Frage zu einer Klassenarbeit Gym NRW

  • Hallo ihr Lieben,


    heute wende ich mich einmal als Mutter eines Kindes an euch, das die 6. Klasse eines Gymnasiums besucht. Das Kindchen hat seine letzte Klassenarbeit in Französisch "versemmelt". Besonders ausschlaggebend war der Teil, in dem es eine Wegbeschreinung formulieren musste. Von 12 Punkten gab es gerade einmal 2.


    Jetzt zu meiner Frage: im Text wurden nur Rechtschreib- und Grammatikfehler angestrichen. Keine Vorschläge oder Hinweise darüber, was denn nun fehlt oder wieso es eben nur 2 Punkte gab. Müsste es, auch schom in Klasse 6, einen Erwartungshorizont geben oder andere Hinweise, was denn nun falsch gelaufen ist? Ich stelle mir halt die Frage, wieso es nur 2 Punkte waren und was es hätte anders/besser machen müssen, um mehr Punkte zu erhalten. Die Berichtigung ist jetzt nur eine Verbesserung der angestrichenen Fehler. Kindchen (und ich auch) haben keine Ahnung, was wir denn nun lernen soll bzw. verändern kann, um in Zukunft bessere Noten zu bekommen?


    Also nochmals die Frage: muss in Französisch bei solchen Aufgaben ein EWH dabei sein bzw. eine Übersicht, wie die Punkteverteilung für diese Aufgabe ist? Müssen Verbesserungsvorschläge angemerkt sein?


    LG und vielen Dank :rose:
    Flecki

  • Das hat sicherlich der Fachlehrer in der Auswertung der KA mit der Klasse gemacht. "Verbesserungsvorschläge" müssen nicht angemerkt werden, sollten dann aber in der Auswertung mit der Klasse besprochen werden. Ein EWH muss niemals den Kindern bzw. den Eltern ausgehändigt werden. Eine Besprechung innerhalb der Klasse reicht.

  • Danke für deine schnelle Antwort. Leider findet solch eine Besprechung wohl nicht statt. Es wird gesagt, dass bei Nichtverstehen solcher Aufgaben gefragt werden soll - meistens fehlt dann aber wohl die Zeit.

  • Hallo!
    Soweit ich weiß, muss man einen Erwartungshorizonten erst in der Oberstufe (in allen Fächern) verpflichtend dazu legen.
    In Französisch lege ICH einen in der 6. und mal 7. Klasse für die Textproduktion bei, danach erst recht nicht, da die Lösung ja schülerabhängig ist.
    Ich gehe jetzt von meinem Lehrwerk aus (das dein Kind vermutlich nicht hat, wir sind ein bisschen einsam: À Plus von Cornelsen): am Ende von jedem Kapitel stehen alle "Redewendungen". Also zb "tourner à gauche", "aller tout droit", usw... Ich hasse übrigens die Lektion mit der Wegbeschreibung, weil die SuS es NIE können.
    Vermutlich kommt der vorgeschlagene Weg nicht am Ort an, weswegen viele Punkte abgezogen werden mussten. Oder dein Kind hat immer "aller" (gehen) benutzt, und nicht "wenden", "nehmen", "weitergehen". Es hängt aber natürlich auch vom Unterricht ab. Ich sage es auch im Unterricht, dass es nicht die volle Punktzahl für 10 mal "gehen" gibt, sondern, dass ich möglichst viele Redewendungen sehen will (also in der Kategorie "Sprache", falls es eine Textproduktion ist).
    Falls es eine "stumpfe" Übung mit 5 Wege zum Beispiel, dann lege ich für sowas auch keinen EWH bei, sondern die SuS sollen in der Korrekturzeit im Unterricht und Lernzeit (=Lernaufgabenzeit) mit ihren Materialien arbeiten und mich natürlich auch fragen.
    chili

  • Wie viele Wege mussten denn bei der Wegbeschreibung gegangen werden? Dann lässt sich vermutlich ableiten, wofür es wie viele Punkte gab, also z.B. 6 Richtungswechsel bis zum Ziel = 1 Punkt pro richtigem Inhalt, 1 Punkt zusätzlich bei sprachlicher Korrektheit. Führt die Schülerbeschreibung also tatsächlich zu einem anderen Ziel oder sind es "nur" Rechtschreibfehler?

