Einsatz von Moodle, insbes. Schulorganisation

  • Hallo,
    mich würde mal interessieren, bei wem von Euch an der Schule Moodle im Einsatz ist und ob ihr es (außer für den Unterricht) auch für Schulorganisation einsetzt.


    Mir ist klar, dass Moodle mit einer ausgewachsenen Groupware nicht mithalten kann. Aber die Kalendermöglichkeiten (insbesondere, weil jeder Kurs ja einen eigenen Kalender haben kann) sind trotzdem nicht schlecht, mit etwas Geschick kann man (so stelle ich es mir vor) gut die Verantwortlichkeit für bestimmte Teilkalender verteilen und jeder kann die Kalender abonnieren (in diesem Fall: Dem entsprechenden Kurs, der in diesem Fall mehr eine Organisationseinheit ist, beitreten) oder nicht.


    Falls Ihr Euch bewusst für eine andere Lösung entschieden habt (vielleicht, obwohl bei Euch sogar Moodle für E-Learning verwendet wird), würde mich natürlich interessieren, warum und welche Lösung.


    Moodle selbst als E-Learingtool steht für mich nicht in Frage (das hat sich bei uns sehr bewährt), und ich würde es schön finden, wenn alle, die Moodle insgesamt für ungeeignet halten, dies hier nicht nochmal extra betonen müssten.


    Danke für Eure Beiträge!

  • Wir haben es nicht. Ich kenne es allerdings von den beiden Schulen, an denen ich Z-Kurse belegt habe. Dort wurde es auch für die Teilnehmer der Z-Kurse benutzt (im Prinzip aber ausschließlich als Dateiablage).

  • Nachtrag:
    Falls/Wenn Logineo kommt, dann könnten alle Schulen in NRW moodle bekommen. Wenn ich es allerdings richtig im Kopf habe, dann wollten die etwa 500,- pro Jahr für die moodle Installation habe. Ich finde gerade leider die Preisliste von logineo nicht.

  • Wir haben Moodle an der Schule. Hauptsächlich wird es kollegiumsintern genutzt, um Unterlagen allen im Kollegium zugänglich zu machen. Im Unterricht findet es kaum Verwendung bislang.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Wir haben Moodle an der Schule. Hauptsächlich wird es kollegiumsintern genutzt, um Unterlagen allen im Kollegium zugänglich zu machen. Im Unterricht findet es kaum Verwendung bislang.

    Habt ihr einen anderen digitalen Kalender, oder läuft das bei Euch analog?

  • Nein, wir haben Kalender in Papierform. ;) Hängt im L-Zimmer aus + haben alle zu Schuljahresbeginn erhalten. Zusätzlich werden in den regelmäßig per Mail versandten Elternbriefen M(mindestents 1x monatlich) aktuelle Termine die für SuS/Eltern relevant sind genannt. Vor Prüfungszeiträumen und anderne "Großkampftagen" gibt es auch nochmal eine Rundmail ans Kollegium mit Terminhinweisen, wobei auch da die letztliche Planung ausschließlich analog aushängt.


    Viele KuK nutzen noch nichtmal den digitalen Stundenplan, da würde ein digitaler Kalender wohl manche momentan überfordern.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Wir verwenden Moodle im Unterricht, für die Lernenden werden Hausaufgaben und Prüfungstermine im Kalender eingetragen. Außerdem stelle ich ihnen Material zur Verfügung, Musterlösungen, Links zu Videos oder Internetseiten usw. Die anderen Funktionen wie das Wiki oder das Multiple Choice benutze ich gelegentlich, aber selten.


    In der Schulorganisation verwenden wir Outlook, die ganze Terminplanung läuft darüber.

  • Die Frage ging ursprünglich an mich als PM. Ich finde aber, so etwas sollte öffentlich diskutiert werden, deshalb habe ich um genau das gebeten und antworte hier jetzt öffentlich und ausführlich.


    1. Schulische Gegebenheiten


    Unsere Schule ist ein Weiterbildungskolleg und Abendgymnasium in NRW. In unserer Schulform gibt es den Bildungsgang "abitur online" für den 50% des Präsenzunterrichts durch Online-Arbeit an einer Lernplattform ersetzt werden. Abitur online wurde vor ca. 20 Jahren eingeführt und bewährt sich auch im Rahmen des Zentralabiturs sehr gut.


