Coming out im Jahre 2019?

  • Was ist dein Problem damit, es sind bei uns nun mal durchweg ausländische Eltern, die auf die Religion bezogen die Kinder aus dem Sexualkundeunterricht nehmen wollen und nicht dürfen und das kann ich eben nicht festlegen auf welche Religion oder welche Nationalität.

    ...das ist definitiv nicht Wollsockens Problem, sondern Stammtischpolemik deinerseits - es gibt auch realitätsleugnende religiöse Fundamentalisten, vulgo Spinner, mit deutschem Pass. Wenn du noch keine kennengelernt hast, ist dein Horizont nicht repräsentativ. Das sind solche Leute, die auch ihre Kinder vor dem Krankenhaus verrecken lassen würden und die Behandlung verweigern, weil ist ja "gottgewollt".
    Gibts leider wirklich, und nicht nur in schlechten amerikanischen Filmen und Serien.


    Ansonsten, @Nachgedacht - ich nehme mal an, was @Morse da geschrieben hat, ist nicht seine Ansicht, sondern überspitzt ausgedrückt das, das viele Denkverweigerer meinen - für die "Sex" eben nur aus "Verkehr inklusive Penetration" besteht, für die auch Gewalt - inklusive potentielle sexuelle - nur von Männern ausgehen kann - eine sehr eingeschränkte und realitätsfremde Sichtweise, die aber leider durchaus in bestimmten (zivilisations- und bildungsfernen) Regionen und Umfeldern noch verbreitet ist.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Das sind solche Leute, die auch ihre Kinder vor dem Krankenhaus verrecken lassen würden und die Behandlung verweigern, weil ist ja "gottgewollt".

    Wie gesagt, davon haben wir kein, es sind bei uns nur ausländische Eltern, die den Unterricht nicht wollen. Wir haben eher deutsche Eltern, die gar nichts davon mitbekommen und denen das alles total egal ist.
    Und das ist eben bei uns Realität und nicht Stammtisch-Polemik.


    Es sind also bei uns 100%ig ausländische Eltern, die Probleme mit dem Unterricht oder dem Schwimmunterricht z.B. sehen.


    Mag auch daran liegen, dass der Ausländeranteil bei uns eben der viel größere ist an der Schule als deutsche Kinder da sind.


    Und genau darum ging es mir, dass selbst an solche Schulen, wo die Menge der "anderen" Religionen höher ist als die evangelisch oder katholisch und der Anteil der anderen Nationalitäten viel höher ist als der der deutschen, kommen die Eltern damit nicht durch.

  • Es hat mit "ländlich" nichts zu tun, sondern erfahrungsgemäss mit "katholisch". Im reformierten Baselland interessiert es keine Sau wer oder was ich bin.


    Während es durchaus katholisch geprägte Gegenden gibt, in denen es niemanden interessiert und sehr viele offen damit umgehen können,


    sind "die Reformierten" durchaus sehr pietistisch und damit manchmal päpstlicher als der Papst
    und "die Evangelikalen" ohnehin auf dem Standpunkt, dass man Homosexualität mit Teufelsaustreibung begegnen müsse.


    Dieses Schwarz-Weiß-Denken bringt einen nicht weiter!


    Ganz ehrlich?
    Ihr regt euch über Diskriminierung auf und argumentiert dann selbst damit, bestimmte Gruppen über einen Kamm zu scheren?



    Was die Toleranz gegenüber Homosexuellen angeht, gibt's "im Jahre 2019" doch alles und nichts - irgendwo.

    Nichts anderes habe ich gesagt, es gibt weder "die Katholiken" noch "die Reformierten" noch "die Evangelikalen" ...




    @Palim Auch an Dich die Frage: Persönlich "betroffenen"?


    Ehrlich Leute... Das hier ist ähnlich wie die Sache mit dem Rassismus.

    Wie wäre es, es mal so zu sehen, dass ALLE betroffen sind, weil jeder Ausgrenzung erfährt,
    und jeder betroffen sein sollte, weil er täglich davon umgeben ist?


