Coming out im Jahre 2019?

  • Nenne es Plattitüden, aber so denkt ein Großteil der Gesellschaft noch! Ist zwar nicht schön, aber Teil der Realität...

  • ...Der Bauingenieur kann...

    Woher willst du denn wissen, was der Bauingenieur kann? Ich weiß nicht, wie er von Kollegen behandelt wird und was das mit seinem Selbstwert macht.


    Wenn jemand gemobbt wird, nutzt ihm der Rat "sei einfach du selbst, dann sehen schon alle deine Stärken und behandeln dich menschlich, unvoreingenommen und wohlwollend" nichts. Im Gegenteil, es suggeriert "stell dich nicht so an, wenn du dich richtig verhältst, wirst auch du richtig behandelt." Und gibt die Verantwortung den falschen.

  • ...Was die SuS angeht, habe ich vor allem die negativen Aussagen meiner Klassenkameraden im Kopf, die auf Gerüchte einer unsere Lehrerinnen betreffend, gar nicht gut reagierten...

    hätte die Lehrerin erzählt, dass sie einen Mann hat, wäre das Verhältnis zur Klasse besser gewesen?

  • Es ist natürlich nur eine anekdotische Erfahrung...

    Leider sind meine Erfahrungen mit deinen in dieser Hinsicht nicht deckungsgleich, wobei ich zu allem Überfluss auch noch Vegetarierin bin und wenig Alkohol trinke...

    Das Problem besteht grundsätzlich bei jeglicher Art von Gerüchten. In solchen Fällen hilft nur die offene Konfrontation und ein scharfes Zurechtweisen tratschender Schüler.


    Moment mal ... sowas geht in Deutschland!? :staun:

    Das stimmt wohl und vermutlich wäre das auch tatsächlich der beste Umgang damit. Wurde damals aber leider nicht gemacht.


    Edit: Und ja das geht. Man muss wohl als Biolehrer vorher einen Elternbrief herausgeben, in dem neben den geplanten Inhalten auch steht, dass diese Stunden beispielsweise "die nächsten zwei Wochen" stattfinden. Da ist das Kind dann eben die nächsten zwei Wochen in Bio krank.

    hätte die Lehrerin erzählt, dass sie einen Mann hat, wäre das Verhältnis zur Klasse besser gewesen?

    Von der Seite habe ich das ganze noch nie gesehen, wobei das Verhältnis zur Klasse an sich auch nicht schlecht war. Wahrscheinlich hätte es, wo ich so darüber nachdenke, absolut keinen Unterschied gemacht. Mich persönlich hat es eben hart getroffen, obwohl ich selbst ja gar nicht gemeint war. Habe mir daraufhin geschworen, mich niemals vor meinen Mitschülern zu outen (Sportumkleiden und so) und habe das auch tatsächlich bis zum Abi durchgehalten.

    Diese Wahrnehmung ist schon nicht legitim. Es gibt für mich keinen Grund, darüber nachzudenken oder beurteilen zu wollen, ob jemand heterosexualle ist oder nicht.

    Unabhängig davon, ob diese Wahrnehmung legitim ist oder nicht, entspricht dies nun einmal dem normativen gesellschaftlichen Bild.

  • Von der Seite habe ich das ganze noch nie gesehen, wobei das Verhältnis zur Klasse an sich auch nicht schlecht war. Wahrscheinlich hätte es, wo ich so darüber nachdenke, absolut keinen Unterschied gemacht. Mich persönlich hat es eben hart getroffen, obwohl ich selbst ja gar nicht gemeint war. Habe mir daraufhin geschworen, mich niemals vor meinen Mitschülern zu outen (Sportumkleiden und so) und habe das auch tatsächlich bis zum Abi durchgehalten.

    Dann wäre es vielleicht eine Möglichkeit, erst mal abzuwarten? Ob du deinen Schülern vertrauen kannst, welcher Geist im Kollegium weht... all das wirst du recht schnell merken. Und dann kannst du immer noch entscheiden.


    Und zur Bewertung im Ref: die ist vielleicht manchmal zu einem Teil auch persönlich geprägt. Die Wahrscheinlichkeit, dass dein künftiges Prüfungskomitee a) überhaupt weiß, was du für ein Privatleben führst b) ob es sich dafür interessiert und c) deswegen eine negative Einstellung zu dir als Lehrer hat, halte ich für sehr sehr unwahrscheinlich. Wichtiger ist in puncto Ausstrahlung dein Auftreten- Fröhlichkeit, Selbstbewusstsein, Offenheit. Leg erst mal los und dann sieh, was und wer da auf dich zu kommt :)

  • An unserer Schule - mitten im katholischen ländlichen Raum - haben wir eine Kollegin, die sich vor einigen Jahren geoutet hat. Wobei es da kein großes Outing war, sie hat einfach öfter mal einfließen lassen, dass sie mit ihrer Frau/Freundin dieses oder jenes... Dann wussten alle Bescheid und keinen hat's groß gestört. Ich find's schade, dass man sich im Jahre 2019 immer noch Gedanken darum machen muss.


