Coming out im Jahre 2019?

  • Zur letzten Anekdote: Ich denke mir immer, dass die ganze Geschichte mit dem Kopftuch und verschleiern etc. gesprengt wird, wenn anerkannt wird, dass es ja auch Schwule und Lesben geben könnte. :zahnluecke:

  • der fucking Papst *ist* homophob
    […]
    Fronleichnam, Maria Himmelfahrt und der ganze Kram

    Laut aufschreien, wenn jemand die eigene Lebensform nicht für das Nonplusultra hält, aber sich dann so gegenüber dem Glauben anderer Leute äußern. Wieder einmal bezeichnend.

  • Laut aufschreien, wenn jemand die eigene Lebensform nicht für das Nonplusultra hält, aber sich dann so gegenüber dem Glauben anderer Leute äußern. Wieder einmal bezeichnend.

    wofür?
    Dass frau die Meinungsfreiheit zu schätzen weiß und sich von ewigvorgestrigen permissiv chauvinistischen Realitätsverweigerern nicht anpampen lässt?
    Willkommen im 21.Jahrhundert. Bist du schon da oder brauchst du noch n paar Jahrhunderte?

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Das, was geschrieben wird, ist für alle immer deren Lebenswirklichkeit - für dich mit deinen Erlebnissen ebenso wie für andere, deren Meinung du dann als "anekdotisch" abqualifizierst.

    Noch mal der Unterschied zwischen Alltag und Anekdote:

    • Alltag: Erfahrungen im Bereich Familie, Partnerschaft, Beruf, Freizeit, Behördengänge, Wohnungssuche, Urlaub (allein schon die Tatsache, dass man sich überlegen muss, wo man den überhaupt machen kann ... Frau und homosexuell = doppelt geschissen) ... über einen Zeitraum von - in meinem Fall - 15 Jahren, in unterschiedlichen Lebensabschnitten und dabei in drei unterschiedlichen Ländern gelebt.
    • Anekdote: Erfahrung(en) im immer gleichen Kontext mit immer der gleichen Personengruppe als Aussenstehender, der sich der Situation jederzeit entziehen kann



    Immer daran denken...
    DEIN Leben.
    DU wählst aus.
    DEINE Meinung und Ansichten zählen FÜR DICH.
    Was andere sagen, ist deren Problem, und braucht dich nicht zu kümmern.

    Stimmt. Dahin muss man aber erst mal kommen. Ich bin in einer sehr ländlichen, sehr katholischen Region geboren und aufgewachsen, ich habe an einer sehr altehrwürdigen Uni eine sehr traditionelle Naturwissenschaft studiert, wir hatten vor 20 Jahren noch waschechte, übriggebliebene Nazis auf den Lehrstühlen der Fakultät. Ich habe in kleinen Käffern gelebt, in kleinen Städten und in grossen Städten, in sehr unterschiedlichen Kulturkreisen mal mehr und mal weniger religiös geprägt. Ich bin froh, dass ich jetzt hier in Basel lebe und ich bin froh, dass ich an einem Schweizer Gymnasium unterrichte, nur Oberstufe, viele Migranten, nur weltoffene Leute für die homo oder hetero wirklich überhaupt kein Thema ist. Ich wurde als Frau, als Migrantin und als homosexuelle Frau jeweils schon mehrfach diskriminiert (die Strichliste ist bei "homosexuell" tatsächlich noch am kürzesten!). Ich weiss, dass ich *jetzt* in einer Blase der Glückseligen lebe und ich weiss, dass dieser Zustand nicht repräsentativ für die Mehrheit aller Frauen, Migranten und Homosexuellen ist. Ich konnte mein Leben so wählen, wie es jetzt ist. Andere können das nicht, noch nicht mal in Ländern wie Deutschland oder der Schweiz. Und setz innerhalb Europas nur einen Fuss zu weit Richtung Osten, dann biste eh am Arsch.



    Laut aufschreien, wenn jemand die eigene Lebensform nicht für das Nonplusultra hält, aber sich dann so gegenüber dem Glauben anderer Leute äußern. Wieder einmal bezeichnend.

    Ach ... schön, dass es Dich auch noch gibt. Hatte Dich schon fast vermisst hier in der Diskussion.

  • Danke. Ich glaube, dass ist die wichtigste Erkenntnis, die ich aus diesen Thread mitnehmen werde.


