Rollenkonflikt: Schüler, die Drogen nehmen

  • Nur liest sich das bei der Stadt Köln z.B. dann schon etwas anders. Erster Satz bzgl. safer-use Informationen: "Risikofreien Konsum gibt es nicht. Wer die teils erheblichen, akuten und langfristigen Risiken in Kauf nimmt, kann sich höchstens mit safer-use-Informationen vertraut machen."


    und dann: "Am wichtigsten: Vorbeugung von Suchtgefahren!"


    Da muss ich dann ehrlich sagen, dass ich von einem Lehrer etwas anderes erwarte, als "passt auf, dass ihr die richtige Pille bzw. nicht zu viel nehmt".

  • Danke, Meike. sehr interessant..

    ... Ob die eigenen Erfahrungen hilfreich sind, wird mittlerweile stark bezweifelt. Die Menschen wirken zwar glaubwürdig(er), aber oft sind sie auch befangen(er). Weil bei ihnen x oder y gut gelaufen ist, übertragen sie eigene Erfahrungen, oft zu Unrecht...

    Oder auch umgekehrt: Wir hatten mal eine*n Betroffen*n zu Besuch. Die Person hatte Symptome einer Schizophrenie und hat von ihren Erfahrungen berichtet. Ob und was von ihrem Konsum die Folge war, konnte aber niemand wissen. Was nebulös im Kopf hängen blieb, war: hm, naja, normal ist das nicht. Aber herrje, vom Kiffen kriegt nicht jeder gleich ne Psychose, die wird schon vorher ihre Problemchen gehabt haben, hat mit mir nichts zu tun.


    Im selben Seminar wurden auch Kaffeepäckchen neben Spritzen gelegt, man solle mal sortieren, was das mit Sucht zu tun hat. Da haben manche, Wohlbehütete nicht schlecht mit den Ohren geschlackert. Interessant, was es alles gibt?! Bei anderen wurde zu Hause mit den Eltern zusammen gekifft, die meinten dann, mit ihrem tollen Halbwissen und verschwörerischen Fachbegriffen glänzen zu können.


    Ich finde das Thema sehr heikel und wäre aus all den hier genannten Gründen vorsichtig damit. Und nochmal, wenn das keine Troll-Story sein sollte: du kannst nicht bekiffte Schüler unterrichten, ohne die Schulleitung und die Polizei einzubeziehen.

  • Zu meiner Schulzeit war das Thema "Drogen und ihre Wirkung" wohl im Lehrplan für die Oberstufe Biologie enthalten. Zumindest haben wir das im Unterricht behandelt und von biologischer Sicht her betrachtet - was macht wie süchtig, was passiert im Gehirn etc. Auch hat damals unsere Biolehrerin uns auch vor einer bestimmten Droge gewarnt mit Hinweis, wie man diese erkennen kann.


    Von daher sehe ich es jetzt als nicht so abwegig an das Thema für alle im Unterricht anzusprechen. Natürlich ohne auf persönliche Erfahrung einzugehen und ohne Empfehlungen auszusprechen wie "nur ein bißchen ist okay." So wie im Eingangsthread geschildert, dass 1 ganze Pille ein 50 kg Mädchen umhauen kann, finde ich das aber verständlich und alltagsnah erklärt.

  • Das...

    ... Jedoch merke ich immer wieder, dass ich in einen extremen Rollenkonflikt gerate...

    ist aber was anderes als das...

    ... Lehrplan für die Oberstufe Biologie enthalten. ...

    Hier gehts drum, was man Jugendlichen vorm Partywochenende noch schnell erzählt. Ich würde mich bedanken, wenn meine Kinder vorsichtshalber mal nur ne halbe Pille von irgendwas genommen haben, weil der Sportlehrer noch fix von seinen eigenen schönen und weniger schönen Trips erzählt und gleich noch Info-Homepages zur Drogeneinnahmevorbereitung empfohlen hat. Natürlich probieren viele alles Mögliche aus. Wichtig ist aber, was die letzten 17 Jahre an Prävention aka Selbststärkung betrieben wurde.

  • Hallo Domi,


    deine Schülernähe in allen Ehren, aber es ist mMn wichtig, dass man sich in der Funktion als Lehrer eben genau nicht in die rechtliche Grauzone begibt. Und genau das ist der Versuch, die Schüler zum Safer Use zu bewegen. Drogen dieser Art sind illegal und den Schülern beizubringen, wie sie diese konsumieren können, ist zwar nicht strafbar, aber kann dir, wenn das von Schülern, Eltern oder Kollegen, geschweige denn der Schulleitung falsch aufgeschnappt, voll um die Ohren fliegen.


