Prüfungsnoten abhängig von den verfügbaren Stellen?

  • Liebe Mitdiskutierende,
    seitdem in Bayern jeder eine Stelle in der Grundschule bekommt, der das 2. Staatsexamen besteht,
    fällt mir auf, dass an unserer Schule die Noten der Prüfungsstunden abgesunken sind.
    Zweier sind eine Seltenheit geworden, die Note 3 normal, die Note 4 kommt wesentlich öfter vor.


    Das war zu Zeiten, als es schwierig war, eine Stelle an der Grundschule zu bekommen, anders.
    Da war die Note 2 normaler Standard, die 3 gab's in Ausnahmefällen, die 4 so gut wie nicht.


    Beobachtet ihr das auch und wenn ja, was haltet ihr von dem Notenbashing?

  • ...kann sein, müsste man die schnitte der seminare im überblick kennen. ich denke nicht, dass sie da groß was verschiebt, wenigstens am gym, weil die schnitte auf normalverteilung (...nicht immer absichtlich) getrimmt werden, wie bei schriftlichen leistungsnachweisen der sus halt auch. am gym ist 3 in lehrproben ganz normal. 3 ist laut notendefition eine stunde, die funktioniert und die lernziele erreicht hat. 2 heißt schon, dass es superduper extrem klasse außergewöhnlich war, 1 ist glücksache, heißt es am seminar immer, da muss alles stimmen, von lichteinfall bis laune der sus. "eine 1 kann man nicht planen." 4 kommt auch häufiger vor, das ist die note für stunde mit erkennbaren mängeln, die ihre ziele aber noch erreichen.

  • Ich glaube, dass es solche Bewegungen schon häufiger gegeben hat.


    Als die Stellen knapp waren, wurden die Noten hier immer höher geschraubt, darüber erfolgte die Auslese.
    Hatte man keine 1 vor dem Komma, musste man schon auf den Referendariatsplatz warten, später dann auf eine Stelle hoffen ... und war auch bereit, in den letzten Zipfel des Landes umzuziehen, um eine Stelle annehmen zu können. Andernfalls musste man sich eine andere Arbeit suchen und manchmal sogar Jahre überbrücken.
    Das war allen bewusst und entsprechend ehrgeizig haben manche Studium und Referendariat betrieben, anderere vorab in Kauf genommen, zwischenzeitlich Wartezeiten zu haben.


    DAS ist heute anders, auch in meinem Bundesland.
    Die Stellenbewerberinnen können sich die Schulen aussuchen, können pokern und nach Bedingungen fragen.
    Blüten treibt es, wenn Lehrkräfte Forderungen stellen, was sie alles nicht machen möchten (Klassenleitungen, fachfremden Unterricht etc.) Ein bisschen erinnert mich das Forum nach Stundenplan-Gestaltung auch daran: Wer den Luxus hat, kann auf derartige Wünsche eingehen.
    Junge Lehrkräfte können sich solche Schulen auswählen. Andere Schulen sind froh, wenn die Unterrichtsversorgung über 50% oder über 70% steigt, und haben weit weniger "zu bieten".
    Stellen an Grundschulen bleiben in meinem Bundesland schon seit mehreren Jahren offen.


    Vielleicht reguliert sich angesichts des Überangebotes die extrem stark angezogene Notenschraube.
    Unfair wird es dann, wenn sich BewerberInnen aus unterschiedlichen Jahrzehnten oder Phasen oder Bundesländern um die gleiche Stelle bewerben und die mit der schlechteren Note einen Nachteil aufgrund der nicht gleichwertigen Notenvergabe hat.

  • Wie groß ist denn deine Datenbasis?
    Wie viele Prüfungsstunden pro Jahr werden an deiner Schule gehalten?
    Wie viele der zugehörigen Noten kennst du? (Ich nehme mal an, dass diese nicht öffentlich ausgehängt werden)?


    Ohne die Zahlen zu kennen glaube ich: Die Beobachtungen einer Person an einer Schule enthalten einfach zu viel "Zufall", als das daraus jemals ein Trend abgeleitet werden könnte.

  • Meine Beobachtungen beziehen sich auf 15 Jahre an meiner Schule mit 1-2 Prüflingen pro Schuljahr.
    Die Noten in letzter Zeit spiegelten sich nach Aussagen der Prüflinge auch im gesamten Seminar wider.
    Ich beziehe meine Informationen jetzt nur auf die Prüfungsstunden (jeweils 1 Einfachlehrprobe und eine Doppellehrprobe pro Prüfling).
    Das bekommt man unmittelbar mit. Da ich oft in der Jahrgangsstufe der Prüflinge unterrichte, mit diesen im engen Austausch bin und auch Stunden der Referendare kenne, wundere ich mich zunehmend.


    Es könnte ein Zufall sein. Das kann ich nicht ausschließen. Deswegen frage ich hier nach.

