Wer Kinderpornographie konsumiert, kann kein Lehrer sein...

  • Eben kam dieser Artikel zum heute gefällten Urteil:


    https://m.spiegel.de/karriere/…missbrauch-a-1293210.html


    Zum Glück ist der Arbeitgeber hier nicht die katholische Kirche und hat sich sehr um den Ausschluss der Ex-Kollegen bemüht und war schließlich erfolgreich.


    Dass überhaupt eine "geringe Menge" erwähnt wird und die verhängten Strafen so niedrig ausgefallen sind, finde ich arg abstoßend.


    Das zur Info für Interessierte

  • Um das Urteil einschätzen zu können, wäre aber noch wichtig zu wissen, ob das unstrittig kinderpornografische Darstellungen waren (da gibt es durchaus Grenzgebiete). Geht weder aus dem Artikel noch aus dem verlinkten Urteil (noch ohne Begründung) hervor.


    Ist jetzt nur ein Ansatz, um vll. die vorangehenden anderslautenden Urteile der Vorinstanzen erklären zu können...


  • Hallo Trapito,


    bin ganz deiner Meinung. Aber leider haben wir (wohl nicht nur hierzulande) eine teils völlig verquere pädagogische Tradition, die eine "pädagogische Liebe" (auch: pädagogischer Eros) kennt und wo das Betatschen, Begrapschen und leider noch weit mehr an der pädagogischen Tagesordnung war bzw. ist. Nicht nur an reformpädagogisch gefeierten Vorzeigeschulen wie der Odenwaldschule...


    Vorhin kam im TV etwas von einem "ursprünglichen Spiel" mit Kindern, wo Erwachsene unkontrolliert auf Kinder losgelassen werden und das im großen Stil in pseudowissenschaftlichem Deckmantel. Einfach widerwärtig das alles... :uebel:


    der Buntflieger

  • Interessant fand ich, dass die vom Gericht verhängte Strafe höher ausfiel, als die von der Staatsanwaltschaft geforderte.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

    • Offizieller Beitrag

    Auch in der Vergangenheit ist es in mehreren Fällen entweder beim Besitz von kinderpornographischem Material oder beim sexuellen Missbrauch von SchülerInnen (auch bei einverhemlichen Beziehungen) zur Entfernung aus dem Dienst bzw. dem Beamtenverhältnis gekommen. In allen Fällen war die Begründung, dass das Vertrauen des Dienstherren nachhaltig und unwiderruflich erschülttert ist und Handlungen der oben genannten Art durch Lehrer das Ansehen des Beamtentums nachhaltig beschädigen. (vgl. Juris)


    Das ist auch gut so. Mehr gibt es da meines Erachtens nicht zu zu sagen.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Aber leider haben wir (wohl nicht nur hierzulande) eine teils völlig verquere pädagogische Tradition, die eine "pädagogische Liebe" (auch: pädagogischer Eros) kennt und wo das Betatschen, Begrapschen und leider noch weit mehr an der pädagogischen Tagesordnung war bzw. ist. Nicht nur an reformpädagogisch gefeierten Vorzeigeschulen wie der Odenwaldschule...

    Eine derartige "pädagogische Tradition" ist mir zur Gänze unbekannt, auch wenn ich natürlich weiß, dass es entsprechend übergriffige Ansätze gab/gibt, die vereinzelt wohl auch weiterhin umgesetzt werden, soweit nicht öffentlich bekannt und entsprechend geahndet. Mag nur mir so gehen, aber ich würde an der Stelle dann doch trennen wollen zwischen tatsächlichen,guten pädagogischen Traditionen, die im Einklang mit GG, StGB und Landesverfassung stehen und strafrechtlich relevanten Ansätzen, die aus gutem Grund hierzulande niemals mehrheitsfähig waren und für die nicht einmal der Begriff der "schwarzen Pädagogik" auch nur annähernd zutreffen könnte.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Eine derartige "pädagogische Tradition" ist mir zur Gänze unbekannt, auch wenn ich natürlich weiß, dass es entsprechend übergriffige Ansätze gab/gibt, die vereinzelt wohl auch weiterhin umgesetzt werden, soweit nicht öffentlich bekannt und entsprechend geahndet. Mag nur mir so gehen, aber ich würde an der Stelle dann doch trennen wollen zwischen tatsächlichen,guten pädagogischen Traditionen, die im Einklang mit GG, StGB und Landesverfassung stehen und strafrechtlich relevanten Ansätzen, die aus gutem Grund hierzulande niemals mehrheitsfähig waren und für die nicht einmal der Begriff der "schwarzen Pädagogik" auch nur annähernd zutreffen könnte.


