Ref finanziell überleben

  • Guten Tag,


    ich spiele mit dem Gedanken, nun doch als Lehrer an die Schule zu gehen. Aber mir stellt sich die Frage, wie das finanziell zu meistern ist. Vielleicht gibt es Wege, dich mir bisher verborgen blieben?
    Zu meiner Situation: Ich bin 39, habe mal in Bayern Wirtschaftspädagogik mit Wirtschaftsinformatik studiert. Das ist etwas mehr als 10 Jahre her. Nach dem Diplom bin ich direkt in die Wirtschaft. Mittlerweile habe ich da aber keine wirkliche Lust mehr zu. Gesucht werden scheinbar reichlich Informatiklehrer für Berufsschulen, also im Prinzip genau das, was ich mal gelernt habe, und zwar so händeringend, dass es in Bayern derzeit ein Quereinsteigerangebot gibt. Sowohl als Quereinsteiger, als auch auf regulärem Weg, führt der Weg an die Tafel aber über den Vorbereitungsdienst. Und das ist ein Problem, denn finanziell ist das zwei Jahre lang nicht tragbar. 1.4xx Euro, davon ab mindestens noch KK, das reicht im Großraum München nicht einmal, um die Miete zu bezahlen. Jemanden, der mich da finanziell auffangen könnte, gibt es nicht.


    Und so frage ich mich, gibt es eine Lösung für dieses Problem, abseits von "Privatschule", "unter der Brücke schlafen" oder "die Seele dem Teufel verkaufen", die ich noch nicht kenne und mir noch niemand verraten hat?


    Gruß
    DerHorst

  • Und so frage ich mich, gibt es eine Lösung für dieses Problem, abseits von "Privatschule", "unter der Brücke schlafen" oder "die Seele dem Teufel verkaufen", die ich noch nicht kenne und mir noch niemand verraten hat?

    Umziehen.

  • 1.Umziehen/Ref deutlich außerhalb Münchens mache
    2. Vor dem Ref im jetzigen Job genügend beiseite legen und Ersparnisse mitverwenden
    3.Berechtigung für Wohngeld/ALG II (aufstocken) prüfen und ggf.beantragen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Hallo DerHorst,


    du hast Recht, das Ref ist finanziell äußerst bescheiden - man muss sich da immer vor Augen führen, dass es eine Ausbildung ist und Ausbildungen nie finanziell wirklich prall bezahlt werden. Du darfst, wenn du ihn dir genehmigen lässt, einen Nebenjob ausüben, der aber nur einen geringen Stundenumfang betragen darf. Reich wirst du damit nicht. Daher würde ich dir an der Stelle raten: Sprich mal mit deiner Frau/deinem Mann, ob diese(r) nicht bereit wäre, die Stundenanzahl aufstocken, sodass dieser zumindest übergangsweise zum Haupternährer der Familie wird! Ist zwar vermutlich eine Umstellung, aber nur zeitlich beschränkt, ehe du eine Planstelle mit Vollzeitfunktion erhältst. Und ja, München ist seeehr teuer. Mir tut es auch immer leid, wer da wohnen muss...


    Mit freundlichen Grüßen


    PS: @Berufsschule93 kann mehr dazu sagen, aber wenn ich richtig verstand, werden die meisten Referendare in Bayern erst einmal in den Großraum München geschickt. Umziehen ist da wohl eher nicht drin, gerade mit Familie...

    Einmal editiert, zuletzt von Lindbergh ()

  • Ich musste im Ref auch in München ein halbes Jahr unterrichten. Ich blieb in meiner alten Wohnung und pendelte ... war nicht lustig (bei ca. 2 Stunden einfacher Fahrt), ging aber für ein halbes Jahr.

  • Umziehen kommt nicht in Frage, ich wohne bereits im Münchner Umland und hier ist man froh, wenn man überhaupt eine Wohnung hat. Seit ich hier wohne hat sich die Referenzmiete um mehr als 50% erhöht, für weniger Geld gibt es eigentlich nur noch einen Tiefgaragenstellplatz... Die Option "unter der Brücke schlafen" hatte ich ja schon zu Beginn ausgeschlossen ;) Und wie geschrieben, jemand der mich finanziell auffangen könnte, ie zB Partner/in, ist nicht vorhanden. Ich bin auf mich allein gestellt.