  • so einfach ist es auch nicht.
    Ich habe es tatsächlich ganz oft, dass in dieser Art Übung 0/10 Punkte herauskommen, auch wenn es "verständlich" wäre. Der kommunikative Teil kann zb bei der Textproduktion oder im mündlichen stärker hervorgehoben werden. In einer Grammatikübung gibt es (von mir) MINUSpunkte für Fehler, keine PLUSpunkte für irgendwas. (Naja, eigentlich gebe ich tatsächlich Punkte und ziehe nicht Fehler ab, aber in einem Satz "An der Ampell muss du links laufe" würde ich 0/2 Punkte geben, weil / wenn es für mich eine kombinierte Wortschatz/Grammatik-Übung war: "Ampell" ist falsch geschrieben, "Links laufen" ist falsch und auch noch falsch geschrieben. Also: zuviele Fehler, um Punkte zu vergeben.
    [In der Textproduktion habe ich, wenn es eine "freie Produktion" ist (sprich: keine "Übersetzung"), 3 Spalten mit ca. je 1/3 der Punkte: Inhalt, Sprache/Grammatik, Sprache/Wortschatz, da habe ich vielleicht SuS, die 80% der Punkte im Inhalt (kreative, kommunikative Geschichte) haben, 30% in der Grammatik (Verbkonjugation, Artikel, Präpositionen vorwiegend falsch...) und 40% im Wortschatz (zu einfacher Wortschtz und / oder viele Fehler) haben]

  • ich würde mit kind (!) die unterlagen des kindes und das buch durchgehen. der inhalt wird ja irgendwie im unterricht mal erarbeitet worden sein. sonst mit den arbeiten von klassenkameraden vergleichen, wenn es dir so wichtig ist, und/oder in die sprechstunde gehen und fragen. oder noch eher: ich würde das kind beauftragen, sich das von der lehrkraft nochmal so erklären zu lassen, dass das kind es dann dir erklären kann. das kostet dann halt die pause von kind, aber ich kenne wenig kollegen, die sich einer ernst gemeinten und freundlichen schülernachfrage entziehen.


    und ganz einfach: das kind soll sich einen starken klassenkameraden greifen und sich das von dem nochmal erklären lassen.


    typische fehler bei wegbeschreibung deutsch 6 sind: unbrauchbare orientierungspunkte gewählt ("an dem roten auto links", "nach einer weile rechts und dann am busch - in einem wald - stehenbleiben"), falsche reihenfolge, rechtslinksschwäche, stereeotype wortwahl... es wird meist nur besser, wenn man sie echte wegbeschreibungen verfassen und dann ablaufen lässt.

  • Das finde ich aber seltsam. In der Grundschule bekommen die Kinder zu jedem selbst verfassten Text ein Bewertungsraster. Wie soll man sich denn sonst verbessern können? Den Rat, sich an leistungsstarke Mitschüler zu wenden oder das Buch mit dem Kind dazu durchzuarbeiten finde ich sehr unbefriedigend. Wo sind wir denn?


    Was machen denn die SuS, deren Eltern keine Lehrer sind?

  • in den unterlagen nachsehen, im unterricht aufpassen, die lehrkraft fragen. wenn das thema besprochen wurde, sollte doch klar sein, was gefehlt hat. wenn es nicht klar ist, hilft die positivkorrektur (zu der angehalten wird, die aber unter der arbeitslast kaum zu machen ist, wenigstens bei sprachenlehrern) meiner erfahrung nach sehr wenig bis nichts in sachen kompetenzuzwachs.

