Grundsätze der Stundenplanerstellung

  • Aber wenn niemand in der 3. Stunde eine Freistunde hat, wer macht dann die Vertretung?

    Ich weiß warauf du hinaus will, aber:
    Wir haben gut 50 Kollegen und 25 Klassen. Sprich: Es haben immer 40% der Kollegen frei. (die anderen 10% sitzen in den Kursen, Teamteaching, VR, ...) Natürlich ist bei 0 Springstunden das Risiko größer, dass dann die Kollegen schon zufällig alle nach Hause gefahren sind/noch nicht da sind. In der Praxis ist das irrelevant. Warum?
    1. Das ist bei uns in der 1. und 6. Stunde doch nicht anders. Da geht es genau so! Warum sollte das in der 3. Stunde plötlzich ein Problem sein?
    2. Bevor ein Lehrer Mehrarbeit macht kann man auch die VR nehmen, ein Teamteaching auseinander ziehen, Kurse zusammenlegen, ...
    3. Was ist wohl schöner? Wenn du immer 0-1 Springstunden hast und dann aber ein paar mal eine Stunde länger bleiben muss, um Vertretung zu machen, obwohl du laut Plan schon nach Hause hättest fahren können. - Oder dich an den 160+ Tagen im Jahr in der Schule über die vielen vergeudeten Springstunden ärgerst, weil du dort unnötig abhängst, weil dein Stundenplaner meint, dass es dir dann besser gehen würde, falls ich an diesen Tagen mal eine Vertretung machen müsstest? Was hast du davon, wenn du in über 90% aller Fälle deine Springstunden unnütz "verschwendest". Die hätte du auch sinnvoll für Unterrichtsvorbereitung und Nachbereitung nutzen können. In der Schule geht das aber im Grunde oft nicht, dafür fehlt es dort einfach an ruhigen Arbeitsplätzen mit entsprechendem Material, an denen man auch konzentiert über etwas längeren Zeitraum arbeiten kann.

  • Keine Ahnung. An meiner Refschule gab es 2 Kollegen die in der 1. Stunde Vertretungsreserve waren. Ist das bei dir VR? Aber Doppelsteckung kenne ich auch eigentlich nicht.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Genau VR=Vertretungsreserve. Die liegt nicht nur in der 1. Stunde, sondern auch in anderen Stunden. Insofern kann man die 1. Stunde genau so abdecken wie die 3. Stunde.
    "Doppelsteckung" kenne ich selbst auch nicht; ich vermute mal es ist genau das, was ich mit Teamteaching bezeichnet habe.
    Ist gibt da so viele verschiedene Worte für gleiche Dinge: (einige sagen Freistunden, Springstunden, Hohlstunden, ... meinen aber alle das gleiche)

  • Für den Lehrer finde ich das ein sehr schöne Konzept. Ich bin mir aber nicht sicher, wie das für so einen päd. Mitarbeiter aussieht.
    Darf ich mal fragen wie das in der Praxis dann für so einen pädagogischen Mitarbeiter aussieht?

    In der Praxis sind die pädagogischen MItarbeiterinnen keine Lehrkräfte, sondern im besten Fall Erzieherinnen oder Sozialpäagoginnen.
    Sie werden je nach Vorkenntnissen eingestuft und bezahlt, das Budget der Schule ist aber so gering, dass man darüber eher nur gering qualifizierte einstellen kann, andernfalls reicht das Geld nicht.


    Die pädagogischen Mitarbeiterinnen schließen einen Vertrag über Pool-Stunden ab, die sie dann erfüllen.
    Es gibt Vorgaben, die mehr oder weniger eingehalten werden,
    z.B. bei einem Einsatz sollten wenigstens 3 Stunden erteilt werden, damit die pM nicht für 1 Stunde allein zur Schule fährt
    oder es sollte 3 Tage vorher Bescheid gegeben werden - was der kurzfristigen Vertretung zumeist nicht gerecht werden würde, allerdings bei Krankheit, Klassenfahrt, Fortbildung möglich ist.


    Die pM geht also in alle Klassen. Gibt es lange keinen Vertretungsfall, hat sie lange keinen Auftrag und kennt die Kinder/ Klassen wenig.
    Fehlt eine Lehrkraft immer mal wieder, sind Kinder, Klasse, Unterrichtsstil bekannt.
    Es kann aber eben auch dazu kommen, dass die pM plötzlich 26 Stunden übernehmen muss... oder sich diese mit einer anderen pM teilt, wenn eine Lehrkraft ausfällt.



    Für den Lehrer finde ich das ein sehr schöne Konzept.

