Regelstudienzeit Angst

  • Hallo ihr Lieben,


    Mein Name ist Charlotte und ich studiere im 4. Semester Lehramt (Gymnasium, 10 Semester)für Mathe und Gemeinschaftskunde...
    momentan habe ich echt bedenken, dass ich mein Studium in Regelstudienzeit schaffe. Mathe ist sehr schwer und ich muss ein Modul jetzt nochmal machen und wahrscheinlich auch ein Modul in Gemeinschaftskunde. Das ärgert mich sehr, da ich so viel lerne und dann manchmal Aufgaben dabei sind, da kann man sich nur an den Kopf greifen. Aber ihr kennt das ja sicherlich.


    Nun kann ich nicht nach dem Plan weiter studieren da ich mir sonst viel zu viel aufhalse und mich ewig im Kreis drehe. Und deshalb bin ich mir sicher, dass ich mein Studium nicht in der Regelstudienzeit schaffe.


    Denkt ihr, es ist schlimm nicht in der Regelstudienzeit zu studieren?
    Ich bin auf Bafög nicht angewiesen, da ich keins bekomme.... aber trotzdem ... ich habe Angst dass ich dann schon so alt bin, da 10 Semester plus 1,5 Jahre Referendariat und dann noch mehr Semester zu den 10 dazu??


    Vielleicht könnt ihr mir ja helfen !



    Liebe Grüße
    Charlotte

  • Die Regelstudienzeit interessiert erstmal niemanden außer dir selbst und der Bafög-Stelle.


    Fürs Ref und danach ist sie höchstens indirekt relevant, weil je nach BL und Lebensalter die Verbeamtung ggf. nicht mehr möglich ist. (Darüber machst du dir jetzt erstmal noch keine Sorgen, Sachsen hat die Verbeamtung gerade erst wieder eingeführt für junge Lehrer, um sie im BL zu halten..)


    Nimm dir lieber etwas mehr Zeit fürs Studium und sorg für vernünftige Noten. Die sind nämlich einstellungsrelevant (und in manchen BL, in denen nicht alle einen Platz fürs Ref erhalten mit 1.Staatsexamen/Lehramtsmaster auch schon fürs Ref sehr wichtig).


    Alles Gute weiterhin!

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Liebe Charlotte,
    da kann ich dich zumindestens beruhigen: Nein, es ist nicht schlimm.


    Bedenke, dass es andere Studenten gibt, die vor dem Studium etwas anderes in Form von Work and Travel, Bundesfreiwilligendienst oder einer Ausbildung getan haben.
    Auch bist du sicherlich nicht die einzige, die Module wiederholen muss. Andere werden krank (Urlaubssemster) oder gehen ins Ausland während des Studiums.


    Ich denke, dass Du das schon richtig machst, indem du entschleunigst. Du schreibst ja selbst, dass es dir ansonsten zu viel wird.
    Hinteher interessiert das eine oder die zwei Semester (und selbst wenn es drei sind) mehr wirklich niemanden mehr.


    Keine Panik und alles Gute weiterhin im Studium;-)

  • Work and Travel oder Bundesfreiwilligendienst liest sich halt besser im Lebenslauf als hab halt einfach zwei Semester länger studiert. Das sei aber nur so am Rande erwähnt, keine Ahnung wie "schlimm" das im Lehramtsstudium ist. Abgesehen davon... Nein, ich kenne das nicht, dass man dieses und jenes wiederholen muss und kann auch nur schreiben, dass alle, die bei uns damals dieses und jenes wiederholen mussten es bis zum Ende und auch hinterher schwer hatten. War aber Chemie auf Diplom, wahrscheinlich ist der Lehrermangel heutzutage gross genug, dass es wirklich egal ist.

  • Die Regelstudienzeit wurde ursprünglich als Garantie für Studenten eingeführt: Unsere Uni wird deinen Studiengang noch mindestens zehn Semester lang anbieten.