  • Erst einmal vielen Dank für die ganzen Antworten. Es handelte sich um eine freie Textproduktion auf Französisch - eben die Beschreibung eines Weges von A nach B.


    Mitschüler sind leider nicht geneigt zu helfen (können sie angeblich selber nicht). Ich als Mama bin, auch mit Buch, keine Hilfe. Muss selber jedes Wort nachschlagen. Den Weg habe ich aber nach der Beschreibung gefunden ;) . Kindchen hatte als Vorbereitung 2 Wegbeschreibungen verfasst - der Fachlehrer hatte keine Zeit sie anzuschauen. Die Situstion mit dem FL ist auch etwas schwierig, das ist aber eine andere Geschichte.


    Meine Ursprungsfrage war ja die, ob es einen EWH geben muss, diese habt ihr mir ja bereits beantwortet. Ich habe in Deutsch (an der Grundschule wie auch an der Hauptschule) immer ein Bewertungsraster ausgegeben und wusste nicht, ob das am Gym auch so ist.


    Lieben Dank :rose:
    Flecki

  • Anhand eines Bewertungsrasters kann man als LehrerIn doch viel effizienter bewerten.


    Es ist nicht Aufgabe der Mitschüler, die Bewertung eines Lehrers transparent zu machen. Kopfschüttel.

  • In der Sprechstunde waren wir. Uns wurde vorgeschlagen das Begleitmaterial zum Buch zu kaufen oder besser noch die Schule zu wechseln... also leider keine große Hilfe.

  • ich weiß ja nicht. transparenz sollte doch reichen. das macht man durch positivkorrketur, soweit machbar, aber bei freien, individuell zu lösenden aufgaben geht das halt nicht. würde es weiterhelfen,wenn da stünde "inhalt unzureichend"? oder "inhalt nicht stimmig"?


    ...wenn das kind extra-übung braucht, dann wäre doch das begleitmaterial wirklich eine gute idee, oder? ich verstehe nicht genau, was ihr denn sonst noch braucht. mehr kann ein gym nicht wirklich leisten. individuelle nachhilfe durch lehrer ist i.a. nciht vorgesehen, der unterricht und hausaufgaben sollten zur stoffbewältigung reichen. wenn kinder dauerhaft nicht mitkommen ohne erkennbaren grund (lange krankheit etc.) in einem kernfach empfehlen wir i.a. auch beratung (diagnostik schulpsychologin, beratungslehrkraft...) und dann evtl. schulwechsel. die zweite fremdsprache ist neben der pubertät der häufigste grund, warum kinder am gym scheitern meiner erfahrung nach.

  • würde es weiterhelfen,wenn da stünde "inhalt unzureichend"? oder "inhalt nicht stimmig"?

    Ich finde ja - allerdings hatte ich deswegen ja gefragt. Von den anderen Fächern an der Schule (Deutsch und Englisch) kenne ich das so.


    Ich erwarte keine individuelle Nachhilfe für das Kind. Das ist nicht zu leisten. Das Begleitmaterial ist angeschafft und wird fleißig genutzt. Dann schauen wir mal weiter, ggf. mit privater Nachhilfe.


    Lg

  • viel erfolg euch. ich rate aus erfahrung eher zur ursachensuche als zu dauernachhilfe. nachhilfe ist imo nur was bei gutem grund, langer krankheit, zurück aus ausland, klasse übersprungen, komplett unfähiger kollege...

  • Hallo flecki, mir fällt auf, dass du wiederholt vom "Kindchen" sprichst, mit 12 ist es eher ein(e) vollpubertierende(r) Heranwachsende(r) ;)


    Ich hatte letztens einen Test meines Kindes vorliegen, da standen nicht mal die Aufgaben mit drauf. Ob die Antwort "Zitrone" oder "637" lauten musste, war also nicht ersichtlich.