  • Nein, mit den Seminarlehrern habe ich nichts zu tun, weil ich die Referendare nicht als Betreuungslehrerin betreue.


    Wir arbeiten in der Jahrgangsstufe im Team. Ich habe in letzter Zeit es so erlebt:
    Ein motivierter, reflektierender und fleißiger Referendar bzw. Referendarin bekommt eine für mich völlig unverständliche Note in den Prüfungsstunden. Note 3 oder 4. Ich hätte diese viel besser eingeschätzt. Dass man eine 3 in einer der beiden Lehrproben noch akzeptieren kann, ist okay. Aber eine 4 demotiviert diese Leute schon.
    Ein paar Jahre vorher war der Normalfall 2/3 oder 2/2 in beiden Prüfungen und öfter war in einer der beiden Lehrproben eine 1 dabei.


    Ich kann nur meine Beobachtungen schreiben.


    P.S.: In der Prüfungskommission der Unterrichtstunden sind zwei Schulräte (der eigene und ein fremder, der den Vorsitz hat) und der Seminarleiter bzw. -leiterin.

    Einmal editiert, zuletzt von Caro07 () aus folgendem Grund: Erweiterung

  • Unfair wird es dann, wenn sich BewerberInnen aus unterschiedlichen Jahrzehnten oder Phasen oder Bundesländern um die gleiche Stelle bewerben und die mit der schlechteren Note einen Nachteil aufgrund der nicht gleichwertigen Notenvergabe hat.

    Das ist eben auch ein springender Punkt!

  • Da gibt es dann Vorgaben für schulscharfe Stellen, dass die besseren Bewerberinnen eingeladen werden müssen, die anderen aber nicht...
    Und sicherlich können sich die besser bewerteten dann eher eine Stelle selbst aussuchen.


    Letztlich sind aber so viele Stellen offen, dass jede Bewerberin eine Stelle bekommen kann, . (... sofern sie die durch die Landesschulbehörde gesetzten Voraussetzungen erfüllt).

  • ..naja, letztlich wird ja nur die leistung in der jeweiligen stunde bewertet. ob das die betreffende person motiviert oder nicht ist völlig irrelevant, es sind erwachsene, da wäre pädagogische notengebung völlig fehl am platz meiner meinung nach (und auch nicht erlaubt). es gibt leute mit prüfungsangst, es gibt leute, die im alltag von ihren pädagogischen talenten leben, aber in der lehrprobe dann probleme bekommen, weil es einfach fachlich nicht reicht (häufig am gym im seminar), einen vernünftigen entwurf zu schreiben und das dann auch alleine unabhängig vom lehrbuch und so durchzuziehen, es gibt leute, die einfach pech haben und einen sch****-tag erwischen.

  • letztlich wird ja nur die leistung in der jeweiligen stunde bewertet. ob das die betreffende person motiviert oder nicht ist völlig irrelevant, es sind erwachsene, da wäre pädagogische notengebung völlig fehl am platz


    weil die schnitte auf normalverteilung (...nicht immer absichtlich) getrimmt werden, wie bei schriftlichen leistungsnachweisen der sus halt auch.

    Wenn ich dann aber lese, es würde auf Normalverteilung getrimmt, kann es mit der fairen Notenvergabe nach Kriterien ja auch nicht weit her sein.

  • Ich behaupte einmal locker, dass mein Eindruck ist, dass die Noten jetzt, wo es nicht mehr um die Einstellung geht, gedrückt werden.
    Was jetzt eine 3 ist, war in den Jahren der Einstellungsunsicherheit über den Daumen gepeilt eine Note besser.

  • Meinem Eindruck nach sind im Mittelschulbereich heute die Noten nicht besser/ schlechter als in den letzten gut 20 Jahren, egal ob gerade gute oder schlechte Einstellungschancen bestanden. Die 3 war schon immer die Durchschnittsnote mit Ausreißern nach unten und oben. Allerdings hatte ich immer den Eindruck, dass im Grundschulbereich bessere Noten verteilt wurden, was aber nicht stimmen muss.

  • Ich zitiere mal Vince Ebert:
    "Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann."


    Natürlich kannst du (Caro in Beitrag 12) diese Behauptung locker aufstellen. Du hast dafür aber keine Datengrundlage und die Behauptung hilft niemandem.