    Ja, das ist ähnlich wie Rassismus ... und ähnlich wie vieles andere. Und das alles müssen wir nun nicht wertend nebeneinander stellen.


    Aber man muss täglich damit umgehen
    und man stellt an sich und an andere Erwartungen.


    Und so tolerant ich gerne sein möchte:
    Auch ich sehe Menschen, die sich tolerant empfinden, und im nächsten Moment dann doch Kind ihrer Sozialisation sind, ihrer Umgebung, ihres - ggf. abgelegten - Glaubens, ihrer ... und verhalten sich an bestimmten Stellen gar nicht tolerant.


    Und ICH bin auch nicht frei davon, gewollt oder ungewollt, bewusst oder unbewusst jemand anderen zu diskriminieren,
    weil ich unüberlegt etwas sage oder weil ich etwas sage oder tue, das der oder die andere diskriminierend auffasst, ohne dass es so gemeint war.



    Jemand, der selbst nicht unmittelbar betroffen ist, aber zum jeweiligen Thema eine tolerante Einstellung hat neigt schnell mal dazu so zu tun, als hätten ALLE kein Problem mit der Sache.

    Wer genau hat das denn gesagt?
    Es gab doch genug KommentatorInnen, die ihre Aussagen durchaus relativiert haben, die auch der Meinung sind, man solle im Referendariat eher vorsichtig sein.


    Und das ist an sich schon schlimm genug, denn die tolerante Einstellung wäre: Sags ruhig, im Jahr 2019 muss jeder damit umgehen können und das kann man in der heutigen Gesellschaft von jedem erwarten.


    Wenns so wäre, hätten wir eine Menge Probleme weniger - in vielerlei Hinsicht.

  • Mein Erfahrungswert aus dem ländlichen Raum: Das geht in den meisten Fällen problemlos - sowohl bei Kollegen als auch bei Schülern. ("Wir" sind 20% des Kollegiums...)


    Aber insbesondere Schüler im pubertären Alter neigen sowieso dazu, mal mit was unzufrieden zu sein und das entsprechend zu verbalisieren. Ein unangemessener Ton (ob Mitschülern oder Lehrkräften gegenüber) gehört bei manchen SuS leider dazu. Und dann wird, wie @Eliatha schrieb, ein Angriffspunkt gesucht.
    Nur: An welcher Stelle greift mich dann ein Schüler an? Was ist ureigenster Teil meines Wesens, meiner Persönlichkeit - und welche (immer noch persönlichen) Beleidigungen gehen mir am Allerwertesten vorbei? Insofern sehe ich einen großen Unterschied zwischen "die scheiß Lesbe" und "die Doofe mit der großen Nase".

  • Was sollen die einzelnen Beispiele von "aber ich habe X in Y erlebt" belegen, außer genau das?

    Ja, im Grunde genommen meine ich genau das. Nur gibt es hier einen Unterschied zwischen denen, die bestenfalls anekdotische Erfahrung mit dem Thema haben und denen (einige davon schreiben hier mit), die mit der Eigenschaft "homosexuell" halt einfach leben und das mitunter dann doch schon das ein oder andere Jahrzehnt lang. "Wir" kennen das Spiel aus allen möglichen Perspektiven und haben Erfahrungen in allen möglichen Lebenslagen gesammelt. Stories wie "ich war mal mit ein paar schwulen Tänzern was essen und das war voll easy" regen mich echt auf, weil das *nicht* mein verdammter Alltag ist. Das mag in diesen einem Moment in genau dieser Konstellation die Realität gewesen sein aber man erlebt in 20 oder 30 Jahren Alltag dann halt doch nicht nur die "voll easy" Momente.