    2. Software


    Für abitur online wurde vom Dienstherren nach Plattformen anderer Anbieter (Fronter, Eigenproktion von Cornelsen/Klett) eine Kombination aus Logineo und Moodle bereitgestellt. Moodle ist ein internationales Opensource Projekt einer mächtigen Lernplattform, Logineo ein Bündel aus verschiedenen Opensource Anwendungen, die von einem Systemhaus zu einer Dachanwendung zusammengefügt und mit einer zentral durch das Land bereitgestellten Moodle-Plattform verknüpft wurden.


    Die Ausgabe von Logineo, die die abitur online-Schulen verwenden, ist nicht identisch mit der geplanten Software Logineo NRW. Sie ist allerdings nach dem, was man von der Medienberatung hört, sehr ähnlich und das, was ich hier beschreibe, kann als Anhalt für die geplante NRW-weite Version genommen werden.


    3. Die Plattform im allgemeinen Schulbetrieb


    Logineo und Moodle waren ursprünglich für den reinen abitur online-Betrieb vorgesehen. Da sich die Software bewährt hat, haben wir an unserer Schule, so wie die meisten anderen aol-Schulen auch, beschlossen, die Anwendung auf den Kollegbetrieb auszuweiten. Die Einführung hat sich als nicht unkomplex erwiesen, verläuft aber nach einigen Jahren(!) zunehmend erfolgreich.


    4. Die Tauglichkeit der einzelnen Komponenten


    Bei der Betrachtung der Software muss man klar zwischen dem Logineo-Bündel und Moodle unterscheiden. Logineo behinhaltet folgende hauptsächlich relevante Komponenten: eine Email/Kalender-Funktion, eine Dateiablage, Mitteilungs und Newsfunktionen.


    Vorweg muss man sagen, dass Logineo für mediendidaktische Anwendungen vollkommen ungeeignet ist, für Fragen der Schulorganisation und -entwicklung bestenfalls rudimentär. Am wichtigsten ist die Email und Kalender-Funktion, da dadurch sämtliche Schulangehörigen, Lehrer wie Schüler, mit einer Dienstmail versehen sind, die den Vorgaben des Datenschutzbeauftragten des Landes entsprechen. Dadurch ist es ohne Bedenken möglich, auch sicherheitsrelevante Angelenheiten, z.B. Krankmeldungen, Klassenberichte oder Leistungsberichte über Email zu versenden. Die webbasierte Oberfläche der Mailfunktion sieht wie unten aus, es ist aber auch möglich, den Emailserver über lokale Mailapplikationen einzubinden, so dass man z.B. auf seinem Smartphone Dienstmails empfangen kann.



    Auch der Kalender hat sich als sehr erfolgreich erwiesen. Es ist möglich, zentral geführte Kalender einzurichten, die die Anwender mit aktualisierten Angaben versehen. Die Gestaltung und Organisation dieser Kalender im Unterschied unterschiedlicher Bildungsgänge und Zuständigkeitsbereiche hat einiges an Planungs- und Entwicklungsarbeit erfordert, in der Alltagsanwendung bewährt sich das Konzept aber, vor allem, da sich die Kalender dynamisch in lokale Umgebungen importieren lassen.(Auf meinem Smartphone habe ich die aktuellen Schulkalendereinträge in der Kalender-App). Schulinnenpolitisch besteht natürlich das Problem, mit den technisch illiteraten KollegInnen umzugehen. Nach Maßgabe der Schulleitung wird zu Semesteranfang wird ein Papierkalender auf einem Din-A4 Blatt ausgehändigt, zusammen mit der Auflage, dass die KollegInnen für dessen Aktualisierung selbständig verantwortlich sind, nach den Informationen, die sie per Email oder Mitteilungsordner im Lehrerzimmer finden. Die Akzeptanz des Online-Kalenders steigt, es steht zu hoffen, dass analog der mittlerweile vollständigen Akzeptanz der Email-Korrespondenz die Verweigerer der vorwiegend alten Generation über die biologische Lösung verschwinden. Angehängt ein typischer Kalender Bildschirm der Web-Applikation:



    Die dritte zentrale Funktion ist die Dateiablage. Sie hat sich im Alltagsbetrieb für alle Zwecke als wertlos erwiesen. Vermutlich wurde diese Lösung vom Dienstherren deshalb gewählt, weil sie potenziell einen landesweiten Materialpool, der über Schlagwortsuche in jeder Schule für jedes hochgeladene Material abrufbar ist. Dieses Prinzip scheitert aber schon an unserer Schule, da der Zugriff auf die Dateiablage zu unkomfortabel ist. Von der technischen Entwicklung her handelt es sich hier im Grunde um einem FTP-Server auf dem Stand der frühen Neunziger, wobei aber im Gegensatz zu diesen alten Dateiservern keine direkte Verlinkung über die URL möglich ist. Der User kann also nicht auf die Materialien per Mausklick aus anderen Zusammenhängen heraus zugreifen, sondern muss sich individuell durch die Verzeichnishierarchien durchklicken. Abgesehen davon, dass der Download von Materialien von einer "PDF-Schleuder" in modernen IT-Zusammenhängen nicht mehr dem Stand der Zeit entspricht, ist das von der Usability her unzureichend. Die Dateiablage wird also weder bei uns, noch meines Wissens an anderen abitur online-Schulen verwendet. Da sich bei Logineo-NRW meines Wissens in der Sache nicht ändert (auf einer Veranstaltung wurde ein Einwand meinerseits vom zuständigen Vertreter mit "jaja, wir nehmen das zur Kenntnis" beantwortet), wird die Dateiablage auch weiterhin in Schulen, die fortgeschrittene IT-Organisation betreiben, ungenutzt bleiben.


    Die Newsfunktionen werden von uns nicht benutzt, da all ihre Funktionalität sehr viel besser von Moodle erfüllt wird.


    5. Logineo hinter den Kulissen


    Bei der Einführung von IT-Plattformen in Schulen muss immer die Administration der Plattformen mitgedacht werden. Systemadministration in Schulen ist eine große Arbeitsbelastung. Unsere Schule entspricht von Größe und Komplexität einem größeren mittelständischen Betrieb; Betriebe dieser Größe leisten sich für diese Art von Arbeiten in der Regel einen IT-Beauftragten, der in Vollzeit die Infrastruktur wartet und entwickelt. In Schulen ist das natürlich nicht möglich; ich und meine zwei Admin-KollegInnen bearbeiten unsere Pflichten für jeweils zwei Entlastungsstunden, d.h. wir sind auf mächtige Werkzeuge und zügige Arbeit angewiesen.


    Die Admin-Seite von Logineo ist leider auch in dieser Hinsicht vollkommen unzureichend. Begründet mit den Vorgaben des Datenschutzbeauftragten werden dem Admin sämtliche wichtigen Werkzeuge aus der Hand geschlagen. Es gibt keine vernünftigen Datenexporte oder Importe, auch andere Grundfunktionen werden nicht bereitgestellt: zum Beispiel gibt es keine automatisierte Zurücksetzung für verlorene Passworte, so wie sie bei jedem hobbyistisch Forum bereitstehen. Als Logineo-Admin muss man alles händisch bearbeiten und das ist zu den Semesterwechseln eine Hundearbeit. Innerhalb der ersten zwei Monat habe ich ca. einhundert Kundenkontakte in meiner Sprechstunde.


    Auch die Userverwaltung zu den Semesterwechseln inklusive der durch unsere Schulform bedingten hohen Userfluktuation wird durch Logineo unzureichend bewältigt. Da ich, und für diese Entscheidung beglückwünsche ich mich bei jeder Gelegenheit!, darauf verzichtet habe, auf den durch den Betreiber bereitgestellten Funktionen des Schild-Exports zu verzichten und stattdessen diese Aufagaben durch csv-Exporte und Importe durchführe, werden mir zahlreiche Knoten und Probleme, die von anderen Admins berichtet werden, erspart. Allerdings kostet mich das natürlich andere Arbeit, genau so wie die üblen Hacks, die ich zwischen Logineo und den überlegenen Moodle-Funktionen entwickeln muss, um die böswilligen Beschränkungen der Logineo-Funktionen zu umgehen.