    Laut aufschreien, wenn jemand die eigene Lebensform nicht für das Nonplusultra hält, aber sich dann so gegenüber dem Glauben anderer Leute äußern. Wieder einmal bezeichnend.

    Zitat von Karl Popper

    We should therefore claim, in the name of tolerance, the right not to tolerate the intolerant.

  • ...
    Nur: An welcher Stelle greift mich dann ein Schüler an? Was ist ureigenster Teil meines Wesens, meiner Persönlichkeit - und welche (immer noch persönlichen) Beleidigungen gehen mir am Allerwertesten vorbei? Insofern sehe ich einen großen Unterschied zwischen "die scheiß Lesbe" und "die Doofe mit der großen Nase".

    Wieso? Weil du keine große Nase hast und daher nicht weißt, wie sehr Aussehen in unserer Gesellschaft eine Rolle spielt? Die Nase sieht man im Gegensatz zur sexuellen Orientierung sofort. Und frag erstmal Menschen mit Behinderungen. Oder Hautfarben jenseits der mitteleuropäischen.


    Es ist wirklich reichlich egal, wofür Menschen andere fertig machen.

  • @Krabappel:
    Verzeih bitte, ich hatte da wohl zu verkürzt Bezug auf einen anderen Beitrag Bezug genommen. Im ursprünglichen Beitrag hieß es, dass eine Schülerin nach ihrem Coming Out in der Klasse angegriffen worden war als "scheiß Lesbe" und dass bei Fehlen dieses Angreifpunkts es eben z.B. geheißen hätte "die Doofe mit der großen Nase" (wer andere fertig machen möchte, findet immer was). Insofern passt der Einwand an dieser Stelle nicht so wirklich:

    Die Nase sieht man im Gegensatz

    In dem berichteten Fall war ja die Schülerin für alle Beteiligten geoutet.

  • Es ist wirklich reichlich egal, wofür Menschen andere fertig machen.

    Aber es gibt leider immer noch gesellschaftlich "akzeptiertere" Opfer.


    Beleidige jemanden aufgrund seiner Behinderung, und ein Großteil der Zuhörenden ist entsetzt. (Wie sich die Ablehung dir gegenüber zeigt, ist je nach Situation und Verhältnis zur Person unterschiedlich. Aber ein grundsätzlicher Konsens, dass ich auf der Grundlage der Behinderung niemanden beleidige, ist doch zumeist gegeben. Eltern erziehen ihre Kinder zumeist dazu, so etwas auf offener Straße zu vermeiden.)
    Spiel das selbe Spielchen mit Menschen, die nicht dem durchschnittlichen Schönheitsideal entsprechen - du bekommst ähnliche Reaktionen (zugegebenermaßen ist das in manchen Bereichen / Grenzen schon fast salonfähig).


    Die Bezeichnung "schwul" ist Standardschimpfwort (nicht ganz so häufig verwendet wird "behindert"). Alles, was Schülern nicht gefällt, ist doch "voll schwul, ey".
    Umgekehrt ist ein auch "anonymes" Angreifen homosexueller Menschen noch sehr gesellschaftsfähig. (Kind/Teenie auf der Straße: "Papa, was ist DAS denn?" Vater: "Weiß ich auch nicht." So sieht Erziehung aus - und so werden Menschen zu "das".)


    Es ist reichlich egal, wofür Menschen andere fertig machen. Stimmt. Es ist aber nicht egal, wie "der Rest der Welt" damit umgeht.

  • Nur mal so zu unserer ach so toleranten Gesellschaft: ich kenne einen Mann mittleren Alters, der in seinem Dorf nicht geoutet ist. Warum? Er arbeitet als Busfahrer bei einem Unternehmen, das so typische Seniorenfahrten für Ü70/80 anbietet. Sein vor kurzem verstorbener Vater war derjenige, der am Dorfstammtisch die übelsten homophoben Sprüche geklopft hat und seine Mutter hofft halt immer noch auf Enkele (er ist der einzige Sohn). In so einem Umfeld ist es selbst 2019 verdammt schwer, sich zu outen...

  • Nur mal so zu unserer ach so toleranten Gesellschaft: ich kenne einen Mann mittleren Alters, der in seinem Dorf nicht geoutet ist. Warum? Er arbeitet als Busfahrer bei einem Unternehmen, das so typische Seniorenfahrten für Ü70/80 anbietet. Sein vor kurzem verstorbener Vater war derjenige, der am Dorfstammtisch die übelsten homophoben Sprüche geklopft hat und seine Mutter hofft halt immer noch auf Enkele (er ist der einzige Sohn). In so einem Umfeld ist es selbst 2019 verdammt schwer, sich zu outen...

