Lehrerarbeitszeit - jetzt wird es vielleicht spannend

  • Entweder machts dann jemand anders oder die Sache fällt aus.

    Wie gesagt, wir machen es nicht freiwillig und von vier Kollegen unabhängig voneinander kam der Hinweis darauf, dass das nicht schaffbar ist und wir es doch einfach mal ein Jahr ausfallen lassen können.
    Hat die Schulleitung untersagt, wir müssen sie nächste Woche nachholen, weil es vor Ostern nicht geklappt hat.
    Wollen wollte das niemand von uns. Interessiert nicht, ist so angeordnet worden, wäre eben angeblich unsere Aufgabe.

  • Ich arbeite auch fast nur in der Schule. Dort habe ich auch mein Material usw. Das müsste ich mit nach Hause schlepen, moag i net. Aber ich möchte auch keine festen Anwesenheitszeiten, sondern auchmal entscheiden dürfen, wann ich die Schule verlasse (nach dem Unterricht ). Dafür arbeite ich gerne mal einen Nachmittag sehr intensiv und bereite ganze Reihen vor.


    Wie organisiert ihr das, wenn ihr euch in der Schule einen Tisch mit mehreren teilen müsst? Ich hatte schon immer einen für mich und kann mir das gar nicht vorstellen.

  • Wie gesagt, wir machen es nicht freiwillig und von vier Kollegen unabhängig voneinander kam der Hinweis darauf, dass das nicht schaffbar ist und wir es doch einfach mal ein Jahr ausfallen lassen können.Hat die Schulleitung untersagt, wir müssen sie nächste Woche nachholen, weil es vor Ostern nicht geklappt hat.
    Wollen wollte das niemand von uns. Interessiert nicht, ist so angeordnet worden, wäre eben angeblich unsere Aufgabe.

    Unmöglich sowas :( Deshalb ziehe ich die großen schulen auch den kleinen vor. Bei so wenig Leuten will sich keiner gerne mit der SL anlegen. Würde sie SL das bei uns zwangsdelegieren, dann würde etwas i einer Art und Weise organisiert werden, dass sich die SL beim nächsten mal fünfmal überlegt, ob sie das nochmal so stattfinden lassen möchte. Und wütende Kollegen, die sofort jegliches freiwillige Engagement liegen lassen würden, wären inklusive.


    Nachtrag: wobei unsere "vorgehensweise" für Referendare immer recht unangenehm ist, weil diese als quasi schwächstes Glied der Kette dann oft ran müssen, weil diese zusätzlich Aufgaben wegen Bewertungsdruck meist nicht ablehnen. Aber in dem fall bietet man als Kollege dann auch gerne Hilfe an.

  • Wie organisiert ihr das, wenn ihr euch in der Schule einen Tisch mit mehreren teilen müsst? Ich hatte schon immer einen für mich und kann mir das gar nicht vorstellen.

    Naja, bei uns darf auf dem Tisch nichts liegen gelassen werden, es muss immer alles weggeräumt werden, dementsprechend habe ich z.B. mein Material nicht in der Schule, denn das jedes Mal alles wegzuräumen usw. ist mir echt zuviel.

  • Gar nicht. Das geht schlicht nicht.

    Bei uns gibt es gar keine festen Sitzplätze. Davon abgesehen wäre es im Lehrerzimmer aufgrund der Lautstärke ohnehin zu laut zum arbeiten. Es gibt zwei kleine Arbeitszimmer für je etwa 5 Personen, was bei einem Kollegium von üner 100 KuK natürlich ein tropfen auf dem heißen Stein ist. Aber insgesamt wird das Angebot auch kaum genutzt. In den seltensten Fällen trifft man mal jemanden im Arbeitszimmer an, weil die meisten nach Unterrichtsschluss + einem Feierabendkaffee sofort die Flucht ergreifen :winkewinke:

  • Wie gesagt, wir machen es nicht freiwillig und von vier Kollegen unabhängig voneinander kam der Hinweis darauf, dass das nicht schaffbar ist und wir es doch einfach mal ein Jahr ausfallen lassen können.Hat die Schulleitung untersagt, wir müssen sie nächste Woche nachholen, weil es vor Ostern nicht geklappt hat.
    Wollen wollte das niemand von uns. Interessiert nicht, ist so angeordnet worden, wäre eben angeblich unsere Aufgabe.