    6. Summa summarum


    Eigentlich könnte das Paket Logineo/Moodle eine sinnvolle Arbeitserleichterung für die IT-Entwicklung der Schulen hin zu "Schule 4.0" darstellen. Das Problem ist, dass die technischen Gegebenheiten und die bereitgestellten Werkzeuge dies zumindest im Kontext von Logineo weitgehend verhindern. Ursächlich für dieses Problem ist wahrscheinlich, dass die relevanten Entscheidungen nicht mit dem Hintergrund von technischem und organisatorischem Sachverstand getroffen wurden sondern mit politischer und finanzieller Maßgabe im Kopf. Die Kombination von Open Source und billigem Anbieter (das Kommunale Rechenzentrum Kamp Lintfort) war billig. Open Source ist allerdings nur ohne kompetenten Serviceanbieter billig und das wurde gewählt. Das Rechenzentrum ist nur deshalb billig, weil eine völlig unzureichende Anzahl von Mitarbeitern eine gigantische Menge von Aufgaben bewältigen soll. Und, wer billig wählt, bekommt billig. Das ist die Situation, mit der wir arbeiten.



    (Die Arbeit mit Moodle erfolgt im zweiten Teil.)

  • Ach, du gute Güte, so lange habe ich das hier liegengelassen! :rotwerd:



    Ok., dann frisch an die Tastatur.



    7. Was ist Moodle? Wo ist das Problem bei Moodle?



    Ich möchte darüber nicht so viel schreiben, was Moodle eigentlich ist, die meisten hier wissen zumindest theoretisch, wie Online-Lernplattformen funktionieren, auch wenn sie keine Erfahrung in Onlinedidaktik haben, die eine komplexe Angelegenheit ist und wo man für sinnvollen Einsatz viel praktische Erfahrung braucht. Oder keine Vorstellung von den technischen Gegebenheiten haben.



    Falls jemand Interesse an detaillierteren Erklärungen hat, sagt einfach Bescheid ich kann gerne alles mögliche dazu berichten, auch von den technischen Hintergründen.



    Moodle wird uns abitur-online Schulen des zweiten Bildungsweges in einer durch das Rechenzentrum verschränkten Variante bereitgestellt: die Benutzerverwaltung geschieht über Logineo - Klassenverbände und angemeldete User werden automatisiert an Moodle weitergereicht, so dass man in der Schulpraxis einfache Möglichkeiten hat, nicht nur Kurse, sondern auch Lehrerarbeitsgruppen, Fakos etc. zu verwalten und für Moodle bereitzustellen. Das ist für die Organisation der Schule sehr hilfreich.


    Die Funktionen von Moodle überschneiden sich mit denen von Logineo; es gibt ein Nachrichtensystem auf Moodle und Moodle-Kalender, die aber ungenutzt sind, weil wir die gut eingeführten Funktionen von Logineo verwenden, die oben beschrieben habe.


    Moodle ist extrem mächtig und lässt sich, anders als oft gesagt, auch mit visuell ansprechenden Oberflächen gestalten. Ich bin eigentlich noch keiner schulischen Aufgabe begegnet, für die sich Moodle als Online-Werkzeug nicht geeignet hätte. Damit ist aber ein Problem verbunden, nämlich die technische Komplexität. Man kann gefühlt 5000 Einstellungen vornehmen, wenn man die Schreibrechte z.B. in einem Moodlekurs hat. Die sind aber auch gleichzeitig alle sichtbar, was eine sehr große Einstiegshürde für Erstbenutzer bietet. Ich kann etwas selbstgefällig von mir sagen, dass ich 41 Jahre Erfahrung im Umgang mit Computern habe, aber ich habe mehrere Monate gebraucht, bis ich die Oberfläche einigermaßen flüssig bedienen, gestalten, geschweige denn administrieren konnte.


    Wenn man in der Schulorganisation Moodle verwenden möchte, ist man darauf angewiesen, dass eine größere Zahl von KolegInnen mit der Plattform mehr als rein rezeptiv umgehen kann. Das heißt, dass kontinuierlich und zeitnah ein Helpdesk und ein First-Level-Support bereit stehen muss. Bei uns übernehme für die Moodle-Seite ich diese Aufgabe für zwei Entlastungsstunden.