    Will sagen, ja, es gibt komische Lehrer, selten auch mal unfähige. Trotzdem sollte ein Gymnasialkind mit dem klarkommen, was im Unterricht passiert. Zwar ist es extrem frustrierend als Mutter, wenn man nicht wirklich helfen kann, ich kann ein Lied davon heulen. Aber wenn ein Jugendlicher die Wegbeschreibungsübung aus dem Buch durchexerziert hat, sollte er sie auch im Test hinbekommen.


    Insofern stimme ich persönlich keckks hier zu: wenn Unterricht nur noch eine Qual ist, seht das Gymi nicht als Zwang. Auch wenn lamaison damit Recht hat: Schule sollte anders sein.

  • Man sollte nicht vergessen, dass es sich um Französisch in der 6. Klasse handelt. Das ist jetzt also "am Ende" des ersten Lernjahres. Viel an Inhalt wird es da noch nicht geben. Es geht bei solchen Aufgaben darum, dass man vorgegebene Sprachmuster situationsgerecht abwandeln und verwenden kann. Viel Kreativität ist noch nicht möglich. Ein Vergleich mit dem muttersprachlichen Unterricht aus der Grundschule oder Englisch in höheren Klassen hinkt ganz gewaltig. Deshalb wird (wie oben schon chilipaprika erläutert) sicherlich sehr vieles an erreichbaren Punkten (oder Punktabzügen) über die Sprachrichtigkeit (Wortschatz, Rechtschreibung, Grammatik) laufen.


    Zum Thema Erwartungshorizont: Fände ich bei dieser Aufgabe ebenfalls schwierig, diesen den Kindern / Eltern zur Verfügung zu stellen. Sobald die Kinder den EWH in Händen halten, schreiben sie den Text ohne weiteres Nachdenken ab. Die möglichen Floskeln stehen tatsächlich im Buch, z.B. in der Vokabelliste. Also noch einmal in die Lektion schauen, da finden sich Beispieltexte. Die "abschreiben", allerdings die Reihenfolge der Anweisungen dem gegebenen Stadtplan anpassen. (Der EWH kann auf diesem Sprachniveau auch nicht viel weniger als ein Text sein, da es ja nur um Anweisungen geht, wie man laufen soll. Würde man den Ablauf in "Stichpunkten" / als Liste zur Verfügung stellen wollen, lässt sich kaum was kürzen.)

  • Ich vermute eher 2. Lernjahr der ‚ersten‘ Fremdsprache, oder? (Ich kenne das aktuelle Découvertes nicht, aber Wegbeschreibung ist nicht ohne, grammatikalisch gesehen)
    Es ist wie gesagt ohne 100% Lernen und Pauken der Extra-Sätze immer eine Katastrophe. Ich bin jetzt eine Weile im Geschäft (mein Gott, wie es sich anhört, aber in 10 Jahren hatte ich schon 8 mal die Wegbeschreibung in der 7. Klasse):
    Das Kind soll die Verben (alle) können, es sind mindestens 2 unregelmässig. Die Präpositionen, mit deren Kontraktionen, also ist es hier noch wichtiger, was das Genis des Wortes dahinter ist. Und dann die Accents der Ordinalzahlen richtig setzen.
    Wie gesagt, ich mache jetzt nicht mehr die Anfängerfehler, ich gebe zig Übungen dazu im Vorfeld, viele vermasseln es trotzdem (ob ‚nicht gelernt‘ oder ‚tut sich sprachlich schwer‘, es IST ein harter Broken.) (zur Beruhigung, falls die anderen Übungen in der Arbeit gut gingen)

  • Einfach mal bei der Lehrperson nachfragen! Was hilft es dir, wenn hier spekuliert wird? Du bist doch selbst Lehrer. Verstehe nicht, warum es da Berührungsängste gibt. Beim Sek anrufen, sagen worum es geht und um Rückruf bitten.

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