Wie geht ihr mit Lärm in der Schule um? Bitte um Tipps :)

  • Korkwände teilweise, ja. Fußbodenschoner sind an den Stühlen. Vorhänge ebenfalls vorhanden. Hausschuhe sind keine Möglichkeit, wir haben ganz kleine Klassenzimmer und einen Mini-Gang vor dem Raum, da passt keine Schuhablage hin. Können schallabsorbierende Deckenelemente o.Ä. wirklich einen spürbaren Unterschied ausmachen? Das würde mich wirklich interessieren, hast du da Erfahrungen mit?

  • Teppiche und Vorhänge sind aus Brandschutzgründen verboten, würde mich wundern, wenn das in manchen Bundesländern anders wäre. Aber es gibt sicher eine Möglichkeit, arbeitsschutzmäßig nachprüfen zu lassen, ob die Räume genug schallgedämmt sind. Nur bis das geprüft wurde und tatsächlich Schallschutzdecken installiert sind, hat die TE schon einen Hörsturz.

  • @mi123 Natürlich können sie das! Ganz enorm sogar. Dafür beauftragt man einen Raumakustiker, der plant das entsprechend der örtlichen Situation. Das Ergebnis ist messbar. Hab ich auch schon für einen Raum meiner alten Schule durchgesetzt, weil Unterricht nicht möglich war. Selbst wenn zwei Schüler geflüstert haben dachte man zehn Schüler quatschen laut durch die Gegend... Wir haben uns geweigert in dem Raum zu unterrichten, die SL beauftragte eine Messung und hatten dann keine andere Wahl als zu handeln.

  • Na das ist ja mal hilfreich. Super! Danke. Muss ich gleich mal testen. Hast du sonst noch was auf youtube gesehen?

    Oje. Ironie im Internet ist eine schwierige Sache.



    Ich kann wenig beisteuern, aber habe vollstes Mitgefühl. Der Lärm ist etwas, das mir auch oft sehr zu schaffen macht. Teppiche wären ein Traum!!!

  • Können schallabsorbierende Deckenelemente o.Ä. wirklich einen spürbaren Unterschied ausmachen? Das würde mich wirklich interessieren, hast du da Erfahrungen mit?

    JAAAA!


    Das ist wirklich großartig!
    Ein enormer Unterschied, der Stimme und Ohren schont,
    der SuS das Zuhören erleichtert,
    der die gesamte Arbetsatmosphäre beeinflusst.


    Unser Schulträger hat es in genau einem Raum für einen hörbeeinträchtigten Schüler umgesetzt. Diesen Raum habe ich für meine Klasse ... und nach 4 Jahren in der neuen Klasse gleich 3 weitere Hörbeeinträchtigte, sodass ich in dem Raum bleiben konnte. Der Nachbarraum hat diese Ausstattung nicht, was deutlich spürbar ist.


    Da sollte es bundeseinheitliche Standards und Verpflichtungen zur sofortigen Nachrüstung aller Unterrichtsräume geben!

  • Teppiche und Vorhänge sind aus Brandschutzgründen verboten, würde mich wundern, wenn das in manchen Bundesländern anders wäre.

    Das sind sie nicht! Dann wären alle Hörgeschädigtenschulen dieser Republik Schwarzbauten. Wir haben Teppichboden und Vorhänge in jedem Klassenzimmer. Es müssen eben die richtigen sein. Ein Gymnasium, in dem ich beraten habe, hat auch in jedem Klassenraum Teppichboden. Dieses Märchen vom Brandschutz und Teppichboden ist leider nicht totzukriegen. Das ist den Schulträgern schlicht zu teuer.


    Unser Schulträger hat es in genau einem Raum für einen hörbeeinträchtigten Schüler umgesetzt. Diesen Raum habe ich für meine Klasse ... und nach 4 Jahren in der neuen Klasse gleich 3 weitere Hörbeeinträchtigte, sodass ich in dem Raum bleiben konnte. Der Nachbarraum hat diese Ausstattung nicht, was deutlich spürbar ist.

    Wenn ich einen neuen Schüler in der Beratung übernehme und es ist ein akustisch schlechter Raum, bin ich oft geschockt, was man so alles an der Regelschule aushalten muss. Ich bin das echt nicht mehr gewohnt. Zum Glück passiert dann meistens was aufgrund des einen Schülers und alle haben etwas davon.


    Korkwände teilweise, ja.