    ...und du weißt das.
    Und du scheinst ihn zu mögen, sonst würdest du das nicht schreiben.
    Wieso also stehst du nicht auf, wenn wieder so ein Hirnamputierter homophobe Sprüche klopft und sagst ihm, was das für eine Scheisse ist?
    Oder - wenn das Dorf wirklich irgendwo vor ein paar Hundert Jahren steckengeblieben ist - empfiehl deinem Bekannten, wegzuziehen. Soweit ich weiß werden Busfahrer quasi überall gesucht, je städtischer desto besser.
    Aber einfach nur danebenzustehen, wenn du auch noch weißt, was los ist, und nicht einzugreifen...
    ...sorry. Überleg dir mal deine eigene Haltung. Wer da schweigt, stimmt der Diskriminierung zu.
    Da hätte schon längst was passieren müssen.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • @MissJones: ich gehe nicht ins Wirtshaus zum Stammtisch. Homophobe Sprüche höre ich mir auf keinen Fall an, da kannst du sicher sein. Außerdem mag der Bekannte seine Arbeit wirklich, daneben hat er eine enge Beziehung zu seiner Mutter. Da machst du dir das nicht so einfach und ziehst einfach mal so weg.

  • Nur mal so zu unserer ach so toleranten Gesellschaft: ich kenne einen Mann mittleren Alters, der in seinem Dorf nicht geoutet ist. Warum? Er arbeitet als Busfahrer bei einem Unternehmen, das so typische Seniorenfahrten für Ü70/80 anbietet. Sein vor kurzem verstorbener Vater war derjenige, der am Dorfstammtisch die übelsten homophoben Sprüche geklopft hat und seine Mutter hofft halt immer noch auf Enkele (er ist der einzige Sohn). In so einem Umfeld ist es selbst 2019 verdammt schwer, sich zu outen...

    Ich stimme Jonesy vollkommen zu:


    Wenn dir der Umstand bekannt ist, dass da solche Sprüche geklopft werden SAG WAS!
    Den Eltern wird das doch bekannt sein, das Sohnemann schwul ist? Wenn nicht, wird das höchste Zeit. Mein Vater hat auch oft solche Sprüche geklopft (da kannte er noch keinen Homosexuellen). An dem Tag, wo ich ihm mitgeteilt habe, dass meiner Schwester das irgendwie sehr unangenehm zu sein scheint (ich war da 12 und hab schon länger gemerkt, das Schwesterherz sich nicht so ganz sicher ist) und sich die liebe Schwester daraufhin dann geoutet hat, wurde das täglich besser und ruhiger um diese Kommentare. Oftmals ist es nämlich nichts Anderes als dumpfes Geplapper.
    Und genau an der Stelle sollte man dann auch was sagen und nicht nur doof rumstehen.


    Das Leben ist kein Ponyhof und wenn 2019, in Europa, in Deutschland, die sexuelle Lebensrichtung eines anderen nicht passend ist, muss man einfach damit klar kommen. Das klappt aber nur, wenn auch nicht direkt Beteiligte offen ihre Meinung über die Diskriminierung äußern und sich da mal ein wenig stark machen.


    Meine Schwester hat durch ihr Outing ca. 60% ihrer Freunde verloren. Hauptsächlich übrigens solche, die vorher ganz viel von Toleranz geredet haben und denen das danach unangenehm war, gemeinsam ein Schwimmbad von innen gesehen zu haben. Zitat meiner Schwester zu solchen Leuten "Mein Leben, meine Regeln. Komm mit klar oder verpiss dich und lass mich in Ruhe, ich muss mich für nichts rechtfertigen oder schämen.".

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Kapa: Traurig, sowas wie das mit deiner Schwester zu lesen! Jeder hat so seine Vorurteile, so auch ich, aber ich kann es nicht verstehen, wie jemand eine langlebige Freundschaft einfach in die Brüche gehen lässt, weil die Freundin auf Frauen statt auf Männer steht. Was geht denn in den Köpfen dieser Leute ab? Ich würde es aber auch ungern so stehen lassen, dass Dorfbewohner automatisch so drauf sind. Das ist gewissermaßen genauso diskriminierend wie wenn man über Ausländer oder Homosexuelle herzieht...