    Allein das Signal, dass es okay ist, Drogen zu nehmen, ist doch schon schief.


    Ich sehe es wie viele meiner Vorredner.
    Sei so schlau und halte alles, was mit deiner Person und Safer Use zusammenhängt, aus der Aufklärungsarbeit raus.


    Ich rauche zwar selbst und trinke auch mal ein bis zwei Drinks am Wochenende, aber ich würde meinen Schülern auch nicht sagen: "Hey, in eurem Alter habe ich auch geraucht und ab und zu mal getrunken. Schaut, was aus mir geworden ist. Alles mit der richtigen Dosis o.O"

  • Versteht Ihr was ich meine?! Ich will den Jugendlichen auf keinen Fall sagen, dass Drogen gut sind, sondern vielmehr diejenigen, die sowieso konsumieren, glaubwürdig beeinflussen und den Schaden minimieren. Im Endeffekt bin ich mir sicher, dass letztes Wochenende über 10% meiner Klasse eine Serotoninbombe in ihrem Hirn gezündet haben... (und das auf dem beruflichen Gymnasium im eher ländlichen Bereich)
    Wie handhabt Ihr solche Situationen?


    Hallo Domi,


    ich bin auch bei den pupertierenden SuS der "Ehrenmann" - das heißt: Ich werde von den SuS regelmäßig gefragt, ob ich mal was genommen habe früher. Ich verneine das nicht, mache aber klar, dass ich das heute nicht mehr machen würde, weil Drogen sehr gefährlich sind. Punkt.


    Wenn Schüler mit glasigen Augen im Unterricht sitzen und sonderbar drauf sind, weiß ich, dass hier in der kleinen Pause oder vor der Schule wahrscheinlich was gelaufen ist. Problem: Das haben wir früher genauso gemacht. Kein Lehrer hätte uns davon abbringen können, auch solche nicht, die wir mochten. Uns hat auch die Aufklärung im Biologie-Unterricht nicht die Bohne interessiert - zerfressene Lungen etc. (alles heutzutage überall im Supermarkt an der Kasse zuhauf präsent).


    Nach solchen Aufklärungsversuchen sind wir direkt aufs Schulklo oder in unsere Rauchecke und haben erst recht losgelegt.


    In dem Alter ist es schwierig, die SuS auf der Vernunftschiene zu erreichen. Sie müssen und dürfen ihre eigenen Erfahrungen machen. Klar ist: Wenn es offensichtlich gefährlich wird, muss man eingreifen. Das dürfte aber eher die Ausnahme sein.


    der Buntflieger

  • Die safer-use Seiten, ganz egal von wem sie in guter Absicht erstellt worden sind, sind höchstens hilfreich für die Dauer/Mehrfachuser.


    Für Neuprobierer sind sie eher schädlich: sie geben den Drogen einen Handhabbarkeitsanschein - da nützen auch die Disclaimer nichts - und sie sind voller Hinweise, was man noch so alles in welcher Kombi nehmen könnte: nicht für jeden Jugendlichen ungefährliches Wissen.


    Prohibitionsbemühungen kenne ich keine, gibt‘s die noch?


    Aufklärung ist schon sinnvoll, aber auf der Sachebene. Und Prävention wirkt statistisch durchaus, das Rauchen ist zB auf einem historischen Tiefstand bei Jugendlichen, aber da sind viele Faktoren dran beteiligt. Insgesamt ist der Drogenkonsum-Trend sinkend - oder aber die Abstinenzquote steigend. Die Gründe sind ganz gut erforscht