    Und genau aus diesem Grund braucht ihr eine vernünftige Arbeitszeitmessung, so wie sie von der EU auch für die Schule vorgeschrieben werden soll.

  • Und genau aus diesem Grund braucht ihr eine vernünftige Arbeitszeitmessung, so wie sie von der EU auch für die Schule vorgeschrieben werden soll.

    Hilft doch aber dabei gar nicht, dass das Überstunden sind, weiß die Schulleitung und ordnet die trotzdem an, darf sie. Was hätte ich davon bei der Arbeitszeitmessung, dass ich das noch mal schwarz auf weiß habe?


    Wird dann eben wann anders wenn möglich abgebummelt, z.B. spricht aktuell alles bei mir dafür, dass ich wieder nur 2 von 3 Präsenztagen zur Schule komme.

  • Bei uns gibt es momentan eine Arbeitsgruppe, die sich mit dem Thema "Lehrerarbeitsplatz" beschäftigt. Die haben auf der letzten Konferenz mal eine spannende Bestandsaufnahme vorgestellt. Was mir in Erinnerung geblieben ist:
    Ein Standard-Arbeitsplatz bei uns in der Schule ist 0,19m2 groß (das Mindestmaß an Platz für ein Huhn in Käfighaltung sind in Deutschland 0,17m2, ihr könnt euch vorstellen, wie es bei diesem Vergleich im Lehrerzimmer abging :rofl: ), hinzu kommt der Platz, den der Stuhl einnimmt - den Luxus eines eigenen Arbeitsplatzes haben aber nicht alle Kollegen bei uns. Wir haben 18 Plätze zu wenig im Lehrerzimmer. Bei Lehrerkonferenzen stehen diese Kollegen (oder sitzen wahlweise auf dem Boden). Für die 113 Kollegen haben wir einen PC im Lehrerzimmer, von dem aus man aber nicht drucken kann. Wenn man eine Kernarbeitszeit von 8-15 Uhr täglich bei 5 Tagen die Wochen gleichmäßig auf die Kollegen verteilt, dürften wir pro Person 18 Minuten pro Woche am PC verbringen. Falls wir für die Unterrichtsvorbereitung oder sonstige Verwaltungsarbeiten mehr Zeit bräuchten, könnten wir vllt. mit den Sportkollegen kollegiale Absprachen treffen, dass sie uns von ihrem Zeitbudget ein wenig abgeben könnten :handschlag: .


    Fazit: Ich arbeite zu Hause.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Hilft doch aber dabei gar nicht, dass das Überstunden sind, weiß die Schulleitung und ordnet die trotzdem an, darf sie. Was hätte ich davon bei der Arbeitszeitmessung, dass ich das noch mal schwarz auf weiß habe?

    Weil ausschließlich das, was offiziell schwarz auf weiß steht in politischen und rechtlichen Auseinandersetzungen einforderbar bzw. abstellbar wird. Das ist ein langfristiger Prozess. Man kann nur etwas in Musterprozessen einklagen, wenn es gesetzlich festgelegt und rechtssicher dokumentiert ist, und nur dann hat man starke Argumente in Tarifverhandlungen.


    Ist das denn so schwierig zu begreifen?


    Es hat schon seine Gründe, dass die Arbeitgeberverbände über diese Verpflichtung Scheelekopp! schreien. Und das ist ganz bestimmt nicht, weil es ihnen der Verwaltungsaufwand zu schwer fällt. Da, wo es den Arbeitgebern Profit bringt wird seit jeher penibel und sekundengenau dokumentiert.

