Sascha Lobo fordert: Mehr Erziehung und weniger Bildung in den Schulen!

  • Wieso ist es eigentlich relevant, wer vor 80 Jahren was (nicht) gedacht, getan oder gewusst hat? Relevant ist, was Menschen heute denken und trotzdem tun, obwohl sie wissen!


    Guckt euch mal Tröglitz als Beispiel an, wie fast ein ganzes Dorf eine Familie mobbt. Es ist ekelhaft und da gibts keine Entschuldigungen.


    Kommt doch nicht immer mit den Armen, Abgehängten daher. Es gibt zwischen eigener Unzufriedenheit aufgrund nichterfüllter Luxusansprüche und rechter Gewalt einen Graben, den zu viele bereit sind zu überspringen um sich auf der anderen Seite trotzig einzurichten.


    Keine Ahnung, warum wir schon wieder beim Thema sind aber hört auf, Gewalt mit irgendwas zu entschuldigen. Sonst passiert genau das, was passiert und es werden Menschen fertig gemacht oder gelyncht, weil sich durch den Konsens des "man wird doch wohl mal sagen dürfen" kranke Seelen berufen fühlen.


    Nö, nein, Schluss damit. Und die Oma als 13-Jährige ist nicht der heutige 13-Jährige und schön gar nicht der heutige Wähler.

  • Meine Verwandten erzählten das ähnlich. Meine Eltern, Jg. 1930 (haben es wohl eher Kinder mitbekommen), erzählten, dass man am Anfang eher gedacht hat, Hitler wäre gut, er tut etwas fürs Volk. Man sah es am Autobahnbau z.B. So schwach kann ich mich erinnern, dass mein Vater sagte, dass die Hitlerjugend schon viele fasziniert hat.
    Mit der Zeit hat man dann doch mitbekommen, dass da etwas nicht stimmte, hatte aber Angst. Mein einer Großvater z.B. verhielt sich offiziell neutral und versteckte heimlich flüchtende Kriegsgefangene und rettete sie somit. Durch eine Kriegsverletzung im 1. Weltkrieg wurde er im 2. Weltkrieg nicht eingezogen. Er wurde nach dem Krieg von den Amerikanern als Bürgermeister eingesetzt.
    Meine anderen Großeltern waren in der Kirche aktiv und wurden auch immer zurückhaltender, weil sie mitbekamen, dass Personen verschwanden. Mein Vater erzählte von heimlichen Treffen der katholischen Jugend. Sie erzählten, dass man vielen nicht mehr trauen konnte, weil einige plötzlich "ganz fanatisch" wurden.
    Die ganze Tragweite der Judenverfolgung haben meine Angehörigen erst nach dem 2. Weltkrieg erfahren.

    Ganz genau !!! Danke für einen weiteren Zeitzeugenbericht!

    Aus der heutigen Perspektive ist es so leicht, zu erwarten, dass 1933 die Bevölkerung hätte gegen Hitler aufstehen müssen.
    Aus der damaligen wäre das unverständlich gewesen.
    Die Dikatur wurde langsam, mit legalem Anstrich installiert, Propaganda färbte früh die öffentliche Meinung zu Oppositionellen in Gefängnissen und Lagern (mit passenden Bildern, das alle gut behandelt würden, was vor Übernahme der SS ja sogar noch einigermaßen stimmte). Getragen von der Begeisterung über den Rückgang von Arbeitslosigkeit, außenpolitischen Erfolgen, mit attraktiver Freizeitgestaltung und sozialen Googies für die Arbeiterschaft und mehr gefühlter Sicherheit wurde die Bevölkerung immer bereiter dazu, die Idee von der "Volksgemeinschaft" mitzutragen.


    Sich heute hinzustellen und zu fordern, dass man damals hätte wissen müssen..., zeugt von wenig Verständnis für den historischen Perspektivwechsel. Von heute aus besehen hätte man eine Menge anders gemacht als die Vorfahren.
    Meine Oma war begeistert im BDM dabei, sie konnte so dem strengen Regiment ihres Vaters entfliehen. Ich würde von mir nicht behaupten, dass ich das damals unter den damaligen Umständen anders gemacht hätte.