    Zitat

    Unverändert sind das Internet und Gleichaltrige die am häufigsten genutzten Informationsquellen zu Drogen, während Eltern, der Schule und Büchern die höchste Vertrauenswürdigkeit zugeschrieben wird. Die Nutzung des Internet für Informationen über Drogen ist nach Vorjahresrückgang in diesem Jahr wieder leicht angestiegen.
    Die Beweggründe dafür, bislang keine illegalen Drogen genommen zu haben, wurden 2017 in neuer Form erfragt; den Befragten wurde erstmals die Möglichkeit gegeben, mehrere Gründe anzuge- ben. Auch bei der Möglichkeit von Mehrfachnennungen bleibt „kein Interesse“ das häufigste Motiv des Nicht-Konsums, gefolgt von „ich bin Nichtraucher_in“ und „Angst vor gesundheitlichen Schäden“, denen jeweils (deutlich) mehr als die Hälfte der Nichtkonsument_innen zustimmen. Am wenigsten häufig wurde neben der Antwort „Ich weiß nicht“ die Begründung „Meine Religion verbietet es mir“ (20%) genannt. Bei der Frage nach dem wichtigsten Grund dominiert immer noch eindeutig „kein Interesse“, wobei die- ses Motiv etwas zugunsten diverser anderer an Zustimmung eingebüßt hat. Auch Tabak und Alkohol werden weiterhin am häufigsten deshalb nicht konsumiert, weil die Betreffenden kein Interesse daran haben. Bei den von Drogenerfahrenen genannten Motiven für den Konsum illegaler Substanzen liegt immer noch Neugierde auf dem ersten Rang. Soziale Motive erfahren etwas weniger Zustimmung als 2016. https://www.frankfurt.de/sixcm…ericht%202017%20endg..pdf

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Problem:Als Lehrer darf ich das natürlich nicht zugeben. Im Endeffekt muss ich mich dumm stellen nach dem Motto: "Ich habe nur die legalen Drogen probiert".

    Natürlich "darfst" Du das zugeben und Du musst Dich auch nicht dumm stellen bzw. die Schüler belügen. Aber an Deiner Stelle, gerade als Junglehrer, würde ich mir die daraus evt. folgenden Nervereien ersparen.



    Versteht Ihr was ich meine?! Ich will den Jugendlichen auf keinen Fall sagen, dass Drogen gut sind, sondern vielmehr diejenigen, die sowieso konsumieren, glaubwürdig beeinflussen und den Schaden minimieren.

    Dann mach das doch, wenn Du wirklich überzeugt davon bist, dass es eine Wirkung auf Deine SuS hat!


    Ein Satz wie "Wenn Ihr schon Ecstasy nehmen müsst, dann schaut wenigstens, dass Ihr nicht überdosiert." finde ich in Ordnung und ich beurteile das nicht als verharmlosend.
    (So ein Satz ist für mich im Prinzip nichts anderes wie "Wenn ihr schon Sex haben wollt, dann benutzt wenigstens ein Kondom".)

  • Ein Satz wie "Wenn Ihr schon Ecstasy nehmen müsst, dann schaut wenigstens, dass Ihr nicht überdosiert." finde ich in Ordnung und ich beurteile das nicht als verharmlosend.(So ein Satz ist für mich im Prinzip nichts anderes wie "Wenn ihr schon Sex haben wollt, dann benutzt wenigstens ein Kondom".)

    Weil Ecstasy bei "passender" Dosierung so safe ist wie Sex mit Kondom?!?- Vielleicht sollte diese spezielle Form der Beratung dann doch lieber erfahrenen Beratungslehrern wie Meike und anderen Experten überlassen werden. Bereits die argumentativen Kollateralschäden hier im Forum lassen das Schlimmste befürchten in der Realität.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL () aus folgendem Grund: -en

  • Danke für diesen objektiven und sehr konstruktiven Beitrag. Nicht, dass es falsch rüberkommt. Ich wollte meiner Klasse keinen umfangreichen Ersatz für Präventionsprogramme bieten. Es ging mir vielmehr darum, ob und wie ich als jemand, der praktische Erfahrung in der Materie hat, anderst mit den Jugendlichen reden kann, als jemand, der diese Erfahrung nicht hat...

    Nur liest sich das bei der Stadt Köln z.B. dann schon etwas anders. Erster Satz bzgl. safer-use Informationen: "Risikofreien Konsum gibt es nicht. Wer die teils erheblichen, akuten und langfristigen Risiken in Kauf nimmt, kann sich höchstens mit safer-use-Informationen vertraut machen."


    und dann: "Am wichtigsten: Vorbeugung von Suchtgefahren!"


    Da muss ich dann ehrlich sagen, dass ich von einem Lehrer etwas anderes erwarte, als "passt auf, dass ihr die richtige Pille bzw. nicht zu viel nehmt".

    Es hat auch nie jemand behauptet, dass es risikofreien Drogenkonsum gibt. Auch Safer-use dient doch genauso wie Safer-Sex nur der Risikominimierung.


