Wo sind die Grenzen?

  • Eigentlich sehr normal, denn nicht nur bringen 16 BL 16 verschiedenen Landesrechte mit sich die den Umgang z.B. bei der digitalen Kommunikation oder auch der Amtshaftung regeln (ergänzt um die Grundfrage, ob es bereits eine dienstliche Mailadresse gibt die man nutzen kann oder nicht), sondern zusätzlich ist jede Schule ein eigener kleiner Mikrokosmos mit eigenen Besonderheiten im Umgang mit der jeweiligen Zielgruppe, dem Einzugsgebiet, bestehenden Problemen etc. und in jeder dieser Schule sind es dann Individuen die ihre Aufgaben mit Leben füllen, keine Roboter, die auf einen bestimmten Leistungsumfang und eine bestimmte Leistungsinterpretation programmiert wären. Dazu kommt in pädagogischen Situationen, dass immer auch das Gegenüber/die Situation verschieden ist: Was für Schülerin A in Situation X genau richtig ist (einmal kurz umarmen zum Trösten) kann für Schüler B in Situation X völlig falsch und übergriffig sein.Wenn du dir unsicher bist, hältst du dich erstmal buchstabengetreu an Recht und Gesetz und erarbeitest dir dann sukzessive im Laufe der Jahre die nötige Berufserfahrung (und Menschenkenntnis), um differenzierter und individualisierter reagieren zu können. Also nicht einfach "aufs Bauchgefühl" hören, sondern ein professionell begründetes Bauchgefühl erarbeiten, dass sich aus deinen vielfältigen, kritisch reflektierten Berufserfahrungen, deinem Fachwissen und deiner Menschenkenntnis speist, ergänzt wird um ein gesundes, respektvolles Grenzbewusstsein, so dass man tatsächlich die eigene Feinfühligkeit, Wissen, Erfahrungen und echte Kompetenz zur Basis seines Bauchgefühls macht und nutzt.


    Wenn es dir um konkrete Fälle geht, wäre es hilfreich, wenn du das BL nennen würdest, um zumindest den rechtlichen Rahmen des BLs zu erfahren. Wie dieser dann mit Leben gefüllt wird ist aber eben immer sehr unterschiedlich.

    Und Österreich

  • Mir war nicht klar, ob es vom Gesetz her vorgeschrieben ist, dass man Kinder mitnehmen darf oder nicht.
    Also ist vieles ja auch Ermessensspielraum?

    Nein, ist, wie man lesen konnte von BL zu BL unterschiedlich. Es geht schließlich um den Ärger mit der Versicherung, wenn etwas passiert und auch in wie weit man selbst haftet.
    Guck in meinen Link, dann siehst du es für Bayern.


    Für welches Bundesland fragst du?


    Ansonsten würde ich mir, bevor du sozusagen noch keinen Praxiskontakt hattest bzw. nicht in die Situation kommst, über solche Sachen nicht allzu viele Gedanken machen. Das sind im Augenblick alles Nebenkriegsschauplätze.
    Nebenbei: Ich hatte zwar im Studium eine verpflichtende Schulrechtsvorlesung, das ist aber alles an mir vorbeigerauscht, weil ich noch keinen Bezug zur Praxis herstellen konnte. Erst später in der Situation habe ich mich dann wirklich damit beschäftigt.

  • Mir war nicht klar, ob es vom Gesetz her vorgeschrieben ist, dass man Kinder mitnehmen darf oder nicht.
    Also ist vieles ja auch Ermessensspielraum?

    Warum solltest du ein Kind mitnehmen wollen? Außer im Notfall, versteht sich. Und in diesem Fall wird dir auch keiner einen Strick daraus drehen.


    Im Zweifel erkundigt man sich bei der Schulleitung, wie man rechtskonform zu verfahren hat.

  • Unsere Lehrerin hat uns damals einmal mitgenommen, weil es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu lang gedauert hätte.