  • Hilft doch aber dabei gar nicht, dass das Überstunden sind, weiß die Schulleitung und ordnet die trotzdem an, darf sie. Was hätte ich davon bei der Arbeitszeitmessung, dass ich das noch mal schwarz auf weiß habe?

    Na, wenn Du dann einmal 1400 Überstunden auf dem Zettel hast, kannst ein Jahr eher in Pension gehen mit vollen Bezügen für das eine Jahr.


    Ich habe meine SL ja auch schon gefragt, ob ich nicht Überstunden ansammeln und dann in einem Sabat-Jahr bei voller Bezahlung abfeiern könne. :teufel:
    Bisher gibt es ja nur diese Teilzeit-Regelung fürs Sabat-Jahr, wo man vollzeit arbeitet, aber nur teilzeit bezahlt wird. Aber vollzeit + Überstunden arbeiten und vollzeit bezahlt werden, gibt es nicht.

  • Weil ausschließlich das, was offiziell schwarz auf weiß steht in politischen und rechtlichen Auseinandersetzungen einforderbar bzw. abstellbar wird. Das ist ein langfristiger Prozess. Man kann nur etwas in Musterprozessen einklagen, wenn es gesetzlich festgelegt und rechtssicher dokumentiert ist, und nur dann hat man starke Argumente in Tarifverhandlungen.


    Ist das denn so schwierig zu begreifen?


    Es hat schon seine Gründe, dass die Arbeitgeberverbände über diese Verpflichtung Scheelekopp! schreien. Und das ist ganz bestimmt nicht, weil es ihnen der Verwaltungsaufwand zu schwer fällt. Da, wo es den Arbeitgebern Profit bringt wird seit jeher penibel und sekundengenau dokumentiert.

    Ich zitiere das nochmal in voller Länge, um es nochmal liken zu können!

  • Sollte jemand in dem Zusammenhang noch einen guten Film zur Sexualkunde Klasse 6 kennen, der frei im Netz verfügbar ist, gerne her damit, denn Zeit zum Suchen ist auch diese Woche keine mehr

    Googel mal nach "Du bist kein Werwolf", da ist einiges auch für Klasse 6 geeignet.
    LG Angestellte

  • In Japan gibt's ja jetzt auch eine App, um andere, die die App auch haben diskret darüber zu informieren, dass sie gerade sexuell belästigt wurden.


    Eine Kultur des Nichts-Sagens, das ist echt furchtbar.

  • Präsenszeit in der Schulen zwecks unterrichtsvorbereitung? Das wäre ja noch schöner! Dann würde ich ernsthaft über einen jobwechsel nachdenken.

    Exakt aus diesem Grund bin ich nämlich in den Ort meiner Schule gezogen. Wohne 2 Minuten mit dem Rad von der Schule weg und liebe es bei unseren 90 M -Stunden mal eben nach Hause zu fahren, um dort zu arbeiten. Wohingegen die meisten Kolleginnen und Kollegen eine Anreise von 30 Minuten und mehr mit dem Auto auf sich nehmen und dann die Brückenstunden überbrücken müssen!! Leider gilt bei uns der heimische Arbeitsplatz nicht als Arbeitsplatz, wie ich nun gerade von unserer Fachkraft für Arbeitsmedizin erfahren musste. Auf meinen Einwurf, dass das FA mein Arbeitszimmer aber anerkennt, sagte sie nur, dass die Schulbehörde aber das nicht so sähe. Es geht bei mir nach einer OP um die Einrichtung eines orth. Arbeitsplatzes. Wird aber wegen dieser Argumentation wohl nicht genehmigt, obwohl wir in der Schule auch keinen Arbeitsplatz haben??
    Übrigens wird das EuGH -Urteil eine wichtige Rolle für die Lehrer in NDS spielen.