    In diesem Fall ziehe ich für mich den Schluss: Schön unter dem Radar fliegen, auf den Beratungslehrer verweisen und die SuS weiter Chemie ballern lassen...
    Machen die meisten KollegInnen auch so ;)



    Danke, Meike. sehr interessant..

    Oder auch umgekehrt: Wir hatten mal eine*n Betroffen*n zu Besuch. Die Person hatte Symptome einer Schizophrenie und hat von ihren Erfahrungen berichtet. Ob und was von ihrem Konsum die Folge war, konnte aber niemand wissen. Was nebulös im Kopf hängen blieb, war: hm, naja, normal ist das nicht. Aber herrje, vom Kiffen kriegt nicht jeder gleich ne Psychose, die wird schon vorher ihre Problemchen gehabt haben, hat mit mir nichts zu tun.
    Im selben Seminar wurden auch Kaffeepäckchen neben Spritzen gelegt, man solle mal sortieren, was das mit Sucht zu tun hat. Da haben manche, Wohlbehütete nicht schlecht mit den Ohren geschlackert. Interessant, was es alles gibt?! Bei anderen wurde zu Hause mit den Eltern zusammen gekifft, die meinten dann, mit ihrem tollen Halbwissen und verschwörerischen Fachbegriffen glänzen zu können.


    Ich finde das Thema sehr heikel und wäre aus all den hier genannten Gründen vorsichtig damit. Und nochmal, wenn das keine Troll-Story sein sollte: du kannst nicht bekiffte Schüler unterrichten, ohne die Schulleitung und die Polizei einzubeziehen.

    Bzgl der bekifften Schüler. Werde deswegen in Zukunft sicher kein Fass aufmachen (gerade an der Berufsfachschule kommt sowas relativ oft vor). Wahrscheinlich würde mich die SL auch hassen, weil das zu viel Aufruhr verursacht, unsicher ist, ob überhaupt was gefunden wird und Konsum nicht strafbar ist. Deswegen hat die Polizei da erstmal nichts zu suchen. Wegen Dealerei/Besitz war sie aber bei uns berechtigterweise schonmal da...

  • Weil Ecstasy bei "passender" Dosierung so safe ist wie Sex mit Kondom?!?

    Nein, sondern weil es kein nachdrückliches Verbot ist, das sowieso nicht durchgesetzt werden kann und Pubertierende auch zur Übertretung provozieren kann.



    Vielleicht sollte diese spezielle Form der Beratung dann doch lieber erfahrenen Beratungslehrern wie Meike und anderen Experten überlassen werden.

    Das sehe ich anders. Ein Lehrer, zu dem SuS ein sehr positives Verhältnis haben, kann mehr bewirken als ein Experte, dem manche SuS gar nicht erst zuhören.

  • Bzgl der bekifften Schüler. Werde deswegen in Zukunft sicher kein Fass aufmachen (gerade an der Berufsfachschule kommt sowas relativ oft vor). Wahrscheinlich würde mich die SL auch hassen, weil das zu viel Aufruhr verursacht, unsicher ist, ob überhaupt was gefunden wird und Konsum nicht strafbar ist. Deswegen hat die Polizei da erstmal nichts zu suchen. Wegen Dealerei/Besitz war sie aber bei uns berechtigterweise schonmal da...

    Ziemlich kuriose Wortwahl eines erwachsenen Menschen zur Beschreibung des Verhältnisses zur eigenen SL, insbesondere vor dem Hintergrund einer von dir dargestellten Verletzung der Fürsorgepflicht die uns als Lehrern nunmal nicht nur je nach Wind- und Wetterlage obliegt. Da sollten sowohl du selbst, als möglicherweise auch deine SL/KuK sich schnellstmöglich eine professionelle Haltung aneignen samt schulinterner Fortbildung zu schulrechtlichen Obliegenheiten in BW.