    Ich finde es schon bedenklich, dass das heute als Druckmittel verwendet wird. Wirklich relevant wird es allerdings nur als BAFöG-Bezieher oder wenn es dann um Langzeitstudiengebühren geht.


    Schlimmer finde ich, dass heute so viele Studenten diesen Druck internalisiert haben: Ich brauche zwei Semester länger - bin ich zu dumm? Mache ich was falsch? Werde ich ein Leben lang arbeitslos sein? Wobei sie vernachlässigen,

    • dass manche Studiengänge wirklich höchst anspruchsvoll und vollgepackt mit Leistungsüberprüfungen sind,
    • dass es in anderen Studiengängen fast schon zwingend dazugehört, Praktika zu machen und sich Kenntnisse draufzuschaffen (Fremdsprachen, Softwarekenntnisse, BWL-Kenntnisse etc.), die nicht im Studium erworben werden,
    • dass nicht wenige Studenten ihr Studium zumindest teilweise selbst finanzieren,
    • dass die Zeit des Studiums nicht nur der Ausbildung dienen muss, sondern auch zur Persönlichkeitsentwicklung und zum Sammeln von Lebenserfahrung genutzt werden kann. Das gerade als Lehrer beides eine Rolle spielt, liegt auf der Hand.

    Man kann mit 28 Jahren in den Beruf einsteigen. Man kann auch mit 36 Jahren Kinder bekommen (falls der Gedanke bei dir eine Rolle spielt. Ich hatte Kommilitoninnen, Anfang 20, bei denen das der Fall war.) Alles kein Problem.

  • An der Stelle kann man auch Mal die positiven Seiten unseres Berufes sehen. Im Gegensatz zur freien Wirtschaft interessiert es wirklich niemanden ob Du die doppelt Regelstudienzeit benötigt hat, nach Deinem Abitur erst Mal gar nichts gemacht hast oder sonst irgendwelche Schlenker im Lebenslauf sind. Interessant sind Deine Prüfungsnoten und wie Du Dich im Vorstellungsgespräch verkaufst (Passt Du ins Profil der Schule)

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Hallo ihr lieben,
    Ich danke euch für eure lieben Antworten.
    Es hat mir sehr geholfen und ich bin etwas beruhigter...


    Für mich war es eine große Umstellung vom Gymnasium zur Uni und gerade jetzt merke ich wie stressig es eigentlich sein kann... ich bin mitten in der Prüfungsphase (habe morgen mündliche Didaktikprüfung in Mathe) und bin total verzweifelt wegen meiner mittelguten Klausur von Dienstag.


    Ich komme eigentlich gut klar mit dem Studium, aber die Klausuren sind immer so enge beieinander und direkt nach der vorlesungsfreien Zeit. Vielleicht besuche ich demnächst auch Module und schreibe die Prüfungen erst ein Jahr später. Aber in der Regelstudienzeit werde ich es wahrscheinlich nicht schaffen, und das ist ja nicht so schlimm, wie viele von euch hier schreiben.


    Ich finde es schon bedenklich, dass das heute als Druckmittel verwendet wird. Wirklich relevant wird es allerdings nur als BAFöG-Bezieher oder wenn es dann um Langzeitstudiengebühren geht.



    Schlimmer finde ich, dass heute so viele Studenten diesen Druck internalisiert haben: Ich brauche zwei Semester länger - bin ich zu dumm? Mache ich was falsch? Werde ich ein Leben lang arbeitslos sein?
    ...
    Man kann mit 28 Jahren in den Beruf einsteigen. Man kann auch mit 36 Jahren Kinder bekommen (falls der Gedanke bei dir eine Rolle spielt. Ich hatte Kommilitoninnen, Anfang 20, bei denen das der Fall war.) Alles kein Problem.


    Ja leider hat sich das so eingebürgert und man sollte es einfach entspannter betrachten.


