Kann der Arbeitgeber mich zur Heirat zwingen?

  • "Danke, das habe ich bereits geklärt. Weitere Auskünfte erteilt Herr/Frau XYZ. Ich begleite Sie gerne zu einem Gespräch in sein/ihr Büro."


    Dann sollte Ruhe im Karton sein. Was hinter deinem Rücken passiert, kannst du sowieso nicht beeinflussen.

  • Freut mich, dass die Sache geklärt ist und du jetzt wieder beruhigt schlafen kannst.
    Leg dir eine passende Antwort zurecht, denn die Mitarbeiterin wird dich früher oder später sicher wieder ansprechen.

    Ich würde ihr den Amorelie-Adventskalender empfehlen. Version "selflove".

  • Es liegt ja am Gesetzgeber festzulegen, wie weit man kirchlichen Trägern Sonderrechte im Arbeitsrecht zugestehen möchte.


    Das "kirchliche Arbeitsrecht" ist schon längst festgelegt; die Großkirchen genießen da ganz erhebliche Privilegien, die sogar in die in der Verfassung verbrieften Grundrechte eingreifen, z.B. das Streikrecht, die Religionsfreiheit oder den Schutz von Ehe und Familie. Nota bene! Dieses Arbeitsrecht gilt nicht für jede religiöse Insitution - man muss hinschauen, wer genau da nun Schulträger ist.


    Und Aufgabe des Gesetzgebers kann natürlich nicht sein, irgendwelche reliigöse Sonderrechte zu verteilen sondern im Gegenteil, die längst überfällige Abschaffung religiöser Privilegien voranzutreiben. Zum Glück gibt es da mittlerweile einen gesellschaftlichen Gegenwind und auch die neuere Rechtsprechung beginnt sich in eine rationale Richtung zu drehen. Der EuGH hat da ja ein sehr klares Zeichen mit seinem Diskriminierungsverbot gesetzt.

  • @Meerschwein Nele: Das Chefarzturteil muss man schon etwas genauer lesen. Der EUGH hat gesagt, dass es nicht sein kann, dass an katholische Mitarbeiter strengere Maßstäbe gestellt werden, als an nicht-katholische Mitarbeiter (und in quasi allen Tendenzbetrieben arbeiten inzwischen mehrere Konfessionen oder (Krankenhäuser) Religionen), die finden sonst einfach nicht genügend Leute (das gilt auch für Lehrer, die eine verkündungsnahe Tätigkeit ausüben). Für alle dieselben strengen Maßstäbe wäre ok, nur gibt das eben das Kirchenrecht nicht her (wer nicht katholisch ist, kann nicht gezwungen werden den CIC zu befolgen).

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • @Meerschwein Nele: Das Chefarzturteil muss man schon etwas genauer lesen. Der EUGH hat gesagt, dass es nicht sein kann, dass an katholische Mitarbeiter strengere Maßstäbe gestellt werden, als an nicht-katholische Mitarbeiter (und in quasi allen Tendenzbetrieben arbeiten inzwischen mehrere Konfessionen oder (Krankenhäuser) Religionen), die finden sonst einfach nicht genügend Leute (das gilt auch für Lehrer, die eine verkündungsnahe Tätigkeit ausüben). Für alle dieselben strengen Maßstäbe wäre ok, nur gibt das eben das Kirchenrecht nicht her (wer nicht katholisch ist, kann nicht gezwungen werden den CIC zu befolgen).

    Ziemlich viele Worte für die Aussage "der EuGH hat festgestellt, dass die Kirche nicht aus religiösen Gründen diskriminieren darf". Aber wenn du das brauchst, um dir schönzureden, dass so Grundrechte auch im kirchlichen Arbeitsbereich zu gelten haben, dann nur zu...

