Umwandlung unserer GS in eine Ganztagsschule - Unklarheiten

  • Liebes Forum,


    unsere Schule soll zum übernächsten Schuljahr in eine Ganztagsschule umgewandelt werden. Doch eigentlich weiß niemand so recht, was da auf uns zukommt - nicht mal die SL konnte die Unklarheiten bisher beseitigen.


    Klar ist, dass wir folgende 3 Möglichkeiten haben:


    1. Wahlform nach §4a Schulgesetz BW
    2. Gebundene Ganztagsschule nach §4a
    3. Halbtagsschule


    Möglichkeit 3 ist im Grunde auszuschließen, da ein Großteil unserer Eltern die Kinder bereits jetzt in den kommunalen Ganztagsangeboten angemeldet hat.
    Bleiben Möglichkeit 1 und 2, also Ganztag in Wahlform oder gebundene Ganztagsschule.


    Uns wurde mündlich zugesichert, dass wir bei beiden Formen maximal zwei Nachmittage eingesetzt würden. Begründung ist, dass wir ja den kompletten Vormittag plus einmal Mittagschule abdecken als Klassenlehrer und somit schon 26 von 28 Deputatsstunden aufgebraucht sind. Blieben also nur noch 2 Stunden, was einem Nachmittag entspräche. Nur kamen im Kollegium dann Bedenken auf, da viele Kolleg*innen befürchten, die Stunden würden bspw. als Betreuungsstunden nur 0,5fach zählen, womit man schon 4 Stunden hätte, woraus sich wunderbar noch ein weiterer Nachmittag füllen ließe.


    Drei Fragen habe ich dazu:


    1. Wie sind eure Erfahrungen in dem Bereich? Wie viele Nachmittage seid ihr an der Schule? Wurden euch auch Versprechungen gemacht, die dann mit der Begründung Personalmangel wieder zurückgenommen wurden?


    2. Welche Form des Ganztags bietet aus eurer Sicht die besseren Arbeitsbedingungen? Bei der Pflichtform scheint mir die Gefahr, dass die Arbeitszeit aufgrund der höheren Schülerzahl und damit mehr Bedarf durch Rechentricks verlängert wird, höher als bei der Wahlform.


    3. Wer bestimmt, mit welchem Faktor Betreuungsstunden, AGs usw. zum Deputat zählen?


    Nur damit keine Missverständnisse aufkommen und um bestimmten Kommentaren vorzubeugen: Ja, meine Kolleg*innen und ich stehen hinter dem Konzept Ganztag, jedoch ist es fragwürdig, ob eine umfangreiche Umstrukturierung der Schule just in dem Moment durchgeboxt werden sollte, wenn die Personalsituation auch ohne Ganztag schon mehr als brisant ist.

  • Ich kann nicht für BW sprechen, daher nur soviel: Schaut, dass ihr die Angebotsform vermeidet. Ihr kriegt eine Mischung von Halbtags- und Ganztagskindern in die Klassen und in dem Schlepptau einen Haufen Mehr-Orga bei Fehltagen, Arztbesuchen, Wandertagen, Schulveranstaltungen, Theaterbesuchen, Bundesjugenspielen, etc.


    Nein, man kann nicht Parallelklassen in reine Ganz- und Halbtagsklassen einteilen: es geht nie auf und im bestenfall hält es nur ein (halbes) Jahr, bis die Eltern sich anders entscheiden, das Kind aber natürlich deshalb nicht die Klasse wechseln soll.


    Macht den Ganztag meinetwegen rhythmisiert, wenn es so sein soll, aber vermeidet Option 1

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Bei uns gab es eine Umfrage in der Elternschaft: die Mehrheit wollte in keinem Fall einen gebundenen Ganztag.
    Andererseits ist die Nachfrage nach dem offenen Ganztag sehr groß, man kann tageweise das Angebot wählen oder sein lassen.


    Der Unterricht findet in Nds. in jedem Fall vormittags statt, das Angebot am Nachmittag wird überwiegend durch Pädagogische MitarbeiterInnen (und Vereine) geleitet.


    Aber in BW können die Bedingungen ganz andere sein.


