Warum noch NC für Grundschullehramt?

  • Hallo an alle zunächst einmal, ich bin neu hier. ;)



    Mich beschäftigt die Frage, warum es eigentlich immer noch scheinbar die Regel ist, dass es einen NC für ein Studium des Grundschullehramts gibt.


    Einerseits besteht (wie im Förderschulbereich, wo man durch den Inklusionskurs eine mehr oder weniger praktische Lösung gefunden hat...) doch eigentlich bundesweit enormer Bedarf an Grundschullehrkräften. Viele Quereinsteiger bzw. Leute aus anderen Lehrämtern werden eingestellt und es werden unterschiedliche Maßnahmen angeboten, um den Bedarf halbwegs zu decken.


    Andererseits hält man an den Unis trotzdem am NC fest. Warum?


    Dass man an den Unis nicht ausreichend Veranstaltungen anbieten könnte / Kapazitäten schaffen könnte, kann ich mir schwer vorstellen. Im Förderschulbereich geht es doch auch.




    Hat da jemand eine Idee oder weitreichendere Einblicke?

    • Offizieller Beitrag

    Der NC hat nichts mit dem Bedarf in der "freien Welt da draußen" zu tun, sondern mit den Kapazitäten der Uni. Wenn die Uni nicht mehr Geld / Stellen vom Land bzw. (durch Hin- und Herverschiebung) das Institut von der Universitätsleitung bekommt, dann kann man auch keine Studienplätze zaubern.


    und mit 80 Menschen in einem Seminar zum Schreiberwerb bei Erstklässlern möchte keiner sitzen...

  • Das macht natürlich Sinn.


    Das mit dem Schreiberwerbs-Seminar war ein einleuchtendes Beispiel.


    Trotzdem sehr fragwürdig, dass die Bundesländer dann dort nicht mehr Geld investieren.



    Eine realitätsnahe Kopplung ist da wohl eine schöne Wunschvorstellung. Andererseits investieren die Unis dann wiederum Geld in für den Arbeitsmarkt kaum gebräuchliche bzw. Prestige-Fächer. Klar ist die Unabhängigkeit der Unis unantastbar.


    Aber sinnvoll ist da vieles mMn nicht.



    Auf der anderen Seite hat man dann für L3 oft keine Zulassungsbeschränkung, obwohl der Markt schon lange total übersättigt ist.

    Einmal editiert, zuletzt von MrJules ()

  • Trotzdem sehr fragwürdig, dass die Bundesländer dann dort nicht mehr Geld investieren.

    Kapazitäten in der Lehrerausbildung lassen sich nun einmal genau so wenig mit einem Fingerschnippsen erhöhen wie Kapazitäten in der Schule:
    "Ja, denn stellt doch einfach 30 neue Lehrer ein." - "Ähm, wie? Woher?"

  • Auch das ist nachvollziehbar.



    Wobei, wenn ich mal das Beispiel Seminar zum Schreiberwerb aufgreife, es schon fast mehr die Regel als die Ausnahme ist, dass Tutorien von Studierenden höherer Semester geleitet werden. Man müsste dann eben mehr auf Vorlesungen und Tutorien setzen, als auf Seminare.


    Vor allem im Bereich Deutsch gibt es außerdem doch wahrscheinlich arbeitslose L3- oder Bachelorabsolventen wie Sand am Meer, die dafür in Frage kommen würden. Aber Didaktik in der Grundschule ist verständlicherweise immer noch was anderes.


    Ich will hier auch keine Grundsatzdiskussion über universitäre Strukturen aufmachen und bedanke mich einfach für die erhellenden Beiträge.

  • Trotzdem sehr fragwürdig, dass die Bundesländer dann dort nicht mehr Geld investieren.

    Universitäten werden nicht am Lehramtsoutput gemessen, sondern z.B. an Publikationen, Preisträgern und vor allem Drittmitteln.
    All das gibt es im Lehramtsbereich quasi nicht. Folglich sind Lehramtsstudiengänge auf dem Papier eine Belastung für das Ranking der Universitäten.
    Entsprechend sind sie auch nichts, womit die Bildungsminister werben können, wenn es um die Universitäten geht.


    In die Lehrerausbildung bzw. generell in Schulen zu investieren lohnt sich für Politiker nicht, weil es nur mittel- bis langfristig vorzeigbare=wahlwerbewirksame Wirkungen zeigt.
    Dann sind die damaligen Politiker aber in Aufsichtsratsposten etc. gewechselt.


    Dass das gesellschaftlich und volkswirtschaftliche eine Katastrophe ist, steht auf einem anderen Blatt. :(


    Jetzt kann man sich fragen, wieso die Wähler das nicht abstrafen...

  • Reformen an der Uni brauchen auch immer lange.
    Aber im Zuge vom Lehrermangel haben sie doch nun auch beschlossen (glaube irgendwo Süddeutschland?), dass man an der Stelle der Universitäten ansetzen muss um mehr Studienplätze zu schaffen. Aber der Prozess dauert halt auch wieder.