    Zu Deiner Aufzählung: Weisst Du ... es gibt Themen, da können sich auch Personen, die nicht direkt betroffen sind, problemlos äussern, weil sie aus ihrem Alltag indirekt genug Erfahrung damit gesammelt haben. Jeder von euch hat als Lehrperson Kontakt zu Migranten, muss mit Migrantenkindern und deren Eltern arbeiten. Dazu kann jeder was schreiben. Die Erfahrungen sind sehr unterschiedlich, was die Diskussionen auch spannend machen. Unterschiedlich sind die Berichte aber vor allem deshalb, weil wiederum die meisten über passive Erfahrungen berichten und diese halt zumeist im gleichen Kontext gesammelt haben. Ein paar Leute gibt es hier, die sind selbst Migranten und dann merkt man schnell aha ... die haben alle schon solche und solche Erfahrungen gemacht. Aber trotzdem ist es eben ein Thema zu dem viele Leute gut was beitragen können, weil es halt omnipräsent ist. Wenn es um Homosexualität geht, kann es aus der Lehrerperspektive fast nur anekdotisch werden, solange man selbst nicht homosexuell ist. So viele gibt's nämlich gar nicht von "uns", dass jeder von euch in jeder Klasse gleich 5 homosexuelle Jugendliche sitzen hätte. Leute, die einen schwulen Bruder oder eine lesbische beste Freundin haben können von mir aus auch noch Erfahrungen einbringen, die bekommen dann doch noch mal einiges mehr mit als die "ich hatte da vor 10 Jahren mal einen Schüler" oder "mit mir hat da jemand das Ref gemacht" Leute. Wie bereits geschrieben ... ich glaube allen hier gerne, dass sie sehr tolerant sind und kann das Bedürfnis verstehen, auch als tolerant wahrgenommen werden zu wollen. Das Anekdotische dabei nervt mich aber tierisch. Nicht nur hier, sondern grundsätzlich immer und auch im wahren Leben. Wenn's um "ich als Mutter ..." im Lehrerzimmer geht halte ich ja auch das Maul, ich hab keine Ahnung vom Windelnwechseln und Stillen.



    Mir gefällt der Ausdruck "Leidensgenossen" in dem Zusammenhang nicht, weil ich finde, dass die sexuelle Orientierung nichts ist, worunter man leiden müsste.

    Meinst Du irgendjemanden hier interessiert es gerade, was Dir so gefällt oder nicht? Du bist genau derjenige, der absolut nur deshalb mitschreibt, weil er unbedingt als ach so tolerant wahrgenommen werden will und ansonsten genau gar nichts Substantielles beizutragen hat. Du bekommst noch nicht mal mit, wenn ein Kommentar zynisch zu verstehen ist.



    Ohne Penis kein Sex möglich ---> keine Gefahr für unsere Kinder! (Denkt auch mal jemand an die Kinder!!1)


    Wie bitte?

    @Nachgedacht Falls es Dir nicht bewusst ist ... der gute alte §175 StGB galt z. B. nur für Männer. Aus genau diesem Grund - Sex ohne Penis zählt nicht und deswegen braucht man sich vor lesbischen Frauen nicht zu fürchten. Überhaupt Frauen ... wen interessiert das schon. Wie ich bereits schrieb, waren (und sind!) schwule Männer immer schon erheblich mehr der Diskriminierung ausgesetzt. Unsereins wird vor allem dadurch diskriminiert, dass wir - wie so oft als Frau im Allgemeinen - überhaupt nicht ernst genommen werden.

  • Wollsocken: was verändert oder verbessert sich für dich nach dem Coming-out? Stehen dir die Leute dann auf einmal toleranter gegenüber?

    Sobald du nur in irgendeiner Form erzählt, dass du am Wochenende mit deinem Mann dies und jenes unternommen hast, hast du dich als hetero geoutet.


    Als Nichtbetroffener hat man gar keine Ahnung, was es für ein Aufwand ist, alles irgendwie zum umschreiben, was man mit dem Partner unternimmt etc.


    Gerade in Kollegien sind die Themen Hochzeit und Kinder so präsent, da muss man schon schauen.

  • Ihr regt euch über Diskriminierung auf und argumentiert dann selbst damit, bestimmte Gruppen über einen Kamm zu scheren?

    Nein, eigentlich nicht. Ich schrieb nur:



    Es hat mit "ländlich" nichts zu tun, sondern erfahrungsgemäss mit "katholisch".

