Keine Lehrer, keine Ausbildungsplätze - aber enorm viele Studienabbrecher

  • Als ich diese beiden Aussagen heute las, staunte ich nicht schlecht.


    Der Studie zufolge brechen an der Universität Rostock 15 Prozent der Studierenden für das Lehramt an Grundschulen ihr Studium nach dem dritten Fachsemester ab - nach dem zehnten Fachsemster sind es 30 Prozent. Im Lehramt für Regionale Schulen verlassen 40 Prozent der Studierenden ihr Studium nach dem dritten Semster, nach dem zehnten Semester fehlen hier bereits mehr als 70 Prozent der Studierenden. An der Universität Greifswald brechen mehr als die Hälfte der Studierenden das Lehramtsstudium für Regionale Schulen nach dem dritten Fachsemester ab. Nach dem zehnten Fachsemester steigt diese Quote auf 85 Prozent. Von den Studierenden, die Gymnasiallehrer werden wollten, fehlen an der Universität Rostock nach dem zehnten Fachsemester rund 65 Prozent - an der Universität Greifswald waren es 55 Prozent.


    https://www.ndr.de/nachrichten…tudium,lehraemter102.html

    Trotz Lehrermangels bekommen viele Interessenten an einem Lehramtsstudium keinen Platz an einer Berliner Hochschule. Das geht aus Zahlen der Universitäten hervor. Demnach wurden in Berlin zum Wintersemester etwa 3.100 Interessenten für ein Lehramtsstudium neu zugelassen. Allerdings haben die Humboldt-Uni und die Freie Universitätallein für das Grundschullehramtsstudium rund 5.500 Bewerbungen abgelehnt. ... Auch in der Vergangenheit kamen aus Kapazitätsgründen tausende Bewerber nicht zum Zuge.


    https://www.rbb24.de/politik/b…mtsstudium-abgelehnt.html

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

    Einmal editiert, zuletzt von Das Pangolin ()

  • Es hieß doch immer, wir brauchen die Verbeamtung und deutlich höhere Gehälter, um den Lehrerberuf wieder attraktiver zu machen und den Lehrermangel zu beseitigen und nun liest man da, a) Interessenten werden in Massen abgewiesen und b) Lehramtsstudenten brechen massenhaft ihre Ausbildung ab - trotz Verbeamtung und/oder A 13 für alle (in MeVo und Berlin ja gegeben).


    Wie soll denn so der Lehrermangel gelindert oder gar beseitigt werden? Was läuft da falsch?

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  • So uninteressant ist die Frage gar nicht mal.


    Warum wollen so viele nach Berlin, wenn "anderswo im Osten" so viele abbrechen/verschwinden?



    Tja, woran mag das wohl liegen?


    Vielleicht daran, dass es eben "der Osten" ist, wo viele der Auffassung sind, dass da keine Zukunft ist/der Hund begraben ist/zuviele Neonazis rumlaufen/...?
    Vielleicht sollte dann "der Osten" mal was an seinem "Image" arbeiten.
    Ich kenne einige Leute, die zwar zB in Sachsen aufgewachsen sind, aber quasi mit Schulabschluss "froh waren, da raus zu sein".
    Ich kanns verstehen.


    Gegenfrage - sehen die Werte im Westen ähnlich schlimm aus? Wenn nein, bestätigt das meine These.
    Da du ja gerne Statistiken liest und zitierst, hast du da mal eine sinnvolle Hausaufgabe.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Vielleicht daran, dass es eben "der Osten" ist, wo viele der Auffassung sind, dass da keine Zukunft ist/der Hund begraben ist/zuviele Neonazis rumlaufen/...?
    Vielleicht sollte dann "der Osten" mal was an seinem "Image" arbeiten.
    Ich kenne einige Leute, die zwar zB in Sachsen aufgewachsen sind, aber quasi mit Schulabschluss "froh waren, da raus zu sein".
    Ich kanns verstehen.

    Wieso kannst du das verstehen? Wie oft warst du für längere Zeit hier in Sachsen? Ich kenne viele, die wieder zurück gekommen sind und noch mehr, die hier geblieben sind.


    Das hilft bei der Fragestellung wenig.

  • Wieso kannst du das verstehen? Wie oft warst du für längere Zeit hier in Sachsen? Ich kenne viele, die wieder zurück gekommen sind und noch mehr, die hier geblieben sind.
    Das hilft bei der Fragestellung wenig.