    Da das BL unklar ist: Vielleicht durfte sie das damals, vielleicht dürfte sie es auch heute noch. Vielleicht durfte sie es nicht, hat es aber auf eigenes Risiko gemacht (nach einem Notfall liest sich das ja nicht) und würde es auch heutzutage noch auf eigenes Risiko machen. Da diese Lehrerin nicht mitschreibt und ihren Fall klären wollen würde, ist das aber nicht wirklich wichtig.


    Mit etwas Glück bist du in einem BL, in dem Schulrecht ein Teil des Refs sein wird. Wenn nicht klärst du eben deine schulrechtlichen oder auch pädagogischen Fragen ab dem Ref (wenn es um konkrete Fragen und Probleme geht, die du hast) sei es mit Mentoren, deiner SL, im Seminar oder eben auch hier im Forum (dann unter Angabe des BLs, damit man dir bei diesen rechtlichen Fragen auch tatsächlich weiterhelfen kann). Im Moment sind das zum Glück doch noch ungelegte Eier.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • @ CDL: Die Fragestellerin möchte in NDS arbeiten.


    Bei uns haben neulich auch einige Schüler ihren Bus nach der 6. Stunde verpasst (Schulbus). was nicht ihr Verschulden war. Zur Not hätten sie warten müssen bis der nächste Bus fuhr. Ich oder meine Kolleginnen hätten sie nie nach Hause gefahren. Sie konnten dann aber glücklicherweise mit dem herbei gerufenen Elterntaxi nach Hause fahren.


    Ein anderes Mal hatten wir ein schweres Gewitter und wir mussten warten bis entweder die Eltern kamen oder die Schüler mit dem Schulbus fuhren. Auch da hätten wir als Lehrer nie die Schüler nach Hause fahren dürfen.

  • Kann ich dir nicht sagen. Es dürfte aber von der Uni abhängen.
    Wie ich die Uni kenne: Gerade beim Gymnasiallehramt lernt man (bis auf die Didaktik-Sachen ggf.) nix, was man für den Schulalltag brauchen kann.
    Elterngespräche etc. kommen im Seminar im Rahmen des Referendariats.

  • es gibt keine "unliebsamen eltern". es gibt professionellen umgang mit schwierigen eltern oder eben keinen solchen. die meisten eltern sind völlig normale leute und gut zu haben. manche kuk haben probleme, die sie sich selbst basteln. in jedem kollegium gibt es experten, die irgendwie ständig stress mit eltern haben, und wenn man mal etwas mithört (sag hallo zum nicht vorhandenen elternsprechzimmer und gesprächen auf dem gang...)/ihren erzählungen so lauscht und die betreffenden eltern auch schon kennt, dann weiß man auch, warum die solche schwierigkeiten haben.


    lehrerausbildung ist von land zu land und dann von schulart zu schulart und teils auch von seminar zu seminar (und von uni zu uni sowieso) sehr, sehr unterschiedlich. deine pauschalen fragen helfen dir nicht weiter.


    bayern gym:
    uns wurde im seminar praktisch und theoretisch vorgeturnt, wie man elterngespräche führen kann. zudem lernst du bis zum erbrechen die standards - gewaltfreie kommunikation, spiegeln, ich-botschaften, tralala. das funktioniert alles.


    schulrecht ist sache des seminars, eher weniger der uni. das ist auch sinnvoll, lösungen für probleme, die man selbst noch nicht hat, merkt man sich fast gar nicht.


    klagen will das eine irre elternpaar unter 32 normalen leuten, und normalerweise gehste dann halt zum chef, möglichst früh, und klärst das weitere vorgehen. i.a. kennen die schulen der umgebung die betreffenden eltern bereits. das sind nicht viele. meistens kann man solche probleme aber abwenden, wenn man professionell mit den leuten umgeht und ihnen verständlich macht, dass man mit ihnen und dem kind und nicht irgendwie gegen sie oder gar das kind agiert.


    ich finde, du machst dir zuviele sorgen um eventualitäten bis übermorgen. mach doch einfach mal. das wird schon alles werden.

