass hier scheinbar viele in perfekten Beziehungen leben und dass viele hier ein tolles Lebens-/ Arbeitsteilungsmodell haben.

    Perfekt ist es ganz sicher bei keinem. Ich denke jeder hat seine guten und schlechten Phasen. Eine Krankheit ist sicher nochmal eine zusätzliche Belastung. Wir machen hier alles auch ohne Eltern/Großeltern, wohnen alle sehr weit weg. Gerade deshalb mussten wir aber auch darauf hinarbeiten, wo wir jetzt sind, das war auch erstmal ein Weg, den wir gehen mussten. Jetzt lesen die Kinder morgens im Bett (!!) bis wir aufstehen! Das war natürlich auch nicht immer so, ganz klar. Was ich sagen will: In 1, 2, 3 Jahren kann alles schon wieder ganz anders aussehen, wenn sie etwas älter werden. Mittlerweile kann ich auch am Schreibtisch sitzen am Nachmittag während sie im Kinderzimmer o. Garten spielen, vor 2, 3 Jahren völlig undenkbar gewesen. Alles wird leichter... zumindest bis zur Pubertät. Was dann ist...? Dazu kann ich noch nichts sagen :angst:

  • Liebe Kopfschloss,
    Das hört sich echt nach einer riesigen Menge an, die du da stemmen musst! Respekt!


    Schön, dass du merkst, dass es dir dabei momentan nicht so gut geht und du dir einfach mal alles von der Seele schreibst.


    Ich hab nur ein paar Miniideen für dich. Für das Gesamtbild musst du deine eigene passende Lösung finden.


    Ich gehe z. B. einmal in der Woche zum Sport (zu dem ich mich überwinden muss). Dabei genieße ich es vor allem, mich mit anderen Erwachsenen zu unterhalten und einfach nach dem 20. Mama die Tür hinter mir zuzumachen und zu wissen, dass heute der Papa die Kids ins Bett bringen muss.


    In den Ferien fahre ich mit den Kindern meistens an einem Tag in einen Indoorspielplatz. Dort halten sie locker 5-6 Stunden aus. Seit die Jüngste 3 ist, bewegen sie sich dort so selbstständig, dass ich einen ganzen Stapel Arbeit mitnehmen kann. (z. B. mache ich dann die Grobplanung bis zu den nächsten Ferien, plane die erste Woche nach den Ferien, notiere/skizzierte was ich daheim noch am PC erstellen muss,...). Natürlich könnte man auch ein schönes Buch mitnehmen. Aber so (also wenn der Berg an Arbeit, der im Hinterkopf schwirrt, kleiner wird) finde ich es für mich entlastender.


    Das mit dem ausreichenden Schlaf kann ich, auch nur unterstreichen!

  • Du bist in der anspruchsvollsten Familienphase, da kommen die meisten an ihre Grenzen, auch wenn sie zu zweit anpacken und die Großeltern helfen können. Bei dir ist beides nicht der Fall, im Gegenteil, du musst mit deinem kranken Partner und dem schwerkranken Elternteil eine enorme, vor allem auch psychische Sonderbelastung bewältigen. Jetzt gerätst du in Not, weil du es auf Dauer nicht alleine schaffen kannst, aber auch keinen Weg aus der Falle findest.


    Dabei weißt du eigentlich ganz genau, was das einzige ist, was dir bleibt: massiv Prioritäten setzen. Aber das macht Gefühle, die man alleine eben auch kaum überwinden kann, schon gar nicht, während man im Hamsterrad rennt. Wut, Trauer, Schuldgefühle, Angst, etwas zu versäumen oder später zu bereuen usw. schaffen einen großen Widerstand. Aber es hilft nichts, du weißt, dass du die Verantwortung übernehmen musst, statt den Karren vor die Wand fahren zu lassen, rechtzeitig auf Notprogramm schalten, dich selbst unbedingt ausreichend versorgen, dann dich um das kümmern, wo du wirklich unersetzlich bist. Alles andere kann zu gegebener Zeit wieder wichtiger werden.


    Ich könnte mir vorstellen, dass dir Gespräche helfen könnten, den Wust zu ordnen. Kannst du dir vorstellen, zu deinem Hausarzt zu gehen und um eine Kur zu bitten? Falls du denkst, dass du nicht wegkannst, bitte um eine Gesprächstherapie. Das hört sich für dich vielleicht erstmal komisch an, aber du hast einen Anspruch auf Hilfe. Du musst das nicht alleine schaffen.

  • was auch noch geht - das hatte noch gar keiner gesagt, und da scheuen sich viele vor, aber wenn die Zeit wirklich an allen Ecken und Enden fehlt - Familienhilfe. Gibts schließlich, und du kannst dich nun mal nicht teilen.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • In den Ferien fahre ich mit den Kindern meistens an einem Tag in einen Indoorspielplatz. Dort halten sie locker 5-6 Stunden aus. Seit die Jüngste 3 ist, bewegen sie sich dort so selbstständig, dass ich einen ganzen Stapel Arbeit mitnehmen kann. (z. B. mache ich dann die Grobplanung bis zu den nächsten Ferien, plane die erste Woche nach den Ferien, notiere/skizzierte was ich daheim noch am PC erstellen muss,...). Natürlich könnte man auch ein schönes Buch mitnehmen. Aber so (also wenn der Berg an Arbeit, der im Hinterkopf schwirrt, kleiner wird) finde ich es für mich entlastender.

    Respekt! Ich hätte wahrscheinlich (damals als sie noch klein waren und ich gestresst) bloß Kaffee getrunken und mein Hirn mit anspruchsloser Literatur erfreut. Und ein bisschen dabei "aufgetankt."

  • Danke für euren Zuspruch.
    Ich habe mir fest vorgenommen kleine Veränderungen umzusetzen.
    Ab morgen nehme ich mir ein gesundes Frühstück mit in die Schule (und ich werde es auch essen!) und ich werde nicht mehr in den Pausen und in der Mittagspause korrigieren.
    Ich werde Pause machen!
    Fest vorgenommen und hoffentlich bald verinnerlicht.


    Einen schönen Abend wünscht
    Kopfschloss

  • Hier im Kollegium sitzen wir morgens meist zu mehreren mit Bircher Müsli, Overnight Oats etc morgens auf der Couch.
    Ich mach das oft schon am Abend vorher uns schnibbel dann nur noch etwas frisches Obst rein ;)

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Ich habe im Lehrerzimmer was ungesundes deponiert. So ein Heißeschokoladepulver. Und bei Krise/Not/ichkannichtmehr greifen die sonst so gesundheitsbewussten Kolleginnen gerne zu. Mir wurde so ein Herzenstrank gar mal in den Unterricht gebracht. Fand ich sehr lieb.

  • Ich auch :) Cappuccino Caramel und Schokolade. Und falls es schnell gehen muss noch Schokoriegel.
    Falls ich nur mehr Hunger als gedacht hab oder Energie brauche sind da auch Studentenfutter und Knäckebrot.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Tja, als ich Schülerin war, gab es sogar Raucherlehrerzimmer. Da hat man sich wohl so irgendwie gepuscht.

  • Ich hatte als Praktikantin auch mal ein Raucherlehrerzimmer - wie in der besten Wirtschaft :)
    Hatte schon Kneipenfeeling. Dazu an Geburtstagen Sekt, da hat sich schon einiges getan...

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

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