    Und ja, ich möchte auf jeden Fall Kinder ! :)

  • @Th0r5ten Ein Chemiestudent kostet den Staat in 9 - 10 Semestern gute 100000 €. So viel zum Thema Regelstudienzeit wurde nur fürs BaföG erfunden, das ist ja wohl ziemlich grosser Quatsch. Was Du über Praktika etc schreibst ist mir im Kontext auch nicht ganz klar, denn darum geht's hier gar nicht, die TE schreibt ja, dass sie einfach nur Module wiederholen muss.


    Natürlich reklamiert in der Industrie keiner 2 Semester mehr, wenn man die sinnvoll genutzt hat um sich weiterzubilden. Natürlich muss man sich aber erklären, wenn nichts dergleichen im CV steht. Und natürlich wartet die BASF nicht mehr auf einen, wenn man als Chemiker 14 Semester studiert hat, kein Industriepraktikum und auch kein Auslandssemester vorweisen kann. Das musste ein sehr guter Freund von mir schon vor 15 Jahren lernen (von wegen heute ist alles viel schlimmer...). Ich wurde selbst im Vorstellungsgespräch an der Schule gefragt, warum ich denn 5 1/2 Jahre für die Promotion gebraucht habe.


    Schade, dass bei euch die Noten so eine grosse Rolle spielen, denn ob jemand die Regelstudienzeit einhalten kann, sagt natürlich erheblich mehr über die zu erwartende Resilienz der Person aus.

  • @Th0r5ten Ein Chemiestudent kostet den Staat in 9 - 10 Semestern gute 100000 €. So viel zum Thema Regelstudienzeit wurde nur fürs BaföG erfunden, das ist ja wohl ziemlich grosser Quatsch. Was Du über Praktika etc schreibst ist mir im Kontext auch nicht ganz klar, denn darum geht's hier gar nicht, die TE schreibt ja, dass sie einfach nur Module wiederholen muss.

    Laut folgender Quelle: https://www.spiegel.de/lebenun…s-pro-jahr-a-1078683.html ist es die Hälfte. Es ist natürlich sehr viel, aber die Zahlen sind schon drunter.
    Jemand, der aber länger studiert, studiert oft langsamer und selten alles doppelt. Dann werden die Kosten quasi nicht sofort abgerufen.


    und hier im Prinzip geht es um das Lehramt, da spielt eben tatsächlich die Studiendauer selten eine Rolle. Im Vorstellungsgespräch kann es aber auch eine Rolle spielen, zumindest am Rande. Bei mir zumindest gab es einen Kommentar dazu, allerdings positiv (ich war keine 27 mehr bei der Planstellenbewerbung, mein Lebenslauf parallel zum Studium ist aber "interessant"). Meine Studiendauer, falls es im Vorfeld also eine Frage war, wurde dadurch relativiert.


    KollegInnen von mir, die neue Refs oder KollegInnen anhand des Alters vorschnell beurteilen, finde ich ziemlich realitätsfern. Wenn man eben nicht weiß, was Gründe sein können, dann hält man sich einfach zurück und gut.



    Zitat

    Schade, dass bei euch die Noten so eine grosse Rolle spielen, denn ob jemand die Regelstudienzeit einhalten kann, sagt natürlich erheblich mehr über die zu erwartende Resilienz der Person aus.


    Ich glaube, da gibt es andere mögliche Kriterien dazu.
    Die Einhaltung der Regelstudienzeit bei vielen Lehrämtlern hängt eher am gut gefüllten Portemonnaie der Eltern. Nicht allen und ich weiß, dass einige es auch mit Nebenjob schaffen, aber meine persönlichen Erfahrungen bei KommilitonnInen und jetztige Berichte von Erstsemestern sind ernüchternd.

  • Die Regelstudienzeit wurde ursprünglich als Garantie für Studenten eingeführt: Unsere Uni wird deinen Studiengang noch mindestens zehn Semester lang anbieten.
    [...]