    Grundsätzlich sehe ich auch ein Problem in der Anerkennung der Bundesländer, da muss ein Master Zeugnis ja erst einmal anerkannt werden zum Teil. Manche Fächer gibt es dann nur anders oder gar nicht.
    Ich kenne viele die zum Studium durch halb Deutschland gehen, wo sie halt einen Platz finden, Job gibts dann überall. Aber Lehramt sollte man sich schon beim Studium Gedanken machen, wo es am Ende mal hingehen sol. Das erschwert die Verteilung der Studienplätze vielleicht auch noch.

  • Zu viele Grundschullehramtsstudenten sollte es aber auch nicht geben, da das Resultat sonst der bekannte Schweinezyklus wäre. Was man zumindest sagen kann, ist dass an den Universitäten entsprechend nach Bedarf ausgebildet werden sollte, und da kann ich nur zustimmen, dass ich es nicht verstehen kann, warum man z.B. für Fächer, die seit anno dazumal eher zu oft statt zu selten gewählt werden (z.B. Geschichte/Gymnasium) nicht mal den NC ordentlich raufsetzt, und dafür Kapazitäten für Mangelfächer schafft. Zumindest für Hessen kann ich sagen, dass vor ein paar Semestern die Studienanfängerzahlen für Grund- und Förderschullehramt verdoppelt wurden - geht also. Von meiner Universität weiß ich noch, dass vor ein paar Semestern eine zusätzliche wissenschaftliche Fachkraft im Bereich Literatur für die Grundschule für das kommende Semester angekündigt wurde - bis jetzt ist da noch nichts passiert. Zudem dauerte es auch ewig bis die vor einigen Semestern entfallene Professur für Mathematik der Primarstufe neu besetzt wurde... Da scheint man es in Sachen Bildung doch nicht so eilig zu haben - geht ja schon irgendwie.

    Einmal editiert, zuletzt von Lindbergh ()

  • dass ich es nicht verstehen kann, warum man z.B. für Fächer, die seit anno dazumal eher zu oft statt zu selten gewählt werden (z.B. Geschichte/Gymnasium) nicht mal den NC ordentlich raufsetzt, und dafür Kapazitäten für Mangelfächer schafft.

    Das liegt daran, dass der NC sich nicht in einem luftleeren Raum bewegt sondern es nach den Vorgaben des Hochschulrahmengesetzes länderübergreifende Vereinbarungen gibt, wie die Zugangsbeschränkungen einheitlich zu regeln sind und auf welchen Grundlagen sie beruhen. Es ist rechtlich nicht möglich je nach Bedarf den NC nach anderen Kriterien zu regeln, so sinnvoll das auch auf ersten Anschein hin vielleicht aussehen kann.

    • Offizieller Beitrag

    Irgendwie hatte ich deinen Beiträgen, @Lehramtsstudent, entnommen bzw. implizit angenommen, dass du dich im Studium hochschulpolitisch engagiert hattest (klingst manchmal so, Fachschaft Lehramt oder so...), dann sollten dir doch Sachzwänge mehr als bekannt sein? Man kann doch nicht mal so mal so Studienplätze schaffen, Menschen einstellen, eine Wiederbesetzungsfrist drastisch verkürzen, nur, weil wir der Meinung sind, dass es ein dringendes Fach sei, usw...
    und die qualifizierten Leute wachsen nicht auf Bäumen, nur weil man plötzlich Leute in einem "neuen" Gebiet braucht (Fachdidaktik zb)

  • Es ist rechtlich nicht möglich je nach Bedarf den NC nach anderen Kriterien zu regeln

    Ist es nicht?


    Weil ich wissen wollte, wie hoch der NC für Grundschule an den Unis zurzeit ist, habe ich mir gestern Übersichten verschiedener Unis angesehen.
    Jede Uni regelt es selbst und es ändert sich jedes Jahr ... vermutlich je nach Anwahl der Plätze.


    Meistens gibt es je Fach einen NC, egal womit man dann im Lehramt kombiniert.


    An der Uni Hildesheim wird beim Studiengang für Lehramt der NC aus 60% Abitur (allgemein) und 40% für die Benotung der zu studierenden Fächer (je 20%) gebildet,
    das dann bei jeder Fächerkombination neu, sodass jede Fächerkombi einen eigenen NC zu haben scheint.


    (lehramtsunabhängig: Für einen Bachelor im Bereich Philosophie-Künste-Medien wird übrigens die Bewertung des Motivationsschreibens auf 40% gesetzt)


    Das spricht doch durchaus für einen gewissen Spielraum der einzelnen Unis.

  • chilipaprika: Ab dem Jahr 2017 wurden in Hessen die Studienplätze für Grund- und Förderschullehramt verdoppelt. Das zeigt, dass es zumindest einen gewissen Spielraum gibt, dessen Realisierung je nach Studienplatz zumindest deinem letzten Beitrag zufolge von rechtlichen und logistischen Voraussetzungen abhängt.

  • Jetzt kann man sich fragen, wieso die Wähler das nicht abstrafen...

    Weil sie es nicht kapieren bzw. das Problem nicht sehen.

    Was man zumindest sagen kann, ist das an den Universitäten entsprechend nach Bedarf ausgebildet werden sollte, und da kann ich nur zustimmen

    OT (und gar nicht böse gemeint): Das ist ein schönes Beispiel für einen Satz, den man dank des falsch geschriebenen "dass" zwei Mal lesen muss.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

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