Ingenieur oder Berufsschullehrer

  • Hallo zusammen,


    ich bin gerade dabei meinen Master in Maschinenbau zu machen.
    Ich denke aber ständig über einen Wechsel in den Studiengang Ingenieurpädagogik nach, um Berufsschullehrer zu werden (Baden-Württemberg).


    Gründe dafür sind z.B.:
    - Ich gebe Nachhilfe und stelle jedes Mal fest, dass es mir unheimlich Spaß macht, Leuten etwas beizubringen.
    - Ich bin kein "karrieregeiler" Mensch. Das merke ich z.B. daran, dass ich mich nicht dafür motivieren kann, Geld für ein Unternehmen einzubringen. Manche würden dafür ja gefühlt ihr Leben geben.


    Kann mir jemand von seinen Erfahrungen als Berufsschullehrer berichten?
    Würdet ihr den Job Berufsschullehrer wieder machen und aus welchem Grund?
    Könnt ihr mir einen klassischen Tagesablauf beschreiben?


    Ich bin über jede Rückmeldung dankbar!


    Grüße :)

  • Mach den normalen Master. Als Maschinenbauer solltest du per Quer- oder Seiteneinstieg noch Jahrelang in den Schuldienst kommen, die Technikfächer sind hoffnungslos unterbesetzt.


    Mit dem Wechsel würdest du dich sehr auf die Lehrerschiene festnageln. Ich würd im Nachhinein schon allein wegender vielfältigeren Optionen auch "normal" studieren, selbst mit dem Berufswunsch Lehrer.


    PS: Nachhilfe geben ist mit Unterricht nicht vergleichbar. Nicht karrieregeil sein erleichtert allerdings das Lehrerleben enorm ;-)

  • Geh an eine Berufsschule und schau es dir an. Im Bereich Maschinenbau weden sie dich umgarnen, die sind immer noch überall unterbesetzt.


    Ich bin gerne Berufsschulleherer. Ich mag es mir den Großteil der Arbeitszeit selbst einzuteilen, mag es nicht dauernd nur am Schreibtisch zu sitzen und mag meistens auch die Schüler. Es ist schön ihre Entwicklung zu begleiten. Von der 10. Klasse bis zum Abschluss werden sie oft noch richtige Erwachsene ;) Ich mag es mit ihnen über aktuelle Themen zu diskutieren, finde ihre Sichtweise interessant und mag es, wenn ich sie zum Nachdenken gebracht habe.
    Bezahlung und Ferien finde ich auch gut 8)


    Was mich stört sind oft Verwaltungsaufgaben. Die Fehlzeiten der Schüler kontrolliert und ständig den Entschuldigungen nachlaufen. Tests korrigieren und dann die Nachschreiber abfangen und nicht verpassen. Zeugnisse schreiben usw. Leider nehmen diese Verwaltungsaufgaben wahrscheinlich fast 30% meiner Arbeitszeit ein.


    Wäre ich in deiner Situation würde ich wahrscheinlich den Ingenieure fertig machen und dann die fehlenden Scheine für Berufspädagogik nachholen. Dann bist du top vorbereitet fürs Referendariat. Wenn länger studieren keine Option für dich ist, dann mach den Quereinstieg, allerding wird da oft Berufserfahrung vorausgesetzt, da brauchst du wahrscheinlich genauso lange bis du wirklich in der Schule bist.

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

  • Hier mein üblicher Hinweis: Man ist nicht "Berufsschullehrer", sonder Lehrer an einer beruflichen Schule. Da ist Berufsschule nur eine Schulform unter vielen und der Einsatz kann sich quasi zwischen Berufsvorbereitung mit 15jährigen und fast bachelorartigen Bildungsgängen mit 55jährigen bewegen, und viele Schulformen gibt es noch in Teilzeit und Vollzeit.

  • Kann meinen Vorredner eigentlich nur zustimmen. Da du aus BW kommst wäre der Seiteneinstieg vielleicht interessant.
    Habe genau diesen Schritt gewagt und vor kurzem mein Ref beendet. Ab nächste Woche geht es dann als Studienrat los.
    Für den Seiteneinstieg benötigst du allerdings einen Nachweis einer fachbezogenen berufspraktischen Tätigkeit von 52 Wochen (Praktika etc.) oder eine Ausbildung.


    Aus deinem Studium sollten sich zwei Fächer ableiten lassen die gefragt sind. Eine Auflistung welche das sind findest du hier:
    https://lehrer-online-bw.de/si…Seiteneinstieg%202020.pdf


    Da ich während meines Referendariats bereits Klassenlehrer war, kann ich die von Veronica Mars beschriebenen Verwaltungsaufgaben und auch positiven Aspekte umfänglich bestätigen.
    Ich für meinen Teil freue mich auf das neue Schuljahr, auf die Schüler und auf die neu erworbene Selbständigkeit :D wobei ich entgegen vieler Horrorstorys, das Ref als gewinnbringend empfand.

  • Und einen gewöhnlichen Tagesablauf kann dir hier auch keiner geben. Es hilft glaube ich nicht, dass ich am Samstag und Dienstag je 6 Stunden Unterricht vorbereitet habe, am Montag 4 Stunden Englisch gegeben habe (arbeite 26 Stunden/ bzw 17/25,5 Stunden in TZ). Je nach Wochentag, Phase, Lust und Laune unterscheiden sich die Tage bei mir sehr.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

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