    Vor einigen Jahren hatte ich eine Schülerin im 8. Schuljahr, die irgendwann zu mir kam und mir erzählte, dass sie auf Mädchen steht. Am Anfang war es für sie sehr schwierig, vor allem bis ihre Eltern Bescheid wussten, seitdem geht sie sehr offen damit um. Am Anfang hat es in der Klasse große Wellen geschlagen und wir haben viele Gespräche geführt. Ich hab sie dabei nur begleitet und kann mir sicher nicht vorstellen, wie das als selbst Betroffene ist, ber trotzdem ist mir dabei viel über die Dynamik klar geworden, denn es waren leider auch immer wieder sehr unschöne und belastende Situationen dabei . Z.B. "Die scheiß Lesbe hat mir nicht ihre Mathe-Hausaufgaben zum Abschreiben gegeben." - Das Problem an sich war das Nicht-Abschreiben-lassen, aber wie so oft wurde dann natürlich der beste Angreifpunkt gewählt, nämlich die sexuelle Orientierung. Das hat einige Zeit gedauert, bis die Schüler das auch verstanden haben und anders damit umgegangen sind. Die Menschen suchen sich leider immer das aus, womit sie den anderen am Besten treffen können, denn den meisten war es eigentlich ziemlich egal mit wem sie nun zusammen ist. - Wäre sie nicht geoutet gewesen, wäre es vielleicht die "scheiß Dicke" oder die "Doofe mit der großen Nase" gewesen. Inzwischen hat sich das ganze aber normalisiert und es ist für alle völlig normal, dass sie mir ihrer Freundin Hand in Hand über den Schulhof geht.


    Ein Aspekt, der vielleicht auch eine Rolle spielt: Für das Ref mag das ggf. noch zu schaffen sein, aber für die Zeit danach - Wie möchtest Du mit Deiner Partnerin leben? Möchtest Du weit weg von der Schule wohnen, wo die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Schülern/Kollegen begegnet relativ gering ist? Möchtet ihr euch auch mal außerhalb der eigenen vier Wände küssen oder in den Arm nehmen? Wie sieht Deine Partnerin das, wenn ihr euch immer erst umgucken müsst, ob jemand in der Nähe sein könnte?

  • Moment mal ... sowas geht in Deutschland!? :staun:

    Nein, geht es natürlich nicht, selbst bei uns kommen die ausländischen Eltern damit nicht durch, daher wird auch nur noch mitgeteilt, wenn überhaupt, dass das in dem Schuljahr stattfindet. Ich habe es das letzte Mal einfach gleich unterlassen. Dann meckern deutlich weniger Eltern, denn die kriegen das ja gar nicht mit.


    hätte die Lehrerin erzählt, dass sie einen Mann hat, wäre das Verhältnis zur Klasse besser gewesen?

    Vermutlich. Meine Freundin heiratet nächstes Jahr zum 2. Mal. Damit geht sie sehr offen um, auch dass es diesmal eine Frau ist und sie davor mit einem Mann verheiratet war mit dem sie drei Kinder hat!

  • Es hat mit "ländlich" nichts zu tun, sondern erfahrungsgemäss mit "katholisch". Im reformierten Baselland interessiert es keine Sau wer oder was ich bin.

    Das ist ein Vorurteil, das man so nicht bestätigen kann.


    Während es durchaus katholisch geprägte Gegenden gibt, in denen es niemanden interessiert und sehr viele offen damit umgehen können,


    sind "die Reformierten" durchaus sehr pietistisch und damit manchmal päpstlicher als der Papst
    und "die Evangelikalen" ohnehin auf dem Standpunkt, dass man Homosexualität mit Teufelsaustreibung begegnen müsse.


    Dieses Schwarz-Weiß-Denken bringt einen nicht weiter!

  • Ich bin immer noch der Meinung, dass die sexuelle Ausrichtung eine der privaten Dinge ist, die niemanden etwas angeht und würde ohne konkreten Anlass nicht darüber reden.

  • Das ist schön, dass Du das meinst, so ist es aber leider auch 2019 noch nicht.


    @Palim Auch an Dich die Frage: Persönlich "betroffenen"?


    Ehrlich Leute... Das hier ist ähnlich wie die Sache mit dem Rassismus. Es ist eine ganz andere Hausnummer, wenn man selber mittendrin steckt. Da können einem die ganzen gutgemeinten Beteuerungen, das sei doch alles in der heutigen Zeit gewiss nur noch halb so schlimm ganz schön auf den Senkel gehen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Wollsocken80 ()

  • Also ich als Mutter...


    ich als Schwuler...


    ich als Christ...


    ich als Geflüchteter...


    ich als Deutscher...


    ich als Muslim...


    ich als Linkshänder...


    ich als Rentner...


    ich als Fahrradfahrer...


    ich als Missbrauchsopfer...


    ich als Vegetarier...

  • Ja klar, man kann's auch ins Lächerliche ziehen.


    Jemand, der selbst nicht unmittelbar betroffen ist, aber zum jeweiligen Thema eine tolerante Einstellung hat neigt schnell mal dazu so zu tun, als hätten ALLE kein Problem mit der Sache.