  • ... zumal die Mär von Eltern, die wegen allem und jenem auf der Matte stehen und gegen jede Note vorgehen, nicht immer stimmt. Es gibt ebenso Eltern, denen man hinterher rennen muss, die sich nicht für die Schule interessieren und auch nicht auf der Matte stehen, wenn man sie zum Gespräch einlädt (da der Sohn / die Tochter schlecht steht, gegen schulische Regeln verstößt). Andere Eltern sind einfach nur interessiert. Welches Elternklientel hängt stark von dem Schulort und der Schule selbst ab. Aber man wird mit allen Eltern fertig. Und wenn ein Elternteil meint, gegen meine Note vorgehen zu müssen, soll es das bitte machen.


    Ich bin an einer Schule mit einem tollen Elternklientel. Kollegen, die mit einem vermeintlich schwierigen Elternklientel arbeiten (da einige Eltern öfter auf der Matte stehen), möchten aus anderen Gründen ihre Schule nicht missen. Und auch sie sagen: Solange man den Eltern die Note erläutern kann, geben die meisten Ruhe.

  • @tabularasa


    Es gibt Fortbildungen zum Führen von Elterngesprächen. Unliebsame Eltern sind nicht per se ein rechtliches Problem.
    Ansonsten wiederhole ich gerne das, was ich in diesem Forum bereits mehrfach geschrieben habe:


    Rechtssicheres Handeln auf der Basis fundierter Rechtskenntnisse, die man sich als Lehrkraft aus meiner Sicht zwingend aneignen sollte, ist die Basis souveränen und professionellen Auftretens und lässt einen damit auch Gespräche mit "unliebsamen" Eltern führen.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Ich fasse ungern andere Menschen an, sofern ich mit denen nicht befreundet bin. Kleine Kinder inklusive. Und was Handy und Email angeht: Die Regularien der/des DSGVO/BDSG sind da erstaunlich streng.

  • Ich fasse ungern andere Menschen an, sofern ich mit denen nicht befreundet bin. Kleine Kinder inklusive. Und was Handy und Email angeht: Die Regularien der/des DSGVO/BDSG sind da erstaunlich streng.

    Jup! Mittlerweile so streng, dass an ersten Grundschulen ein Fotoverbot während der Einschulungsfeier erlassen wird.

  • Nachdem unsere Schulleitung uns vor ein paar Jahren gesagt hat, dass wir u. U. Schüler mitnehmen können (aber nicht geplant), weil Versicherungsschutz besteht, habe ich einmal nachgeschaut und Folgendes gefunden:https://www.kuvb.de/service/fragen-antworten/schueler/
    (siehe Frage 11 und den Link)

    Danke für den Link, kannte ich noch nicht! :gruss:

    Gerade in Elternzeit, deshalb fast nur stille Mitleserin :essen:

  • Es gibt Situationen, in denen die Regeln und Gesetze einfach nicht sinnvoll einzuhalten sind.


    Ich habe auch schon eine Schülerin im Auto abgeholt, um sie zu einem Naherholungsgebiet zu bringen, in dem ich mich mit meiner Klasse verabredet hatte. Die Klasse reiste mit Öffentlichen oder Mama-Taxi individuell an. Hintergrund: Das Kind war ein Flüchtlingskind, das mit ihren Eltern, die keinerlei Deutsch- und Schriftkenntnisse hatten, gerade in meiner Stadt angekommen war. Sie hätte niemals alleine den Weg gefunden, und ich konnte das Auto nicht an der Schule stehen lassen, um mit ihr Bus zu fahren, weil ich meine eigenen Kinder rechtzeitig von der Schule abholen musste. Sie auszuschließen kam nicht in Frage.


    Auf einer Klassenfahrt hatte sich bei einem Schüler seine defekte Zahnspange in die Wange gebort. Nachdem ich das Problem für die Nacht, bevor wir zum Kieferorthopäden fahren konnten, gelöst hatte, musste ich doch stauenen, wie nah man seinen Schülern eben doch manchmal kommt ...

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

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