    Gut, dann kennst du eben andere Beispiele. Ich habe zB vor nicht allzu langer Zeit auf einer Veranstaltung hier in NRW Oberstufenschülerinnen aus dem "tiefsten Sachsen" (kleines Kaff in der Nähe von Görlitz) kennengelernt, die konkret darauf aus waren, da schnellstmöglich "weg" zu kommen, und ein Studium zB hier in NRW aufnehmen wollten. Zitat "Das Abi mach ich da noch, aber dann bloß in ne echte Stadt im Westen". Der Hinweis auf die Ost-Großstädte wie bspw. Dresden oder Leipzig wurde ebenso abgetan ("Nee, ich halts hier einfach nicht mehr aus"), und Berlin wurde zwar erwogen, aber da scheint dann ja quasi der ganze Osten hin zu wollen, was das "überlaufene" erklären könnte.


    Natürlich sind die Punkte die ich genannt habe, Mutmaßungen. Ich war durchaus schon mal selbst in Sachsen (und auch in den anderen Ost-Bundesländern) - leben wollen würde ich da nicht, kann ich also verstehen. Wird sicherlich noch andere Gründe haben, aber da die Statistiken im Ausgangsposting ja den Osten behandeln, geht es doch um den Osten, und nicht Gesamtdeutschland.

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  • Ich frage mich an solcher Stelle immer, wie die Zahlen entstehen.


    Schon vor 30 Jahren geisterten solche Zahlen durch die Medien und waren Grund genug, noch mal nachzuhaken, ob jemand wirklich gewillt sei, ein Studium aufzunehmen, wo doch so viele abbrechen würden.


    Später kam heraus, dass selbst nach erfolgter Prüfung erwartet wurde, dass man sich exmatrikuliert, ansonsten würde dies als Abbruch gezählt. Da dies nicht allgemein bekannt war und man sich ja auch immer wieder zu Beginn des Semesters beim Amt melden musste, dürften etliche nach der Prüfung ohne explizite Abmeldung verschwunden sein.
    Wie das wohl inzwischen im weit digitaleren Zeitalter gemacht wird?


    Die nächste Frage ist, wie viele der vermeintlichen Abbrecher womöglich Wechsler sind,
    weil sie Fächer oder Schwerpunkt verändern, aus veränderten Interessen oder als Quereinstieg in begrenzte Fächer oder weil sie von Aufnahmeprüfungen (Kunst, Musik, Sport, Sprachen) vorab nichts wussten oder eine 2. Chance genutzt haben,
    weil sie in eine ganz andere Richtung studieren wollen und dies erst jetzt am Studienorte entdecken oder auch auf einen Zugang gewartet haben,
    weil sie den Studienorte wechseln,
    weil sie tatsächlich merken, dass ihnen ein Studium nicht liegt oder es für sie nicht zu leisten ist, weil sie weitere Belastungen oder Interessen haben,
    oder weil sie aus unterschiedlichen Gründen jetzt einen Ausbildungsplatz annehmen wollen oder können, der ihnen auch ein duales bzw. bezahltes Studium ermöglichen könnte.


    Während die Studierenden, die aus Akademikerfamilien kommen, von bestimmten Kniffen wissen und einen späteren Wechsel schon vorab in Kauf nehmen,
    erfahren andere ggf. erst am Studienort, welche Möglichkeiten sich ihnen bieten.

  • Es hieß doch immer, wir brauchen die Verbeamtung und deutlich höhere Gehälter, um den Lehrerberuf wieder attraktiver zu machen und den Lehrermangel zu beseitigen und nun liest man da, a) Interessenten werden in Massen abgewiesen und b) Lehramtsstudenten brechen massenhaft ihre Ausbildung ab - trotz Verbeamtung und/oder A 13 für alle (in MeVo und Berlin ja gegeben).


    Wie soll denn so der Lehrermangel gelindert oder gar beseitigt werden? Was läuft da falsch?

    wenn man sich nur die krassen Beispiele sucht, dann kann man auch einen krassen Widerspruch kreieren.