    Hallo CDL,


    leider gibt es diese Tradition und die wurde auch viele Jahrzehnte lang im Schatten der Reformpädagogik (in der Regel waren Landschulheime und Internate besonders betroffen) praktiziert.


    Wir brauchen das hier nicht breittreten, ich empfehle dir sehr gerne das Buch von Jürgen Oelkers Pädagogik, Elite, Missbrauch. Die „Karriere“ des Gerold Becker zur Lektüre. Allein die Odenwaldschule hat - und das ist nur die bekannt gewordene Oberfläche - von den 1960er-Jahren an bis in die 1990er-Jahre hinein - hunderte SuS sexuell missbraucht.


    Besagter Gerold Becker war zu der Zeit eine pädagogische Koryphäe. Mehr sag ich dazu nicht; ich finde eben, dass man pädophile Umtriebe auf keine Fall pädagogisch in irgend einer Form legitimieren darf und genau das wurde systematisch getan.


    Lieben Gruß
    der Buntflieger

  • Ich hab vor einigen Monaten als ich eine Freundin besucht habe gelesen, dass ein ehemaliger Mörder nach seiner Haftstrafe in einem Schulhort gearbeitet hat. Es ist erst 2 Jahre später aufgeflogen.
    Da habe ich mir ehrlich die Frage gestellt, wie sowas funktionieren kann und warum der keine Einträge im Führungszeugnis hatte?
    Das Führungszeugnis wird ja stetig verlangt.
    Ich musste in den 4 Jahren, in denen ich als Dozentin an einer Schule tätig war bestimmt 3 Führungszeugnisse abgeben. Genau wie meine Kollegen.
    Das fand ich schon extrem übertrieben.
    Andersherum gibt es offenbar Menschen, die bei schweren Straftaten begehen und die trotzdem auf Kinder losgelassen werden.
    Siehe Martin N. (Maskenmörder) und ähnliche. Der war auch vorbestraft und man hat ihn weiterhin als Sozialpädagogen arbeiten lassen.

  • @Buntflieger : Odenwaldschule und deren sogenannten pädagogischen Ansätze, die ihre Umtriebe rechtfertigen sollten sind mir ausreichend bekannt, darum ging es aber auch nicht bei meinem Beitrag.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • @Buntflieger : Odenwaldschule und deren sogenannten pädagogischen Ansätze, die ihre Umtriebe rechtfertigen sollten sind mir ausreichend bekannt, darum ging es aber auch nicht bei meinem Beitrag.


    Hallo CDL,


    aber genau darum ging es mir in meinem Beitrag, auf den du dich bezogen hattest. Reden wir evtl. aneinander vorbei? Soll ja hier und da schon vorgekommen sein! ;)


    der Buntflieger

  • Ja, tun wir, macht aber nichts. Ich gehe davon aus, dass wir an der Stelle- wenn wir es schaffen uns thematisch zu verständigen- recht ähnlich ticken, passt also.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Zum Glück. Traurig, dass es erst das Bundesverfassungsgericht war, dass so entschieden hat.

    Das Bundesverwaltungsgericht. Das hat andere Implikationen, aber es ist schon richtig, dass das die höchste Instanz für diesen Rechtsweg ist.

  • sorry hast du Recht, hab ich nicht aufgepasst, und richtig interpretiert. Es ging mir darum, wie traurig es ist, dass dies erst die höchste Instanz so entschieden hat.

  • Ohne Details können wir nicht nachvollziehen, warum erst die höchste Instanz so entschieden hat. Übrigens können auch Zeichnungen und Zeichentrickfilme kinder- oder jugendpornografisch sein, soweit ich weiß. Neulich habe ich gelesen, dass die Polizei die Erlaubnis erhalten hat, zum Ermitteln künstlich erstelltes kinderpornografisches Material zu benutzen. Mit neueren Algorithmen lassen sich ja Gesichter von Menschen (oder AirBnB-Seiten von Wohnungen) erzeugen, die einigermaßen realistisch aussehen, aber keinen existierenden Menschen als Vorbild haben. Damit lassen sich - vielleicht, irgendwann, zu Ermittlungszwecken, um sich irgendwo einzuschleusen - auch solche künstlichen Videos erzeugen.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Damit lassen sich - vielleicht, irgendwann, zu Ermittlungszwecken, um sich irgendwo einzuschleusen - auch solche künstlichen Videos erzeugen.