    Außerdem ist dafür ein großer Bedarf an Schulung notwendig. Wir sind als abitur-online Schule zumindest in der vorteilhaften Position, dass durch das Landesinstitut für Schule in Soest regelmäßig Einführungen für zukünftige abitur-online Lehrer gegeben werden und dass unsere Schulleitung diese Möglichkeit nutzt, um das entsprechende Know-How im Kollegium möglichst breit zu verteilen. Gleichzeitig muss bei der Überlegung, wie Moodle bei der Schulverwaltung eingesetzt wird, immer mitbedacht werden, dass kontinuierliche Begleitung und Hilfe bei technischen Problemen ein sine qua non ist. Der Helpdesk ist eine extrem wichtige und extrem zeitaufwändige Funktion in der Schule. Bei uns übernehme ich, wie gesagt, diese Aufgabe primär für Moodle und sie wird sehr gut angenommen. Aber dafür muss es aus zeitlichen Gründen Entlastung geben: ich bekomme zwei Entlastungsstunden, die bekannermaßen nur symbolischen Wert haben, aber ich halte mich auch aus allen anderen schulischen Aufgaben zurück. Das Arrangement funktioniert bei uns.


    8. Moodle im Unterricht


    In abitur-online ist Moodle ohne Frage Selbstverständlichkeit, gut funktionierende Selbstverständlichkeit. Im Normalbetrieb arbeiten wir daran, Moodle auch im Unterricht der Präsenzschule zu etablieren; einerseits, um den Unterricht hin zur "digitalen Schule" und "Mediendidaktik 4.0" zu entwickeln. Andererseits, um eine Möglichkeit zu finden, Unterrichtsausfälle und langfristige Vertretungen leichter zu kompensieren und das Kollegium darüber zu entlasten. In der Erwachsenenbildung ist das ein realistisches Ziel, weil selbstorganisierte Arbeit in höherem Maße von den Studierenden erwartet werden kann.


    Ich setze Moodle regelmäßig in meinem Unterricht auch im Präsenzunterricht ein. Meine Kurse dienen der Kommunikation und der Bereitstellung von Links und Materialien. Ebenfalls verwende ich vorbereitete Eintragungen als Unterrichtsmedien und sammle Unterrichtsergebnisse direkt auf der Plattform.


    Es gibt zwei Hauptkritikpunkte, die von KollegInnen geäußert werden:


    a) Dass die Sammlung von Materialien und das Führen der Kurse Zusatzarbeit verursacht. Das ist ganz bestimmt richtig, wenn man den Moodle-Kurs als etwas versteht, was man zu Hause zusätzlich zur üblichen Durchführung und Nachbereitung seines Unterrichts macht. Ich spare mir diese Arbeit, indem immer in der laufenden Stunde meinen Laptop oder mein Ipad mit dem Präsentationsboard verbinde und direkt in die Moodle-Seite Eintragungen, Links, Materialverknüpfungen mache. Für die Studierenden meiner Kurse ist diese Form der Dokumentation und Arbeit mitlerweile selbstverständlich geworden und wenn ich als Lehrer die Stunde beende, ist die Online-Arbeit getan, weiterer Arbeitsaufwand ist nicht notwendig.


    Das Problem bei der Sache ist offensichtlich, dass an der Schule ein funktionierendes WLAN zur Verfügung stehen muss oder aber Klassenraumcomputer mit Internetzugang. Damit steht und fällt dieser Einsatz. Ein Außengebäude unserer Schule hat kein Wlan, so dass ich dort meine persönliche Smartphone-Bandbreite zur Verfügung stelle. Das ist natürlich ein Unding, aber die Arbeitsersparniss wiegt für mich die Kosten auf. Geht aber langfristig trotzdem nicht.


    b) Die Lerner ignorieren die Plattform und nutzen sie nicht. Das ist ganz bestimmt ein großes Problem. Online-Plattformen, egal in welchem Zusammenhang, leben immer von ihren Usern. Das gilt genau so für die Moodle-Plattform einer Schule. Deshalb muss die Plattorm erstens für die Lerner-User ständig sichtbar sein. Und sie muss zweitens motivieren, sich einzuloggen und die Plattform zu nutzen.





    Um das umzusetzen, wähle ich zwei Strategien. Erstens, das, was ich oben unter a) gesagt habe, dass ich die Plattform im Unterricht als Live-Mitschnitt nutze. Wenn ich Bemerkungen der Studierenden untereinander höre - "Warum schreibst du das mit, das ist doch auf Moodle" - oder selber Anfragen entsprechend beantworte - "Stellen Sie das auch auf Moodle?" "Schauen Sie doch mal, was mache ich gerade?" - dann habe ich in der Hinsicht Erfolg. (Man kann darüber diskutieren, ob es tatsächlich einen Lernwert darstellt, wenn die Schüler die Tafelanschrift abmalen. Will ich hier nicht.) Dadurch wird jedenfalls den Lernern kontinuierlich die Plattform als Teil des Unterrichts und der Möglichkeit der Wiederholung bewusst und sie entwickeln ein Interesse, sich Zugang zu dem Unterrichtsverlauf über das Online-Angebot zu verschaffen.