    Wenn man sich aber die Zahlen gemittelt über ganz Deutschland anschaut ist die Abbruchquote im Lehramt doch recht moderat. https://idw-online.de/en/attachmentdata66127.pdf

  • wenn man sich nur die krassen Beispiele sucht, dann kann man auch einen krassen Widerspruch kreieren.
    Wenn man sich aber die Zahlen gemittelt über ganz Deutschland anschaut ist die Abbruchquote im Lehramt doch recht moderat. https://idw-online.de/en/attachmentdata66127.pdf


    Das ist klar. Man kann sich immer die Zahlen suchen, die einem am besten in den Kram passen. :) Und man kann immer versuchen, die Zahlen, die einem nicht in den Kram passen, irgendwie kleinzureden, wegzureden, schlechtzureden usw. Eine gewisse Skepsis ist jedoch immer berechtigt. Man weiß ja nicht, wer stellt was warum wie dar? Aber glaube mir bitte, s3g4, ich habe gar nicht nach diesen Zahlen gesucht, sondern bin darauf gestoßen, als ich etwas ganz anderes suchte, nämlich die Zahl der abgelehnten Lehramtsstudenten. Tausende übrigens. Trotz Lehrermangels!


    Jetzt habe ich noch mal schnell gegoogelt und finde diesen Artikel. Aber das ist nicht speziell fürs Lehramt.


    40 Prozent aller Studienanfänger brechen ab
    Die Zahl der Studierenden in Deutschland ist so hoch wie noch nie. Und trotzdem, die OECD mahnt die Bundesrepublik seine Akademikerquote zu erhöhen. Aber das geht auf Kosten vieler, die eigentlich gar nicht studieren wollen.


    https://www.br.de/fernsehen/ar…her-studienfrust-100.html

    Hat zumindest nicht speziell mit dem Osten zu tun. Dass der erste Beleg von einer ostdeutschen Uni stammt bzw. von zweien ist Zufall gewesen bzw. Google zu verdanken gewesen. (Für alle Fälle: Rostock und Greifswald liegen übrigens nicht in Sachsen.)


    Aus dem hippen Berlin wiederum lese ich hier:


    Absolventenzahl reicht bei weitem nicht

    Es werden wohl noch einige Jahre vergehen, bis die größere Anzahl von Studienanfängern so weit ist, ihren Abschluss zu machen. Denn die Studienplatzzahl wurde erst vor einigen Jahren ausgeweitet. Im Grundschullehramt beispielsweise an der Humboldt-Uni von 120 auf zunächst 300 und künftig auf 400. Bis 2022 sollen berlinweit 2.000 Absolventen mit Lehramt abschließen.In einer Antwort auf die schriftliche Anfrage der CDU-Abgeordneten Hildegard Bentele teilte der Berliner Senat mit, 2017 hätten 736 Lehramtsstudenten mit einem Master oder Staatsexamen abgeschlossen. Die Zahlen seien damit im Vergleich zu den Vorjahren gesunken.


    https://www.rbb24.de/politik/b…ldung-universitaeten.html


    Aber gerade Berlin hat doch den größten Lehrermangel, wie ich so lese und höre. Trotz all der Maßnahmen der letzten Jahre?!? (Und nur 120 Ausbildungsplätze bis noch vor Kurzem???)

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  • wenn man sich nur die krassen Beispiele sucht, dann kann man auch einen krassen Widerspruch kreieren....

    ... und hier finde ich etwas aus Sachsen-Anhalt, Großstadt Magdeburg, speziell zur Lehrerausbildung:


    Die Zahl 800 ist nicht unumstritten. Auch weil bislang nur gut 60 Prozent der Lehrämtler ihr Studium durchziehen, hatte eine Expertenkommission 1200 Plätze empfohlen ...


    https://www.volksstimme.de/sac…uers-lehramt-in-magdeburg

    Hier also 40% Studienabbrecher.

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  • ...dass die beiden Städte nicht in Sachsen liegen weiß ich auch, nur hatte ich eben mit Leuten aus Sachsen und nicht auch Meck Pomm gesprochen...


    Aber die Antwort auf diese "Frage" solltest du doch selber kennen.
    Natürlich fehlen massiv Lehrkräfte. Überall.
    Die Regierung ist schlicht nicht bereit, das dafür erforderliche Kapital in die Hand zu nehmen.
    Es geht nicht nur darum, Interessenten mehr zu bieten, sondern auch entsprechend viele Stellen anzubieten, und den dafür erforderlichen Etat bereitzustellen.