  • Uns wurde mündlich zugesichert, ...

    Würde ich nichts drauf geben. Uns wurde auch mündlich zugesichert, maximal an zwei Nachmittagen unterrichten zu müssen. Jetzt sind es drei.

    Ja, meine Kolleg*innen und ich stehen hinter dem Konzept Ganztag, ...

    Bin gespannt wie lange noch, wenn der Ganztag bei euch erst einmal etabliert ist. Ein Zurück gibt es nämlich nicht.

  • Gebundener Ganztag heißt bei uns: 3 Nachmittage mit Unterricht plus den Konferenztag, also 4 lange Tage, außerdem Mittagspausenausichten, bei denen man 60 min Aufsicht hat, aber dann nur 30 min angerechnet bekommt (und noch der offene Anfang, durch den man 15 min länger täglich Aufsicht macht). Und es ergeben sich mehr Freistunden.


    Zudem sind die Schüler/innen nachmittags nicht mehr wirklich in der Lage, Unterricht zu machen. Die Stunden am Nachmittag sind absolut ineffektiv. Sport, Musik, Kunst und nette AGˋs wie Garten-AG- das geht. Mathe, Englisch und Deutsch am Nachmittag ist vertane Zeit.


    Den offene Ganztag finde ich daher besser, zumal man da als Lehrkraft nicht komplett mit eingebunden ist: Hausaufgabenbetreuung und mal eine AG anbieten, aber nicht dreimal wöchentlich Unterricht. Die Betreuung im offenen Ganztag decken in NRW zum großen Teil Erzieherinnen und sonstiges Personal ab.

  • Vielen lieben Dank für eure Antworten.


    Ich tendiere auch dazu den offenen Ganztag zu bevorzugen. Klar ist es mehr Verwaltungsaufwand, aber unter dem Strich ist die Gefahr geringer, dass sich die Nachmittage für uns Lehrer*innen von 2 auf 3 oder sogar mehr erhöhen, da die Kinder beim offenen Ganztag nur einmal Mittagschule pro Woche haben.



    Gebundener Ganztag heißt bei uns: 3 Nachmittage mit Unterricht plus den Konferenztag, also 4 lange Tage, außerdem Mittagspausenausichten, bei denen man 60 min Aufsicht hat, aber dann nur 30 min angerechnet bekommt (und noch der offene Anfang, durch den man 15 min länger täglich Aufsicht macht). Und es ergeben sich mehr Freistunden.

    Aber wie geht das denn rechnerisch mit drei mal Nachmittagschule? Wenn die Lehrer den Vormittagsunterricht abdecken sind doch schon 5x5=25 Deputatsstunden abgedeckt. Blieben ja nur noch 3, also 1-2 Nachmittage, wenn ihr auch 28 Deputatsstunden habt.
    Und was ist der Konferenztag? Ist der jede Woche?


    Ich frage mich, wie man bei 4 langen Tagen noch Unterricht vor- oder nachbereiten soll?


    Und nochmal zu meiner Frage Nr. 3: Wer bestimmt denn, mit welchem Faktor Betreuungsstunden, AGs usw. zum Deputat zählen?

  • Ich arbeite an einer gebundenen GTS in BW. Der Unterricht geht aber aus verschiedenen Gründen nur bis 14:40.


    Bei uns werden alle Stunden von Lehrern gegeben. Nachmittags gibt es von Klasse 1-13 Unterricht sowie AGs. Ab der Sekundarstufe ist ein effektiver Nachmittagsunterricht langsam möglich. In der GS gibt es AGs, Übungszeiten o.ä. Das entscheiden die Lehrer jeweils, was in den Klassen möglich ist.


    Wie das mit dem Deputat geht? Die Stunden aller Klassen werden zusammengerechnet und dann wird geschaut wie viel Lehrerdeputatsstunden schon an der Schule vorhanden sind. Für den Rest werden dann weitere Lehrer eingestellt. Das heißt bei uns, dass ich auch Hohlstunden habe oder später anfange. Vollzeitkräfte arbeiten bei uns an zwei bis drei von vier Nachmittagen (ich hatte aber auch schon vier Nachmittage), Teilzeitkräfte entsprechend weniger.
    Ich habe also nicht nur Vormittags alle Stunden. Sie sind komplett verteilt.