  • Die Arbeitszeiterfassung kann und wird für Lehrer (hoffentlich) nicht kommen. Wir leben in einer völlig anderen Beschäftigungsart als Industrie- oder Büroarbeiter.
    Unsere Tätigkeit entspricht eher dem, wie freie Unternehmer arbeiten. Diese beklagen sich ebenfalls über Arbeitszeitbelastungen jenseits von 80 Stunden pro Woche - werden jedoch auch anders bezahlt - und kein Schwein fordert eine Arbeitszeiterfassung.


    Die Arbeitszeit der Lehrer ist immer wieder Ziel von Karikaturen und Missverständnissen - besonders vor den Ferien.


    Wie setzt sich meine Arbeitszeit zusammen? Ist es Arbeitszeit, wenn ich morgens um 4 aufwache und darüber grüble, wie ich Kevin am kommenden Vormittag auf der Spur halte?
    Müsste ich - wenn ich meine Arbeitszeiten dokumentieren müsste - dann aufstehen und die benötigte Zeit notieren? Gibt es für Nachtarbeit einen Verlängerungs- und Erschwerniszuschlag?
    Wird mir diese Zeit vom Kontrolleur gestrichen, weil mich niemand dazu gezwungen hat und keine dienstliche Anordnung für dieses Grübeln erteilt wurde?


    Beginnt die Arbeitszeit mit dem Betreten des Schulgebäudes? Muss ich die Zeit, die ich für die Zubereitung und den Konsum des benötigten Kaffees benötige, abziehen? Ist es Arbeitszeit, wenn ich mit der Tasse in der Hand mit der Schulleitung über Kevin rede? Gilt es als Arbeitszeit, wenn ich auf der Fahrt zur Schule den Plan für den Vormittag nochmal rekapituliere? Wird von einem Schauspieler ebenfalls verlangt, seine Arbeitszeit zu dokumentieren - und die Zeit zum Lernen und Rekapitulieren der Rolle nicht berücksichtigt, falls er diese Tätigkeit auf der Fahrt ins Schauspielhaus ausübt? Oder erhält er ein Fixum für seinen Auftritt? (Nebenbei - so wie wir Lehrer)


    Ist es Arbeitszeit, wenn ich mit meiner Frau - ebenfalls Lehrerin - den Schulalltag diskutiere oder ihr bei der Erstellung von Unterrichtsmedien zur Hand gehe?
    Ist es Arbeitszeit, wenn ich nachmittags, am Wochenende oder abends in Lehrerforen oder auf Facebook nach neuen Ideen für den Unterricht suche und meine "Freizeit" nicht der Orchideenzüchtung widme? Was geschieht, wenn ich beim Umtopfen der Orchideen über Kevin nachdenke oder in pädagogischen / psychologischer Fachliteratur nach Möglichkeiten zur "Behandlung" von Kevin recherchiere? Ist das meine selbst gewählte Freizeitbeschäftigung, die den Arbeitgeber nicht zu interessieren hat - und die er selbstverständlich nicht als Arbeitszeit wertet und vergütet?


    Die Forderung, dass Lehrer ihre Arbeitszeiten erfassen und dokumentieren sollen, ist so wirklichkeitsfremd wie absurd - zumal die Dokumentation als Arbeitszeit ebenfalls erfasst werden müsste und diese somit gewaltig steigern würde - ohne erkennbaren Nutzen für Schule und Schüler. Unsere Arbeitszeit zerfleddert über Tag (und Nacht!) in so viele kleinschrittige Abschnitte, dass man einen "elektronischen Arbeitszeitdokumentator mit Spracheingabe und Zeitmessung" erfinden und ständig am Leib tragen müsste, eventuell als Chip im Hirn, von der Schulverwaltung per WLAN ausles- und dokumentierbar. Diese "elektronische Stempeluhr" wäre dann wohl effektiv und gerecht. Mit bestandenem Referendariat bekäme den Chip jeder Lehrer eingepflanzt. Diensliche Beurteilungen könnten online erfolgen, weil das Schulamt den Unterricht jederzeit live mitschneiden könnte. Das ergäbe endlich gerechte Beurteilungen, die sich nicht auf Inselleistungen von 45 Minuten bezögen. Brave New World!


