Schlechter Ruf Gemeinschaftsschule (GMS)?

  • Hallo!
    Ich habe immer wieder vom schlechten Ruf der GMS in Ba-Wü gehört. Was ist ´dran, arbeitet ihr gerne an GMS, was sollte geändert werden?
    Hintergrund: ich habe ein Einstellungsangebot an einer GMS erhalten und überlege nun, auch wenn ich "nur" im Grundschulzweig unterrichten würde und eventuell/wahrscheinlich gar nicht so beroffen wäre.. Ich bin nun am Überlegen, ob ich es annehme.
    Vielen Dank für Eure Gedanken!

  • So weit ich höre, kommt es sehr auf die einzelne Schule an. Man kann keine allgemeingültige Aussage treffen. Unsere zuständige hat inzwischen einen sehr guten Ruf. Drei Viertel unserer Viertklässler wechseln gerade dahin.

  • In BaWü gibt es keine gute GMS. Das sind ehemalige vom Aussterben bedrohte Hauptschulen, die mit viel viel Geld nun gut Aussehen.
    Unser Job heißt da auch nicht mehr "Lehrer", sondern "Lernbegleiter".
    Die drei Niveaustufen mit Lernjobs zu unterrichten ist ein Witz. Hauptschüler werden durchgeschleust, und Kinder, die intellektuell für Sek II in Frage kommen würden, gehen unter vor Problemklassen.
    Wenn ich die Wahl hätte: Finger weg von GMS, wenn auch nur "Grundschule".


    Grüße

  • Vermutlich hat es etwas damit zu tun, wie man sich eine Schule wünscht und vorstellt.


    Aus der Grundschule kommend ist der gemeinsame Unterricht von SuS auf verschiedenen Niveaustufen Alltag.


    Aus anderen Schulformen kommend, womöglich noch klassisch mit dem Ansatz, FöS+HS+RS+Gym zu trennen, ggf. sogar auf der Grundlage von Noten Ende 4, ist der gemeinsame Unterricht eine Utopie.


    Dazwischen bewegen sich die Bewertungen.


    Dass zudem jede Schule unabhängig von der Schulform einen guten oder schlechten Ruf entwickeln kann, kommt hinzu.

  • In BaWü gibt es keine gute GMS. Das sind ehemalige vom Aussterben bedrohte Hauptschulen, die mit viel viel Geld nun gut Aussehen.

    Ich bin nun wirklich kein Fan der GMS als Schulform, aber so pauschal ist das halt dennoch falsch. Es gibt immerhin zwei GMS aktuell in BW (und eine, die wohl die passende Kundschaft, nur eben noch nicht in ausreichender Anzahlt hat) mit genehmigter Oberstufe, die auch so gut laufen, dass sie von Politikern gerne als Beispiele herangezogen werden. Ich bin mir sicher, in diesen Modellschulen steckt wirklich einiges Geld, aber auch viel Engagement der Lehrkräfte, die den Laden am Laufen halten, das Modell entwickelt haben und die vor allem eine Schülerschaft haben, die sich eben deulich von dem Gros der GMS abhebt. Darüber hinaus gibt es mit Sicherheit viele weitere GMS mit äußerst engagierten Lehrkräften, die ihre Schule ebenfalls zu guten Schulen machen dank ihrer aktiven Gestaltung des Schullebens ("gute Schule" beinhaltet schließlich weitaus mehr, als lediglich Rahmenbedingungen wie eine Schulform oder Schülerklientel; nicht jede ehemalige HS ist eine Brennpunktschule..).
    Gute GMS gibt es also. Die Schwächen, die diese Schulform systemimmanent mit sich bringt können diese aber eben auch nicht heilen. (Das gilt aber wenn wir ehrlich sind so auch für jede andere Schulform: Keine ist perfekt, jede hat ihre spezifischen Stärken und Schwächen.)


    @Crestos : Ich bin selbst an keiner GMS, weiß nur, was Mitanwärter im Seminar darstellen. Schau dir an, wie methodisch an der GMS gearbeitet wird (abgesehen von der Genese der meisten GMS ist das der zentrale Unterschied zu anderen Sek.I-Schulen). Prüf, ob diese Vorgaben ggf. auch für die GS gelten bzw.in welcher Form sie sich auf diese auswirken und prüf für dich selbst, ob das deinem Selbstverständnis von gutem Unterricht entspricht oder zu dir als Lehrperson und deinem Unterrichtsstil passt oder du bereit bist dich darauf einzustellen..

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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  • Vielen Dank schon mal für die Antworten. Ich weiß noch nicht, was ich davon halten soll. Ich werde morgen einen Termin vereinbaren. Ich bin noch sher skeptisch. Entweder GMS in einer recht schönen Gegend oder Grundschule in einer nicht so prickelnden Gegend, da ich noch ein Angebot bekommen habe. Schwere Entscheidung...!