    So viel zum Thema Regelstudienzeit wurde nur fürs BaföG erfunden, das ist ja wohl ziemlich grosser Quatsch.
    [...]

    Was soll ich dazu jetzt schreiben?! Am besten gar nichts.


    Bei den mit der Zeit steigenden Studienkosten bin ich mir nicht sicher. Das ist jetzt wirklich als Frage gemeint, nicht als Argument für oder gegen etwas: Wenn ich statt 10 Semestern 12 Semester lang eingeschrieben bin, aber nur im vorgesehenen Umfang Veranstaltungen besuche und Korrekturleistungen in Anspruch nehme - kostet mein Studium den Staat dann deswegen 20 % mehr?


    Ich habe selbst mein Zweitstudium (Lehramt) parallel zum Erststudium (Magister) aufgenommen. Weil ich zudem innerhalb und außerhalb der Uni gearbeitet habe und in verschiedenen Gremien war, hat mein Erststudium drei Jahre lang fast vollständig geruht. Eingeschrieben war ich dennoch. Ein Seminar und meine Magisterarbeit fielen in diese Zeit.


    Meinen Lehramts-Bachelor habe ich auch erst nach sieben und nicht nach sechs Semestern gemacht. In diesem Fall habe ich als Musikstudent allerdings keinen zusätzlichen Einzelunterricht erhalten, der ein Musikstudium relativ teuer macht.


    Also, wie ist das?

  • Sofern es nachvollziehbare Gründe gibt, ist das alles kein Problem, ich glaube das habe ich jetzt oft genug geschrieben. Ich hatte sowohl BaföG als auch immer HiWi Jobs, das hat mich 1 Semester mehr gekostet, was aber in Heidelberg immer noch die durchschnittliche Studiendauer war.

  • @Th0r5ten Wir hatten einige Hanseln, die ewig lange in den Laborpraktika eingeschrieben waren und die kosten dann tatsächlich Geld - Bereitstellung des Arbeitsplatzes. StuKo und FakRat hab ich selbst auch gemacht, gebummelt hab ich nie. Doch, ich denke schon, wenn man alle Nase lang irgendwas wiederholen muss sollte man die Studienwahl noch mal überdenken.

    Einmal editiert, zuletzt von Wollsocken80 ()

  • @Th0r5ten Sorry noch fürs falsche Zitat. :rose:


    @chilipaprika Da steht knapp 10000 € pro Student pro Studienjahr für Mathematik und Naturwissenschaftlen. Mathe kostet natürlich erheblich weniger als Chemie oder Biologie, auch Physik wird deutlich billiger sein. Wir haben unglaublich viel an Verbrauchsmitteln, auch an der Schule sind wir die teuerste Fachschaft.

    Einmal editiert, zuletzt von Wollsocken80 ()

  • Wollsocken
    Ich habe für mein Chemiestudium 18 Semester gebraucht. Immer im Wechsel ein Semester nur Geld verdient ( und in der Zeit keinen Praktikumsplatz blockiert) und ein Semester studiert. Damit habe ich das Studium und Familie (mit einem Kind) finanziert. Habe deswegen kein schlechtes Gewissen. Hat aber auch den ersten Arbeitgeber nur am Rande interessiert.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Spannender als die Regelstudienzeit scheint mir eher die durchschnittliche Studienzeit und die zugehörige Streuung zu sein. Könnte mir vorstellen, dass das ein Thema bei einem Vorstellungsgespräch in der Industrie sein könnte. Ich selbst bin weder das Eine noch das Andere gefragt worden (in der Industrie nicht, an der Schule auch nicht). (Der Vollständigkeit halber: Regelstudienzeit 10, tatsächlich 12, Durchschnitt damals 13, Streumaße hab ich mir nicht gemerkt und bin jetzt zu faul, sie zu recherchieren ...)

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