    Sehe ich ebenfalls ganz genau so!


    Das ist leider auch etwas zu kurzsichtig gedacht, denn der politische Erfolg z.B. der AfD heutzutage beruht ganz massiv auf der unzureichenden Aufklärung und Bildung im Hinblick auf die eigene Verantwortung in der Zeit des Faschismus und den gerade in der ehemaligen DDR sehr präsenten Alltags-Antisemitismus (z.B. in Form der Umwidmung/Profanierung von jüdischen Friedhöfen). Offiziell waren ja alle Anti-Fachisten, kein Grund allzu tief zu graben (und ja, auch der Westen hat sich bei der Entnazifizierung nicht gerade mit Ruhm bekleckert). Wäre die DDR nicht durchaus auch erfolgreich gewesen mit ihrem politischen Programm hätte es kaum solange gedauert, bis es zu einem poltischen Umbruch kam, gäbe es nicht Millionen Akten in der Gauck-Behörde über IM-Tätigkeiten von Menschen über ihre Familienmitglieder, Freunde, Nachbarn Kollegen. Ja, es gab sowohl in der ehemaigen DDR, als auch in der Zeit des Nazi-Regimes mutige Menschen, die aufgestanden sind, statt sich wegzuducken und mitzuspielen- es waren auch in der eheamligen DDR allzulange aber nur Minderheiten, die einen hohen persönlichen Peis für ihren Mut und Anstand bezahlt haben und oftmals bis heute zahlen.


    Naja, sagen wir lieber so, das hältst du für etwas zu kurzsichtig gedacht. (Woher hast du dein Wissen? Aus Büchern und Erzählungen? Oder hast du noch bewusst in der DDR gelebt, also mindestens als Jugendlicher / junger Erwachsener?)


    Dass es in der DDR "nur" einen "verordneten Antifaschismus" gab und keinen ehrlichen, wie das dann immer so klingt, halte ich für falsch und üble Nachrede. Der Westen will damit nur von seinem eigenen Versagen ablenken. Bekanntlich wurde aber in Westdeutschland eine Nachfolge-NSDAP gegründet, die Sozialistische Reichspartei (SRP), die dann verboten wurde. Bekanntlich wurde in Westdeutschland eine NPD gegründet, die in den 1960er Jahren in westdeutsche Landtage einzog. Bekanntlich gab es in den 1980er/1990er Jahren Wahlerfolge der Republikaner und der DVU auch und vor allem in Westdeutschland. Bekanntlich setzten viele Nazis ihre Beamtenkarrieren im Westen ungehindert fort und lebten bis ins hohe Alter unbehelligt und von üppigen Pensionen. Wie war das noch mit dem Glashaus und den Steinen?


    Nein, die DDR war aus meiner Sicht (andere dürfen das selbstverständlich bestreiten) ehrlich antifaschistisch. Sie wurde hauptsächlich von Kommunisten und "übergelaufenen" Sozialdemokraten aufgebaut. Die waren nicht angeblich antifaschistisch, sondern echt antifaschistisch. Im Osten wurden die Nazi- und Kriegsverbrecher nach dem Krieg enteignet. Im Osten liefen ständig antifaschistische Filme im Fernsehen, man las entsprechende Bücher in den Schulen (Anne Frank kannte "jeder"), man fuhr in ehemalige Konzentrationslager (ich war in Sachsenhausen). Ok, das kann man auch verordnet nennen, wobei mir einfällt, hat nicht gerade AKK vorgeschlagen, man sollte Schüler zu KZ-Besuchen verpflichten??? Verordneter Antifaschismus?


    Dass die DDR nicht jeden damit erreichte, ist klar. Dass sie kleine Nazis irgendwann zu integrieren versuchte, doch auch (NDPD). Dass sie manchen laufen ließ, der sich ihnen andiente, auch. Dass sie selber viele Fehler machte und in ihrem eigenen Anspruch ("bessere Gesellschaft") letztlich eklatant versagte, ist auch klar. Ändert aber aus meiner Sicht nichts daran, dass sie in der Masse ehrlich antifaschistisch war.