    Das wäre penibel genau und gerecht! Nur - wer will das?


    Zur Arbeitszeit der Lehrer schreibt Spiegel online:
    "Selbst ein an die längeren Ferienzeiten angepasstes Pensum von 46 Stunden und 38 Minuten pro Woche wird der Untersuchung zufolge oft überschritten. Bei 17 Prozent der Lehrer in Vollzeit werde gar die Höchstarbeitszeit von 48 Wochenstunden überschritten, heißt es in dem Bericht. Zu diesem Ergebnis waren zuvor auch Wissenschaftler der Georg-August-Universität in Göttingen gekommen. Sie hatten berechnet, dass deutsche Lehrer im Schnitt 48 Stunden und 18 Minuten arbeiten - deutlich mehr als vorgesehen."


    Es gibt genügend Untersuchungen, die uns eine hohe Arbeits(zeit)belastung attestieren - und dass diese gesundheitlich belastende Höhen erreicht.


    Ich fordere KEINE genauere Arbeitszeiterfassung.
    Ich fordere eine Entlastung von meinem Arbeitgeber, dem das Gesetz Schutz und Fürsorge auferlegt hat.
    Ich wünsche mir von Eltern, Politik und Öffentlichkeit mehr Unterstützung und auch mehr Anerkennung für den Knochenjob, den wir leisten.
    Ich fordere von Medien, das Thema "Arbeitszeit der Lehrer" vor Ferienabschnitten aus ihrem Standardrepertoire zu streichen und sich wirklich wichtigen Themen zuzuwenden.
    Ich fordere, dass man mich meinen Job als Lehrer machen lässt, mich dabei unterstützt und mich nicht ständig mit derartigem Bockmist behelligt und medial durch den Kakao zieht.


    <auskotzmodus off>

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.

  • Naja, man muss aber auch nicht päpstlicher sein als der Papst. Auch ein „normaler“ Arbeitnehmer hat mal schlaflose Nächte wegen seiner Arbeit oder beschäftigt sich mal in seiner (eigentlichen) Freizeit mit dem Thema Job. Selbiges gilt für Pausen. Keiner stempelt aus, weil er mal aufs Klo geht oder sich nen Kaffee holt und auf dem Rückweg mit dem Kollegen was bespricht.


    Meiner Meinung nach, wäre das ganz einfach zu bewerkstelligen mit der Arbeitszeiterfassung. Präsenzzeit in der Schule plus Arbeit zu Hause am Schreibtisch. Fertig.

  • Unsere Tätigkeit entspricht eher dem, wie freie Unternehmer arbeiten.

    Quatsch hoch drei. Erstens gibt's keine "freien Unternehmer", sondern du meinst wahrscheinlich "Freiberufler" und zweitens ist unsere Tätigkeit überhaupt nicht mit Freiberuflern vergleichbar:


    Freiberufler arbeiten nach Gebührenordnung, d.h. die lassen sich jeden Handschlag einzeln bezahlen. Wenn bei uns Klein-Kevin oder seine Erziehungsberechtigten zum tausendstenmal dasselbe Problem verursachen, müssen wir es lösen, all inclusive, da gibt's keinen Extrazuschlag. Genauso mit jedem anderen Firlefanz, den sich die Bildungspolitik ausdenkt.


    Freiberufler könnem Kunden ablehnen. Wenn ihnen Groß-Kevin auf die Nerven geht oder sich nicht an Absprachen (= Verträge) hält, dann sieht man sich entweder gar nicht oder vor Gericht wieder. Lehrer können keine Kevins ablehnen, die müssen da durch, notfalls bis zum Burnout.