  • Im nicht-verkündungsnahen Bereich, ja. Einem Lehrer an einer katholischen Schule wird aber etwas mehr abverlangt, als dem Oberarzt in der Chirurgie. Und als ich das letzte Mal geschaut habe, war das hier ein Forum für Lehrer. ;)

    If you look for the light, you can often find it.
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  • Aber darf das denn für jeden Lehrer (=jedes Fach) gelten oder geht es nicht nur um spezifische Fächer?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Religionslehrer an allen Schulen und Lehrer an eigenen Schulen zählen alle als sendungsnah, auch wenn mein Sendungsauftrag in Mathematik sicherlich als kaum existent bezeichnet werden kann. Da bringen vielleicht manche Klausuren Schüler näher ans Gottvertrauen, aber das ist jetzt eher ungeplant.

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  • Die Schule hat eine bestimmte Zielgruppe und diese Gruppe hat halt spezifische Moralvorstellungen.

    Die Zielgruppe für eine Schule sollten doch Menschen sein, die etwas lernen wollen.


    Ich sehe Schule als staatliche Aufgabe. der Staat sollte die Schulen betreiben, um sicher zu stellen, dass die dort vermittelten Inhalte mit unserem Rechtssystem vereinbar sind und auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. Irgendwelchen Gruppen zu ermöglichen ein paralleles Bildungssystem zu betreiben, in dem dann davon abweichende Thesen vertreten werden, ist schon absurd für einen demokratsichen Rechtsstaat.


    Innerhalb eines staatlichen Bildungswesen hat jeder dei Möglichkeit, nach seinen "Moral"vorstellungen zu leben, so lange diese im Einklang mit dem Rechtssystem stehen. Wer nur verheiratet mit seinem Partner zusammenleben möchte, soll das tun. Wo ist das Problem. Jungen Menschen in der Schule zu vermitteln, dass man nur so leben könne, ist aber etwas anderes. Wo ist dafür die Rechtfertigung?


    Und noch ganz etwas anderes ist es, von anderen zu verlangen, ihr Leben nach diesen Vorstellungen zu gestalten. Und das ist's, worum es bei diesen Moral genannten Ideen ghet. Man möchte anderen Vorschriften für ihr Leben machen. Und dafür gibt es keine Rechtfertigung aus einem Arbeitsverhältnis.


    Es gibt durchaus "Tendenzbetriebe", Parteien und Zeitungen fallen mir als erstes ein, bei denen die Meinung Teil des Geschäfts ist. Daraus lässt sich die Verpflichtung der Mitarbeiter innerhalb des spezifischen Meinungsspektrums tätig zu sein ableiten. Aber wie ist das, wenn ein Verlag einen Autohandel betreibt, um Gewinne zu reinvestieren? Müssen dann die Autoverkäufer auch dessen Meinung vertreten, oder machen die ganz etwas anderes?


    Innerhalb der Religionsgemeinschaften können solche Thesen gerne verbindlich sein, in einer Schule hat so etwas nichts verloren.

  • Aber ich verstehe grundsätzlich schon, dass kirchliche Institutionen auch auf eine kirchliche Hochzeit pochen. Das fällt ja nunmal in deren "Kernaufgabenbereich" und wenn eine Ehe nach Auffassung der Kirche vor Gott geschlossen werden muss, um von ihnen vollwertig anerkannt werden zu können, das ist das eben so.

    Aber "Schule" gehört nicht zu deren Kernaufgabenbereich. Das ist ein Bereich, in dem sie sich breit machen, um ihre Ideen anderen aufzudrücken. Warum man so etwas tut, verstehe ich nicht. Aber ich halte es nicht für richtig.


    In diesem Thread wurde mehrfach angeregt, man solle sich nicht an solche Schule begeben, wenn man meint dort nicht hinzupassen. Das bedeutet durchaus Einschränkungen bei der Berufsausübung, die es in einem rein staatlichen Bildungswesen nicht gebe. Ich gebe das zu bedenken.


    Auf der anderen Seite, kann man umgekehrt einer Religionsgemeinschaft zumuten, keine Schule zu betreiben, wenn man es nicht aushält, dass da dann Menschen arbeiten, die sich frei entfalten und über ihr Leben selbst bestimmen möchten.