    Wenn deine SL tatsächlich so tickt, wie von dir beschrieben, ist das ein klarer Fall einer Remonstrationspflicht. Bloss weil das "zuviel Aufruhr" verursachen könnte, darf man als Schule schließlich nicht einfach die Augen verschließen vor offenkundig unter Drogeneinfluss stehenden SuS. Habt ihr eigentlich eine Altersgrenze, ab wann es für euch ok ist, wenn eure SuS stoned in der Schule auftauchen oder gilt einfach generell "ab Schultür Augen zu und durch"?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ziemlich kuriose Wortwahl eines erwachsenen Menschen zur Beschreibung des Verhältnisses zur eigenen SL, insbesondere vor dem Hintergrund einer von dir dargestellten Verletzung der Fürsorgepflicht die uns als Lehrern nunmal nicht nur je nach Wind- und Wetterlage obliegt. Da sollten sowohl du selbst, als möglicherweise auch deine SL/KuK sich schnellstmöglich eine professionelle Haltung aneignen samt schulinterner Fortbildung zu schulrechtlichen Obliegenheiten in BW.
    Wenn deine SL tatsächlich so tickt, wie von dir beschrieben, ist das ein klarer Fall einer Remonstrationspflicht. Bloss weil das "zuviel Aufruhr" verursachen könnte, darf man als Schule schließlich nicht einfach die Augen verschließen vor offenkundig unter Drogeneinfluss stehenden SuS. Habt ihr eigentlich eine Altersgrenze, ab wann es für euch ok ist, wenn eure SuS stoned in der Schule auftauchen oder gilt einfach generell "ab Schultür Augen zu und durch"?

    War wohl etwas plakativ dargestellt. Deine Argumentation bekräftigt mich aber in meiner Annahme, dass es am besten ist, sich bzgl. Drogen im Schuldienst völlig dumm zu stellen. Wenn ein SuS einfach nur bekifft ist und keine direkte Gefahr für sich oder andere darstellt --> "Ich bemerke nicht, dass ein SuS unter Drogen steht, weil ich das einfach nicht kenne und kann deswegen auch nicht belangt werden, weil ich nichts unternommen habe..." Ist dann wohl die beste Strategie. Verstehe nun auch, warum die meisten Kollegen dem Thema eher ausweichen...

  • Du siehst aber schon, dass es zwischen "ich mach auf Kumpel und geb verharmlosende/unpassende Ratschläge" und "ich mach nix" einen gewissen Spielraum gibt?

  • aber ich würde meinen Schülern auch nicht sagen: "Hey, in eurem Alter habe ich auch geraucht und ab und zu mal getrunken. Schaut, was aus mir geworden ist. Alles mit der richtigen Dosis o.O"

    Also meine Ansagen gehen da eher so in die Richtung: "In eurem Alter habe ich auch getrunken. Zwei in meiner Klasse konnte ich dann aber zu Grabe tragen, der eine ist besoffen vor ein Auto gerannt und die andere zugedröhnt mit ihrem Auto in einen Baum gekracht. Ihr Freund sitzt seitdem querschnittgelähmt im Rollstuhl." ... und der ganze Mist ist nicht einmal gelogen.


    Und wenn meine Azubis ankommen, was sie alles vetragen würden bzw. am letzten Wochenende gekippt haben, ist meine Standard-Antwort eigentlich immer nur, daß ich das alles gar nicht wissen will, weil wenn ich das im Detail weiß, müsse ich sofort einschreiten. Da geht es dann aber um Alkohol.


    Sich komplett dumm zu stellen bringt ja auch nichts, wenn die Schüler mitbekommen haben, wie wir mal eine Lehrerfortbildung dazu hatten, bei der die Polizei mit dem Drogenköfferchen gekommen ist, auf das wir auch mal sehen konnten wie so gewisse Drogen in natura aussehen.

  • Ich finde die Ergebnisse der Diskussion auch nicht befriedigend. Weiß aber leider auch nicht viel. Wahrscheinlich sind die Schüler kaum zu erreichen, aber einfach zuschauen und die Augen verschließen zeigt, wie hilflos man ist. Vielleicht einfach mal im Unterricht die Folgen des Drogenkonsums allgemein thematisieren, ohne speziell jemanden anzusprechen oder eine klassenübergreifende Aktion dahingehend. Irgendwelche Drogenbeauftragte einladen, die Aufklärung betreiben...