    Die zweite Strategie kann man wohl als eine Art von wohlmeinender Erpressung beschreiben. Dass Lerner ihre Arbeitsblätter verlieren, ist unter Lehrern wohlbekannt. Ich stelle meine Arbeitsblätter online zur Verfügung und weigere mich, nach der betreffenden Unterrichtsstunde weitere Materialien auszuteilen. "Laden Sie es sich herunter". Ansagen, Termine und sonstige Informationen nenne ich nur einmal in der betreffenden Unterrichtsstunde. Wer nicht da ist, muss sich online informieren oder hat Pech gehabt. Diese Form der Erpressung funktioniert gut, so lange die Schule auch Computer bereitstellt, für den Fall, dass die Lerner nicht über eigene Hardware verfügen. Das kann bei uns im 2. Bildungsweg durchaus der Fall sein. Andererseits nimmt dieses Problem gegenüber der Situation von vor 10 Jahren, als ich mit Online-Unterricht begonnen habe, zunehmend ab. Es ist heutzutage eigentlich Standard, dass Lerner Internetzugriff haben.


    Ganz generell ist es schwierig, eine Lernplattform wie Moodle oder andere als Selbstverständlichkeit in der Unterrichtsarbeit zu etablieren. Die pädagogische Freiheit ist in unserem Schulsystem ein hohes Gut und das bedeutet, dass man Lehrer kaum zwingen kann, diese Möglichkeiten zu nutzen. Aus Schulleitungs- und Koordinationsperspektive kann man nur über die Schiene arbeiten, dass den KollegInnen die Online-Plattform nicht als Bürde erscheint sondern als Mehrwert in ihrem Interesse. Das heißt, der "didaktische Mehrwert", ohnehin ein fragwürdiger Begriff!, ist nicht relevant, sondern nur der individuelle Nutzen zur Arbeitsersparniss. Dies ist aber nicht über Druck möglich sondern nur über den Zug durch produktive Beispiele. In anderen Worten, man braucht eine Kerngruppe von KollegInnen, die über Beispiele die Vorteile immer wieder im Kollegium demonstrieren und kommunizieren.

  • 9. Moodle in der Schulverwaltung

    Die Schulorganisation und -verwaltung ist etwas, was das Kollegium nach innen betrifft. Es lässt sich sehr viel über Dienstanweisungen regeln und ein Internetzugang des Lehrers kann heutzutage genau wie seine telefonische Erreichbarkeit vorausgesetzt werden. Weil in der Schule nicht nach Befehl und Gehorsam gearbeitet werden kann - dumme Schulleiter versuchen das immer wieder und scheitern - muss man das Kollegium lenken und ziehen: z.B. wird bei uns der Terminplan für das Semester am Anfang des Halbjahres ausgeteilt, aber nur unter gleichzeitiger Belehrung, das Updates und Veränderungen nur Online benachrichtig werden. Weitere Informationen, z.B. die Stundenpläne individueller KollegInnen, die Raumverteilung, die Stundenpläne einzelner Schienen etc. sind de facto nur online verfügbar. So wird ein Druck aufgebaut, die Moodle-Plattform zur Information für die Alltagsarbeit zu nutzen.

    Eine andere Funktion ist bei uns gerade in der Einführung und ist wahrscheinlich problematischer umzusetzen: die Reservierung von Geräten und Räumen soll per Online-Dialog gestaltet werden. Wir werden sehen, ob das funktioniert.




    Was auf jeden Fall jetzt gut funktioniert, ist die Informationsverteilung via Moodle-Foren, die als Bericht über die Dienstmail versandt wird. Jede KollegIn erhält jeden Tag eine gesammelte Mail mit den Beiträgen für die Foren, in denen sie eingetragen ist: das Lehrerzimmer-Forum gehört verpflichtend dazu. Das bedeutet, dass zusammen mit der dienstlichen Verpflichtung, die Mail zur Kenntnis zu nehmen, versichert ist, dass alle KollegInnen die relevanten Informationen zur Kenntnis nehmen. Wenn jemand die Mails nicht liest, hat er oder sie halt Pech gehabt.