    Dass das seit Jahren des Rummerkelns nicht getan wird, ist kein Geheimnis.
    Warum "die Wähler" da nicht reagieren... etwas Spekulatius... mangelnde Bildung aufgrund zu schlechter Beschulung führt zu politischer Unfähigkeit (und Unverständnis der Demokratie), schlimmstenfalls zu sinnbefreiten Protestwahlen irgendwelcher Möchtegernparteien am rechten Rand, die außer Polemik nix auf der Pfanne haben (wer in Geschichte nicht gepennt hat schaue mal gut 80 Jahre zurück, da kann nachgelesen werden, was das zur Folge hatte).


    Nur...
    diese "Fragen" (samt Antworten) bringen "hier" eher wenig.
    Denn du kannst davon ausgehen, dass das Gros der Lehrkräfte diese Problematik kennt.


    Werde lieber aktiv, bring deinen SuS Demokratie bei, erkläre ihnen unsere Verfassung und auch unsere Verantwortung, was nicht wieder passieren darf, usw usf.
    Dass junge Leute durchaus etwas bewegen wollen, wissen wir spätestens seit Greta. Liegt also nicht am "Unwillen". Möglicherweise aber am Frust. Und da sind irgendwelche "Zitate" nicht hilfreich. Lass dir doch mal selbst was sinnvolles einfallen. Und wenn du das nicht kannst, überlass den "Job" denen, die es können.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Gut, dann kennst du eben andere Beispiele. Ich habe zB vor nicht allzu langer Zeit auf einer Veranstaltung hier in NRW Oberstufenschülerinnen aus dem "tiefsten Sachsen" (kleines Kaff in der Nähe von Görlitz) kennengelernt, die konkret darauf aus waren, da schnellstmöglich "weg" zu kommen, und ein Studium zB hier in NRW aufnehmen wollten. Zitat "Das Abi mach ich da noch, aber dann bloß in ne echte Stadt im Westen". Der Hinweis auf die Ost-Großstädte wie bspw. Dresden oder Leipzig wurde ebenso abgetan ("Nee, ich halts hier einfach nicht mehr aus"), und Berlin wurde zwar erwogen, aber da scheint dann ja quasi der ganze Osten hin zu wollen, was das "überlaufene" erklären könnte.
    Natürlich sind die Punkte die ich genannt habe, Mutmaßungen. Ich war durchaus schon mal selbst in Sachsen (und auch in den anderen Ost-Bundesländern) - leben wollen würde ich da nicht, kann ich also verstehen. Wird sicherlich noch andere Gründe haben, aber da die Statistiken im Ausgangsposting ja den Osten behandeln, geht es doch um den Osten, und nicht Gesamtdeutschland.

    Ich kenne auch einige, die hier nicht weg wollen und nicht umzingelt sind von Neonazis. Und Menschen aus NRW ist auch noch kein Heiligenschein gewachsen.


    Du möchtest nicht in Sachsen leben und ich nicht in NRW. Schön, dass wir das nun wissen.

  • Ich kenne auch einige, die hier nicht weg wollen und nicht umzingelt sind von Neonazis. Und Menschen aus NRW ist auch noch kein Heiligenschein gewachsen.
    Du möchtest nicht in Sachsen leben und ich nicht in NRW. Schön, dass wir das nun wissen.

    Ich weiß auch nicht,,was diese grabenkämpfe sollen. Ich könnte mir grundsätzlich jedes BuLa zum arbeiten vorstellen. Ich sehe da irgendwie keinen Unterschied, ob ich in NRW Dortmund vom Ali vor den Zug geschubst werde oder in Leipzig vom Hans mit ner Fackel gejagt. Ich finde beides doof.
    Aber vielleicht muss man im Osten wohnende, um das beurteilen zu können :D Ich kann nur für NRW sprechen und da hat mich bisher noch nicht der große Fluchtreflex gepackt. Man hört hier nur gelegentlich mal von Refis die das BuLa wechseln, weil sie Angst haben irgendwo im Pott an einer Brennpunktschule zu landen.

  • Die Abbruchquoten sind doch kein Wunder, gilt Lehramt doch immer noch vielen als Verlegenheitsstudium.
    Sorgen macht mir da eher der Anteil an ungeeigneten Leuten, die nicht abbrechen.

    Ich finde eine Abbrecherquote von 14% in Studiengängen die zum 1. Staatsexamen führen und 15% in Bachelorstudiengängen ehrlich gesagt super niedrig... Dass manche Hochschule in manchen Studiengängen da drüber hinaus schießen ist normal und hat erstmal nicht mit dem Lehramt zu tun.