    Eine Unterrichtsstunde ist bei uns eine Unterrichtsstunde, egal ob Fachunterricht oder AG. Dazu kommen pro Lehrer zwei mal 20 Minuten Aufsicht pro Woche. In unserer Mittagspause haben also mindestens 3 Kollegen Aufsicht nacheinander an jeder Aufsichtsstelle (Pausenhof, Mittagessen, etc.).


    Wenn es die Stundenplanung nicht hergibt, werden es ganz schnell mehr Nachmittage. Darauf sollte man sich nicht verlassen. Konferenzen kommen bei uns 8x im Schuljahr dazu und gehen dann von 15:00 bis 17:00. Den Unterricht bereite ich tatsächlich überwiegend von Ferien zu Ferien vor und sonst abends. Ich bin aber auch alleinerziehend und habe nachmittags ein Kind zu Hause.

  • Die 3 Nachmittage ergeben sich durch Freistunden am Vormittag. Du kommst z.B.eben mal zur zweiten Stunde, hast 3 Stunden am Vormittag und dann eine Freistunde, Mittagspausenaufsicht und Nachmittagsunterricht. Und jede Woche ist an dem eine Wochentag Konferenz oder Fachkonferenz oder Jahrgangsteamsitzung.

  • Hier noch eine andere Variante:


    Unsere Schule bietet alle 3 Möglichkeiten an:
    - pro Jahrgangsstufe eine Ganztagesklasse von Mo-Do bis 16 Uhr
    - für alle anderen Schüler morgens die Halbtagesklasse
    - nachmittags dann kann man in die OGTS gehen, das ist eine "qualifizierte" Betreuung mit
    Hausaufgabenbetreuung ebenfalls wahlweise bis 14 Uhr oder 16 Uhr.
    Wir haben eine betreute Schulmensa.


    Die GTK werden von einem Lehrertandem geführt, das sich bei den Nachmittagen abwechselt. Einer unterrichtet hauptsächlich, hat dann 2 Nachmittage, der andere mit weniger Stunden 1 Nachmittag. An einem Tag ist AG- Nachmittag durch anderes Personal. Das ist dann gleichzeitig unser Konferenztag.


    Sonst unterrichtet kein anderer Lehrer in der Klasse, außer bei den Spezialfächern Religion und Ethik, die klassenübergreifend sind und WG, da wir dafür in Bayern speziell ausgebildete Lehrer haben.


    Der Tandemlehrer mit der geringeren Stundenanzahl hat meistens noch Stunden übrig und ist dann normal in anderen Klassen eingesetzt. Stundenplanmäßig ist das so, dass das so gemacht wird, dass sich die Hohlstunden in Grenzen halten. Dadurch, dass nur 2 Lehrer in der GT unterrichten und diese nur auf Reli und WG und die Turnhallenbelegung Rücksicht nehmen müssen, bekommen die GT- Lehrer in Zusammenarbeit mit dem Stundenplanteam die Stundenpläne ganz gut hin. Für die SuS sind zwei Bezugspersonen besser wie ständig andere Lehrer in der Klasse.


    Voraussetzung: Die Tandemlehrer müssen gut zusammenarbeiten, sich absprechen bzw. gut harmonieren. Doch meistens klappt das oder diejenigen raufen sich zusammen. Die Tandemlehrer machen bei uns das so, dass sie entweder Themen oder Fächer aufteilen, je nachdem wie sie besser zurecht kommen. An ein paar Stunden unterrichten sie doppelbesetzt, meistens aber allein.

  • In der Grundschule meiner Kinder ist es ähnich wie bei Caro07:
    pro Jahrgang 1 Ganztagsklasse bis 15.30 und 1 Halbtagsklasse, verlängerte Mittagsbetreuung ist bis 14 Uhr möglich.
    Die Schule hat so viel ich weiß keine wöchentlichen Konferenzen, eher monatlich eine oder alle 2 Monate.

