Reicht die Erfahrung, um Mathelehrer zu werden?

  • Guten Morgen!


    Ich habe 1986 meine Vorprüfung im Studienfach Diplom Informatik mit Nebenfach Mathematik abgelegt.


    Dabei habe ich an folgenden Veranstaltungen teilgenommen: Analysis I und II (jeweils 6 Semesterwochenstunden), Lineare Algebra I und II (jeweils 6 Wochenstunden), Numerik (6 Wochenstunden) und Algebra für Informatiker (6 Wochenstunden).


    Reicht das, um mich als Mathematiklehrer an Gymnasien in Berlin als Quereinsteiger zu bewerben und auch genommen zu werden? Hat jemand Erfahrungen gemacht? Und falls Fragen kommen, warum ich nicht Informatik lehren möchte: Ich möchte mal eine andere Richtung ausprobieren.


    Ich selber habe noch nie gelehrt oder mit jungen Menschen zusammengearbeitet, jedoch war ich schon Teamleiter in verschiedenen Firmen.


    Vielen Dank!


    Tiberius.

  • Frag die Stelle, die die Quereinsteiger einstellt, bzw. Schau auf deren Homepage nach. Bei uns würde es klar heißen: Kein Abschluss, kein (normales) Lehramt.

  • Keien Ahnung, wie in Berlin die Formalia geregelt sind. Aber! Du müsstest dir zwei Fächer anerkennen lassen. Das erste wäre wohl Informatik. Ob es für Mathematik als zweites reicht, müssen die zuständigen Stellen entscheiden, das weiß hier niemand.


    Darf ich mal fragen, wie alt du bist? Ab einem bestimmten Alter lohnt sich ja ein Quereinstieg nicht mehr. Auch für den Arbeitgeber.


    Etwas anderes ist es, wenn man als Vertretungskraft arbeitet, da sind die Anforderungen wesentlich geringer. Vermutlich wirst du dich dazu direkt an Schulen wenden müssen, die jemanden suchen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Die formalen Voraussetzungen kannst du der Senatsseite entnehmen: Quereinstieg berlin


    Für das Zweitfach am Gymnasium benötigst du da:


    • für das Lehramt an Integrierten Sekundarschulen und Gymnasien oder an beruflichen Schulen mindestens 40 Semesterwochenstunden oder 60 Leistungspunkte

    Offenbar kann man für das zweite Fach aber auch berufsbegleitend nachstudieren. Wie das aber in der Praxis aussieht, kann ich leider nicht sagen. Da müsste sich jmnd. aus Berlin melden.


    Soweit ich es verstehe, absolvierst Du jedoch in beiden Fächern den berufsbegleitenden Vorbereitungsdienst und würdest in beiden eingesetzt werden.


    Ob man als Quereinsteiger nur Mathe unterrichten kann, kannst du die oben genannten Ansprechpartner berfragen. Da ergibt sich auch in meinen Augen die Frage, ob sich das denn für dich lohnt.
    Das werden dann wohl befristete Anstellungen sein.


    Grundsätzlich kann man bei solchen Entscheidungen den Tipp geben, sich den Schulbetrieb in Form von Hospitationen anzuschauen.

    Einmal editiert, zuletzt von Magistra ()

  • Ich bin 56 Jahre alt. Ist das ein Ausschlusskriterium?

    Keine Ahnung. Aber warum sollte ein Land einen Quereinsteiger ausbilden, der dann nur noch wenige Jahre bis zur Rente hat. Lohnt sich das? Insofern halte ich Altersgrenzen nicht für völlig absurd. Nachfragen!


    Welches soll denn dein zweites Fach sein, wenn Mathematik dein erstes wäre?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Ich habe erst gestern wieder gelesen, dass in Berlin vereinzelt sogar Leute als Lehrer eingesetzt werden, die nicht einmal einen Studienabschluss vorzuweisen haben (z.B.Reiseverkehrskaufleute als Geographie-Lehrer). Als LovL hat der TE also vermutlich nicht einmal die schlechtesten Karten.