  • Diese doofen Reaktionen kommen vllt. Auch, weil man einfach zu wenig darüber weiß. Man stellt sich den Sex vor und findet es erst mal fremd, seltsam wie auch immer. Die Worte der TE, dass sie sich akzeptiert und in ihrer Person als Ganzes verstanden sehen möchte, machen mir erst klar, dass es nicht nur um Sexualität geht. Wie ist es, homosexuell zu sein? Ich habe wenig bis keine Ahnung. Aktuelle Begegnung aus dem Umfeld: 19 jähriger Sohn einer Bekannten ist bisexuell. Eigentlich war er bisher schwul, hat aber jetzt eine Freundin, was meine Bekannte irgendwie verwirrt, weil sie sich die Homosexualität wohl besser erklären konnte. Ich weiß es auch nicht. Ohne darüber zu reden, dachte ich übrigens bei dem Jungen schon, als er 6 Jahre alt war, dass er schwul ist oder wird. Das soll jetzt bitte nicht negativ bewertet oder verstanden werden. Eigentlich will ich sagen, dass viele einfach zu wenig darüber wissen und daher doof reagieren, bzw. Dass das umfassende einfühlen und wahrnehmen der Person ein ganz hoher Anspruch ist.

  • Die Haltung von Miss Jones bewundere ich und habe mir selbst auch öfter ein dickeres Fell und ein bissel Jones Power gewünscht, das ist aber leider nicht jedem gegeben...

  • Die Worte der TE, dass sie sich akzeptiert und in ihrer Person als Ganzes verstanden sehen möchte, machen mir erst klar, dass es nicht nur um Sexualität geht.

    Es ist ein sehr typisches Verhalten, dass bei Coming outs von egal wem und egal wie das konkret aussieht zunächst an Sex gedacht wird. Hat viel mit der Übersexualisierung schwuler und lesbischer Paare in den Medien zu tun. Wenn eine Frau glücklich von ihrem neuen Freund erzählt, geht der erste Gedanke der Zuhörenden ganz sicher nicht in Richtung "Hmm was die wohl gestern Abend im Bett gemacht haben?" Wenn eine Frau dagegen von ihrer neuen Freundin erzählt ist von "Hmm wie das wohl genau funktioniert?" bis "geil, da würde ich gern mal zuschauen" (entschuldigt die Wortwahl) alles dabei.



    ...bissel Jones Power gewünscht...

    Die wünsche ich mir mittlerweile auch

  • Die Haltung von Miss Jones bewundere ich und habe mir selbst auch öfter ein dickeres Fell und ein bissel Jones Power gewünscht, das ist aber leider nicht jedem gegeben...

    So einfach ist es auch nicht. Es wird vor allem immer dann schwierig, wenn man in einer per se frauenfeindlichen Umgebung lebt oder leben muss. Dabei ist es egal, ob schwul oder lesbisch, frauenfeindlich ist eigentlich immer auch ein Indikator für homophob. Vielleicht ist das für Dich so besser vorstellbar. Es gibt ne Menge Jobs, die sind einfach (immer noch) extrem männerdominiert und dann muss man wirklich hart im Nehmen sein. Ich kenne das nur aus dem Studium, jetzt habe ich das Problem natürlich nicht mehr. Meine Lebensgefährtin arbeitet in einer 1A-Männerbranche und ich schwöre euch, es ist absolut jenseits, was der gelegentlich widerfährt. Was soll sie jetzt tun? Sich nen anderen Job suchen? Nie im Leben. Wenn alle Frauen, die sich für sowas interessieren, sich immer nur hinstellen und sagen "püh ... dann mach ich halt was anderes", dann gewinnen die Arschlöscher auch noch die nächsten 100 Jahre.



    Eigentlich war er bisher schwul, hat aber jetzt eine Freundin, was meine Bekannte irgendwie verwirrt, weil sie sich die Homosexualität wohl besser erklären konnte. Ich weiß es auch nicht. Ohne darüber zu reden, dachte ich übrigens bei dem Jungen schon, als er 6 Jahre alt war, dass er schwul ist oder wird.