    Ich frage mich, wie du die Wahlerfolge der AfD im Osten erklären würdest, wenn sie genauso hoch wären wie im Westen? Egal, ob hier wie dort rund 20 oder hier wie dort rund 10%. Was wären dann für dich die Ursachen?


    ... jetzt sind wir aber sehr weit weg vom Thema. ;)

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Ganz interessant ist der Blick von außen auf unser "Ossi-Problem".
    Der Osten gehört nicht zu Deutschland, behauptet der britische Germanist James Hawes.
    Die Wiedervereinigung war falsch


    Provokant, aber nachdenkenswert.


    Ich mag (noch) nicht liken, aber ich mag provokante Thesen und darüber nachdenken. Danke deshalb schon mal vorab.


    Sie glauben, dass Ostdeutsche grundsätzlich anders sind als Westdeutsche?
    Absolut. Ich möchte aber betonen, dass das nichts mit den Genen oder ähnlichem zu tun hat. Das ist ein Charakter, der aus geschichtlicher Erfahrung gewachsen ist. Wenn man zum Beispiel die Gegenden anschaut, in denen die AfD am allermeisten Stimmen bekommen hat, dann ist das genau dieses Dreieck zwischen Tschechien und Polen – das ist eine klassische Kolonial-Landschaft.


    (ebenda)


    Nachtrag: Nee, da mag ich nicht zustimmen. :) :) :) Aber wirklich gewagte These(n). Die Gegend, die der Autor mit den größten AfD-Erfolgen ausmachte, ist die Gegend, in der sich das "Slawentum" am längsten gehalten hat und wo es das noch bis heute gibt (Sorben). Nee .............

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  • Der Osten gehört nicht zu Deutschland, behauptet der britische Germanist James Hawes.

    Als Brite könnte er sich ja einmal vorzugsweise mit der Frage beschäftigen, ob Nordirland wirklich zum Vereinigten Königreich gehört. Historisch habe ich da so meine Zweifel...


    Gruß !

  • Als Brite könnte er sich ja einmal vorzugsweise mit der Frage beschäftigen, ob Nordirland wirklich zum Vereinigten Königreich gehört. Historisch habe ich da so meine Zweifel...
    Gruß !

    Wieso? Darf der nicht über den Tellerrand schauen? Viele Deutsche äußern sich ja auch "vorzugsweise" über den Brexit...

  • Wieso? Darf der nicht über den Tellerrand schauen? Viele Deutsche äußern sich ja auch "vorzugsweise" über den Brexit...

    Doch, aber man sollte sich primär um seine eigenen Probleme kümmern. Und die demokratische Entscheidung der Briten für den Brexit ist tatsächlich primär Sache der Briten und sollte vom Ausland akzeptiert werden.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Zitat

    „Wer Kinder erzieht, tut ihnen Gewalt an“, glaubt Kindheitsforscher Michael Hüter.


    Ich dachte, der sei "Gehirnforscher" oder so etwas ähnliches. Bekommt der jetzt sein Geld aus einer neuen Quelle, so dass er jetzt "Kindheitsforscher" ist?


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Du meinst Gerald Hüther.
    Im Focus-Artikel ist es Michael Hüter, er qualifiziert sich durch: "In den 1990er Jahren studierte er Geschichte, Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte an der Universität Salzburg. Von 1996 bis 2012 lebte Michael Hüter als freischaffender Pianist und Komponist."

  • Du meinst Gerald Hüther.
    Im Focus-Artikel ist es Michael Hüter, er qualifiziert sich durch: "In den 1990er Jahren studierte er Geschichte, Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte an der Universität Salzburg. Von 1996 bis 2012 lebte Michael Hüter als freischaffender Pianist und Komponist."

    Stimmt habe ich verwechselt.