  • Bei uns gab es eine Umfrage in der Elternschaft: die Mehrheit wollte in keinem Fall einen gebundenen Ganztag.
    Andererseits ist die Nachfrage nach dem offenen Ganztag sehr groß, man kann tageweise das Angebot wählen oder sein lassen.


    Der Unterricht findet in Nds. in jedem Fall vormittags statt, das Angebot am Nachmittag wird überwiegend durch Pädagogische MitarbeiterInnen (und Vereine) geleitet.


    Aber in BW können die Bedingungen ganz andere sein.

    So ist es hier auch, verlässlicher Halbtag bzw. offener Ganztag. Keinerlei Probleme damit.

  • Bei uns gab es eine Umfrage in der Elternschaft: die Mehrheit wollte in keinem Fall einen gebundenen Ganztag.
    Andererseits ist die Nachfrage nach dem offenen Ganztag sehr groß, man kann tageweise das Angebot wählen oder sein lassen.

    Natürlich ist die Nachfrage danach groß: Eltern finden es toll, wenn sie die Wahl haben und andere dafür die Kosten tragen.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Natürlich ist die Nachfrage danach groß: Eltern finden es toll, wenn sie die Wahl haben und andere dafür die Kosten tragen.

    Wieso tragen andere die Kosten? Hie zahlen die Eltern für den Offenen Ganztag (ähnlich wie beim Kiga) einkommensabhängig plus die Kosten fürs Essen. Wobei: vielleicht ist das beim OGT genau wie bei den Kitabeiträgen-abhängig von den Städten/Kreisen. In manchen Städten ist es umsonst und in anderen nicht.

  • Das meinte ich nicht. Was ist der Grund für die Einführung der GT? Es klingt nämlich nicht so, als ob die Schule der TE das aus Lust an der Freude gar von selbst so angeleiert hat. Mit anderen Worten, da wird ein Stöckchen hingehalten (mit dem Namen Schülerzahl) und mit allerlei Druckmitteln so hoch gehängt, dass es unausweichlich scheint, GT zu werden und die Wahl, die dann noch bleibt ist die zwischen Sodom und Gomorrha, zwischen denen dann dem Kollegium die Wahl gelassen wird. Zumindest sagt man es den Kollegen mal so.


    In der Situation würde ich einen Teufel tun und mich nach dem richten, was denn alle anderen wollen. Da würde ich nach purem Eigennutz und Eigeninteresse vorgehen und z.B. nicht noch den Eltern Zucker in den Hintern blasen. Vielleicht noch gern mit individuellem Schulschluss zwischen 12/13 und 16 Uhr, je nach Wetter- und Gemütslage. Meine SL hat erst dieses Halbjahr erkannt, wo das hinführt und damit begonnen, die Dienstleistungsprofilierung gegenüber den Eltern zurückzustutzen.


    Ihr zahlt die Kosten für die Extrawünsche der Eltern, nicht in Euro, sondern in Nerven, in Zeit, in wachsender Anforderung an zeitlicher Flexibilität, an Arbeit. Ich würde mir das genau überlegen und vollmundige Versprechen außenstehender Institutionen ganz klein unten hinhängen.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Die unzureichenden Bedingungen an deiner Schule scheinen dich zu frustrieren und unter dieser Ausrichtung bewertest du jegliche Ganztagsangebote.


    Meine Blickrichtung ist, dass Eltern dringend diese Plätze suchen und auf dem Land Schulen zur Umsetzung der offenen GTS, die eine Halbtagesschule mit Angeboten am Nachmittag ist, umsetzen möchten, aber seit Jahren nicht dürfen bzw. können, weil dafür Räume, wie eine Mensa, notwendig sind. Bestehende GTS platzen aus allen Nähten und nehmen keine SuS mehr auf, Eltern geben ihre Arbeitsstellen auf, weil sie niemanden für die Beaufsichtigung der Kinder haben. andere Angebote, wie z.B. Hörte, gibt es nicht und sie werden auch nicht unterstützt.


    Da nicht einmal eine Beaufsichtigung bis 13 Uhr in der Halbtagsschule gewährleistet wird, keine Hausaufgabenbetreuung gegeben ist, zahlen am Ende alle drauf, stimmt, auf die Politik, die Bildung und Förderung zu wenig unterstützt.

