Sind Klassenfahrten in jedem Fall verpflichtend?

  • Das ist ja wirklich ein Alptraum. Klassenfahrten sind sowieso schon wahnsinnig stressig und dann hat man nicht einmal nachts ein Quäntchen Ruhe und Privatsphäre um zu schlafen?! Ich wusste nicht, dass man das heutzutage überhaupt noch macht mit Doppelzimmern für die Lehrkräfte. Ist das echt noch üblich? Ich habe das noch nie gehört und zum Glück auch noch nicht erlebt. Ich drücke dir die Daumen, dass du da irgendwie rauskommst.

  • „Soll“, soso. Ich liebe diese unklaren Aussagen. Was bedeutet das? Hat dir jemand eine Weisung gegeben? Wurdest du gefragt?


    Ich ginge zunächst ins Gespräch mit der klaren Haltung nicht fahren zu werden. Man könne die Anfrage einfach vergessen. Oder man packe das formale Besteck aus. „Amtsangemesse Unterbringung“ und „Fürsorgepflicht“ wären schon mal „Buzzwords“, die man fallen lassen könnte.


    Meine damalige Schulleiterin wusste immer, dass es ernst wird, wenn ich darauf verwies, meinen Kohlhaas gelesen zu haben. Wir führten Gespräche mit hohem Wirkungsgrad.

  • Es ist einem Erwachsenen nicht zumutbar, unfreiwillig ein Zimmer mit einem Fremden zu teilen. Punkt. Ich würde mich schlicht weigern.

    Sehe ich zwar genauso, die (zumindest arbeitsrechtliche) Rechtsprechung hingegen etwas anders, z.B.


    Zitat von BAG 6 AZR 589/88

    1. Der Chorsänger eines bayerischen Chores hat keinen Anspruch auf Unterbringung in einem Einzelzimmer während einer Gastspielreise.


    2. Er muß im Regelfall die unentgeltlich bereitgestellte Unterbringung in einem Doppelzimmer akzeptieren, es sei denn, es läge ein triftiger Grund i.S. des Art. 12 Abs. 3 BayRKG für die Ablehnung vor.

    3. Starkes Schnarchen des Sängers kann für ihn ein triftiger Grund sein, wenn

    sich Kollegen über sein Schnarchen beschweren.

    Ich persönlich würde mich aber auch weigern bzw. im zu stellenden Antrag auf Genehmigung der Dienstreise auf die Bedingung "Unterbringung im Einzelzimmer" gezielt bestehen. Die schriftliche Genehmigung der Dienstreise ist dann übrigens auch gleich Bekenntnis zur (ohnehin erforderlichen) vollständigen Kostenübernahme der Reise durch die Schule.

  • im zu stellenden Antrag auf Genehmigung der Dienstreise

    Ich beantragte schon mal gar nichts. Wenn ich etwas möchte, stelle ich einen Antrag. Aber doch nicht, wenn ich etwas nicht möchte.


    Nee, da muss schon jemand aktiv werden und etwas anweisen bzw. anordnen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Hallo,

    ich arbeite an einer Grundschule in Berlin. Kann ich von der Schulleitung dazu verpflichtet werden eine Klassenfahrt durchzuführen?

    Keine Ahnung, ich hoffe doch nicht. Seit bei meiner letzten Klassenfahrt ein Kind mit sehr hohem Fieber nicht abgeholt wurde, obwohl es nur 1 Stunde Fahrzeit für die Eltern gewesen werde, habe ich auch keine Lust mehr darauf. Zumal mir von den Eltern dann auch noch Probleme gemacht wurden. Lass dir auf alle Fälle schriftlich geben, dass Eltern ihre kranken Kinder oder die, die sich nicht benehmen, abholen müssen. Ansonsten übernehmen Sie die Kosten des Fremdtransports!!!

  • Richtig toll mit einem Kollegen im Doppelzimmer zu einer Zeit, wo sich bei mir der Schreibtisch vor Arbeit biegt.

    Tut mir leid. Viel Erfolg bei der Abwehr.

    Das mit den Doppelzimmern finde ich auch nicht prickelnd, ist aber meines Wissens kein Ablehnungsgrund.

    Da würde ichs drauf ankommen lassen.

  • Ich beantragte schon mal gar nichts. Wenn ich etwas möchte, stelle ich einen Antrag. Aber doch nicht, wenn ich etwas nicht möchte.


    Nee, da muss schon jemand aktiv werden und etwas anweisen bzw. anordnen.

    Ich habe den Eindruck, dass du dich gerne etwas bockig stellst, muss dir aber mitteilen, dass das im hier besprochenen Fall nach hinten losgehen kann. Dann ordnet der SL eben die Fahrt entsprechend an (inklusive Unterbringung im Zweibettzimmer) und man schlägt sich dann mit dem Versuch herum, diese Anordnung als rechtswidrig darzustellen...die sie vermutlich nicht ist.