    Für den Lehrer ist das so:
    Die pM wird quasi für Aufsicht entlohnt, nicht aber für die Planung.
    Entweder die ausfallende Lehrkraft stellt Unterricht zur Verfügung...
    ... oder die anderen Lehrkräfte müssen dies tun.
    Die offizielle Vorstellung davon ist, dass eine anwesende Lehrkraft den Unterricht für die eigene Klasse der pM überlässt und selbst die Vertretung in der anderen Klassen übernimmt.


    Das Modell gibt es schon länger, ich denke, etwa 20 Jahre.
    Für eine kurzfristige Vertretung ist es ok, wenn man ab und an eine zusätzliche Vertretung ausarbeiten und hinlegen muss.
    Für den Fall einer Fortbildung, einer vorhersehbaren Krankheit, einer Klassenfahrtsbegleitung heißt dies aber, dass man vorab den kompletten Unterricht wasserdicht vorbereitet, da die pM ja offizell nur beaufsichtigen soll.
    Trete ich mit einer Aufgabe oder einer selbst erteilten Vertretungsstunde in Vorleistung, die als Plusstunde notiert wird, kann ich dafür zwar Zeitausgleich erhalten, lege dann aber wieder den ausgearbeiteten Vertretungsunterricht auf den Tisch.


    Ist die Personaldecke dünner als dünn, muss die pM dauerhaft in den Unterricht.
    Weiterhin kann für längeren Ausfall eine Vertretungskraft (mindestens Bachelor Pädagogik) beantragt werden, jedoch erst bei absehbarem längerfristigen Ausfall + Dauer des Genehmigungsverfahrens und der Personalsuche.
    Da werden aber nie alle Stunden genehmigt und auch dafür sind kaum Leute zu finden.
    Dann dauert die Vertretungssituation über die pM lange oder sehr lange an.


    Weil nun etliche Leute aufschreien werden:
    a) Eine echte Vertretungsreserve in den Schulen wäre sicherlich die bessere Lösung.
    b) Für Kinder ist nicht ersichtlich und verständlich, ob vor der Klasse eine ausgebildete Lehrkraft oder jemand anderes steht, auch viele Eltern verstehen das nicht.
    c) In den Grundschulen darf kein Unterricht ausfallen, weil die Grundschulen "verlässlich" sind. 5 Zeitstunden Aufsicht müssen gewährt werden.
    d) Es sind nicht die Grundschullehrkräfte, die sich dieses Modell überlegt haben, sie baden es aus.
    e) Wenige kurzfristige Vertretungen sind über betreutes Üben leicht abzudecken und auszuhalten. Die derzeitige Lehrer- und Vertretungskräfte-Versorgung führt dazu, dass das Modell abgewandelt und überstrapaziert wird. Eine Alternative wäre... mir bisher nicht bekannt.

  • ah... Bin mir unsicher, ob ich den "Like"-Button drücken soll oder nicht.
    "Like", weil dein Beitrag zu schön ausführlich ist und es sehr gut erklärt.
    Ich wollte allerdings nicht "Like" drücken, weil ich auch die Probleme des Konzeptes verstehe.

  • In Berlin gibt es ja ein ähnliches verlässliches Konzept, sprich 7:30-13:30 Uhr wird verlässlich beaufsichtigt, das deckt außerhalb des Unterrichts die VHG ab, sprich Erzieher und auch mal in mittleren Stunden. So kann auch Teilung nicht nur am Rand liegen.
    Da dies andere Räume sind, ist das klar ein Ausfall und keine Vertretung

  • yestoerty: Ich vermute, dann verstehen wir unter "Vertretungsreserve" beide etwas anderes. Ich verstehe darunter eine ganz normal bezahlte Stunde; also eine Stunde, die wie jede andere Mathe-, Deutsch-, ... Stunde auch auf das Stundendeputat des Lehrers angerechnet wird.

  • Das mag daran liegen, dass ich mir darüber keine Gedanken gemacht habe, weil es bei uns unnötig ist. Klingt aber logisch.
    Das erklärt aber warum ich versuche aber nicht keine wenige Frei-/ Spring-/ Hohlstunden im Stundenplan zu haben und du aber versuchst sie zu vermeiden.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Ich vermute, dass dies an der subjectiven Wahrnehmung liegen kann.
    Wenn ich als Vollzeitlehrer mit 28 Springstunden ausschließlich am Vormittag (5*6=30 Stunden) eingesetzt bin und dann 2 Freistunden habe, dann ist das ein eher angenehmes Gefühl. Ebenso, wenn jemand 8 Unterrichtsstunden am Tag hat, dann wird sich derjenige auch über eine Freistunde freuen.
    Wenn ein anderer Kollege aber jeden Tag immer nur die 1. und 6. Unterricht hat (und dazwischen frei), dann freut der sich bestimmt nicht.