  • Die unzureichenden Bedingungen an deiner Schule scheinen dich zu frustrieren und unter dieser Ausrichtung bewertest du jegliche Ganztagsangebote.

    Ich bin öPR. Der Frust an dem System Ganztag erwächst nicht nur aus den manigfaltigen Personal- und Stundenplanquerelen an meiner Schule allein, sondern darüber, dass dieser Schultyp politisch gewollt und aufoktroyiert wird ohne Rücksicht auf diejenigen, die es letztlich an der vorderen Front tatsächlich umsetzen müssen. Der TE hat hier eine Wahl bekommen (wenn dem tatsächlich so sein sollte). Die sollten er und seine Kollegen nutzen. Für sich.


    Im direkten Umfeld meiner (Stadt/Peripherie)-Grundschule sind noch 5 weitere Grundschulen. Die zwei Halbtagsschulen unter denen sind einzügig, standen teilweise vor der Schließung. Trotzdem wollen da die Kollegen hin, insbesondere wenn sie eigene Kinder haben, teilweise stehen die Anträge bereits in der zweiten und dritten Auflage. Eine Stelle ist jetzt zum Schuljahresende frei geworden. Es war ein inoffizielles Hauen und Stechen, obwohl ich weiß weshalb die Stelle frei wurde und in welches kollegiale Wespennest die "glückliche" Gewinnerin sich setzen wird. Bei mir gibt es ein gravierendes Ungleichgewicht in der Perspektive auf das System Ganztagsschule zwischen Eltern und Lehrern (insbesondere bei denen mit Familie).


    Es läuft hier in der Schulentwicklung typisch so: Es wird einem mit blühenden Farben verkauft, danach wird man allein gelassen.

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  • @Thamiel
    Aus Sicht der Halbtagesschule sieht auch das anders aus.
    Die Einzügigkeit und die ständig drohende Schließung, ein ständiger Lehrkräftewechsel und das Bewältigen der Aufgaben mit etwa 4 Personen zehren über die Jahre extrem.


    Möglichkeiten einer Mischung oder zumindest einer Betreuung bis 14 Uhr gibt es hier bisher nicht, Horte o.a. auch nicht, Familien, die mehr als 5 Std. Betreuung bis 12.30 Uhr benötigen, wählen den Ganztag und damit die andere Schule. Angesichts des verbesserten Angebotes mit Krippenplätzen und flexibleren Zeiten im KiGa stellen sich Familien darauf ein, suchen sich zumindest eine Halbtagesstelle und stehen mit der Einschulung vor einem Problem, manche geben daraufhin ihre Arbeit wieder auf. Die GTS schreibt Warteliste und nicht mehr jeder bekommt einen Platz.


    Die SuS muss man ziehen lassen, darf aber aus anderen Einzugsbereichen keine aufnehmen, außer Zuzüge oder SuS, die dort nicht mehr tragbar sind und einen Schulwechsel in Absprache mit SL und ggf. Schulbehörde vollziehen. Man bleibt also bei allen Anstrengungen die Schule, die nicht gewählt wird.


    Und immer fällt die Frage, warum man dies und das nicht anbietet oder wann man denn geschlossen würde, ob sich eine Investition ins Gebäude lohnt, ob man sich noch Gedanken um Digitalisierung machen muss, ob die Einschulung dort sinnvoll ist, wenn in einem Jahr womöglich eine Umschulung droht...

  • Die Einzügigkeit und die ständig drohende Schließung, ein ständiger Lehrkräftewechsel und das Bewältigen der Aufgaben mit etwa 4 Personen zehren über die Jahre extrem.

    Ich kenne solche Schulen von innen. Das ist aber kein Problem des Halb- oder Ganztags, das ist ein Alleinstellungsmerkmal von Kleinschulen per se. Du hast mehr Personal in anderen Schulen. Du hast auch mehr Befindlichkeiten bei allen Beteiligten. Gibt immer zwei Seiten der Medaille.

    Man bleibt also bei allen Anstrengungen die Schule, die nicht gewählt wird.