  • Evtl. an Berufsschulen anders ... aber am Gymnasium wird man in ganz Bayern verschickt, wenn man Pech hat. Da geht es ohne Umziehen oft nicht.


    Ich bin mir nicht sicher, aber erkundige Dich mal, ob Du Wohngeld beantragen könntest.


    Im Notfall auch: Nebenjob vom Schulleiter genehmigen lassen ...

  • Mit "Umziehen" meinte ich eigentlich: Ganz woanders hin. Es gibt ja noch andere Bundesländer. Wenn Du Dir ein Kleinstadtseminar in der Provinz suchst, kannst Du von dem Geld gut leben + wohnen.

  • Mit "Umziehen" meinte ich eigentlich: Ganz woanders hin. Es gibt ja noch andere Bundesländer. Wenn Du Dir ein Kleinstadtseminar in der Provinz suchst, kannst Du von dem Geld gut leben + wohnen.

    in anderen Ländern gibt es auch noch den sogenannten Seiteneinstieg. Sofort viel Unterricht (ich glaub bei uns 18h), das Ref eher "nebenher". Garantiert Saumäßig und anfangs für die SuS katastrophal, weil da Leute VÖLLIG ohne Ausbildung jenseits des fachlichen unterrichten, aber man verdient halt deutlich mehr als normale Refs.

  • Das Referendariat in Bayern ist wegen dieser Umzieherei leider wirklich heftig.


    Einer meiner ehemaligen Berufsschullehrer, auch ein Wirtschaftspädagoge in Bayern, ist jeden Tag fast 1,5 h einfachen Weg mit dem Auto gefahren. Du musst leider hier immer damit rechnen nach München eingesetzt zu werden, da dort der Bedarf einfach höher ist.


    https://studien-seminar.de/ind…uptmenue-seminarschulen-i


    Im ersten Jahr bist du an einer Seminarsschule. Das kannst du für dich selbst herausfinden wo du eingesetzt werden kannst. Danach aber im Einsatzjahr kann man dich überall in Bayern einsetzten, so wie ich es verstanden habe.


    Das Ref in einem anderen BL zu machen, kann auch nach hinten losgehen. Hier dauert das Ref 2 Jahre, in anderen BL meistens 1,5 oder so. Das könnte dazu führen, das du hier die restliche Zeit als Angestellter erstmal nacharbeiten müsstest. Zudem kriegt man glaube ich einen Malus.

  • Oder als Friseur oder Altenpfleger oder Azubi oder...
    Es gibt viele Wenigverdienende und nicht jeder hat Familie, die einen finanziell unterstützt.


    Ich glaube nicht, dass jeder Friseur in München automatisch eine gutverdienende Partnerin hat.

  • Man lebt halt als Queer-/Seiteneinsteiger i.d.R. nicht mehr in einer Studentenbude oder bei Muttern. Das ist halt nicht bei denen angekommen, die eine entsprechende Nachwuchsförderung für den Lehrerberuf unterlassen haben und jetzt unbedingt Seiteneinsteiger haben wollen.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_)Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • im großraum münchen gibt es viele refis, da es hier viele seminarschulen gibt. die leben alle noch und verdienen eher weniger als du verdienen würdest. für 600 bekommst du ein wg-zimmer, für 500 eins außerhalb. mit etwas suchen für denselben preis auch eine kleinere 1-zimmer-wohnung, wenn es nicht eben schwabing oder haidhausen sein muss. problem ist eher die dauer der suche als die finalen preise...


    sonst halt vorher was ansparen und parallel arbeiten, die chefs genehmigen verwandte jobs in der wirtschaft an der bs vermutlich ohne probleme, ist aber von der stundenzahl her deutlich gedeckelt.


    wird schon, das haben schon viele vor dir geschafft. warum du nicht auch?