    Ich wäre zu wetten bereit, dass die sehr viel verbreiterte Anwendung dann sein wird, mit der Technik Kinderpornographie zu synthetisieren; ob das wirklich so sinnvoll ist? Muss man sorgfältig drüber nachdenken.


    Nele

  • wie traurig es ist, dass dies erst die höchste Instanz so entschieden hat

    Das ist der falsche Maßstab für Gerichtsentscheidungen. Du implizierst damit, dass die Vorinstanzen leichtfertig oder gar fahrlässig entschieden hätten oder die nun sanktionierten Verhaltenweisen gar insgeheim (oder offen) billigten. Das aber ist Argumentation auf - sorry - Stammtischniveau. Denn:

    Ohne Details können wir nicht nachvollziehen, warum erst die höchste Instanz so entschieden hat.

    Eben.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Ich wäre zu wetten bereit, dass die sehr viel verbreiterte Anwendung dann sein wird, mit der Technik Kinderpornographie zu synthetisieren; ob das wirklich so sinnvoll ist? Muss man sorgfältig drüber nachdenken.
    Nele

    Das wäre doch eine gute Möglichkeit, betroffenen zu helfen. Niemand sucht sich aus, pädophil zu sein und dagegen tun kann auch niemand etwas. Dass jedes Handeln an realen Kindern zu veurteilen ist und auch der Besitz echten kinderpornographischen Materials geahndet werden muss, steht außer Frage. Aber wenn es um Abbildungen nicht real existierender Personen (oder auch gezeichnete Abbildungen nicht real existierender Personen) geht, entsteht niemandem ein Schaden.

    Unabhängig davon ist die Implikation des Urteils (das Urteil selbst im konkreten Fall kann ich mangels Fallkenntnis nicht beurteilen
    ), nämlich dass ein pädophiler kein Lehrer für Kinder sein darf, natürlich absolut richtig.

    Dass Straftäter generell nicht mit Kindern arbeiten dürfen, halte ich allerdings für falsch.

  • Ich hab vor einigen Monaten als ich eine Freundin besucht habe gelesen, dass ein ehemaliger Mörder nach seiner Haftstrafe in einem Schulhort gearbeitet hat. Es ist erst 2 Jahre später aufgeflogen.
    Da habe ich mir ehrlich die Frage gestellt, wie sowas funktionieren kann und warum der keine Einträge im Führungszeugnis hatte?

    Das Wort "Mörder" wird sehr freizügig verwendet, unter anderem auch für Menschen, die gar keine Mörder sind, weil sie bspw. wegen Totschlags verurteilt wurden. Der Eintrag ins Führungszeugmis wird bei Totschlag mit einer Freiheitsstrafe kürzer als lebenslänglich, 5 Jahre nach Verbüßen der Haftstrafr gelöscht. Im BZRG steht die Steafe dann zwar noch (längere Tilgungsfristen), im Führungszeugnis aber nicht mehr.

  • Ich wäre zu wetten bereit, dass die sehr viel verbreiterte Anwendung dann sein wird, mit der Technik Kinderpornographie zu synthetisieren; ob das wirklich so sinnvoll ist? Muss man sorgfältig drüber nachdenken.


    Das wäre doch eine gute Möglichkeit, betroffenen zu helfen. Niemand sucht sich aus, pädophil zu sein und dagegen tun kann auch niemand etwas. Dass jedes Handeln an realen Kindern zu veurteilen ist und auch der Besitz echten kinderpornographischen Materials geahndet werden muss, steht außer Frage. Aber wenn es um Abbildungen nicht real existierender Personen (oder auch gezeichnete Abbildungen nicht real existierender Personen) geht, entsteht niemandem ein Schaden.

    Ich habe vor ein paar Jahren mal das Stück "The Nether" von Jennifer Haley gesehen. Das ging in diese Richtung: In einem virtual reality melden sich (ausschließlich) erwachsene Menschen an, um ihr Fantasien auszuleben. Einige Pädophile, andere, die es erregend finden, die Kinder zu verkörpern - aber eben alle Erwachsen und freiwillig. Das war insgesamt ziemlich verstörend, gerade weil es irgendwie nach einer guten Idee klingt, insgesamt aber doch sehr unappetitliche Implikationen hat. Und es hat halt Fragen gestellt, auf die es irgendwie keine einfachen Antworten gibt.


    https://en.wikipedia.org/wiki/The_Nether
    https://www.thenetherplay.com/

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