  • Ich glaube ganz ehrlich, dass die Gegend in der eine Schule steht absolut gar nichts darüber aussagt ob es eine "gute Schule" ist. Persönlich wäre mir wichtiger, wie SL und Kollegium ticken, wie methodisch gearbeitet wird, welche Zusatzangebote es gibt und wie diese eingebettet werden (Schulsozialarbeit, Ganztag, Inklusion,..) etc. Das ist bestimmt sehr individuell was man an dieser Stelle erwartet, aber Wohngegegenden sind erstmal nur Äußerlichkeiten meines Erachtens.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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  • Die Entscheidung ist wirklich schwierig,
    aber letztlich geht es doch dabei um 2 spezielle Schulen, ihren Ruf und deine Vorstellungen davon, wie du arbeiten möchtest.
    Da müsstest du dir beide Schulen ansehen.


    Bei uns gibt es in den normalen Verfahren Bewerbungsgespräche.
    Eine Freundin aus einem ganz anderen Bereich sagte mal: Bewerbungsgespräche gelten doch für beide Seiten.

  • @'Krabappel:
    Genau so ist es! Ich hatte vor 3 Wochen bei einer SL, bei ich mich vorstellte, ein "tolles" Erlebnis.


    @'lamaison
    Schön heißt : tolle Landschaft, sehr gesuchte Gegend. "Nicht so prickelnd" Großstadt.


    Natürlich sagt die Gegend nichts über die Schule aus. Aber wenn man dort gut leben kann, ist das schon mal viel wert. Und die GMS liegt eben dort. Wenn die Kinder aus dem Umfeld eines eher ländlichen Gebietes kommen, erwarte ich, naiv wie ich bin, eher nicht so viele Problemfälle im s.-e.-Bereich. Und die Arbeitsbedingungen sind natürlich das A und O. Ich bin z. Z. auch an einer Schule, wo beides (Kollegium / SL) nicht so toll ist; daher wird das ein entscheidendes Kriterium sein. Dieses scheint in der Großstadt wiederum besser zu sein. Es wird spannend.

  • Moin!


    Ich habe damals auch von der GS auf eine Sekundarschule gewechselt. Habe das nie bereut. Die Differenzierung bist du dank deiner GS Ausbildung eh gewohnt. Guck es dir mal in Ruhe an. Unser Ruf ist auch mies ;) Es ist aber nur ein Ruf.

  • Puh, was ist denn das für eine Aussage? Das ist sehr ungerechtfertigt und in Anbetracht, dass sie von einer Lehrperson kommt, unprofessionell.

    In BaWü gibt es keine gute GMS. Das sind ehemalige vom Aussterben bedrohte Hauptschulen, die mit viel viel Geld nun gut Aussehen.
    Unser Job heißt da auch nicht mehr "Lehrer", sondern "Lernbegleiter".
    Die drei Niveaustufen mit Lernjobs zu unterrichten ist ein Witz. Hauptschüler werden durchgeschleust, und Kinder, die intellektuell für Sek II in Frage kommen würden, gehen unter vor Problemklassen.
    Wenn ich die Wahl hätte: Finger weg von GMS, wenn auch nur "Grundschule".


    Grüße


    Ich unterrichte an einer GMS, mit sehr vielen engagierten Lehrern. Unsere Schule hat einen schlechten Ruf, weil sie als alte Hauptschule gilt. Wir haben viele schwache Schüler, also wenige auf Gymnasialniveau. Die Arbeitsbelastung hält sich in Grenzen, weil wir uns als Kollegium gegenseitig unterstützen. Wir sind 2 zügig mit kleinen Klassen und haben in den Hauptfächern durchgehend 3 Lehrpersonen für 2 Klassen.
    Ich würde nicht mehr anders arbeiten wollen.
    Ach ja, und wir arbeiten nicht nur offen, sondern haben auch Frontalunterricht. So wie es die Lerngruppe erfordert.Mi

  • Ich bin als Gymnasiallehrer an einer GMS gelandet. Bei uns hat geschätzt ein Drittel des Kollegiums Versetzungsanträge gestellt und ein guter Teil denkt drüber nach (ist in der Probezeit ja so ne Sache). Das Klientel hat sich gewandelt: früher durchaus angenehme Realschüler, heute deutlich mehr Hauptschüler. Der Großteil des Kollegiums steht auch nicht hinter der Schulform...


    Was die oben angeführten Modellschulen mit Oberstufen angeht. Der Presse konnte man entnehmen, dass die eigentlich für eine Oberstufe erforderlichen Schülerzahlen von 60 noch nicht einmal erreicht wurden und zumindest über die GMS in Tübingen wurde mir auch von Freunden aus Tübingen berichtet, dass sie so toll nicht sein soll.


    Ich würde meine Wahl allerdings jetzt nicht davon abhängig machen, welchen Ruf die Schulform hat. Die Frage wäre für mich eher: wo will ich leben?

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