Petitionen unterschreiben im Internet

  • Auf FB werden ja immer mal wieder Unterschriftenaktionen gestartet. Z.B. Ein Hilfswerk gegen Hunger: unterschreibe jetzt gegen Waffenexporte in den Jemen.


    Weiß jemand, was mit diesen Unterschriften passiert? Also was, wenn das angestrebte Ziel von 15.000 erreicht wird, überreicht die jemand an Frau Merkel und die sagt dann: stimmt, jetzt wo ich diese lange Unterschriftenliste sehe...


    Was passiert mit meiner Adresse dort, hab ich irgendwann mal die Mafia oder einen Geheimdienst vor der Tür stehen, weil ich die Petition "Bitte wählt einen anderen US-Präsidenten" unterschrieben habe?


    Und zuguterletzt, woher weiß ich, ob die Petition überhaupt eine gute Sache ist? Könnte ja such sein, dass mit den Waffen Diktatoren gebändigt werden und ich mir unter Exportstop unter Zuhilfenahme von Fotos verhungernden Kinder naiverweise was ganz Falsches vorstelle.


    So, ich oute mich mal wieder als total unwissend, aber vielleicht weiß ein Gesellschaftskundespezialist oder sonstwie Informierter mehr. "Ein Klick für ne gute Sache" klingt ja immer erst mal super machbar, wenn man sonst schon keine Leben retten kann...

  • Ich hab jetzt gerade vergeblich nach der Doku gesucht, die vor einiger Zeit in ARD oder ZDF lief, in der es um die Manipulation des Brexit-Votums und den Einfluss von Facebook darauf ging. Ich weiß leider nicht mehr, ob es vorrangig um die Machenschaften von Facebook oder den Brexit ging, was die Suche etwas schwierig macht.
    Darin wurde das sinngemäß so erklärt:
    Man versucht, Daten von Nutzern zu sammeln, die ein bestimmtes (zuvor festgelegtes) Profil erfüllen. An diese Daten kommt man durch Umfragen, Petitionen, Gewinnspiele, geteilte Artikel und Likes, die die User vergeben haben. Hat man diese User gesammelt, kann man sie gezielt beeinflussen durch sogenannte „dark adds“, also Anzeigen, die eben nur der zuvor festgelegten Nutzergruppe gezeigt werden. Da können dann auch Falschbehauptungen/Fake News dabei sein, weil diese ja nur diejenigen in ihrer Facebook-Timeline sehen, die man zuvor als leichtgläubige Schäfchen mit Offenheit für das Thema identifiziert hat. Entwickelt haben dieses Verfahren Firmen wie Cambridge Analytica und Konsorten.
    Natürlich wird für ein derartiges Vorgehen psychologisches Know-how benötigt. Man macht das nicht so plump durchschaubar und fragt die User direkt, ob sie z.B. normalerweise Nicht-Wähler sind und Sympathien für Protestparteien haben, sondern erstellt Profile, woran man solche Menschen erkennt. Sie hegen z.B. Sympathien für David-gegen-Goliath-Themen und fragt diese dann ab durch irgendwelche „Klicken Sie hier, wenn sie auch meinen, dass...“-Anzeigen.
    Es geht also nicht darum, tatsächlich etwas zu verlosen oder eine Petition für oder gegen irgendwas zu starten, sondern vielmehr darum, an nützliche Daten zu kommen, weil sich die User quasi freiwillig dort melden und ihre Profile in bestimmte Kategorien einordnen, die dann später weiter genutzt werden können.


    Edit: Ich glaube, es war diese Doku, die ich gesehen hatte:
    https://www.zdf.de/dokumentati…f-die-demokratie-102.html
    (Bei ungefähr Minute 9 ist das Verfahren erklärt, die Doku lohnt sich aber in Gänze angesehen zu werden.)

    Einmal editiert, zuletzt von Bayer () aus folgendem Grund: Quelle hinzugefügt

  • danke euch, das ist interessant- @Bayer, sind denn Seiten wie Greenpeace oder Amnesty International "safe"?

    Prinzipiell würde ich den von dir genannten Organisationen an sich schon vertrauen, allerdings ist das eben bei Facebook immer so eine Sache, wer deine Profildaten eben noch alles erhält, sprich: Man macht sich in Facebooks Datenbank „gläsern“ mit seinen Einstellungen, Ansichten und Präferenzen. An wen Facebook dann deine Daten weiterverkauft (und sei es auch „nur“ für gezielte Werbung), hat man nicht mehr in der Hand. Deswegen bin ich bei Facebook generell sehr zurückhaltend, was die Klickerei, Mitgliedschaft (auch in „geheimen“) Gruppen, Nachrichten usw. betrifft. Habe auch die Apps nicht installiert und nutze es nur über Webschnittstelle. Und amüsiere mich, wenn ich Werbung für Babyprodukte erhalte...

  • Ich würde sagen, je mehr Petitionen, und wofür gibt es keine(?), desto weniger Effekt. Das ist die Spielwiese, auf der wir uns austoben dürfen, während die anderen so weitermachen wie bisher.

  • Wer zu feige ist, seinen Namen und seine Kontaktdaten öffentlich zu machen, darf halt keine öffentliche Petition unterschreiben. Ist ziemlich einfach, imho.

  • Wer zu feige ist, seinen Namen und seine Kontaktdaten öffentlich zu machen, darf halt keine öffentliche Petition unterschreiben. Ist ziemlich einfach, imho.

    Das klingt sehr einfach, stimmt. Zu den anderen Punkten: Weißt du Genaueres, was es mit diesen Petitionen auf sich hat?


    Artikel 17 Grundgesetz schrieb:
    Jedermann hat das Recht, sich einzeln oder in Gemeinschaft mit anderen schriftlich mit Bitten oder Beschwerden an die zuständigen Stellen und an die Volksvertretung zu wenden.


    Plattyplus hatte ja den Petitionsausschuss des Bundestages verlinkt. Da also wirklich jeder dort seine "Bitten und Beschwerden" einreichen kann, werden dort wohl allerlei Mails eingehen. Vielleicht hast du ja mal verfolgt, welche Petition wirklich gehört wurde (i.S.v. in irgendeiner Weise Veränderungen herbeigeführt hat) und ob die Anzahl der Unterschriften eine Rolle spielt.

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