    Dann verklicker das mal der Schulaufsicht, die just dieses Jahr die Schulbezirksgrenzen zwischen uns und besagter Halbtagsschule zugunsten letzterer neu gezogen hat. Wir werden kleiner, die werden größer werden. Es könnte mir ja Recht sein, wenn sich der Nachbar nicht gerade die Sahneviertel aus unserer Milch rausgenommen hätte.


    Sind die Eltern gefragt worden? Natürlich nicht. Grund war das wir einen Anbau hätten bekommen müssen und beim Nachbar Klassenräume vor sich hinstauben. Es geht halt um Geld. Man kann zum GT stehen wie man will, aber wer glaubt, das Beste aus beiden Welten im GT in Angebotsform vereint zu haben, muss aufpassen, dass er nicht das genaue Gegenteil beider Welten bekommt.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Hallo,


    viele wichtige Aspekte wurden schon angesprochen und sicher ist es richtig, dass das Konzept einer GTS berufstätigen Eltern Vorteile bringt und in einer Gesellschaft benötigt wird, in der immer mehr Eltern entweder doppelverdiener oder alleinerziehend sind. Es ist allerdings schade, wenn eine GTS als reine Aufbewahrungsanstalt fungiert, das ist sicher nicht Sinn der Sache. Deshalb wird sich ein Konzept rund um Betreuung, evtl. Unterricht und Arbeitsgemeinschaften ausgedacht und alle sind glücklich. Stimmt nur leider nicht. Ich versuche deshalb nachfolgend Themen anzusprechen, die uns als GTS umtreiben und auf die wir kaum Einfluss haben:




    • Mensa:
      Wo essen die Schülerinnen und Schüler? Alle in einem Raum? Vielleicht in einer ehemaligen Turnhalle? Wie verhalten sich die Kinder beim Essen und während der Essensausgabe? Können alle mit Messer und Gabel essen, oder benötigen sie Hilfe und Anleitungen? Sind die Kids in der Lage ruhig am Tisch zu sitzen, sich angemessen zu unterhalten und zu warten, bis alle fertig gegessen haben?
      Natürlich gibt es Regeln, Belohnungssysteme usw., doch wenn von vorne herein nicht gut geplant wurde, ist der Mensabetrieb eine Katastrophe für alle Beteiligten. Gut geplant bedeutet an dieser Stelle, dass bereits im Vorfeld klar sein muss, dass nicht alle Kinder einer Schule in einem Raum essen können. Es wird angenehmer, wenn im Klasserverband in Ruhe gegessen wird, die Räume ausreichend belüftet werden können, schallhemmend gebaut wurde und wenn vor allem das Essen gut ist- und gutes Essen wird frisch gekocht. Hierfür muss der Schulträger eine Stelle schaffen. All das kostet natürlich (viel) Geld.
      Noch ein Tipp: Das Argument "An der weiterführenden Schule XYZ klappt es doch auch..." dürft ihr in diesem Zusammenhang nicht zählen lassen. Grundschulkinder sind keine Sek I/II Schüler.



    • Arbeitsgemeinschaften:
      AGs machen Spaß, wenn man sein "Steckenpferd" anbieten kann. Egal ob Fußball, trommeln oder häkeln. Besonders toll ist es dann, wenn auch die Kids in die AG kommen, die wirklich Spaß an der Sache haben. Leider ist das nicht immer möglich, da eine gewisse Gruppengröße "bedient" werden muss, um alle GTS-SuS zu verteilen. Das bedeutet, dass man mit hoher Wahrscheinlichkeit Kids in seiner AG hat, die absolut keinen Bock haben. Gibts im Unterricht auch mal, klar. Aber im GTS Bereich wird die Herausforderung ungleich höher, da alle Müde sind und sich nur noch sehr kurz konzentrieren können. Die Anzahl an Verletzungen und Streitigkeiten nimmt im GTS Bereich erheblich zu! Hat man nun das Glück und gewinnt externe Fachkräfte, bezahlt man diese aus dem GTS Budget, welches sich nach der Schülerzahl richtet. Ich kann dir verraten: viel ist das (bei uns) nicht. Häufig haben diese Externen ein falsches Bild der Arbeit im GTS Bereich: verhält sich ein Kind im Fußballverein nämlich entsprechend, wird es rausgeschmissen. Das geht in unserem Fall nicht. Frust ist bei vielen vorprogrammiert.