    Eleganter ist der eigene Antrag (inklusive der Unterbringung im Einzelzimmer), der dann entweder genehmigt oder abgelehnt wird. Im Falle der Ablehnung hat man sogar schriftlich in der Hand, dass man diese Fahrt nicht machen darf und es dürfte für die SL etwas schwerer sein, das argumentativ auf die Unterbringung zurückzuführen.

  • Hallo,

    ich arbeite an einer Grundschule in Berlin. Kann ich von der Schulleitung dazu verpflichtet werden eine Klassenfahrt durchzuführen?

    Bislang bin ich davon ausgegangen, dass nur in NDS Lehrkräfte nicht dazu verpflichtet sind, an Schulfahrten mit Übernachtung teilzunehmen. Scheinbar ist das aber auch in Berlin so. Ich habe bei der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie ein Dokument "Informationen zu Schülerfahrten" gefunden, in dem steht:



    Die Durchführung von Schülerfahrten ist aus pädagogischer Sicht gewünscht. Es besteht für
    schulische Dienstkräfte dennoch keine Verpflichtung, Schülerfahrten durchzuführen.

  • Natürlich dürfen Freiplätze in NRW angenommen werden, seit knapp 10 Jahren wieder. Sie dürfen nur nicht eingefordert werden, wenn keine angeboten wurden.

  • Ich habe den Eindruck, dass du dich gerne etwas bockig stellst,

    Merkt man das? Gut, das soll man nämlich. Ich möchte, dass man das auch merkte, wenn ich real betroffen wäre. Mich zur Klassenfahrt vorzuschlagen, halte ich weder für eine gute Idee noch für einen freeudlichen Akt. Darf dürfen sowohl Vorschlagende als auch Entscheidungsträgerinnen merken.


    Erstere wären dann auch meine ersten Ansprechpartnerinnen. Ich erklärte ihnen schon, dass ich mich nicht für eine geeignete Kandidatin halte. Das fängt mit dem Doppelzimmer an, in dem ich keine wirklich gute Zimmergenossin wäre. Nicht nur, weil ich furchtbar schnarche, sondern auch wegen der anderen gesundheitlichen Einschränkungen. Ich erklärte weiter, dass ich nur bedingt belastbar sei und dass wir dringend eine verbindliche Regelung bezüglich der Dienstzeiten während der Fahrt bräuchten. Und auch, dass mein Schreibtisch voll wäre und dass ich in der Zeit viel besser ganz andere Sachen machen könnten, anstatt junge Menschen wegen Verstößen gegen das Alkohol- und Rauchverbot während der Fahrt zu maßregeln.


    Und dass die Erinnerung daran, was ich alles machen muss, mich immer vergessen lässt, was man freiwillig noch so machen könnte.


    Ich glaube, die finden jemand besseres.

    Dann ordnet der SL eben die Fahrt entsprechend an (inklusive Unterbringung im Zweibettzimmer) und man schlägt sich dann mit dem Versuch herum, diese Anordnung als rechtswidrig darzustellen...die sie vermutlich nicht ist.

    Weiß ich nicht. Wissen wir letztendlich erst, wenn es jemand durchgezogen hat. Das wird vermutlich so schnell nicht passieren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Schulleitung die einigermaßen bei Verstand ist, jemand schickt, die das partout nicht möchte. Jemand, die nicht so richtig Lust hat, sich aber breitschlagen lässt, ist doch die Kandidatin mit weniger Reibungsverlusten.


    Eleganter ist der eigene Antrag (inklusive der Unterbringung im Einzelzimmer), der dann entweder genehmigt oder abgelehnt wird. Im Falle der Ablehnung hat man sogar schriftlich in der Hand, dass man diese Fahrt nicht machen darf und es dürfte für die SL etwas schwerer sein, das argumentativ auf die Unterbringung zurückzuführen.

    In dem vorliegende Fall vermutlich schon. Es sieht mir so aus, als wenn die Fahrt schon geplant ist. Womöglich sogar schon beantragt oder gar genehmigt. Es liegt ein Angebot eines Veranstalters vor und vielleicht ist das sogar schon angenommen/gebucht. Ein alternativer Antrag, der sich genau im Unterbringungszuschnitt unterscheidet, wird natürlich genau deswegen abgelehnt bzw. mit Änderungen/Auslagen genehmigt.


    Anordnen/anweisen kann die Schulleiterin die Teilnahme an der originären Fahrt immer noch. Nur, dass man dann alle persönlichen, gesundheitlichen, dienstlichen und familiären Gründe nicht mehr so gut anbringen kann. Man hat ja bereits erklärt, dass man bereit wäre, zu fahren.