    Aber gegen diese "Topqualifikation" als "Kindheitsforscher" kann natürlich keiner gegen ankommen, insbesondere kein Lehrer...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Warum die Ostdeutschen AFD wählen? Da gibt es keinen monokausalen Ansatz.
    Thesen (aber keine netten):


    - seit 1944 gibt es einen massiven brain drain aus den heutigen neuen Bundesländern heraus. Zurück blieben vermehrt alte, kranke, wenig begabte oder hoffnungslose Menschen.


    - die Ostdeutschen haben alles schon gewählt, es hat sich aber nichts verbessert: aus Kohls blühenden Landschaften wurde nichts, die SPD versagte auch, dann hat man mi der Linken eine SED-Nachfolgepartei gehypt, die die Lage auch nicht verbessert hat und nun ist eben rechts dran. Ein Hoffnungsschimmer: Grün hat der Osten noch nicht gewählt, da bestehen also noch Chancen.


    - eine regelrechte Aufarbeitung des NS fand in der DDR nicht statt.


    - der Osten wurde nach der Wende vom Westen verraten und gekauft. Für`n Appel und´n Ei. Zur Treuhand muss ich sicher nichts ausführen, aber bis heute sitzen in den gehobenen Positionen in Staat und WS im Osten - Wessis. Schmeckt nach feindlicher Übernahme und weckt nichts anderes als Nationalstolz.


    - Die DDR bot keine Freiheit und keinen Luxus, aber Sicherheit. Arbeitslosigkeit war faktisch unbekannt, auch der größte Depp hat noch ein Jöble bekommen und seinen Verdienst gehabt. Das hat sich massiv geändert.


    - Der Osten sieht heute baulich schön aus, aber für den Strukturwandel wurde nicht viel getan. Und nun will man den Kohlekumpel auch noch an den Kragen. Da hängen Familien dran und letztlich ganze Regionen. Es hilft überhaupt nicht, den Betroffenen zu sagen, sie mögen doch altruistisch sein und Iíhre Jobs für Klimarettung und Zukunft opfern. Dafür hat dort niemand Verständnis. Man muss den Leuten konkrete Pläne vorlegen, was der Kohleausstieg für sie bedeutet und dass in sie und neue Berufe investiert wird. Ich dachte, wir seien ein Sozialstaat.


    - Die Wiedervereinigung musste schnell gehen, daher ist die DDR einfach unter die Decke der BRD geschlupft. Einfach, unkompliziert, eine größere Bundesrepublik. Leider haben wir dabei vergessen, die Leistung der DDR-Bürger, die den Staat zu Fall gebracht haben, zu würdigen. Da serweist sich heute als Fehler.


    - Last but not least: Wer die DDR live erlebt hat, weiß, wie es ist, eine Einheitspresse zu erleben und Meinungen nicht äußern zu können. Die Antennen dafür, wann Meinungen nicht mehr frei geäußert werden können, ist mit Sicherheit feiner ausgeprägt als im Westen. Und natürlich gibt es seit 2015 bestimmte "Codes" ("Männer" haben sich etwa zuschulden kommen lassen etc), eine sehr einheitlich berichtende Presse (hat schon beim Wulff-Rücktritt angefangen, hochwertige journalistische Arbeit kostet halt Geld und kann nicht von Praktikanten erledigt werden, die schreiben bei dpa ab) und sehr rigide Reaktionen auf Kritik an der Migrationspolitik Deutschlands. (Nee, ich will die Diskussion nicht erneut lostreten, es gibt halt noch Nuancen zwischen "absaufen" und "Alle sind willkommen und können bleiben.")


    Insgesamt wünsche ich mir ein wenig mehr Respekt vor den Ostdeutschen und bessere politische Konzepte, dann ist die SFD im Osten auch bald Geschichte.

  • Warum die Ostdeutschen AFD wählen? Da gibt es keinen monokausalen Ansatz.
    Thesen (aber keine netten): ...


    Insgesamt wünsche ich mir ein wenig mehr Respekt vor den Ostdeutschen und bessere politische Konzepte, dann ist die SFD im Osten auch bald Geschichte.