    Das impliziert noch lange nicht, dass ich alle Katholiken damit meine und davon ausgehe, dass die alle homophob sind. By the way ... der fucking Papst *ist* homophob. Insofern ... doch, ja, üblicherweise vertritt man in sehr katholischen Landstrichen halt doch eher die Meinung, mindestens die Ehe sei ganz bestimmt nicht für alle. Ich beziehe mich dabei übrigens explizit nur auf das deutschsprachige Europa. Hierzulande heisst "reformiert" in der Regel, dass man eigentlich nur noch auf dem Papier irgendwas ist und vielleicht nur zu besonderen Anlässen mal einen Gottesdienst besucht. Das Katholischsein wird in der Regel schon noch ernster genommen, ist es doch vor allem in ländlichen Gebieten (also vermutlich müsste man sich dann eben auf die Kombination dieser beiden Attribute beziehen) mit sehr viel Tradition verbunden (Fronleichnam, Maria Himmelfahrt und der ganze Kram). Ist mir im Prinzip aber auch Wurscht denn in Basel stellen sowieso die Atheisten die Mehrheit und im Kleinbasel teilt sich der grösste islamische Gebetsraum das Gebäude mit der bekanntesten Regenbogenbar der Stadt. Die Ehe für Alle wird auch in der Schweiz kommen, da können die Rechtspopulisten noch so laut krähen, dass sie's doof finden.



    Wie wäre es, es mal so zu sehen, dass ALLE betroffen sind, weil jeder Ausgrenzung erfährt,
    und jeder betroffen sein sollte, weil er täglich davon umgeben ist?

    Hier geht's aber gerade nicht um IRGENDEINE Art der Ausgrenzung. Wir diskutieren schon sehr konkret am Thema.



    was verändert oder verbessert sich für dich nach dem Coming-out?

    Ich verstehe die Frage nicht. Es gibt nicht *das* Coming-Out, man (ich?) entscheidet in jeder Situation wieder neu, was man preisgibt und was nicht.

  • Ich arbeite seit mittlerweile 22 Jahren mit Musizierenden und Tanzenden zusammen und gelegentlich gehen wir auch etwas essen...
    Ich verstehe, dass das ein sehr emotionales Thema ist. Man sollte aber auf allen Seiten aufpassen, dass hier nicht Klischees und persönliche Erfahrungen (die auch immer nur anekdotisch sind, auch wenn sie auf jahrzehntelangen Zeiträumen basieren) zur Absolutheit erklärt werden.

  • Dazu hab ich Dir weiter oben schon was geschrieben. Es handelt sich um einen sehr speziellen Personenkreis in einem sehr speziellen Kontext.

  • @Nachgedacht Falls es Dir nicht bewusst ist ... der gute alte §175 StGB galt z. B. nur für Männer. Aus genau diesem Grund - Sex ohne Penis zählt nicht und deswegen braucht man sich vor lesbischen Frauen nicht zu fürchten. Überhaupt Frauen ... wen interessiert das schon. Wie ich bereits schrieb, waren (und sind!) schwule Männer immer schon erheblich mehr der Diskriminierung ausgesetzt. Unsereins wird vor allem dadurch diskriminiert, dass wir - wie so oft als Frau im Allgemeinen - überhaupt nicht ernst genommen werden.

    Das ist mir sehr wohl bewusst. Ich hätte nur tatsächlich nicht gedacht, dass man abseits von Stammtischparolen und homophoben Aussagen auch 25 Jahre nach der Abschaffung von §175 immer noch ernsthaft der Meinung ist, dass man für bestimmte Dinge zwangsläufig einen Mann braucht. Das habe ich bisher selbst noch nicht zu hören bekommen ... wobei mir da gerade einfällt, dass jemand mal zu mir sagte, dass er es lieber hätte, wenn seine Freundin ihn mit einer anderen Frau betrüge, da das ja nicht richtig zähle. Diese Erinnerung hatte ich bis gerade eben erfolgreich verdrängt.



    Wollsocken: was verändert oder verbessert sich für dich nach dem Coming-out? Stehen dir die Leute dann auf einmal toleranter gegenüber?