  • Nein, geht es natürlich nicht, selbst bei uns kommen die ausländischen Eltern damit nicht durch

    Wow... Eigentlich wäre das fast ein Grund den Beitrag zu melden. Ich gehe wohlwollend davon aus, dass Dir selbst die Bedeutung des Geschriebenen nicht wirklich bewusst ist.

  • Dann wäre es vielleicht eine Möglichkeit, erst mal abzuwarten? Ob du deinen Schülern vertrauen kannst, welcher Geist im Kollegium weht... all das wirst du recht schnell merken. Und dann kannst du immer noch entscheiden.

    Ist wahrscheinlich tatsächlich das Sinnvollste. Ich bin nur leider so eine Person, die sich viel zu viele Gedanken macht was alles passieren könnte. Nicht nur speziell auf dieses Thema bezogen, sondern allgemein.

    Ein Aspekt, der vielleicht auch eine Rolle spielt: Für das Ref mag das ggf. noch zu schaffen sein, aber für die Zeit danach - Wie möchtest Du mit Deiner Partnerin leben? Möchtest Du weit weg von der Schule wohnen, wo die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Schülern/Kollegen begegnet relativ gering ist? Möchtet ihr euch auch mal außerhalb der eigenen vier Wände küssen oder in den Arm nehmen? Wie sieht Deine Partnerin das, wenn ihr euch immer erst umgucken müsst, ob jemand in der Nähe sein könnte?

    Das ist eben auch noch ein Punkt, der mich nachdenklich stimmt. Die Zeiten des großen Versteckspielens sind eigentlich vorbei. Das habe ich mit 15/16/17/18 gemacht.



    Das ist schön, dass Du das meinst, so ist es aber leider auch 2019 noch nicht.


    @Palim Auch an Dich die Frage: Persönlich "betroffenen"?


    Ehrlich Leute... Das hier ist ähnlich wie die Sache mit dem Rassismus. Es ist eine ganz andere Hausnummer, wenn man selber mittendrin steckt. Da können einem die ganzen gutgemeinten Beteuerungen, das sei doch alles in der heutigen Zeit gewiss nur noch halb so schlimm ganz schön auf den Senkel gehen.

    Danke. Genau das.

  • Leider sind meine Erfahrungen mit deinen in dieser Hinsicht nicht deckungsgleich, wobei ich zu allem Überfluss auch noch Vegetarierin bin und wenig Alkohol trinke...


    :rofl:


    Du bist eben eine Minderheit unter den Minderheiten. Als homosexuelle Frau hat man es aber ausnahmsweise insofern mal besser als die männlichen Leidensgenossen, als dass Frauenprobleme seit jeher so dermassen belanglos für die Gesellschaft sind, dass Lesben eigentlich noch nie in nennenswertem Ausmass diskriminiert worden sind. Wir werden meistens einfach ignoriert.

  • Was die Toleranz gegenüber Homosexuellen angeht, gibt's "im Jahre 2019" doch alles und nichts - irgendwo.
    Das zeigte ja auch schon Wollsockens berufsbezogenes Beispiel des Männerpaars (er Maskenbildner, er Bauingenieur) exemplarisch.
    Was sollen die einzelnen Beispiele von "aber ich habe X in Y erlebt" belegen, außer genau das?
    Inwiefern oder mit welchen Konsequenzen die TE zu rechnen hat liegt daher vor allem an ihrer jeweiligen Schule.

  • Das erinnert mich an diese South Park-Szene. Mir gefällt der Ausdruck "Leidensgenossen" in dem Zusammenhang nicht, weil ich finde, dass die sexuelle Orientierung nichts ist, worunter man leiden müsste. Ich weiß aber, dass es genug Menschen gibt, die sich nach außen hin als "arme, diskriminierte Wesen" verkaufen, weil sie in irgendeiner Weise Teil einer Minderheit sind (und sich dadurch Anerkennung erhoffen). Kann man machen, aber ich möchte nicht bemitleidet werden, sondern aufgrund meines Charakters und meiner Fähigkeiten geschätzt werden...

  • Du bist eben eine Minderheit unter den Minderheiten. Als homosexuelle Frau hat man es aber ausnahmsweise insofern mal besser als die männlichen Leidensgenossen, als dass Frauenprobleme seit jeher so dermassen belanglos für die Gesellschaft sind, dass Lesben eigentlich noch nie in nennenswertem Ausmass diskriminiert worden sind. Wir werden meistens einfach ignoriert.

    Ohne Penis kein Sex möglich ---> keine Gefahr für unsere Kinder! (Denkt auch mal jemand an die Kinder!!1) :doc:


    Wolkenkratzer! Krawatten! Raketen!

  • Wow... Eigentlich wäre das fast ein Grund den Beitrag zu melden. Ich gehe wohlwollend davon aus, dass Dir selbst die Bedeutung des Geschriebenen nicht wirklich bewusst ist.

    Was ist dein Problem damit, es sind bei uns nun mal durchweg ausländische Eltern, die auf die Religion bezogen die Kinder aus dem Sexualkundeunterricht nehmen wollen und nicht dürfen und das kann ich eben nicht festlegen auf welche Religion oder welche Nationalität.

Werbung