  • Im nicht-verkündungsnahen Bereich, ja. Einem Lehrer an einer katholischen Schule wird aber etwas mehr abverlangt, als dem Oberarzt in der Chirurgie.

    Nunja, das Wesentliche bei einen Chirugen scheint mir doch zu sein, dass er gut operiert, bei einem Lehrer, dass er gut unterrichtet.


    Darf ich deine Äußerung so verstehen, dass Schule dem "verkündungsnahen" Bereich zuzurechnen ist? Das widerspricht der Idee von der Schule als einer Institution die der Bildungsvermittlung dient.

  • Jetzt überlegen wir einmal ganz scharf, wer die ältesten Schulen in Deutschland gegründet und geleitet hat und danach schenken wir uns die Diskussion darüber, ob die Kirche sich "in dem Bereich breit macht" oder ob es nicht eher umgekehrt im 19. der Staat mit einer ganz klaren Agenda war. Aber ich schenke mir die Diskussion mit dir, das ist fruchtlos und ich hab Schüler in der Oberstufe die niveauvoller gegen die katholische Kirche argumentieren können. ;)

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  • Jetzt überlegen wir einmal ganz scharf, wer die ältesten Schulen in Deutschland gegründet und geleitet hat und danach schenken wir uns die Diskussion darüber, ob die Kirche sich "in dem Bereich breit macht" oder ob es nicht eher umgekehrt im 19. der Staat mit einer ganz klaren Agenda war.

    Und dann schauen wir auf den Kalender (grobes Erfassen des Jahrtausends reicht) und überlegen einmal ganz scharf, was einem an Deiner Aussage ganz kurz den Atem stocken lässt.

  • Jetzt überlegen wir einmal ganz scharf, wer die ältesten Schulen in Deutschland gegründet und geleitet hat und danach schenken wir uns die Diskussion darüber, ob die Kirche sich "in dem Bereich breit macht" oder ob es nicht eher umgekehrt im 19. der Staat mit einer ganz klaren Agenda war.

    Auweh, beim historischen Denken geschehen immer die schrecklichsten Unfälle - ist irgendwie so wie bei einem grauenvollen Failvideo, bei dem man nicht zusehen will, aber muss. :D


    Überlegen wir ganz scharf. Alle vordemokratischen Institutionen sind viel älter als alle heutigen demokratischen Institutionen. Alle vordemokratischen Institutionen unterlagen zumindest zum Teil ideologischen Setzungen, die mit dem ethischen Wertegerüst heutiger demokratischer Institutionen nicht vereinbar sind. Deshalb werden tradierte Setzungen, die mit demokratischen Werten nicht im Einklang stehen, abgeschafft.


    Heißt das, dass sich die Demokratie in vormals undemokratischen Bereichen "breit macht"? Klar doch!
    Kann man da von einer "klaren Agenda" reden? Sicher doch! Aufklärung, Pluralismus, Toleranz, Ratio...


    Finde ich alles ziemlich gut. :)


    P.S. Dein argumentativer Fehler war übrigens eine Variation des argumentum ad antiquitatem. :)

  • Der Fehler kam nur nicht von mir, sondern von ihm. Schulen sind in Klöstern und Städten traditionell kirchliche Aufgabe gewesen, weil der Staat (so man denn einen solchen hätte sehen können, sagen wir eher die weltliche Herrschaft) darin keine Notwendigkeit gesehen hat. Die Einführung der Schulpflicht und des Schulsystems in seiner heutigen Form geschah dann leider auch nicht in einem demokratischen System, sondern im Rahmen monarchischer Machtmonopolisierung, aber ja, beim historischen Denken geschehen die schrecklichsten Unfälle, vor allem wenn die Fakten fehlen. Aber ein gutes Abitur bekommt man heute in Geschichte ja auch ohne Fakten. ;)


    Es gibt übrigens auch Staaten mit anderer Tradition, vor allem in Asien, da war Bildung schon viele Jahrhunderte staatliche Aufgabe.

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