  • Aufklärung und Thematisierung der möglichen Folgen von Drogenmissbrauch sind immer ein guter Ansatz, aber wie ich auf der ersten Seite bereits schrieb: Heutzutage weiß fast jedes Kind, dass Drogenkonsum fatale gesundheitliche Folgen haben kann. Es wird nicht tabuisiert und inzwischen ist auch die Drogenforschung deutlich weiter als noch in den 90ern. Und dennoch greifen manche Jugendliche zu dem Zeug, weil sie denken, dass es cool sei - aber eben mit dem Wissen, dass es einen geistig und körperlich kaputt machen kann. Das wird genauso wie beim Zigarettenrauchen oder übermäßigen Alkoholkonsum in Kauf genommen. Ich hätte also Zweifel, dass ein Jugendlicher sagt: "Früher fand ich Drogen cool, aber jetzt, nachdem uns der Herr Müllermeierschmidt einen Vortrag über die Folgen von Drogenmissbrauch hielt, werde ich augenblicklich damit aufhören." Ich weiß auch gar nicht, warum überhaupt jemand das Zeug nimmt, aber das ist eben das Problem: Es gibt diejenigen, die prinzipiell die Finger davon lassen und schlichtweg nichts mit Drogen zu tun haben wollen, und diejenigen, denen es schlichtweg egal ist, was mit ihrem Körper passiert, solange die Droge ihre (zeitlich begrenzte) Wirkung zeigt (Ich nehme mal an, dass es mit dem Verlangen nach Coolness und Euphorie zu tun hat, oder?). Dazwischen gibt es quasi nichts und an dieses "Nichts" richten sich doch eigentlich die Aufklärungsprogramme.

  • @Domi


    Was ist das denn für eine verquere Logik mit,,sich dummstellen''? Das tut doch höchstens der, der bei offensichtlichem Konsum der SuS eben nichts macht, denn genau das signalisiert doch, dass es den Lehrern egal ist und fördert die Drogenkultur an der Schule - aber gerade die Ungute.


    Als ebenfalls Junglehrer bin ich gewissermaßen auch geschockt über deine Art hier zu argumentieren. Wann immer dir etwas nicht passt, kommt ein,,dann stelle ich mich halt dumm wie meine Kollegen". Ich habe hier jede Antwort gelesen und dazu rät dir niemand. Strawman.

  • Was ich hier als Gefahr sehe sind nicht mal die, die sich schon Zeug einwerfen, sondern die, die es (noch) nicht tun.


    Wenn man da ankommt mit "so und so ist das "sicher"" könnte der ein oder andre noch auf die Idee kommen "der Herr Lehrer hat ja gesagt, ich kann das so ausprobieren, so passiert nix, also mach ich's". Und selbst, wenn man nur einzelne Schüler anspricht - solche Informationen machen ganz fix die Runde.


    Wenn die Polizei dann den einen oder andren Kandidaten aufgreift und der sagt "Lehrer X hat aber gesagt, dass ..." bist du richtig schön dran.


    Wir haben hier, ähnlich wie bei Meike. unsere Stellen, die mit uns zusammenarbeiten und in die Schule kommen. Vor Ort hat es Beratungslehrer, die das ganze koordinieren, und an die sich die Schüler (auch) wenden können. Nach Möglichkeit (und das geht meistens) sind das auch Kollegen, bei denen die entsprechenden Schüler keinen Unterricht haben. Die vermitteln nach Wunsch aber auch einfach einen Einzeltermin, wo ein Berater von außen dabei ist oder dieser den Termin alleine übernimmt.


    Es kommt da immer auch auf Schülerwunsch an. Es gab auch schon mal den Fall, dass die Schülerin unbedingt von mir beraten werden wollte/sich mir anvertrauen wollte. Aber auch da konnte ich sie überzeugen - "Schau, außer "solche Pillchen sind schlecht" kann ich dir nichts sagen. Zu deiner privaten Situation können wir gerne reden, aber wenn es um dieses Thema geht weiß ich viel zu wenig. Darf ich mir zur Unterstützung jemanden dazuholen der sich auskennt?"


    Das Thema ist absolut heikel, und selbst wenn ich eigene Erfahrungen hätte wäre es mir zu gefährlich, von den Erfahrungen eines Einzelnen aus Tipps für die Allgemeinheit abgeben zu wollen. Dass man z.B. selbst gesoffen hat macht einen nicht zum kundigen Berater für Alkoholiker...

  • Wenn ein SuS einfach nur bekifft ist und keine direkte Gefahr für sich oder andere darstellt --> "Ich bemerke nicht, dass ein SuS unter Drogen steht, weil ich das einfach nicht kenne und kann deswegen auch nicht belangt werden, weil ich nichts unternommen habe..." Ist dann wohl die beste Strategie.

    ich kann mich nicht des Eindrucks erwehren, dass du tatsächlich ein Problem mit deiner Rolle als Lehrer hast.


    Offenbar gibt es bei dir nur ein Schwarz (ich mache die Augen zu) und ein Weiß (ich rette die Jugendlichen mit kumpelhafter, persönlicher Herangehensweise).


    Mir fehlt da ein bisschen die professionelle Ebene.

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