    Ich bin zwar nicht die angesprochene, aber welches von den vielen Coming outs, die man quasi wöchentlich hat, meinst du? Bei den allermeisten Menschen ist es nunmal nicht so, dass sie einmal "Ich bin schwul und das ist auch gut so" sagen und dann wissen alle bescheid.


    Es geht bei einem Coming out auch nicht darum, dass Menschen dann plötzlich toleranter sind, sondern es geht darum, dass man "man selbst" sein kann und als so wahrgenommen wird, wie man wahrgenommen werden möchte, auch wenn das manchmal heißt, dass bestimmte Menschen sich von einem abwenden. An meiner alten Schule, auf der ich mal Praktikum gemacht habe, gibt es Kollegen, die seit meiner Abiprüfung (näheres dazu nur per PN, vermutlich bin ich durch diese Aussage so schon recht identifizierbar) kein Wort mehr mit mir reden, obwohl man vorher recht gut miteinander auskam. Ich möchte nicht dauerhaft als etwas wahrgenommen werden was ich nicht bin, in diesem Falle als hetero. Ein Coming out hat irgendwo etwas Befreiendes, wobei ich gut verstehe, dass man das als heterosexueller Menschen nicht unbedingt nachvollziehen kann.

  • Ganz ehrlich?
    Ihr regt euch über Diskriminierung auf und argumentiert dann selbst damit, bestimmte Gruppen über einen Kamm zu scheren?


    Nein, eigentlich nicht. Ich schrieb nur:

    Das impliziert noch lange nicht, dass ich

    Das ist ein gutes Beispiel für das, worum es geht.


    Was du schreibst, was du meinst und was du bei anderen damit auslöst, sind eben unterschiedliche Dinge.
    Wenn DU persönlich meinst


    Hierzulande heisst "reformiert" in der Regel, dass man eigentlich nur noch auf dem Papier irgendwas ist

    ... dann schreib das, und schreib nicht "die Reformierten" ... denn es gibt sie nicht und in jedem Dorf können sie anders aufgestellt sein.
    Ebenso gibt es nicht "die Katholiken", denn auch die hängen nicht alle dem Papst an den Lippen und sind sehr unterschiedlich, persönlich, in ihren Gemeinden, in ihren Konfessionen.


    Während die Reformierten der Schweiz noch über die Ehe für alle diskutieren, haben es die Reformierten in Deutschland schon umgesetzt,
    auf der einen Seite setzt es denen zu, die diese Ehe wünschen, auf der anderen führt es zu Kirchenaustritten derjeniger, die es sich nicht wünschen und innerhalb der verschiedenen Gemeinden löst es Diskussionen aus ... oder eben auch nicht.


    Und diese Diskussion über Konfessionen ist exemplarisch für eine Menge anderer Gruppen mit und ohne Regeln und Grundsätzen.


    Das, was geschrieben wird, ist für alle immer deren Lebenswirklichkeit - für dich mit deinen Erlebnissen ebenso wie für andere, deren Meinung du dann als "anekdotisch" abqualifizierst.


    Gerade weil die Lebenswirklichkeiten verschieden sind, kann man auf die eingangs gestellt Frage nur schwierig eine Antwort finden.
    Es hängt von der Schulumgebung, Schüler- bzw. Elternschaft und womölgich auch von der Schulgröße ab, denn 8 KollegInnen begegnen sich ständig, 180 nicht, und sie tauschen sich auch persönlicher aus.
    Es kommt darauf an, wo und wie man wohnt, wie offen man außerhalb von Schule damit umgeht und ob man ohnehin mitten zwischen der Schülerschaft wohnt, sodass es schon die Hälfte weiß oder in den nächsten 2 Monaten wissen wird, weil man als "Lehrkraft" in den Fokus rückt.
    Und sicherlich hängt es auch vom eigenen Standpunkt ab, den bisherigen eigenen Erfahrungen und den Erwartungen an sich und andere.

  • Ich finde die Diskussion hier interessant und mir wird bewusst, dass ich als nicht Betroffene das Thema wohl nur von außen sehen kann. Würde aber gerne mehr erfahren. Und das alles im regnerischen Schottland sitzend.