    Ansonsten haben unsere Arbeitsgruppen Möglichkeiten in Moodle, Informationen und Listen nach Bedarf zu verbreiten. Wie dies gestaltet wird, hängt von den Bedarfen der Arbeitsgruppen ab. Die entsprechenden Rechte müssen die Admins, d.h. mein Kollege und ich, organisieren. Aber die Möglichkeiten haben sich bis jetzt bewährt und sind schon integraler Bestandteil unserer Schulorganisation geworden.

    In anderen Worten: Moodle hat sich als Werkzeug für schulische Arbeit bewährt und kann an unserer Schule eigentlich nicht mehr weggedacht werden.

    Wenn es Fragen gibt, immer mal zu!

  • Liebes Meerschwein,


    erst mal vielen Dank für den ausführlichen Beitrag!


    Etwas "schade" für mich: Ihr verwendet einen anderen Kalender. Welche Vorteile hat der Logineo Kalender?


    Bei uns ist die Situation die folgende: Wir haben Moodle seit ca. 4 Jahren. Jeder der möchte, kann es einsetzen, keiner muss es tun. Es wird in diesem Rahmen gut angenommen, überwiegend als Datenschleuder, zur Kommunikation mit den Schülern (Whatsapp ist hier offiziell verboten zur Lehrer-Schüler-Kommunikation, und ich finde das auch gut so), teilweise aber auch für "richtiges" E-Learning.


    Ich möchte gleich anfügen, dass es sich aus meiner Sicht nicht bewährt hat, "Unterrichtsmitschnitte" (das wären bei mir dann digitale Tafelbilder, die ich von vielen Stunden habe) auf Moodle hochzuladen. Dies führte zu einer Bequemlichkeit (steht ja eh auf Moodle), die Leute haben das dann teilweise ausgedruckt, aber davon ist es ja noch nicht durchgearbeitet.


    Ich mache das daher nur, wenn viele Schüler fehlen, oder wenn ich konkret danach gefragt werde. Ich sage immer, dass ich auf Nachfrage die digitalen Tafelbilder hochlade. Dann muss sich der Schüler aber noch selbst drum kümmern (eben nachfragen), das ist mehr Eigenaktivität und Eigenverantwortung, als wenn es der Lehrer eh tut.


    Unser Plan war nun, im Laufe des kommenden Jahres mehr Verbindlichkeit in den Bereich Digitalisierung zu bringen. Zum Verwenden von Moodle als Unterrichtsplattform wollen wir niemanden zwingen (das fände ich persönlich auch fragwürdig), aber im Bereich Schulorganisation könnte Digitalisierung auf Dauer Arbeit sparen - aber eben nur, wenn man es verbindlich einsetzt.


    Der ursprüngliche Plan war, für den Kalender (und für noch ein paar Sachen) Nextcloud zu verwenden. Da gibt es aber technische Probleme (die auszuführen hier zu weit führen würde), weswegen ich nun darüber nachdenke, ob man diesen Teil nicht auch mit Moodle machen könnte.


    Der Kalender in Moodle ist nicht ganz so "schick" wie der in Nextcloud (im Sinne von: Nicht so responsiv, es gibt mehr Interaktivität in ganz modernen Web-Kalendern), aber trotzdem - aus meiner Sicht - schon wirklich gut.


    Also: Warum der Logineo Kalender, nicht der Moodle-Kalender?


    Dank + Gruß, goeba

  • Etwas "schade" für mich: Ihr verwendet einen anderen Kalender. Welche Vorteile hat der Logineo Kalender?
    [...] Der Kalender in Moodle ist nicht ganz so "schick" wie der in Nextcloud (im Sinne von: Nicht so responsiv, es gibt mehr Interaktivität in ganz modernen Web-Kalendern), aber trotzdem - aus meiner Sicht - schon wirklich gut.
    Also: Warum der Logineo Kalender, nicht der Moodle-Kalender?