    Ja, dieses Kategorisieren, das machen wir wohl alle gerne, da nehme ich mich gar nicht aus. Es geht dabei ja auch um was wirklich Wichtiges im Leben. In der Pubertät dreht sich für die Jugendlichen gefühlt irgendwie alles nur noch darum (wer bin ich und mit wem teile ich das Bett?) und für die Eltern ist es natürlich gleichermassend spannend sich zu überlegen, ob das eigene Kind wohl mal eine glückliche Familie gründen wird und ob da irgendwann Enkelkinder kommen. Es wäre kompletter Quatsch zu behaupten, dass nicht alle Eltern dieser Welt über sowas nachdenken. Ich kenne diese Fälle von homosexuellen Einzelkindern, das ist für die Eltern jeweils eine mittlere Katastrophe. Muss irgendeine Art von Urinstinkt sein oder so. Oder kulturhistorische Prägung, die wir allmählich erst noch überwinden müssen oder sollten. Mich kannste übrigens auch in keine Schublade stecken und ehrlich gesagt finde ich das fast noch anstrengender, weil Du hast Recht ... die meisten Leute hätten gerne man sei entweder dieses oder jenes. Das macht das Leben berechenbarer. Nur ist es schlussendlich eben so, wie Du ja selbst auch schon festgestellt hast: *Dich* geht es überhaupt nichts an. ;)

  • Es ist reichlich egal, wofür Menschen andere fertig machen. Stimmt. Es ist aber nicht egal, wie "der Rest der Welt" damit umgeht.

    Natürlich, absolut richtig. Ich bezog mich aber auf deinen obigen Post, in dem du verschiedene Formen der Beleidigung gegeneinander aufgerechnet hast. Und hier möchte ich eben widersprechen, es ist nicht richtig, davon auszugehen, die eigene Beleidigung wäre verletzender als die der anderen. Schlimm ist doch, dass Jugendliche so miteinander umspringen.


    Auf der einen Seite wird es immer Jugendliche geben, die das Sagen in einer Klasse haben, andere ausgrenzen, weswegen auch immer. Und es wird immer welche geben, die nichts dazu sagen, weil sie sich nicht trauen, Angst haben, ebenfalls Opfer zu werden. Auf der anderen Seite stehen gesellschaftliche Entwicklungen, welche Lebensformen gleichberechtigt anerkannt werden, Frauenrechte und Frauenbilder hat Wollsocken schon mehrfach angesprochen. Wirkliche Gleichberechtigung dauert offenbar Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte.

  • Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Natürlich, absolut richtig. Ich bezog mich aber auf deinen obigen Post, in dem du verschiedene Formen der Beleidigung gegeneinander aufgerechnet hast. Und hier möchte ich eben widersprechen, es ist nicht richtig, davon auszugehen, die eigene Beleidigung wäre verletzender als die der anderen. Schlimm ist doch, dass Jugendliche so miteinander umspringen.

    Ich hatte es schon mal versucht zu erwähnen, dass ich nicht verglichen habe. Stammt auch nicht von mir. Statt der verkürzten Wiedergabe (Versuch 1) und der verlängerten Nacherzählung (Versuch 2) jetzt noch ein Versuch 3 als Vollzitat:


    Vor einigen Jahren hatte ich eine Schülerin im 8. Schuljahr, die irgendwann zu mir kam und mir erzählte, dass sie auf Mädchen steht. Am Anfang war es für sie sehr schwierig, vor allem bis ihre Eltern Bescheid wussten, seitdem geht sie sehr offen damit um. Am Anfang hat es in der Klasse große Wellen geschlagen und wir haben viele Gespräche geführt. Ich hab sie dabei nur begleitet und kann mir sicher nicht vorstellen, wie das als selbst Betroffene ist, ber trotzdem ist mir dabei viel über die Dynamik klar geworden, denn es waren leider auch immer wieder sehr unschöne und belastende Situationen dabei . Z.B. "Die scheiß Lesbe hat mir nicht ihre Mathe-Hausaufgaben zum Abschreiben gegeben." - Das Problem an sich war das Nicht-Abschreiben-lassen, aber wie so oft wurde dann natürlich der beste Angreifpunkt gewählt, nämlich die sexuelle Orientierung. Das hat einige Zeit gedauert, bis die Schüler das auch verstanden haben und anders damit umgegangen sind. Die Menschen suchen sich leider immer das aus, womit sie den anderen am Besten treffen können, denn den meisten war es eigentlich ziemlich egal mit wem sie nun zusammen ist. - Wäre sie nicht geoutet gewesen, wäre es vielleicht die "scheiß Dicke" oder die "Doofe mit der großen Nase" gewesen. Inzwischen hat sich das ganze aber normalisiert und es ist für alle völlig normal, dass sie mir ihrer Freundin Hand in Hand über den Schulhof geht.

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