Seiteneinstieg: Soll ich den Sprung wagen?

  • ich habe auch vor vielen jahren auf einer vertretungsstelle angefangen, ohne lehramtsstudium. ich hatte noch nie vorher mit so kleinen kindern ernsthaft was zu tun, ausgemacht war mittel- und oberstufe, was fand ich in der vorkonferenz in meinem neuen fach? einen stundenplan mit deutsch in einer 5. juchu. ich hatte solche panik. und es war nur super. von tag 1 ein. diese kinder waren offen, freundlich, zugewandt, klar, auch laut und lebhaft, aber superlieb und - oh wunder - es lief prima mit uns. ich hätte das vorher nie für möglich gehalten, und war sehr sicher, dass ich am besten mit oberstufe oder noch besser mit erwachsenen bedient bin. manchmal muss man einfach was probieren. mehr als schief gehen kann es nicht.


    ich würde es an deiner stelle ausprobieren.

  • OT: Jetzt ist es mir schon 4 oder 5 Mal passiert, dass ich als Teil des Prokrastinierens die Startseite auf Lehrerforen kurz aufrufe und beim schnellen Scrollen und Scannen der Threadtitel lese: "Soll ich den Seitensprung wagen?" :teufel:

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • OT: Jetzt ist es mir schon 4 oder 5 Mal passiert, dass ich als Teil des Prokrastinierens die Startseite auf Lehrerforen kurz aufrufe und beim schnellen Scrollen und Scannen der Threadtitel lese: "Soll ich den Seitensprung wagen?" :teufel:

    Sie war offen, freundlich, zugewandt, klar, auch laut und lebhaft, aber superlieb und - oh wunder - es lief prima mit uns. manchmal muss man einfach was probieren. mehr als schief gehen kann es nicht.

  • Bei mir ging das auch über eine Vertretungsstelle von ein paar Stunden hin zur Ausbildung und dann volle Stelle.


    Am Anfang war es schwierig. Aber es war die richtige Entscheidung. Letztlich war aber weniger das Gefühl, das unbedingt machen zu wollen, das Entscheidende, sondern das Wissen, dass ich an dieser Stelle gebraucht werde. Leute mit IT-Kenntnissen werden immer gebraucht. Ob du als Lehrerpersönlichkeit taugst, wissen wir hier nicht, das musst du selbst herausfinden, bei manchen wird das nichts, aber man darf auch nicht unterschätzen, wie entwicklungsfähig man ist, wenn man sich beraten lässt und lernen will. Wobei, ich habe eigentlich das meiste durch "Abgucken" gelernt und das hört durchaus nicht auf. Man lernt auch viel von den Schülern. Es ist überhaupt das, was mir am meisten Spaß macht: Dazulernen.


    Das Schlimmste sind Leute, die denken, sie können alles und machen alles richtig und die keinen Rat annehmen und sich dann hinterher wundern.


    Das scheint bei dir nicht der Fall zu sein, du fragst ja hier. Erwarte nur keine binäre Antwort :-)

  • Das stimmt, man lernt in dem Bereich jeden Tag etwas dazu, so lange man selbstkritisch bleibt und mit offenen Augen durch die Gegend läuft. Aber das macht es ja auch gerade so spannend.

  • Ich bin überwältigt von den vielen Kommentaren hier im Thread. Danke euch für eure vielseitigen Meinungen :)


    Also, mein Job kotzt mich jetzt nicht unbedingt an. Ich entwickle gerne Software (bin aber auch kein Nerd, der wie andere Single-Kollegen aus Spaß an der Freude am Wochenende von zu Hause aus am System bastelt), aber in den letzten Monaten habe ich mich durch meinen Chef teilweise zu unrecht beschuldigt gefühlt (es sind generell Dinge in der Abteilung nicht gut gelaufen). Ein anderer Punkt ist, dass ich momentan nicht das Gefühl habe, dass mein Einsatz und meine Arbeit gewürdigt werden. Da ich aufgrund meiner Pendelsituation privat nicht mehr sonderlich viel Zeit für Sport, meine Frau und Freunde habe und ich jetzt noch zeitlich die Chance auf eine Verbeamtung habe, stelle ich mir natürlich schon die Frage, ob ich den Sprung nicht einfach wagen soll.
    Umzug ist ausgeschlossen. An diesem Arbeitsort möchte ich aus verschiedenen Gründen (siehe andere Posts) nicht leben.
    Würde ich einfach einen neuen IT-Job annehmen, wäre das zeitlich und von den anderen Randbedingungen nicht unbedingt besser. Ich habe auch schon bei einer Firma gearbeitet, in der ich wöchentlich unentgeltlich 3-5 Überstunden bei mäßiger Bezahlung geschoben habe.
    Meine Frau ist Lehrerin an einer Gesamtschule (A13). Ich verdiene momentan (netto (Krankenkassenkosten bei ihr auch bereits eingerechnet)) vergleichbar viel wie sie. Wie state_of_Trance schreibt, plane ich nicht langfristig den Lehrerberuf als Angestellter auszuüben, da der Gehaltsunterschied dann doch enorm wäre und ich ungern die gleiche Arbeit wie andere für weniger Geld erledigen möchte (das würde wohl auf Dauer zur Unzufriedenheit führen). Sicherlich, während des OBAS wäre das Gehaltsminus schmerzhaft, aber damit könnte ich leben.