  • .


    Während die Reformierten der Schweiz noch über die Ehe für alle diskutieren, haben es die Reformierten in Deutschland schon umgesetzt,
    auf der einen Seite setzt es denen zu, die diese Ehe wünschen, auf der anderen führt es zu Kirchenaustritten derjeniger, die es sich nicht wünschen und innerhalb der verschiedenen Gemeinden löst es Diskussionen aus ... oder eben auch nicht.

    Die Ehe für alle hat nichts mit der Konfession zu tun, sondern ist in erster Linie etwas Staatliches, daher wüsste ich nicht in wiefern die Einführung dieser zu mehr Kirchenaustritten führen sollte. Im übrigen bekommst du auch bei den "Reformierten" als homosexuelles Paar immer noch keinen Traugottesdienst, sondern wirst mit einer "Segnung" abgespeist...

  • Dazu hab ich Dir weiter oben schon was geschrieben. Es handelt sich um einen sehr speziellen Personenkreis in einem sehr speziellen Kontext.

    Es ist aber ein Unterschied, ob man „mal essen“ war oder über Jahrzehnte zusammen arbeitet. (Dann sammeln sich auch Anekdoten von Tänzern an, die sich immer als hetero outen müssen.)
    Ja, es ist ein spezieller Personenkreis; so wie Du auch von einem einzelnen Landkreis geschrieben hast (und dadurch auf alle katholischen Landkreise geschlossen hast).

  • Es ist aber ein Unterschied, ob man „mal essen“ war oder über Jahrzehnte zusammen arbeitet. (Dann sammeln sich auch Anekdoten von Tänzern an, die sich immer als hetero outen müssen.)

    Aus deinen Erfahrungen in einem künstlerisch-kreativen Personenkreis kannst du nicht auf den Rest der Bevölkerung schließen. Der Heteronormativismus der Gesellschaft existiert dort schlicht und ergreifend nicht. Ich bin ebenfalls jahrelang in solch einem Kreis tätig gewesen und da war es völlig normal, dass von zehn Konventteilnehmern vier definitiv nicht hetero sind. Und das sogar in kirchlichem Rahmen. Das ist aber nicht repräsentativ für den Rest der Gesellschaft, was man schon allein am prozentualen Anteil der Nicht-heterosexuellen sehen kann.

  • Äh, nein, ich schrieb nicht von einem einzelnen katholischen Landkreis. Und ich schrieb dazu "erfahrungsgemäss", was die Subjektivität eindeutig deklariert.


    Wenn ich als Kerntechniker in einem Kernkraftwerk arbeite, finde ich Kernenergie wohl einigermassen cool. Wenn die Mehrheit meiner Bekannten, die überhaupt eine Meinung zu diesem Thema hat, auch in dem Bereich arbeitet, könnte ich schnell mal auf die Idee kommen, dass irgendwann alle Leute Kernenergie eigentlich ganz cool finden. Wie nennt man diese Art von Bias gleich wieder? Ich vergesse immer die Bezeichnungen dafür.


    @Palim Ich schrieb auch nicht "die Reformierten" sondern "hier im reformierten Baselland", bezugnehmend auf Miss Jones, die die Meinung geäussert hatte, die Dinge seien auf dem Land grundsätzlich schwieriger. Da die Kirchen in der Schweiz längst nicht den Einfluss haben wie in Deutschland, können "die Reformierten" oder auch "die Katholiken" finden was sie wollen, das entscheidet allein der Nationalrat. Die grösste Bremse ist hier wie immer die SVP, also die Rechtspopulisten.

  • Zitat von Nachgedacht

    Aus deinen Erfahrungen in einem künstlerisch-kreativen Personenkreis kannst du nicht auf den Rest der Bevölkerung schließen. Der Heteronormativismus der Gesellschaft existiert dort schlicht und ergreifend nicht. Ich bin ebenfalls jahrelang in solch einem Kreis tätig gewesen und da war es völlig normal, dass von zehn Konventteilnehmern vier definitiv nicht hetero sind. Und das sogar in kirchlichem Rahmen. Das ist aber nicht repräsentativ für den Rest der Gesellschaft, was man schon allein am prozentualen Anteil der Nicht-heterosexuellen sehen kann.