    @Tiberius : Nachdem du wie du schriebst keinerlei Erfahrungen im Schuldienst hast, solltest du erstmal mittels Hospitationen herausfinden, ob der Job dem nahekommt, was du dir vorstellst. Wenn ja, die bereits angesprochenen Stellen montatkieren und dort nachfragen, ob du mit deinem Abschluss zumindest als LovL starten kannst (wenn die Berichte in der Presse die Einstellungssituation in Berlin auch nur annähern korrekt wiedergeben solltest du gute Chancen haben) oder sogar ein regulärer Seiteneinstieg möglich ist.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • In Berlin nehmen sie auch ältere Lehrkräfte ins Quereinsteigerprogramm auf - obwohl sie eigentlich für den Arbeitgeber nur noch vermeintlich wenig Nutzen bringen. Ich habe mal deine oberen Matheleistungen zusammegerechnet und komme auf 36 SWS - da wird die Anerkennung schwierig sein. Vielleicht drückt die Senatsverwaltung bei den 4 SWS auch noch ein Auge zu.
    Dir muss klar sein, dass ein potentielles Gymnasium (wobei ich hier eher Bedarf für die ISS in Berlin sehe) natürlich auch interessiert sein dürfte, dich im Fach Informatik einzusetzen. Und das ist auch richtig so. Du kannst gern, wenn eine Schule dich haben möchte, um ein oder zwei Matheklassen bitten, aber letztendlich muss man als Quereinsteiger wie bei anderen LuL darauf gewappnet sein, für Beliebiges eingesetzt zu werden - je nachdem, wo halt Bedarf besteht.


    Mein letzter Wissensstand war, dass für die Anerkennung des Zweitfachs kein formaler Studienabschluss in Berlin vorhanden sein muss, solange man im Soll ist, was die SWS- oder LP-Zahl betrifft. Du solltest dich dann um die Anerkennung deines Studiums bemühen: Es muss von der oberen Stelle, sprich der Senatsverwaltung, eine Äquivalenzprüfung gemacht werden. Reichen die SWS oder LP nicht aus, um gleich ins berufsbegleitende Referendariat zu kommen, wird man dir ein Angebot in Form eines weiteren Studienjahres (Mathematik wird vom Senat organisiert) machen oder (davon habe ich nur gehört) du machst ein paar Kurse an der FernUni Hagen, um die fehlenden Sachen nachzuholen und um auf die geforderte Anzahl an SWS/LP zu kommen. Mach dich aber unbedingt da schlau.


    Auch mit fortgeschrittenem Alter muss man sich daran gewöhnen, nicht nur auf Gegenliebe zu stoßen. Viele sehen Quereinsteiger kritisch, weil befürchtet wird, dass die fachliche Qualität stark leidet. Auch werden viele Ausgebildete von der Schulleitung eingesetzt, zum genauen Alltagsgeschäft noch Fachfremde zu betreuen. Das fordert Unmut und ist in Zeiten des gravierenden Lehrkräftemangels das Falsche. Genau deshalb könnte eine potentielle Schulleitung auch erstmal gucken - da du ja auch noch nicht im System Schule warst - wie du dich mit den kleinen, zuckersüßen Schülern so anstellst und dir erstmal hauptsächlich das Fach Informatik geben. Damit musst du leben und auch damit, dass man sich als Fachfremder noch nicht alles aussuchen kann. Bist du im Quereinsteigerprogramm zugelassen, erhältst du einen Mentor und unterrichtest parallel, lässt man dich gleich ins berufsbegleitende Referendariat zu, wirst du ebenfalls gleich auf die SuS losgelassen, musst Fachseminare besuchen und in den beiden Fächern, die dir anerkannt wurden, das 2. Staatsexamen ablegen. Ich würde dir raten, zunächst zu hospitieren oder eine befristete Vertretungsstelle anzunehmen. Da Informatik / Mathe immer Mangelfächer in Berlin sind, wird man auch immer zugelassen - in Berlin braucht es jetzt noch nicht mal mehr feste Daten, wo die Unterlagen ankommen sollen (Einstellungstermine waren bisher immer die beiden Halbjahre). Einstellungen werden aufgrund des gravierenden Mangels auch im laufenden Schuljahr vorgenommen.