    Kork ist nicht so gut geeignet. Er ist nicht offenporig genug.

  • Wir haben Teppichboden und Vorhänge in jedem Klassenzimmer. Es müssen eben die richtigen sein.

    Ich meinte das Mitbringen von Teppichen, keine Teppichböden. Wir dürfen z.B. auch kein extra Mobiliar mitbringen (Kelleregal oder sowas).


    Aber ja, offenbar müsste darauf viel mehr geachtet werden. Dass der arbeitsmedizinische Dienst Schallisolierung messen würde, davon wüsste ich zumindest nichts.

  • Ich meinte das Mitbringen von Teppichen, keine Teppichböden. Wir dürfen z.B. auch kein extra Mobiliar mitbringen (Kelleregal oder sowas).
    Aber ja, offenbar müsste darauf viel mehr geachtet werden. Dass der arbeitsmedizinische Dienst Schallisolierung messen würde, davon wüsste ich zumindest nichts.

    Achso. :) Ja, das darf man eigentlich nicht. So genau wird zum Glück nicht hingeschaut. Wir haben in einigen Klassenräumen Sofas stehen und das kümmert zum Glück keinen.


    An die TE: Hast du dich schon einmal auf eine Hyperakusis (Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen) untersuchen lassen? Das könnte vielleicht ein Grund sein, dass dein Raum für dich saniert wird. Das kommt halt wirklich auf den Schulträger an, wie der mit so etwas umgeht. In meinem vorherigen Beratungsgebiet waren das Knauser und redeten einen Quatsch von schalltoten Räumen (also fast ohne jeden Nachhall) und wie unangenehm das für Normalhörende sei. In meinem neuen Bereich wird vom Schulträger viel genehmigt, auch Sachen, die bei ganz genauer Betrachtung nicht in ihren Bereich fallen.

  • Zur Raumausstattung wurde schon viel geschrieben.


    Zum Lärm in der Klasse:
    Hier Auszüge, was bei mir in Klasse 3/4 etwas gebracht hat: Ich weiß natürlich nicht, ob das noch etwas für 5/6 ist.


    In meiner Klasse: (allgemeine Lautstärke in der Klasse)


    Ich thematisiere zuerst das Thema "Lautstärke" bzw. "angemessene Lautstärke" in den verschiedenen Unterrichtsphasen, vor allem unter dem Aspekt des Lernens und der Stressreduzierung. Wir wollen den Schulvormittag möglichst entspannt verbringen.


    Zur Zeit habe ich in meiner 4. Klasse das Wochenziel: "angemessene Lautstärke". Wir reflektieren gemeinsam nach bestimmten Unterrichtsphasen mit Handanzeige oder Daumen, ob die Lautstärke angemessen war. Für die Partner- und Gruppenarbeiten gibt es zur besseren Vorstellung die 20 cm/30 cm Regel. Man spricht nur so laut, dass es im Umkreis von einer "Lineallänge" verstanden wird. Ich darf von Weitem nicht mehr verstehen, was geredet wird z.B.


    Am besten hat sich bei mir folgende Konsequenz bewährt: Ich habe die Ampelkarten grün (okay), gelb (Warnung) und rot (zu laut). Die hänge ich entsprechend an die Tafel. Bei der gelben Karte klopfe ich zusätzlich vernehmlich an die Tafel. Inzwischen wird es sofort leise, denn die Schüler wissen, eine rote Karte bedeutet eine Schweigeminute vor dem Gang in die Pause oder zum Sportunterricht. Das habe ich im 3. Schuljahr ein paar Mal durchexerziert, seitdem werden diese Karten ernst genommen. Manchmal mussten die Schüler dann drei Minuten warten, bis sie in die Pause konnten.


    Bei Gruppenarbeiten schreibe ich die Gruppen während der Arbeitsphase an die Tafel und verteile ++ + 0 - während der Arbeit. Da probieren sie möglichst leise zu arbeiten. Außerdem wird am Ende einer Gruppenarbeit sowohl das Ergebnis als auch die Arbeitsweise reflektiert.


    Zum dritten habe ich noch einen durchsichtigen Organizer hängen. Den habe ich mit roten, gelben und grünen Din A4 Karten mit dem entsprechenden Thema bestückt, auf das gerade geachtet werden soll. Jeder Schüler hat eine Klammer mit seinem Namen. Am Ende des Unterrichts beurteilt er die Gesamtsituation des Tages mit dem Stecken der Klammer. Ist etwas auffällig gewesen, reden wir am nächsten Tag darüber.