    • Hausaufgaben-Zeit:
      Wenn das Konzept eine Hausaufgaben-Zeit vorsieht, dann funktioniert das nur, wenn alle konzentriert und ungestört arbeiten können. Das bedeutet vor allem kleine Gruppen in Räumen, die auch am Nachmittag noch angenehm temperiert sind. Sind solche Räume in ausreichender Zahl vorhanden? Kann ein guter Betreuungsschlüssel geschaffen werden? Wahrscheinlich nicht, es fehlt: Geld. Aus diesem Grund werden alle, die Hausaufgaben machen müssen, in einen Raum gesetzt. Was dann folgt, brauche ich nicht zu beschreiben.


    • Schulbau:
      Ich habe im Bereich der Mensa schon angesprochen, dass bestimmte bauliche Voraussetzungen gegeben sein müssen. Neben einem oder mehreren ordentlichen Speiseräumen (und nicht ehemalige Turnhallen usw.) benötigt es im Bereich des Außengeländes vielfältige Bewegungs-, Spiel- und Sportmöglichkeiten: Wiesen, Klettertürme, Fußballplatz usw., Ganztagskinder müssen sich unbedingt ausreichend draußen bewegen können! Gibt es genügend Sonnenschutz und Schattenbereiche? Gibt es einen ausreichend großen überdachten Bereich für schlechtes Wetter, vielleicht sogar eine Pausenhalle? Können die Klassen im Nachmittagsbereich unabhängig voneinander diese Örtlichkeiten aufsuchen, ohne dass die anderen Klassen (evtl. beim Unterricht) gestört werden? Wie sieht es mit den Temperaturentwicklungen im Gebäude aus; wie warm wird es wo? Gibt es im Gebäude die Möglichkeit ungestört mit einzelnen Schülern in Kleingruppen zu arbeiten? Gibt es Bereiche, in denen sich Schüler zurückziehen und sich ausruhen können?


      Oft vergessen werden die Kollegen: Wie sieht es mit Ruhezonen aus? Wo kann ich in Ruhe mein Mittagesssen essen, ohne einen Schüler zu sehen (das Lehrerzimmer eignet sich hierfür nicht, es ist kein Ruheraum)? Gibt es klare Regeln für diese Ruheräume (keine Unterrichtsgespräche usw.)? Habe ich die Möglichkeit in einem separaten Raum zu arbeiten und meinen Unterricht vorzubreiten?


    • Organisation und Abläufe
      Es kommen viele Dinge auf euch zu, die den Ablauf und die Organisation betreffen. In einigen Beiträgen sind schon Probleme angesprochen worden (Abholzeiten/Verpflichtung zum Mittagessen). Doch wie sieht es im Sekretariat aus? Passt der Schulträger die Sekretariatsstunden an eure längere Schulzeit an? Wer geht mittags ans Telefon, wenn doch mal niemand da ist?



    Das Thema ist wirklich sehr vielschichtig, facettenreich und sehr komplex und von mir sicher nur grob umrissen. Solange die Ganztagsschulen jedoch mit zu wenig Geld ausgestattet, räumliche Voraussetzungen nicht geschaffen werden und genügend qualifiziertes Personal bereitgestellt wird, kann ich das Konzept Ganztagsschule niemandem empfehlen. Letzlich baden nämlich die Kolleginnen und Kollegen die Probleme aus, die aus den beschriebenen Mängeln entstehen. Und all das mit A12? Viel Spaß!


  • Uns wurde mündlich zugesichert, dass wir bei beiden Formen maximal zwei Nachmittage eingesetzt würden.
    [...]
    Wurden euch auch Versprechungen gemacht, die dann mit der Begründung Personalmangel wieder zurückgenommen wurden?

    Ja.


    Solche "Zusagen" sollen nur ruhigstellen und später geht's dann eben leider nicht anders (Sachzwänge).

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