    Arbeit mit kleinen Kindern kann ich mir weniger gut vorstellen. Teenager oder Erwachsenenbildung schon eher.
    Am Mittwoch werde ich voraussichtlich an einem Berufskolleg hospitieren.
    Mal sehn, wie das wird. Evtl. bin ich ja dann sofort abgeschreckt...

  • Was ist denn deine Motivation Lehrer zu werden, außer dass du es dir vorstellen kannst und mit vielen Punkten im jetzigen Job/Jobweg nicht zufrieden bist?


    Zumindest für mich persönlich war die Entscheidende Frage, warum möchte ich tatsächlich Lehrerin werden und in einem System arbeiten, in dem ich sicherlich auch nicht alles toll finden werden, genauso wie ich aktuell in der Wissenschaft auch nicht alles toll finde. Für mich persönlich war dann am Ende auch egal, ob man mich vielleicht verbeamtet oder nicht. Wäre nice to have ja, aber sicherlich keine Voraussetzung mit der ich planen würde. Aber damit bin ich vielleicht auch eine Ausnahme.


    OBAS ist nunmal eine Ausbildung mit all ihren Hürden und Anstrengungen die eine Ausbildung generell mit sich bringt. Ich weiß nicht wie es dir geht, aber ich hatte eigentlich schon damit abgeschlossen, nochmal Prüfungen machen zu müssen. Ist es einem das wert?


    Das sind so Punkte mit denen ich mich auseinandergesetzt habe. Sicherlich auch nicht der Weisheit letzter Schluss ;)

  • ...den letzten Monaten habe ich mich durch meinen Chef teilweise zu unrecht beschuldigt gefühlt (es sind generell Dinge in der Abteilung nicht gut gelaufen). Ein anderer Punkt ist, dass ich momentan nicht das Gefühl habe, dass mein Einsatz und meine Arbeit gewürdigt werden.

    Wie gesagt, denke ernsthaft über deine Motive nach. Würdigung des Arbeitseinsatzes ist beispielsweise das Letzte, womit ich in der Schule rechnen würde.
    Hospitieren ist auf jeden Fall eine gute Idee.

  • Arbeit mit kleinen Kindern kann ich mir weniger gut vorstellen. Teenager oder Erwachsenenbildung schon eher.
    Am Mittwoch werde ich voraussichtlich an einem Berufskolleg hospitieren.
    Mal sehn, wie das wird. Evtl. bin ich ja dann sofort abgeschreckt...

    Der Einstieg über OBAS wird dich doch zu 99% ohnehin ans Berufskolleg führen. Bin mal gespannt, was du zu der Hospitation sagst. Am Berufskolleg wirst du sicherlich auch viele Kollegen, die einen ganz ähnlichen Weg gegangen sind, treffen. Der Austausch wird sicherlich auch helfen eine Entscheidung zu treffen.

  • > Der Einstieg über OBAS wird dich doch zu 99% ohnehin ans Berufskolleg führen.


    Warum zu 99%?


    >Wie gesagt, denke ernsthaft über deine Motive nach. Würdigung des Arbeitseinsatzes ist beispielsweise das Letzte, womit ich in der >Schule rechnen würde.


    Dessen bin ich mir bewusst.


    >Ich weiß nicht wie es dir geht, aber ich hatte eigentlich schon damit abgeschlossen, nochmal Prüfungen machen zu müssen. Ist es >einem das wert?