    Wenn etwas besonders gut klappt, bekommen die Kinder ganz unregelmäßig und unerwartet eine Belohnung in Form von Stickers oder modernen "Fleißbildchen". Z.B.: "Gestern war es besonders ruhig, das hat mich gefreut, deshalb geht heute "die Aufkleberschachtel" herum."



    In den Fachklassen Englisch:
    - Give me five (Das funktioniert immer gut, wenn es ruhig sein soll)
    - Partnerarbeiten usw. unterbrechen, demonstrieren (z.B. Marktplatz erst mit wenigen Schülern, die
    das ruhig machen können), neu anfangen, aussetzen lassen, reflektieren
    auch loben...
    - notfalls Arbeitsform nicht machen
    - System des Klassenlehrers nutzen


    Da investiere ich meistens nicht so viele Energie. Lieber erziehe ich grundsätzlich in meiner Klasse zum richtigen Bewusstsein der Lautstärke gegenüber.

  • <Mod Modus>


    Interest2019, du hast eine PN. Schau da bitte einmal rein. Danke.


    Lasst uns dann jetzt hier mit dem Thema weiter machen.
    Ich hole mir jetzt einen Whisky und schaue mal, ob ich im Thread noch etwas aufräume.


    Slainté.


    kl. gr. frosch, Moderator

  • Mod-Modus: Den Ausflug nach Wacken findet man jetzt hier: Motörhead und Drogen (aus "Wie geht ihr mit Lärm in der Schule um?")

    Bolzbold #5

    Gutmensch und Spaß dabei (= das GG und der Diensteid sind schon 'ne gute Sache 😉)

    "Und hast du die Ausrufezeichen bemerkt? Es sind fünf. Ein sicheres Zeichen dafür, dass jemand die Unterhose auf dem Kopf trägt." (T. Pratchett)

  • Ich bin neu an meiner Schule und kämpfe mich da als "Frau, die mal alle Fächer an der Grundschule unterrichten soll" durch das sächsische Schulsystem.


    Ich habe das Lautstärkeproblem auch besonders in meinen Vertretungsstunden in Klasse 4 in Musik, aber eigentlich ist es mir in 60-70% aller meiner Stunden zu laut und ich sehe ja, dass es Unterricht von Klassenlehrern in der eigenen Klasse gibt, in dem ich eine Stecknadel fallen hören würde. Da ich periodisch zu Hause einen Brummtontinnitus im Ohr habe, setze ich bewusst im Unterricht Ohropax ein. Ich war überrascht, dass meine Schüler mir gegenüber dies als Respektlosigkeit zur Sprache brachten (in Klasse 4), selbst aber über die von ihnen erzeugte Lautstärke klagen.


    Ich denke CaroO7s Vorschläge sind schon sehr gut im unteren Klassenstufenbereich. Aber ich beobachte, dass es schon sinnvoll ist, die Schüler mit immer wieder neuen Ideen zu überraschen (z.B. forderte gestern die Klassenlehrerin einer ersten Klasse ihre Schüler auf, einen nicht vorhandenen roten Punkt an ihrer Stirn zu suchen und die Aufmerksamkeit der SuS war sofort da). Die Signalkarten im Primarbereich können sich auch vernutzen oder werden von den SuS schnell nicht mehr wahr- oder für voll genommen, wenn es inflationär benutzt wird. Auch Krabappels Hinweis mehr Wert auf kleinschrittige Unterrichtsplanung zu legen, halte ich für sinnvoll, solange es dich nicht wieder im Unterricht blockiert, weil du dir zu viel einplanst, aber da ist jede Lehrperson ja sehr unterschiedlich.


    Zur Zeit betreibe ich fast ausschließlich Türschwellenpädagogik, was mich langsam unglücklich macht, aber von allen von mir gehaltenen Stunden sind doch zunehmend immer mehr gelungen oder zumindest erhalte ich zunehmend positiveres Feedback von Kollegen...