  • In meinem Bundesland (NRW), bzw. in meinem Regierungsbezirk, scheint es so zu sein, dass Schulleiter und Prüfer angewiesen wurden, schlechter zu benoten.
    Unser letzter Referendarsjahrgang hat vergleichsweise schlecht abgeschnitten und der Kernseminarleiter (früher Hauptseminareleiter) hat wohl relativ offen gesagt, dass die Prüfer angewiesen wurden, keine zu guten Noten zu vergeben.
    Aus zwei Schulen habe ich inzwischen gehört, dass die Schulleiter sowohl zu KollegInnen in Beförderungsverfahren, als auch zu KollegInnen beim Abschluss der Probezeit gesagt haben, dass sie keine bzw. nur wenige Bestnoten vergeben dürfen. Halten sie sich nicht daran, fragt die Bezirksregierung nach warum das so ist.
    Ob das nun gut ist, oder schlecht, sei genrell mal dahingestellt. Ich sehe aber auch das oben genannte Problem, dass es dann unfair wird, wenn sich Personen aus verschiedenen "Generationen" auf eine Stelle (welcher Art auch immer) bewerben. Denn dann wird es unfair für diejenigen, die jetzt schlechter benotet werden.
    Als ich vor ca. 10 Jahren mit dem Referendariat fertig wurde, wurde uns im Seminar gesagt, dass es für die Schulleiternote folgende Faustregel gäbe:
    1,0 sehr gut; 1,3 gut mit Tendenz zu sehr gut; 1,7 gut mit Tendenz nach unten; 2,0 nur dann einstellen, wenn mindestens ein Fach akutes Mangelfach ist, ab 2,3 "zu nichts zu gebrauchen".
    Das ist natürlich auch nicht richtig, weil die Noten eine völlig neue Bedeutung bekommen.

  • In meinem Bundesland (NRW), bzw. in meinem Regierungsbezirk, scheint es so zu sein, dass Schulleiter und Prüfer angewiesen wurden, schlechter zu benoten.

    Das ist nicht von der Hand zu weisen und legt bei mir auch diesen Verdacht nahe.


    Sommertraum:
    Deinen Eindruck kann ich teilen. Das habe ich auch grundsätzlich so empfunden.


  • Hallo Caro07,


    dass die Bedeutung von Noten je nach Fachrichtung z.T. stark unterschiedlich ausfallen kann, ist ja bekannt. Bei uns wird am Seminar häufiger von starken und schwächeren Jahrgängen gesprochen, was aber nichts daran ändert, dass Leute durchfallen müssen (Quote) und nur eine Minderheit die 1,0 bekommen kann. Ich bin zwar nicht Grundschule und auch nicht Bayern, aber hier wird mit sehr guten Noten auch eher gegeizt, obwohl (oder weil?) jeder, der die Prüfung schafft, eine Stelle sicher hat.


    Auch bekannt ist, dass die Benotung schon auch das berücksichtigt, was vorher gelaufen ist - man kennt sich untereinander, Fachleitungen tauschen sich über ihre Schützlinge aus und von daher geht auch ein Fremdprüfer (jedenfalls bei uns) nie völlig unvoreingenommen in eine Lehrprobe - das ist wohl auch gar nicht gewünscht. Doch das ist ein anderes Thema.


    Wenn dein Referendar sonst sehr gut war, nun aber eine 4,0 für seine LP bekommen hat, kann das genauso gut einfach - wie schon gesagt wurde - Pech oder Zufall sein. Vielleicht war er auch beim Seminar unbeliebt und die Stunde lief unrund, vielleicht ist er zu nervös gewesen oder wollte zu viel? Alles das ist Prüfungsalltag und auf Grund des hohen menschlichen Faktors bei uns im Job leider nicht anders machbar.


    Ich habe in den letzten Monaten selbst erlebt, wie extrem sich das auswirkt, wenn man im einen Setting wohlmeinend wahrgenommen wird (stärkenbetont) und im anderen jede Nadel gesucht wird, die gefühlt nicht passt. Hier bist du der geborene Pädagoge und dort jemand, der völlig untauglich ist, mit Kindern/Jugendlichen umzugehen.


    der Buntflieger

  • Wie es im Moment aussieht, kann ich nicht beurteilen. Aber als ich im Ref war hat der Staat kaum Lehrer eingestellt und es hielt sich das Gerücht, die Seminare seien angewiesen worden, möglichst keine "1" in Lehrproben zu vergeben (bei einem Einstellungsschnitt von 1,x). Ich weiß nicht, ob das stimmt. Was ich aber sicher weiß ist, dass unser Seminarvorstand der Ansicht war, wenn eine sehr gute Lehrprobe gezeigt würde, müsse es auch eine "1" drauf geben. Daher gab es bei uns im Seminar dann tatsächlich drei Leute, die zweimal oder sogar dreimal eine "1" bekamen - mit dem Ergebnis, dass der Seminarvorstand JEDE Einzelnote (auch die Noten schlechter als eins) noch einmal dem Ministerium gegenüber begründen musste. Von daher kann ich mir solche Anweisungen schon vorstellen.

  • Der letzte Post erinnert mich an die Probezeitbeurteilungen, bei denen die Schulleiter auch eher mäßig die Punkte verteilen, da sie sich für "zu gute" Noten rechtfertigen müssten.

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