    Ich war bei der Entscheidungsfindung damals zwar beteiligt, aber ich kann mich ums Verrecken nicht an die genauen Gründe erinnern, das ist ja schon ein paar Jährchen her. Es könnte damit zusammengehangen haben, dass wir uns schulischerseits damals noch mehr von Logineo und seinen Gruppenfunktionen erhofft hatten, was sich dann aber anders entwickelt hat. Vielleicht war auch ein Grund, dass bei Logineo die Email- und Kalenderkomponenten sich an einem Ort befinden und vom äußeren her ein wenig "Outlook-Feeling" haben, was wir als Faktor mitbedacht haben, um "entwicklungs-resistente" KollegInnen besser ins Boot zu holen.


    Wir wollen in der Schule zwei Dinge vom Kalendersystem:
    1. Die Möglichkeit unterschiedliche Kalender für unterschiedliche Zwecke dynamisch von Arbeitsgruppen führen zu lassen.
    2. Die Möglichkeit Kalender dynamisch beim Anwender mit lokaler Software synchronisieren zu lassen.


    Ziel war erstens - weg vom albernen Terminzettel auf zwei Din A4 Blättern zu Beginn des Semesters in der Lehrerkonferenz, der nach zwei Wochen schon die ersten Veränderungen aufwies und nach zwei Monaten überhaupt nicht mehr verlässlich war, so dass man immer wieder im archaischen Mitteilungsordner im Lehrerzimmer nachgucken musste.


    Zweitens - die Nutzung durch individuelle Smartphones. Ich kann den Kalender nicht nur auf meinem Laptop einsehen sondern eben auch auf meinem Telefon, wenn ich irgendwo in der Wallachai bin.


    Beide Anforderungen werden sowohl von Moodle als auch von Logineo voll erfüllt. (Hier ein Link zu einer Dokumentation der Moodle Kalenderfunktion und die Kalendereinbindung bei Outlook)


    Dass der Moodle-Kalender nicht so schnittig daherkommt wie kommerzielle Lösungen, ist korrekt. Das gilt auch für Logineo, aber das erfüllt seinen Zweck, wie auch der Moodle-Kalender seinen Zweck erfüllen würde.

  • @meerschein nele:
    Schöner Beitrag. (Hätte allerdings etwas gekürzt werden können, da mehrere Informationen doppelt geschrieben wurden.)


    Raumplanung für die Informatikträume machen wir übrigens schon lange online. Wird gut angenommen. (Machen zwar nicht mit moodle, aber da wird das wohl nicht groß anders sein.)


    PS:
    Ist es gewollt, dass du uns u.a. deine letzten Youtube-Videos, deine konkrete Schule, deinen vollen Namen und das Foto von dir auf den Bildschirmfotos präsentierst? Oder ist das absichtlich geändert? Bei "Nele" hatte ich bisher immer an eine Frau gedacht.


  • Ist es gewollt, dass du uns u.a. deine letzten Youtube-Videos, deine konkrete Schule, deinen vollen Namen und das Foto von dir auf den Bildschirmfotos präsentierst? Oder ist das absichtlich geändert? Bei "Nele" hatte ich bisher immer an eine Frau gedacht.

    Ja, ich habe da kein Problem mit. Und das mit dem Namen passiert öfter. :)

  • Wir wollen in der Schule zwei Dinge vom Kalendersystem:
    1. Die Möglichkeit unterschiedliche Kalender für unterschiedliche Zwecke dynamisch von Arbeitsgruppen führen zu lassen.
    2. Die Möglichkeit Kalender dynamisch beim Anwender mit lokaler Software synchronisieren zu lassen.

    Das ist genau das, was mir auch wichtig ist.
    Hinzu kommt, dass (über die Selbsteinschreibung) dann jeder die Kalender bekommen würde, die für die jeweilige Person wichtig sind.


    Die Frage ist aber, ob das dann für den durchschnittlichen Kollegen zu kompliziert wird. Ich (zugegeben, ich befinde mich auf der technisch versierteren Seite) finde es zumutbar, sich zu Schuljahresbeginn zu überlegen, welche Gruppen einen selbst betreffen und sich da ein bzw. auszutragen. Sonst müsste das ja alles von Admins erledigt werden.


    Der Vorteil von Moodle ist in unserem Fall definitiv, dass viele es an der Schule schon benutzen. Total genial wäre es, wenn man das Webmail-Frontend auch noch in Moodle integrieren könnte (was wiederum in Nextcloud kein Problem ist), dann hätte man alles auf einer Plattform.


    Also, irgend jemand hier mit umfangreichem Moodle-Kalender-Einsatz?

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