    "unterm vollmond im mai"

    Einmal editiert, zuletzt von Exodus ()

  • Ich habe das Lautstärkeproblem auch besonders in meinen Vertretungsstunden in Klasse 4 in Musik

    Da trifft sich quasi auch alles auf einmal.
    Als Klassenlehrkraft ist es in der Regel einfacher, Regeln durchzusetzen, weil man die SuS besser kennt, sie die Lehrkraft besser kennen, man viel mehr Zeit mit ihnen verbringt und mehr Zeit hat, Regeln einzuführen und daran zu arbeiten. Zudem kann man in einigen Fächern erheblich einfacher eine stille Arbeitsphase einsetzen.
    Als Fachlehrkraft ist das immer schwieriger, in einem Fach wie Musik zudem.
    Je nachdem, was du eigentlich in Musik machen möchtest, würde ich Sachen zum betont leisen Arbeiten vorbereiten, wenn die Klasse nicht gewillt ist, mitzuarbeiten und sich an Regeln zu halten.
    Man kanns ich auch sehr schön mit Musikern beschäftigen, wenn man noch nicht gemeinsam mit anderen musizieren kann oder möchte.


    Letztlich muss man besonders konsequent sein:
    - Ansprechen, was man gerne hätte und wie es sein soll
    - ein sehr eindeutiges System zum Visualisieren für Sanktionen wählen, da gibt es Schulen, die alle gemeinsam eines nutzen, andere geben es frei. Bei uns gibt es verschiedene, aber letztlich arbeiten alle mit einem 3-Schritt-System
    - sehr klare Ansagen, was die Konsequenz sein wird - mit dem 3. Schritt
    - das System erläutern und dann durchziehen


    Bei den größeren kann man erwarten, dass es direkt umgesetzt wird, ihnen sollten solche Regeln bekannt sein, zumal es ja im anderen Unterricht ruhiger ist,
    bei den jüngeren kann man es für einzelne Sequenzen vorgeben und muss dann die Zeit langsam ausdehnen
    Manchmal braucht es dafür auch tatsächlich klare Übungsphasen, in denen man das einfordert, danach wieder etwas Auflockerung.


    Meine Musikkollegin geht möglichst früh an die Instrumente, wer sich nicht an Regeln hält, gibt sein Instrument sofort ab und kann nur noch zuschauen.
    Andere haben Belohnungssysteme, sodass man Edelsteine in einem Gefäß sammelt ... oder Minuten für besondere Stunden anspart, in denen dann gewählt werden darf, was gemacht wird

  • vielen Dank für deine Antwort Palim. Das deckt sich mit allem, was ich in meiner Schule erlebt habe und ja, das funktioniert gut. Über die Herbstferien werde ich mir da ein paar Dinge genauer überlegen, wie ich es nach den Ferien mit neuer Kraft angehe. Ich glaub´, wenn ich deine ganzen Fächer im Profil so sehe, die du unterrichtest, unterrichten wir sehr ähnliche Fächer :D Ich denke, ich werde mich gut in meine Rolle als Fachlehrer an meiner Schule einarbeiten.

  • vielen Dank für deine Antwort Palim. Das deckt sich mit allem, was ich in meiner Schule erlebt habe und ja, das funktioniert gut. Über die Herbstferien werde ich mir da ein paar Dinge genauer überlegen, wie ich es nach den Ferien mit neuer Kraft angehe. Ich glaub´, wenn ich deine ganzen Fächer im Profil so sehe, die du unterrichtest, unterrichten wir sehr ähnliche Fächer :D Ich denke, ich werde mich gut in meine Rolle als Fachlehrer an meiner Schule einarbeiten.

    Ich kann das nur unterstützen, so funktioniert es auch nur bei mir in Musik.


    Teppiche und Vorhänge sind aus Brandschutzgründen verboten, würde mich wundern, wenn das in manchen Bundesländern anders wäre. Aber es gibt sicher eine Möglichkeit, arbeitsschutzmäßig nachprüfen zu lassen, ob die Räume genug schallgedämmt sind. Nur bis das geprüft wurde und tatsächlich Schallschutzdecken installiert sind, hat die TE schon einen Hörsturz.

    Hier haben gerade die Klassen mit hörgeschädigten Kindern solchen Boden, einzelne Teppiche haben wir in jedem Raum, was nicht verwunderlich ist bei Montessori-orientierter Schule.

    Ich meinte das Mitbringen von Teppichen, keine Teppichböden. Wir dürfen z.B. auch kein extra Mobiliar mitbringen (Kelleregal oder sowas).


    Auch das ist bei uns gar kein Problem, nimmt die Senatsverwaltung immer gerne an, wenn wir etwas mitbringen und sie es nicht kaufen müssen und auch, dass wir mit Teppichfliesen usw. arbeiten.

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