    Freiberufler rechnen relativ hohe Stundensätze ab, müssen dadür aber z.B. ihr Arbeitsmaterial selbst kaufen. Lehrer werden für Akademiker am unteren Ende der Entlohungsskala bezahlt, haben dafür aber das Recht, dass ihnen der Arbeitgeber / Dienstherr all notwendigen Arbeitsmaterialien bereitstellt. Trotzdem gibt es Kollegen, die in die eigene Tasche greifen, "der Kinder zuliebe, denn die können ja nichts dafür"...


    Lehrkräfte sind entweder Beamter oder Angestellte. Damit gelten deren Arbeitszeitverordnungen bzw. Tarifverträge grundsätzlich auch für sie. Da braucht man mit keinem Unsinn wie "Berufung" oder "Freiberufler arbeiten auch mehr" anzukommen. Der Arbeitgeber / Dienstherr soll sich nur an geltendes Recht halten, mehr nicht! Wer sich "berufen" fühlt, soll Priester werden und uns nicht auf die Nerven fallen. Wer "Freiberufler" als sein Vorbild sieht, kann immer noch Architekt werden, die Baubranche boomt...


    Gruß !

  • Wolfgang Autenrieth schrieb:

    • Ist es Arbeitszeit, wenn ich morgens um 4 aufwache und darüber grüble, wie ich Kevin am kommenden Vormittag auf der Spur halte?
    • Müsste ich - wenn ich meine Arbeitszeiten dokumentieren müsste - dann aufstehen und die benötigte Zeit notieren?
    • Gibt es für Nachtarbeit einen Verlängerungs- und Erschwerniszuschlag?
    • Wird mir diese Zeit vom Kontrolleur gestrichen, weil mich niemand dazu gezwungen hat und keine dienstliche Anordnung für dieses Grübeln erteilt wurde?
    • Beginnt die Arbeitszeit mit dem Betreten des Schulgebäudes?
    • Muss ich die Zeit, die ich für die Zubereitung und den Konsum des benötigten Kaffees benötige, abziehen?
    • Ist es Arbeitszeit, wenn ich mit der Tasse in der Hand mit der Schulleitung über Kevin rede?
    • Gilt es als Arbeitszeit, wenn ich auf der Fahrt zur Schule den Plan für den Vormittag nochmal rekapituliere?
    • Wird von einem Schauspieler ebenfalls verlangt, seine Arbeitszeit zu dokumentieren - und die Zeit zum Lernen und Rekapitulieren der Rolle nicht berücksichtigt, falls er diese Tätigkeit auf der Fahrt ins Schauspielhaus ausübt?
    • Oder erhält er ein Fixum für seinen Auftritt? (Nebenbei - so wie wir Lehrer)
    • Ist es Arbeitszeit, wenn ich mit meiner Frau - ebenfalls Lehrerin - den Schulalltag diskutiere oder ihr bei der Erstellung von Unterrichtsmedien zur Hand gehe?
    • Ist es Arbeitszeit, wenn ich nachmittags, am Wochenende oder abends in Lehrerforen oder auf Facebook nach neuen Ideen für den Unterricht suche und meine "Freizeit" nicht der Orchideenzüchtung widme?
    • Was geschieht, wenn ich beim Umtopfen der Orchideen über Kevin nachdenke oder in pädagogischen / psychologischer Fachliteratur nach Möglichkeiten zur "Behandlung" von Kevin recherchiere? Ist das meine selbst gewählte Freizeitbeschäftigung, die den Arbeitgeber nicht zu interessieren hat - und die er selbstverständlich nicht als Arbeitszeit wertet und vergütet?
    • Die Forderung, dass Lehrer ihre Arbeitszeiten erfassen und dokumentieren sollen, ist so wirklichkeitsfremd wie absurd - zumal die Dokumentation als Arbeitszeit ebenfalls erfasst werden müsste und diese somit gewaltig steigern würde - ohne erkennbaren Nutzen für Schule und Schüler.
    • Unsere Arbeitszeit zerfleddert über Tag (und Nacht!) in so viele kleinschrittige Abschnitte, dass man einen "elektronischen Arbeitszeitdokumentator mit Spracheingabe und Zeitmessung" erfinden und ständig am Leib tragen müsste, eventuell als Chip im Hirn, von der Schulverwaltung per WLAN ausles- und dokumentierbar. Diese "elektronische Stempeluhr" wäre dann wohl effektiv und gerecht. Mit bestandenem Referendariat bekäme den Chip jeder Lehrer eingepflanzt. Diensliche Beurteilungen könnten online erfolgen, weil das Schulamt den Unterricht jederzeit live mitschneiden könnte. Das ergäbe endlich gerechte Beurteilungen, die sich nicht auf Inselleistungen von 45 Minuten bezögen. Brave New World!