  • Wohnung in München untervermieten für die Zeit des Refs und für einen Platz am Seminar in Cham oder so bewerben. Da ist die Wohnung erstmal nicht weg und in Cham kommt man mit dem Refgehalt über die Runden.

  • Eh du solche Kapriolen überhaupt durchdenkst...
    ...wie "provokant" traust du dich zu sein? Hast du Chuzpe?


    Schreib einen "offenen Brief" an den zugehörigen CSU-Pinsel, der zuletzt laut gequakt hat, wie dringend doch Lehrkräfte (Seiteneinsteiger) gesucht werden. Inhalt: Eine Kostenaufstellung deines Lebens gegenüber dessen, was du als Ref hättest, und dann der Tenor "und wie stellen sie sich vor dass das funktionieren soll?". Denn du bist sicherlich kein Einzelfall.
    Den Brief dann gleichzeitig an den besagten CSU'ler und die zugehörigen Presseorgane, und dann mal auf Reaktion warten.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • lieber Horst,


    So wie du es beschreibst ging es mir vor 5 Jahren. Ich war 34, hatte nach dem Studium schon ein paar Jahre was anderes gearbeitet und war ein regelmäßiges Einkommen gewöhnt. (Mit entsprechenden Ausgaben dazu) Das hat mich tatsächlich ne Weile abgeschreckt.


    Es war dann alles viel weniger schlimm. Die Krankenkasse hat nur 85 Euro gekostet und die Abzüge waren niedriger als erwartet. Im ersten Jahr stimmt deine Kalkulation mit knapp 1.400 Euro wahrscheinlich. Im zweiten Ref-Jahr hast du die Chance deutlich mehr zu verdienen, da du bis zu 8 (meistens 6-7, ich glaub 8 darf man nur 1-2 Mal) Stunden pro Woche zusätzlich unterrichten darfst. Die meisten Schulen nutzen das dankbar aus. Die 6-7 Stunden bekommst du zusätzlich bezahlt, ich meine es müssten etwas über 30 €/Stunde sein. Wenn du also in einem Monat ohne Ferien 4 Wochen * 6 Stunden * 30 € rechnest, dann kommt einiges bei rum. Leider gibts das zusätzliche Geld nicht, wenn Ferien sind, oder der Unterricht ausfällt.


    Ich würde an deiner Stelle versuchen fürs 1. Jahr ein Bisschen vorher zu sparen und im 2. Jahr kann man ja auch ein wenig ins Minus rutschen, wenn sich abzeichnet, dass es ab September mit der Planstellen klappt.


    Für mich hat sich der Schritt zur Schule auf jeden Fall mittlerweile persönlich, aber auch finanziell mehr als gelohnt.


    P.S. ich schreibe als Wirtschaftspädagoge aus Bayern, also exakt dein Fall.

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

  • Eh du solche Kapriolen überhaupt durchdenkst...
    ...wie "provokant" traust du dich zu sein? Hast du Chuzpe?


    Schreib einen "offenen Brief" an den zugehörigen CSU-Pinsel, der zuletzt laut gequakt hat, wie dringend doch Lehrkräfte (Seiteneinsteiger) gesucht werden. Inhalt: Eine Kostenaufstellung deines Lebens gegenüber dessen, was du als Ref hättest, und dann der Tenor "und wie stellen sie sich vor dass das funktionieren soll?". Denn du bist sicherlich kein Einzelfall.
    Den Brief dann gleichzeitig an den besagten CSU'ler und die zugehörigen Presseorgane, und dann mal auf Reaktion warten.

    Klingt nett, bringt kurzfristig dem TE aber mit Sicherheit nullkommagarnix, weil auch eine CSU nicht "mal eben" höhere Bezüge für Anwärter im Seiteineinstieg aus dem Ärmel schütteln kann, die im Haushalt nicht vorgesehen sind und diesen halt über den Einzelfall hinaus in zahlreichen Fällen belasten werden. Dafür malen die politischen Mühlen dann doch zu oft zu langsam.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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