    Mit Prüfungen hatte ich prinzipiell auch eher abgeschlossen.
    Aber es gibt im Leben immer wieder Prüfungen, privater und beruflicher Natur, bei denen meist keine Noten vergeben werden.
    Ich habe kein Problem damit weitere (mit Noten) zu machen.

  • > Der Einstieg über OBAS wird dich doch zu 99% ohnehin ans Berufskolleg führen.


    Warum zu 99%?

    Die offenen Stellen für den Einstieg über OBAS sind in der Regel am Berufskolleg zu finden. Ich kenne zumindest keinen Fall, der an Gymnasium oder Gesamtschule gelandet ist, soweit ich weiß, ist das aber auch theoretisch möglich. Daher hab ich mal 99% angenommen, ist aber eher anekdotische Evidenz ;)

  • ...
    >Wie gesagt, denke ernsthaft über deine Motive nach. Würdigung des Arbeitseinsatzes ist beispielsweise das Letzte, womit ich in der >Schule rechnen würde.


    Dessen bin ich mir bewusst.

    ich sags mal umgekehrt: ich wollte aus verschiedenen Gründen aus dem Lehrerberuf aussteigen, hab's aber nie gemacht. Die beiden Fragen am Ende für mich sind: 1.was ist wirklich das Problem und würde ich es genauso in einem anderen Betrieb nicht auch bekommen? 2. Warum wollte ich meinen Beruf mal lernen und was mag ich daran immer noch?


    Es gibt natürlich Leute, die mit 45 feststellen, dass sie schon immer Kapitänin zur See werden wollten oder zum Schlachter geboren wurden. Ich vermute aber, die meisten haben nur bestimmte Aspekte ihres Berufes gelegentlich satt und es wäre mit Aussitzen/Stelle wechseln/Aufstieg probieren/... mehr gewonnen als mit Beruf wechseln.


    Aber es gibt ja einige hier, die im Quereinstieg happy wurden, ich will dir den Versuch nicht ausreden.

  • Der Termin morgen beim Berufskolleg ist bestätigt. Ich werde bei je einer Doppelstunde zugegen sein. Auf dem Plan stehen Mathematik, Elektrotechnik und Informatik.

    ich sags mal umgekehrt: ich wollte aus verschiedenen Gründen aus dem Lehrerberuf aussteigen, hab's aber nie gemacht. Die beiden Fragen am Ende für mich sind: 1.was ist wirklich das Problem und würde ich es genauso in einem anderen Betrieb nicht auch bekommen? 2. Warum wollte ich meinen Beruf mal lernen und was mag ich daran immer noch?

    1. Die Probleme sind klar. Ein Wechsel der Stelle hin zu einem anderen IT-Job würde evtl. nur eines der Problem lösen und andere könnten u.U. auftauchen.
    2. Die Beweggründe für mein Informatikstudium finden sich durchaus auch in der Lehre (Beschäftigung mit der Materie).

  • Ein Wechsel der Stelle hin zu einem anderen IT-Job würde evtl. nur eines der Problem lösen und andere könnten u.U. auftauchen.

    du bist dir aber schon auch bewusst, dass sich mit jedem Berufswechsel einige Probleme lösen und viele viele andere hinzukommen?

  • Nun lasst ihn doch seine Erfahrung machen. Ich werde nie verstehen, wieso gerade in diesem Forum so vehement potentiellen Seiteneinsteigern ihre Entscheidung schlechtgeredet wird. Das beobachte ich nun schon in mehreren Threads von Interessenten des Seiteneinstiegs. Immer wird die Motivation in Frage gestellt.


    Die Uni Leipzig hat die Motivation von Lehramtsstudierenden untersucht und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass der Sicherheitsaspekt (Verbeamtung, Gehalt, Vereinbarkeit von Familie und Beruf) bei Lehramtsstudierenden ungewöhnlich hoch ausgeprägt ist. Also tut mal alle nicht so, als ob diesen Aspekt bei eurer Berufswahl völlig außer Acht gelassen habt.

  • ... Also tut mal alle nicht so, als ob diesen Aspekt bei eurer Berufswahl völlig außer Acht gelassen habt.

    doch, habe ich. Ich wollte diesen Beruf erlernen seit ich 14 war. Ist aber auch egal, es geht nicht darum, etwas auszureden, schrieb ich ja. Ich denke halt bei derlei Anfragen: Wer so zweifelt, dass er hier nachfragt, der braucht nicht lauter Bestätigungsmeldungen, à la: "super, mach, der Job ist nur toll, man hat unendlich Ferien und alle Probleme lösen sich in Luft auf!" Denn das sehe ich nicht so. Ich denke auch, wenn man was von Herzen total ansprechend findet, fragt man doch eher nach dem Wie als nach dem Ob. Und "Wie" bekommen hier Leute auch durchaus konkret beantwortet.