    @Stille Mitleserin, na wenn das mal keine gewagten Thesen sind. ;)


    Aber auch die habe ich interessiert gelesen. Sie gaben meinem Hirn Futter sozusagen. Danke. Als "Selber-Ossi" habe ich meine eigenen Gedanken. Es sind aber eben auch nur meine. Manchmal sind es auch eher Fragen.


    Im Westen gibt es doch rund 20% Mitbürger mit Migrationshintergrund. Im Osten kaum welche. Wenn man nun vom Wahlvolk jene abziehen würde, die einen Migrationshintergrund haben, wie hoch wäre dann der AfD-Anteil im Westen und im Osten noch? Ich meine, dass Leute, die die AfD am liebsten "rausschmeißen" will, sicher nicht AfD wählen. Provokante Frage daher: Wählen die "Biodeutschen West" tatsächlich so viel anders als die "Biodeutschen Ost" bzgl AfD und wie erklären wir - ich wiederhole mich, ich weiß - dann den AfD-Anteil im Westen, wo die DDR nicht mit ihrer NS-Aufarbeitung versagen konnte und wohin alle mit "brain drain" (was soll das eigentlich aussagen) abgewandert sind?


    In Deutschland hat knapp jede vierte Person einen Migrationshintergrund – in Westdeutschland gut jede vierte, in Ostdeutschland jede fünfzehnte Person (2017: 26,5 bzw. 6,8 Prozent).


    https://www.bpb.de/nachschlage…6/migrationshintergrund-i


    Der Wähleranteil der AfD ist im Osten vereinfacht gesagt doppelt so hoch wie im Osten, ja, aber die übergroße Mehrheit im Osten wählt nicht die AfD - trotz DDR, angeblich mangelnder NS-Aufarbeitung, abgewanderter "brains" und und und ... Zieht man Wahlberechtigte mit Migrationshintergrund ab (ich weiß, auch das ist eine Vereinfachung, die Russlanddeutschen müssten wir z.B. herausnehmen), dann nähern sich die Werte wahrscheinlich an??? Der Wähleranteil der AfD ist daher eigentlich nur wenig höher als im Westen, wenn überhaupt. Vor allem aber, wer das mit all dem, was du da schreibst, erklären will, warum hat das bei einer vergleichsweise kleinen Minderheit der ehemaligen DDR-Bürger und ihren Nachkommen gewirkt und bei den allermeisten im Osten hat es doch nicht diesen Effekt gehabt? Die von dir genannten Bedingungen/Gründe wirk(t)en doch auf uns alle im Osten?!? Wie erklärst du dann das?


    Ich glaube, Ost-Wähler sind vor allem weniger parteigebunden. Sie wechseln daher schneller mal. Kann ich von mir selbst auch bestätigen.


    PS: Und was fehlt(e) denn an der NS-Aufarbeitung in der DDR, was an der NS-Aufarbeitung in der Alt-BRD nicht fehlt(e)? Und was fehlt(e) überhaupt? Ich kann damit nichts anfangen ...


    PS 2: Deinen letzten Satz unterstütze ich natürlich voll und ganz.


    PS 3: Bei meiner Bearbeitung fällt mir gerade auf. Du nanntest die Ostdeutschen, die die DDR verließen, welche mit "brain". Ich vermute, du meinst damit "Leute mit Köpfchen" (?). Weil sie gingen und nicht blieben? Aber nach dieser Logik sind ja die 2-3 Millionen Russlanddeutschen, die die Sowjetunion und ihre Nachfolgestaaten verließen, auch "Leute mit Köpfchen", aber gerade die wählen überproportional die AfD. Das passt nicht zu deiner These, finde ich.

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  • Mikael

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    Ich wollte das einfach mal festhalten! :gruss:

  • ...
    Insgesamt wünsche ich mir ein wenig mehr Respekt vor den Ostdeutschen ...

    Woran es hier niemandem zu mangeln scheint ist Selbstbewusstsein. (Ich sag jetzt mal besser nicht, wie Ostdeutsche über Westdeutsche reden.)


    Außerdem glaube ich auch nicht, dass irgendwer möchte, dass man sich vornimmt, Respekt vor ihm zu haben. "Seid doch mal netter zu denen, hört ihnen doch mal zu".