  • Ein Blick in dieses Dokument relativiert die Zahlenwerte bzw. hilft diese einzuordnen über die Abbruchquoten einzelner Hochschulen hinaus. Offenbar sind die Abbruchquoten in Bachelorstudiengängen erheblich höher, als in Staatsexamensstudiengängen, an Universitäten höher, als an Fachhochschulen. Die Lehramtsstudiengänge sind nicht getrennt aufgeführt, lassen sich aber ja probemlos einordnen nach Art des Abschlusses.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Es hieß doch immer, wir brauchen die Verbeamtung und deutlich höhere Gehälter, um den Lehrerberuf wieder attraktiver zu machen und den Lehrermangel zu beseitigen und nun liest man da, a) Interessenten werden in Massen abgewiesen und b) Lehramtsstudenten brechen massenhaft ihre Ausbildung ab - trotz Verbeamtung und/oder A 13 für alle (in MeVo und Berlin ja gegeben).

    Das ist doch nur wild spekuliert. Da kann man sich ohne vernünftige Untersuchung alles Mögliche zusammenreimen, ich hätte da auch ein paar Gründe:


    - Viele Studierende beschäftigen sich erst im Studium wirklich damit, was es heißt Lehrer zu sein, und brechen dann ab, wenn sie sich die mittlerweile immensen pädagogischen Anforderungen, die der Beruf mit sich bringt, erst einmal klar machen


    - Da alle seit der Studie von Wößmann wissen, dass mittlerweile nur noch die "schlechtesten" Abiturienten Lehrer werden wollen, fangen dann tatsächlich verstärkt schlechte Abiturienten mit dem Lehramtsstudium an ("Für alles andere bin ich zu blöd!") und scheitern dann, da einem auch im Lehramtsstudium nichts geschenkt wird.


    - Viele clevere Lehramtsstudenten merken, dass sie mit ihrem Talent in anderen Studiengängen mehr Geld bei weniger Arbeit verdienen können und wechseln das Studium.


    - Lehramts-Studierende bekommen von ihrem Umfeld vermittelt, dass das Lehramtsstudium nur etwas für Loser ist und satteln unter dem gesellschaftlichen Druck um.


    - Lehramts-Studierende haben keine Lust, lebenslang die Sündenböcke für gesellschaftliches Versagen zu sein, und reißen das Ruder herum, bevor es zu spät ist.


    - Lehramts-Studierende, die ja in der Regel das Gymnasium besucht haben, machen ihr ersten Praktikum in einer Haupt- oder ähnlichen Schule und haben danach genug davon.


    Ohne nähere Untersuchungen können es alle möglichen Gründe sein.


    Gruß !

  • Vielleicht sollte dann "der Osten" mal was an seinem "Image" arbeiten.

    Vielleicht sollten "der Westen" bzw. die "Westmedien" den Osten nicht permanent und systematisch verächtlich machen.
    Das treibt ja im Moment nach den dortigen Landtagswahlen und im Hinblick auf den 3. Oktober wieder mal ziemlich Blüten.


    Ansonsten.... vielleicht funktioniert das "mit dem Abi für alle" ja doch nicht so wie gewünscht.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Schon zu meiner Zeit (ich habe vor dem Mauerfall studiert :rotwerd: ) war es so, dass etwa nur die Hälfte, die mit mir das Studium angefangen haben, auch tatsächlich Lehrer wurden. Manche haben erst mal Lehramt studiert, weil sie auf einen Studienplatz in Medizin gewartet haben, zu Hause wohnen bleiben wollten oder nichts besseres wussten. Dann haben sie entweder doch den erhofften Studienplatz bekommen oder wussten, was sie NICHT werden wollen und haben gewechselt. Manche haben auch das Ref. abgebrochen, weil es in BY echt stressig war/ist, vereinzelte haben sogar das Ref. beendet und dann beschlossen, dass sie das nicht noch 40 Jahre weiter machen wollen. Das entscheiden und beschließen zu können, davor ziehe ich den Hut.

  • oder wussten, was sie NICHT werden wollen und haben gewechselt.