    Deshalb mein Tipp: Hospitiere / unterrichte befristet und verschaffe dir erstmal ein Bild davon, was dich in der schönen ("Bildungs-")Hauptstadt so erwartet. Es ist ein toller, aber auch fordernder und anstrengender Beruf - wie auch unter LuL gibt es ebenfalls auch Quereinsteigende, für die dieser Job eher etwas ist und die mehr oder weniger motiviert und talentiert.

  • Ich habe erst gestern wieder gelesen, dass in Berlin vereinzelt sogar Leute als Lehrer eingesetzt werden, die nicht einmal einen Studienabschluss vorzuweisen haben (z.B.Reiseverkehrskaufleute als Geographie-Lehrer). Als LovL hat der TE also vermutlich nicht einmal die schlechtesten Karten.

    Die LovLs in Berlin werden derzeit immer nur befristet eingestellt. Früher gab es in Berlin PKB-Kräfte (= Personalkostenbudgetierung), das waren die Vertretungskräfte. Gibt es auch noch, aber nur noch vereinzelt, da bekanntlich in Berlin nur sehr wenige ihr Referendariat machen wollen.
    LovLs unterrichten in Fächern, die ihrem Fach nahe kommen, erhalten aber nicht die Chance, die Lehramtsbefähigung nachzuholen, da ihr Fach nicht einem Fach der Berliner Stundentafel zuzuordnen ist.
    Das ist bei dem Threadersteller hier eine andere Sache, da entscheidet sich halt nur, ob er sein Zweitfach anerkannt bekommt.
    In Berlin ist quasi alles möglich und nichts unmöglich.

  • Die formalen Sachen sind das eine. Offenbar ist da ja vieles drin.
    Die andere Sache ist, ob eine Schule dich haben will.
    Wahrscheinlich wird man dich fragen, warum du in so fortgeschrittenem Alter noch mal so einen Schwenk machen willst. Warum du dein eigentliches Studienfach nicht unterrichten willst. Etwas Überzeugenderes als "mal eine andere Richtung probieren" würde ich mir da schon einfallen lassen, oder besser noch, gleich beide Fächer anbieten, wie sich das gehört.
    Dann wird man gucken, was du so gemacht hast und warum du weg willst da, wo du jetzt bist. Teamfähigkeit solltest du auch gleich in der Bewerbung unter Beweis stellen.
    Eine Vertretungstätigkeit würde für dich vermutlich erhebliche Einkommenseinbußen bedeuten. Also lieber erst mal einen Tag hospitieren. Wenn du einen guten Eindruck hinterlässt, wird man dir im weiteren Verlauf auch helfen.
    Ansonsten ist das an der Schule eine Riesenumstellung. Bist du sicher, dass du das willst? Mathe ist nach wie vor ein Hassfach. Damit muss man umgehen können. Ich unterrichte ja viel lieber Informatik.

    • Offizieller Beitrag

    An meiner Ex-Schule hatten wir eine Informatikerin, die Informatik als 1. und Mathematik als 2. Fach anerkannt bekam und nun in Klasse 1 bis 3 arbeitet. Wie viele SWS die in Mathe hatte, weiß ich nicht, da hilft nur nachfragen. Und vielleicht vorab schonmal ein paar Wochen als PKB-Kraft arbeiten. Wir hatten an der Grundschule schon hochgelobte Quereinsteiger, die nach 3 bis 8 Wochen wieder weg waren.

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • Denke: SL sehen eher Erfahrung (vor allem im Schulwesen!!!) und Kompetenz vor Alter!
    Habe da so jemanden im Studienseminar sitzen :D

  • Hallo zusammen, das Thema ist ja schon etwas älter, aber dennoch:


    Hospitieren: auf JEDEN Fall! Konnte ich sogar vorher nur einmal machen, bevor ich eingesetzt wurde *lach* und dann ist es trotzdem etwas ganz Anderes:)


    Danach, im kalten Wasser: Kollegen dazu holen! Hilft ungemein

  • Stimmt 8). Warum genau kramst du eigentlich gerade so viele alte Threads wieder aus?

    :) Ich bin hier neu und sauge so viele interessante Beiträge auf. Auf das Datum hatte ich erst bei dem hier geachtet. Man verzeihe mir:)

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