    Moin,
    ich habe mir mal erlaubt Deine Thesen durchzunummerieren, um darauf antworten zu können.


    • Ja, das ist Arbeitszeit. aber es gibt keine Nachtzulage, weil Du eigenständig über den Zeitpunkt de Grübelns bestimmen konntest. Außerdem zählt es nicht zur Einhaltung der 11stündigen Mindestruhezeit. Werden die 11 Stunden auch nur durch ein 10-sekündiges Telefonat unterbrochen, fangen die 11 Stunden wieder von vorne an. Sollte dich also die Schulleitung morgens um 4 Uhr anrufen, darfst Du erst wieder ab 15 Uhr arbeiten. Der Stundenplan interessiert in dem Moment nicht sondern Dein Gesundheitsschutz!
    • Der Arbeitgeber hat die Dokumentation zu führen, wie er das bewerkstelligt, ist sein Problem. Er könnte z.B. uns Dienst-PCs fürs heimische Büro stellen und loggen wann diese ein- und ausgeschaltet werden.
    • Natürlich gibt es Nachtarbeit und Erschwerniszulage. Außerdem müssen die 11 Stunden Ruhezeit unter wirklich allen Umständen eingehalten werden, auch wenn dann der Unterricht eben ausfällt. Ich muß z.B. an machen Tagen bis abends um 21 Uhr unterrichten. Entsprechend dürfte mich die Schule am nächsten Morgen erst ab 8 Uhr wieder einsetzen. Die Unterrichtszeiten werden ja nicht von mir selber bestimmt sondern vom Schulleiter bzw. Stundenplaner festgelegt. Richtig interessant wird das Ganze bei mehrtägigen Klassenfahrten. Diese müßten dann, um die minimale tägliche Ruhezeit von 11 Stunden und die maximale Tägliche Arbeitszeit von 8 Stunden einhalten zu können, von Lehrern im 3-Schicht-Betrieb betreut werden. Sollten Jungen und Mädchen in der Klasse sein, müßte jede Schicht aus zwei Lehrkräften bestehen. D.h., daß für eine Klassenfahrt mindestens 6 KuK mitfahren müssen. Wie das funktionieren soll, ist nicht mein Problem als Arbeitnehmer sondern das des Dienstherren. Selbstverständlich ist trotzdem für die Nacht-Aufsicht die Nachtzulage zu zahlen, auch wenn alles ruhig bleibt. Die Nachtschwester wird im Krankenhaus ja auch bezahlt, auch wenn es in einer Nacht mal keinen Alarm gibt.
    • Solltest Du dir nachts Gedanken machen und das auch nachweisen können, kann dir das kein Kontrolleur streichen. Er kann dir nur die Nachtzulage streichen, weil der Zeitpunkt des Grübelns ja von dir selber festgesetzt wurde und eben nicht angeordnet ist.
    • Selbstverständlich! In der Kreisverwaltung hängt die Stempeluhr doch auch unten neben dem Eingang und alle Stempeln ein noch bevor sie den Fahrstuhl benutzen, um zum Büro zu kommen.
    • Siehe Raucherpause... gibt immer wieder Streit darum, aber die paar Minuten sind echt Peanuts im Vgl. zu den anderen Dingen, wie Konferenzen, Schulfeste etc., die selbstverständlich auch voll als Arbeitszeit zählen. Erstellung der Didaktischen Jahrespläne auf Basis nichtssagender Rahmenlehrpläne, die sich alle paar Monate ändern... alles Arbeitszeit. Vielleicht bringt das KuMi dann irgendwann doch wieder Steoffveteilungspläne heraus, weil sie merken wie teuer es ist, wenn jede Schule ihre Didaktischen Jahrespläne schreiben soll.
    • Ja!
    • Wenn Du im Zug sitzt und etwas zu Papier bringst, würde ich es als Arbeitszeit werten. Wenn Du im Auto sitzt und nur darüber nachdenkst, dann nicht.
    • Schauspieler sind meistens als Freelancer eingstellt. Das sind also Ein-Mann-Unternehmen. Wir sind hingegen fest Angestellte, wie die Verwaltungsfachangestellten im der kreisverwaltung auch.
    • Als Freelancer haben sie Vertragsfreiheit, wir nicht. wir können unser Saler nicht einzeln aushandeln. Damit wird der Vergleich müßig.
    • Diskutiere? Eher nicht. Unterrichtsmaterialen zu erstellen ist hingegen sehr wohl Arbeitszeit. Aber wie oben schon gesagt, kannst Du dafür keine Nachtzulage verlangen, weil Du über den Zeitpunkt der Arbeit selber entscheiden konntest.
    • Ich würde sagen "nein".
    • Nachdenken = "nein", Recherche = "ja"
    • Der Arbeitgeber ist für die Erfassung der Arbeitszeit zuständig und wenn das mit einem entsprechenden zusätzlichen Aufwand verbunden ist, dann ist das eben so. Das ist nicht das Problem des Arbeitnehmers.
    • Wie gesagt, es wäre z.B. eine Möglichkeit Dienst-Computer an die Kollegen zu verteilen und deren Ein- und Ausschalten elektronisch zu erfassen. Selbstverständlich müßten diese Geräte über einen Wartungsvertrag verfügen. Der Arbeitgeber ist dafür verantwortlich, daß die Geräte laufen. Die Verwaltungsfachwirte kaufen doch auch nicht ihre Stifte, die sie im Büro brauchen.