    Noch ein Grund:
    Bei uns gab es bereits im 1. Semester verpflichtendes Schulpraktikum mit Hospitationen und eigenen Unterrichtsstunden.
    Es gab auch Studierende, die nach erfolgreicher Ausbildung ihren Traum des Lehramtes nach den ersten eigenen Unterrichtsstunden begraben haben und in ihre vorherige Firma zurückgekehrt sind.


    Heutzutage ist an vielen Unis ein "Orientierungspraktikum" vorgeschaltet, sodass die Studierenden früher in die Schulen gelangen und Einblick erhalten.

  • Vielleicht sollten "der Westen" bzw. die "Westmedien" den Osten nicht permanent und systematisch verächtlich machen.Das treibt ja im Moment nach den dortigen Landtagswahlen und im Hinblick auf den 3. Oktober wieder mal ziemlich Blüten.


    ...


    Das finde ich auch. Vor allem wundere ich mich, wieso wir hier gleich wieder eine Ost-West-Debatte haben. Ich habe (anfangs) lediglich Daten von zwei Unis aus dem Osten zitiert. Ich habe keine Ost-West-Debatte bzw. Der-Osten-ist-schuld-Debatte angezettelt. Würden Daten von einer Uni aus dem alten Westen auch dazu führen, dass man sofort schriebe, da müsste der Westen wohl mal an seinem Image arbeiten? Oder der Norden, wenn ich von einer Hamburger Uni zitierte?


    ...Nur...
    diese "Fragen" (samt Antworten) bringen "hier" eher wenig.
    Denn du kannst davon ausgehen, dass das Gros der Lehrkräfte diese Problematik kennt. ...


    In allen Debatten zum gegenwärtigen Lehrermangel wird immer von sehr vielen gesagt, das läge an den schlechten Gehältern. Manche wie ich mein(t)en, das läge an den belastenden Arbeitsbedingungen. Wenn stimmt, was du sagst, dass das Gros der Lehrkräfte weiß, dass viele Interessenten für ein Lehramtsstudium mangels Ausbildungsplätzen abgewiesen werden (Tausende!) und von den angenommenen Lehramtsstudenten wiederum ein so großer Teil gar nicht bis zum Ende kommt (aus allen möglichen Gründen), dann heißt das doch auch, dass die Behauptung, es läge an den schlechten Gehältern bewusst falsch vorgebracht wird, wenn auch aus verständlichem "Eigennutz", denn das Gros der Lehrkräfte kennt ja die in den Auszügen genannte Problematik, wie du sagst.


    Mich haben diese Daten eher umgestimmt. Es liegt weder an angeblich schlechten Gehältern noch an den belastenden Arbeitsbedingungen. Unsere Gehälter sind gut und sie sind es aus Sicht eines Abtiturienten, der i.d.R. außer in einer Ferienarbeit und später in einem Studentenjob noch gar nichts verdient hat, super. Die Arbeitsbedingungen kennen sie auch eher vom Hörensagen, vielleicht noch am besten, wenn sie aus einer Lehrerfamilie kommen. Ansonsten lernen sie es ja erst kennen, wenn sie selber Lehrer sind. Die Gründe, die also für den Lehrermangel angeführt werden, sind aus Sicht derer formuliert, die bereits Lehrer sind und nennen, was sie selber stört und was sie gerne anders hätten. Es sind nicht die Gründe, warum junge Leute nicht auf Lehramt studieren! Das zeigen auch die vielen Seiteneinsteiger, die sich weder von den Gehältern noch von den Arbeitsbedingungen "abschrecken" lassen!


    Wenn man weiß, dass man mehr Lehrer braucht und wenn man weiß, dass die Abbrecherquoten beim Lehramtsstudium immer schon hoch waren, wie jetzt manche einwerfen, um die Daten kleinzureden, ja dann hätte man doch erstrecht die Zahl der Ausbildungsplätze erhöhen müssen. Erhöhen angesichts des gestiegenen Bedarfs und erhöhen angesichts der Studienabbrecherquote. Aber das Gegenteil ist geschehen. Überall (oder nur bei uns im Osten?) wurden Stellen an Schulen gestrichen und überall wurden Studienplätze reduziert, ja ganze Studiengänge geschlossen, weil man glaubte, die Schülerzahlen würden sinken, mindestens bis das Jahr 2015 kam.


    DAS sind doch die Gründe für den Lehrermangel! Und DAS belegen meine beiden Auszüge, die mich in dem geschilderten Ausmaß überrascht haben!

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

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