    Wie dem auch sei, ich bin gespannt, was du von der Berufsschule erzählst, @Thariama

  • Nun lasst ihn doch seine Erfahrung machen. Ich werde nie verstehen, wieso gerade in diesem Forum so vehement potentiellen Seiteneinsteigern ihre Entscheidung schlechtgeredet wird. Das beobachte ich nun schon in mehreren Threads von Interessenten des Seiteneinstiegs. Immer wird die Motivation in Frage gestellt.


    Die Uni Leipzig hat die Motivation von Lehramtsstudierenden untersucht und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass der Sicherheitsaspekt (Verbeamtung, Gehalt, Vereinbarkeit von Familie und Beruf) bei Lehramtsstudierenden ungewöhnlich hoch ausgeprägt ist. Also tut mal alle nicht so, als ob diesen Aspekt bei eurer Berufswahl völlig außer Acht gelassen habt.

    Ich wollte definitiv nichts schlecht reden, gehe ja selbst genau den Schritt. Was ich mich halt frage, ob es der richtige Weg ist, wenn die genannten Aspekte die Motivation sind. Ich selbst bin froh das es die Möglichkeit des Seiteneinstiegs gibt und kann mir auch vorstellen, dass es gerade im Berufskolleg auch bereichernd sein kann, wenn dort auch Kolleginnen und Kollegen sind die viel Praxiserfahrung haben, auch wenn das eben ganz gewiss nicht alles ist, was man mitbringen sollte.

  • Nun lasst ihn doch seine Erfahrung machen. Ich werde nie verstehen, wieso gerade in diesem Forum so vehement potentiellen Seiteneinsteigern ihre Entscheidung schlechtgeredet wird. Das beobachte ich nun schon in mehreren Threads von Interessenten des Seiteneinstiegs. Immer wird die Motivation in Frage gestellt.

    Das hat, so glaube ich, verschiedene Gründe. Seiten- und Quereinsteiger sind hier in dem Forum nicht sonderlich beliebt und nur allzu schnell wird einem Unterstellt, dass man doch von der Schule keine Ahnung habe und sich nie richtig Gedanken darüber gemacht habe, welchen Weg man jetzt einschlagen möchte.


    Der erste Punkt stimmt auch und wie sollen "wir" Seiten- und Quereinsteiger im Vorfeld Ahnung von der Schule haben, wenn man nur die Seite als Schüler kennt? Aber wenn man mal ehrlich ist, das haben viele Lehrer, die über das Studium in den Beruf gekommen sind, im Vorfeld auch nicht gehabt. Auch sie standen dann das erste Mal im Lehrerzimmer, das erste Mal vor Klassen und waren vielleicht von den Eindrücken und Erfahrungen geschockt und was für eine Arbeit dahinter steckt. Auch sie wussten nicht, wie man in allen Situationen reagiert, hatten am Anfang Probleme bei der Notengebung, beim Korrigieren von Arbeiten usw. usw.


    Das Seiteneinsteiger in den Lehrerberuf kommen ist nicht die Schuld der Seiteneinsteiger. Und erneut möchte ich die Lanze für uns alle brechen, die in den Schulen arbeiten und tagtäglich vor den gleichen Problemen stehen. Ohne Seiteneinsteiger geht es doch im Moment nicht, also, gegenseitiges Vertrauen, unterstützen und helfen kann doch letzen Endes nur gut für die Schüler sein. Wenn jeder einbringt, was er weiß, profitieren wir doch alle davon.


    Also Thariama, du hast dir was dabei gedacht. Nur Mut und auf geht's. Probier es. Auch wenn in meinen Augen die Verbeamtung nicht an erster Stelle stehen würde, denn es gibt auch andere Dinge, die an dem Beruf toll sind, aber genauso viele Dinge, die einen nerven können. Wenn man dann ehrlich ist, in welchem Job ist es nicht so....

  • off-topic: Wenn man nach einem kleinen Abendweißwein ganz schnell den Titel liest: Seiteneinstieg und Sprung, dann wird daraus: Seitensprung :angst:

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