    Allgemein verstehe ich nicht, wie man sich als Arbeitnehmer so gegen die Zeiterfassung sträuben kann von wegen "undurchführbar". Ob ich selber die Zeiterfassung gut oder schlecht finde, steht noch auf einem ganz anderen Blatt, aber die Folgen, die die Zeiterfassung hätte, befürworte ich ausdrücklich. Wir würden nämlich nicht mehr zu den "eh da"-Kosten arbeiten. (Die Kollegen sind ja eh da.) Entsprechend würde sich der Dienstherr auch mal Gedanken machen, ob es sich nicht vielleicht doch lohnen könnte die Schulen grundlegend zu sanieren und auf Vordermann zu bringen, z.B. was Computer mit Wartungsvertrag etc. angeht, eben weil ohne die Geräte die benötigte Arbeitszeit massiv ansteigt und das dann so hohe Kosten verursacht, daß sich auf einmal die Sanierungskosten für jede Schule rechnen. :)


    Wirklich interessant wäre die Frage, was passiert wenn ich bereits am Donnerstag meine 41 Stunden bzw. 48 Stunden oder in Ausnahmefällen sogar 60 Stunden voll habe? Mehr als 60 Stunden/Woche darf nämlich niemand arbeiten, auch nicht wenn 80% des Kollegiums erkrankt sind. Dann ist aus Arbeitsschutzgründen wirklich Schicht. Da müßte dann der Unterricht am Freitag ausfallen.

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