    Klar ist das Wahlergebnis in den Unistädten anders als im Erzgebirge. Allerdings ging das Pegidagedöns von Dresden aus, es liefen durchaus Normalbegabte in Massen mit. Zur Wählerschaft der AfD gehören auch nicht vornehmlich Bergbauarbeiter.


    Analysen von "Drüben" werden immer bleiben was sie sind: Die Idee, dass man es als Wessi eben doch am Ende am besten weiß.


    Mehr aufeinander zugehen wär irgendwie cool. Konzepte hat dafür aber offenbar niemand. Vielleicht sollte man mit Schüleraustausch beginnen ;)

  • Hallo Tayfun,


    zum einen wählen meiner Erfahrung nach Personen mit Migrationshintergrund ganz gern die AFD. Sie haben ihre ganz eigenen Gründe dafür.


    Mit brain drain meine ich, dass bis zum Mauerbau vor allem Facharbeiter, Selbstständige, Akademiker und Oppositionelle die DDR verließen. Die würde ich jetzt mal ganz frech unter "Elite" zusammenfassen. Seit dem Mauerfall haben besonders viele junge Frauen die neuen Länder verlassen, die Zahl der abgewanderten Facharbeiter und Akademiker ist viel höher als die der Arbeiter und Senioren. Ist ja klar und liegt ja in der Natur der Sache. Damit ist es einfach schwieriger, wirtschaftlich wieder auf die Beine zu kommen.



    Zur Aufarbeitung des NS kann ich nur mit Schulbüchern der DDR aufwarten und Gesprächen, die ich mit meinen vielen Cousinen in Thüringen geführt habe und noch führe. Mir ist bewusst, das in der BRD vor 1968 Funkstille herrschte in Bezug auf den NS. In meiner Generation kam die Auseinandersetzung aber massiv und war nicht nur eine Erinnerungskultur. Der Unterschied zur DDR ist für mich, dass zum einen bestimmte Opfergruppen weniger thematisiert wurden (insb. Juden), zum anderen die Idee da war, es handele sich weniger um die eigene Geschichte, sondern um die der BRD.


    Durch die Groko 13-17 hat sich im Bundestag eine Riesenkoalition gezeigt, bei der viele eine Opposition vermisst haben. Auch danach haben die Parteien wenig unterschiedliche Programme in wichtigen Fragen angeboten. Die AFD hat diese Lücke genutzt.


    Die AFD ist für viele Bürger in Ost wie West eine Protestpartei. Es soll weh tun, wenn sich viele für die AFD entscheiden. Das heißt noch lange nicht, dass viele sie gern an der Regierung sähen. Im Gegenteil: Viele AFD-Wähler würden eine Politik, die für die Menschen da ist, die zuverlässig und glaubwürdig ist, sich nicht nur nach Lobyyisten richtet und Schäfchen der Politiker ins Trockene bringt, begrüßen. Die letzte Woche hat mich aber nicht unbedingt überzeugt, dass solch eine Politik Wirklichkeit wird.


    Hallo Krabappel, ist es wichtig, ob ich von hüben oder drüben bin? Gibt es nur ein entweder oder? Ich entscheide mich in dem Fall für "divers".

  • @Stille Mitleserin, ich habe alles gelesen und danke dir für die Mühe, die du dir gemacht hast. Ich weiß nur nicht recht, ob ich weiterhin eine AfD-Debatte führen möchte. Ich wollte ein paar Bedenken einwerfen zu deinen Thesen, das habe ich ja getan. Wir sind eh schon sehr weit weg vom Ausgangsthema.


    PS: Aber eine Bemerkung sei mir noch gestattet: Die DDR hat das Thema der Judenverfolgung "überhaupt gar nicht" verschwiegen oder weniger thematisiert. Das kannten wir alle (siehe auch Anne Frank, Auschwitz, "Judenstern", Reichskristallnacht, wie man sie damals noch nannte usw.). Die DDR hatte allerdings eine kritische Haltung zur Politik Israels gegenüber den Palästinensern. Das sind zwei verschiedene Paar Schuh'.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

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