    Ob es jetzt wirlich 0 Freistunden sein müssen - da gebe ich dir schon recht - das muss evtl. gar nicht sein. Ich vergleiche aber immer mit den Vollzeitkollegen, der nur Vormittags eingesetzt ist. Der kann max 2 Freistunden haben. Daher ist mein Ziel wieder an diese Grenze zu kommen (was ich ja an meiner neuen Schule leider nicht schaffe).


    Wenn jemand mehr Springstunden haben möchte, dann soll der sich einfach beim Stundenplaner melden. Die maximale Anzahl an möglichen Springstunden zu erhöhen erleichtert die Arbeit eines Stundenplaners ungemein! Wenn du mit so einem Wunsch zum Stundenplaner kommst, dann wird der dich dafür noch belohnen. Leider gibt es solche Kollegen i.d.R. selten.

  • Wir machen es uns da sogar teilweise einfach: wer ein Büro hat und eine entsprechende Funktion, bei dem darf es auch ne Freistunde mehr sein ;)
    Ansonsten kennt man ja auch seine Pappenheimern irgendwann.
    Ach ja, bei uns findet Unterricht bis zur 10. Stunde (selten auch mal 11.) statt, da gibt es genug Platz für Freistunden. Teilweise kommen Klassen auch erst zur 5., ansonsten reichen die Räume auch einfach nicht.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

    Einmal editiert, zuletzt von yestoerty ()

  • Mache ich doch teilweise auch. Daher sagte ich weiter oben "ausgenommen Schulleitung". Wenn da andere eine entsprechende Funktion haben (davon gibt es aber nicht so viele), dann stehen bei denen Bürostunden im Plan. Das kann ich aber nicht bei allen Leuten so machen. Was wollen z.B. der Lehrer, der für die Zeugnisse zuständig ist bzw. ich mit so einer Bürostunde im Stundenplan? Natürlich haben wir dafür Entlastungsstunden, aber sollen wir unsere Arbeit dann nur in diesen gesetzten Stunden machen? Wir arbeiten da viele Stunden in den Ferien, am Wochende und/oder schnell noch mal über Nacht damit der Laden sauber läuft. Da können wir schlecht sagen: das muss dann halt warten, dass machen wir in unseren Bürostunden/Freistunden.


    Die anderen Argumente von dir finde ich ehrlich gesagt, dass sie gerade dafür sprechen auf die Springstunden zu achten. Ansonsten könnte ich den Verkäufern an der Tanke oder im 24h-McDonalds auch erzählen: "Ach bei uns findet Arbeit 24h pro Tag statt, da gibt es genug Platz für Freistunden. Teilweise kommen Kunden auch erst nach 22.00, ansonsten reichen die Zapfsäulen/Tische/Räume auch einfach nicht."

  • Unser ÖPR hat auch versucht solche Grundsätze (max. Anzahl an U- und Hohlstd./Tag etc.) zumindest als angestrebtes Ziel zu vereinbaren, aber leider ohne Erfolg.


    Nun sieht es so aus, dass es für Teilzeitkräfte prinzipiell keine freien Tage mehr geben soll, damit diese dann ggfs. Vertretung machen können.
    Auch sollen nicht mehr wenige Kollegen voll abgeordnet werden, sondern viele Kollegen ein bisschen - auch wieder um möglichst viel Vertretung zu ermöglichen.

  • Morse: Wer hat den die Argumente gebracht? Hört sich ziemlich unrealistisch an. Durch beides würde man sich viele zusätzliche Nachteile erkaufen. Hört sich fast so an, also wenn bei euch viel zu viele Lehrer krank sind und vertreten werden müssen. Die sollten sich mal fragen warum das so ist. Durch beide Maßnahmen wird es bestimmt nicht besser, sondern schlechter. Da werden dann doch noch mehr Lehrer krank und müssen vertreten werden.

  • Morse: Wer hat den die Argumente gebracht? Hört sich ziemlich unrealistisch an. Durch beides würde man sich viele zusätzliche Nachteile erkaufen. Hört sich fast so an, also wenn bei euch viel zu viele Lehrer krank sind und vertreten werden müssen. Die sollten sich mal fragen warum das so ist. Durch beide Maßnahmen wird es bestimmt nicht besser, sondern schlechter. Da werden dann doch noch mehr Lehrer krank und müssen vertreten werden.

    Ja.

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