    Das ist mir klar. Es ging mir nur darum darzustellen, dass dieser Personenkreis, den ich lange kenne, natürlich auch mal mit der „Außenwelt“ in Kontakt kommt. (In der Arbeitswelt ist das natürlich anders, allerdings ist diese Blase auch nicht so extrem abgeschlossen.) Und da wird interessanterweise nie die konfessionelle Prägung der Umgebung erwähnt.

  • Ich denke, sowohl das direkte Umfeld, als auch, wie dick das eigene Fell ist bzw wie frau eben auftritt, beeinflussen, wie dir als Lesbe gegenüber sich die Umgebung verhält... Ich weiß zB, wieso ich mit keiner der abrahamitischen Konfessionen etwas anfangen kann, aus der "Kirche" ausgetreten bin sobald ich das konnte, und mir das gesucht habe was für mich eben passt. Ich bin aber auch schon eine ganze Weile single, weil ich einfach nicht das passende finde. Ergo kann ich viele der von euch geschilderten Probleme nur aus "anderthalbter" Hand sehen - Ich hab mich noch nie irgendwo hingestellt und quasi "auftrittsmäßig" geoutet, aber wenn jemand fragt, egal wer, bekommt er oder sie von mir die Antwort, ja, ich bin lesbisch, hast du n Problem damit?
    Ich habe da bisher wirklich keine sonderlich negativen Reaktionen bekommen. Und wenn - dann nicht von irgendeiner Person, um deren Meinung ich auch nur einen feuchten Schiss gäbe. Ob jemand weiß dass ich ne Lesbe bin ist mir erst mal Wurst, weil ich mich da eben nicht angreifbar mache. Diejenigen, die sich da als "verwundbar" sehen, in irgendeiner Weise "diskriminiert" zu werden, von wem auch immer, geben diesen potentiellen Angreifern ja auch eine Angriffsfläche. Wenn du die nicht gibtst (ja, ich weiß, klingt komisch, aber ich empfinde das gar nicht als so schwer), können die doch wissen was sie wollen, es hilft ihnen nix. Analog - wenn ich in ner Sauna oder am See über jemand stolpere, den oder die ich sonst bekleidet kenne (und der oder die mich wohl auch), ändert das für mich nix. Wenn ich die Person mochte, dann bleibt das so, wenn ich die Person doof fand, wird das sicher Gründe gehabt haben... so what? Ich kann zu allem was ich tue, stehen, sonst würde ich es nicht tun. Vielleicht ist das ein Ansatz, den viele sich noch nie so genau überlegt haben, oder sie sind da eifach nicht konsequent genug. Leute, die dich nicht akzeptieren wie du bist, verdienen dich nicht und tun dir nicht gut. Also raus aus deinem Dunstkreis mit denen. Nicht wichtig für dich. Nicht relevant. Von daher auch keinen Einfluss auf dein Leben, denn das erlaube ich nur denen, die es für mich wert sind.


    Immer daran denken...
    DEIN Leben.
    DU wählst aus.
    DEINE Meinung und Ansichten zählen FÜR DICH.
    Was andere sagen, ist deren Problem, und braucht dich nicht zu kümmern.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

    Einmal editiert, zuletzt von Miss Jones ()

  • Anekdotisches: Ich hatte eine lesbische Lehrerin in der Mittelstufe und das war uns so schnuppe. Es war lediglich sehr strange, dass sie auf Klassenfahrt mit in die Mädchengruppendusche ging während wir auch gerade duschten. Die andere Lehrerin tat das nie (wann die wohl duschte, oder gab es wohl Einzelduschen? Ich hab keine Ahnung.)
    Ich hab da nie wieder drüber nachgedacht, aber jetzt frage ich mich schon: hatten wir ein Problem damit, dass eine Lehrerin in der Gruppendusche war, oder dass eine lesbische Lehrerin in der Gruppendusche war. Idiotisch!

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

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