    Keine Ahnung, was da jetzt formal-juristisch die bessere Taktik ist. Es ist aber nicht mein Stil, etwas zu beantragen, dass ich nicht machen möchte. Und nochmal: erstmal das Gespräch suchen, rechtliche Schritte in der Hinterhand behalten.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    2 Mal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Ich fahre alle 4 Jahre mit meiner Klasse auf eine Klassenfahrt.

    Diese ist zwar anstrengend, aber macht in der Regel allen Spaß.

    Ich habe mir ein schönes Reiseziel an unserer Nordseeküste ausgewählt. Da kommt dann auch bei mir ein gewisses Urlaubsgefühl auf. Außerdem fahre ich im Sommer, so dass es meist auch mit dem Wetter ganz gut ist.

    Wenn ich schon fahre, dann wenigstens dahin wo ich auch Spaß habe.

    Da unser Reiseziel wirklich schön ist habe ich immer ganz viele KUK's die uns freiwillig begleiten wollen😀😀.

  • Auf der ersten Kursfahrt, bei der ich als Lehrerin dabei war, haben wir weiblichen Kolleg:innen zu dritt in einem Zimmer geschlafen. Das war eine absolute Katastrophe. Das würde ich nie wieder machen. Entweder Einzelzimmer, oder es fährt jemand anderes. Und ich fahre auch nur, wenn ich mein eigenes Bad habe. Ich stelle mich nicht mit den Schüler:innen in die Duschschlange (auch das kam bei uns bei bestimmten Fahrten immer mal wieder vor, da wurde ich einmal gefragt, ob ich mit will. Nein, wollte ich nicht, auch nicht in der Probezeit.).

  • Das wird vermutlich so schnell nicht passieren ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Schulleitung die einigermaßen bei Verstand ist, jemand schickt, die das partout nicht möchte. Jemand, die nicht so richtig Lust hat, sich aber breitschlagen lässt, ist doch die Kandidatin mit weniger Reibungsverlusten.

    Vermutlich hast du da in der Praxis Recht.

    Die Frage die sich dabei natürlich sofort stellt, ist wie eine Schulleitung gemäß dieser Ansicht mit solchen Kollegen umgehen soll, die Teile ihrer Dienstpflichten wegen "Ich will nicht" ablehnen.

  • Meiner Erfahrung nach werden Klassenfahrten von vielen KollegInnen einfach beschissen geplant, hauptsache "alles für die lieben Kleinen...". Wenn ich mir doch schon 5 Tage Dauerstress gebe, dann will ich Einzelzimmer mit Bad, nen ordentlichen Gesamtzustand der Unterbringung und Einzelinkasso übers Reiseunternehmen, sodass ich mich mit den Zahlungen nicht herumärgern muss. Anbieter, die das nicht leisten, sind von vornherein raus. Egal was es da alles tolles für die Kids gibt. So viele "Schullandheime" und co sind nur solche Ranzbuden, weil immernoch Leute dahin fahren.

  • Auf unserer Klassenfahrt haben alle KuK's ein Einzelzimmer mit Bad.

    Allerdings sammel ich das Geld ein bzw. genauer gesagt müssen die Eltern aufs Schulkonto überweisen.

  • Vermutlich hast du da in der Praxis Recht.

    Die Frage die sich dabei natürlich sofort stellt, ist wie eine Schulleitung gemäß dieser Ansicht mit solchen Kollegen umgehen soll, die Teile ihrer Dienstpflichten wegen "Ich will nicht" ablehnen.

    Echt? Das kommt dir in den Kopf? Ich früge mich zunächst, wie wichtig eine solche Fahrt sei und ob ich überhaupt Nerven in deren Stattfinden investieren möchte. Ich halte es für einen Planungsfehler, nicht genug Leute zum Mitfahren zu haben. Darum kümmert man sich bitte rechtzeitig, einschließlich Redundanzen. Als Schulleiterin hätte ich keinen Bock, derartige Mängel auszugleichen. Und auch keinen, Leute, die ich noch für anderes brauche, zu verheizen.


    Es geht übrigens nicht nur um „ich will nicht“ sondern oft genug um „ich kann nicht“. Schau dir nur die implizierten Dienstpläne für solche Aktionen an.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • MarPhy


    U R right. Wenn jemand trotzdem eine Woche seines Lebens unter solchen Bedingungen verbringen möchte, schüttele ich zwar mit dem Kopf, halte sie aber nicht auf. Im vorliegenden Fall soll jedoch eine rechtschaffene Bürgerin in derlei reingezogen werden.


    Ich habe zuletzt bei einer Klassenfahrt zwei Nächte im Zelt verbracht. Mache ich gerne. Viel frische Luft kannste immer brauchen. Ich käme aber nie auf die Idee, von jemandem zu verlangen, das auch zu tun. Ich weiß, dass bei sich bei vielen beim Gedanken an Camping die Peristaltik invertiert. Da nehme ich doch Rücksicht auf. Wenn wir für eine solche Aktion nicht genug Leute hätten, fiele sie aus.

Werbung