Stundenanzahl und Ganztagsschule

  • Hallo,
    Ich befinde mich zwar noch in der Bewerbung für das Referendariat, aber mich interessiert Folgendes:


    In NDS sind am Gymnasium 23,5 Unterrichtsstunden zu leisten (als Lehrer, nicht im Ref.) Wie ist das bei Ganztagsschulen?
    Hat man dann einfach ständig "Freistunden" oder wie wird das geregelt? Es ist ja Nachmittags auch oft nicht Unterricht, sondern AGs und ähnliches?
    Wird das irgendwie angerechnet? Wie viel ist man tatsächlich vor Ort?


    Ich interessiere mich hauptsächlich auf Grund von eigener Familie dafür (die eigenen Kinder müssen ja auch betreut werden)


    Besten Dank

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!
    Es hängt sehr stark von
    - deinem Stundenplaner
    - der Größe der Stunde und dadurch oft
    - der unterschiedlichen Fächer, die angeboten werden (je mehr Wahlmöglichkeiten für Schule, KANN es für den Stundenplan schwieriger werden)
    - deiner eigenen Fächerkombination (RelilehrerInnen sind zum Beispiel auch von den Begebenheiten der KollegInnen auch "abhängig", Sport- oder NaWi-LehrerInnen von der Verfügbarkeit der Halle, der Fachräume, des Schwimmbads, ...)
    - des pädagogischen Schulkonzepts (Einsatz der LehrerInnen auch in AGs? Anrechnung derselben?)
    - des Teilzeitkonzepts? (Wann Anspruch auf freien Tag oder andere Regelungen?)


    ...
    Fazit: man kann es nicht sagen.
    Aber grundsätzlich gilt: Freistunden werden nicht bezahlt.

  • @chilipaprika hat schon Recht insofern, dass mehrere Faktoren berücksichtigt werden. Ich würde mal aus dem Bauch heraus sagen, dass man den Kollegen im Ganztag dadurch entgegen kommt, dass, wenn sie im Ganztag eingeteilt und dadurch bedingt länger in der Schule sind, sie entsprechend auch erst später kommen müssen. Theoretisch könnte man auch einen Stundenplan verhackstückeln, indem man einen Kollegen in Stunde 1 und 2 und dann erst wieder in Stunde 7 und 8 einteilt. Das sollte aber möglichst vermieden werden, da nicht wirklich sozialverträglich...


    Mit freundlichen Grüßen

    • Offizieller Beitrag

    Sag mal Kind, wieviel Erfahung an einem Ganztagsgymnasium hast du denn noch mal? [sorry für den überspitzten Ton, aber es gibt Sachen, da kann man nicht nur von der "erwünschten Vision" ausgehen ]


    Ich BIN an einem Ganztagsgymnasium und da können die Stundenplaner so jonglieren, wie sie wollen, es gibt bestimmte Sachen, die man nun mal nicht beeinflussen kann. Wie gesagt: Räumlichkeiten, Fächerverbindungen, usw...
    Wenn man Vollzeit arbeitet, kann man an den meisten Schulen überall und die ganze Zeit eingesetzt werden. Es heißt nicht, dass der Stundenplaner guckt, wie er dich 1./2. und dann 9./10. (jaja, die meisten Gymnasien haben nunmal mehr als 8 Stunden..) einsetzt. Aber es kann passieren. Hatte ich schon mal. Klar versucht man immer sowas zu vermeiden, aber einen Anspruch hat man nicht, weswegen man nicht nur vom besten ausgehen sollte, weil es eben von viel zu vielen Punkten abhängt. Ohne Fächerkombination und die Schule vor Ort kann man wirklich gar nichts sagen. (Mit Deutsch-Englisch mit 100%-Einsatz in der Sek 1 sieht es viel besser aus als Sport-Chemie mit 90% Oberstufe).

  • Vielen Dank schon Mal. Bei mir wäre es Informatik/Mathe.


    Hat man bei solchen Kombinationen 1/2. Stunde und dann 9./10. Stunde Unterricht mitten drin Anwesenheitspflicht?


    Tut mir leid, dass ich so neugierig Frage.


    Ich habe mich versucht sie letzten Wochen sehr gut mit dem Wechsel von Wissenschaft in den Schuldienst beschäftigt und möchte natürlich nicht unvorbereitet meinen 3000€ netto Job für ein Referendariat austauschen ohne informiert zu sein.

    • Offizieller Beitrag

    Argh, ich hatte falsch gelesen. Ich lasse den Text unten. VIelleicht trotzdem als Gedanken für wen auch immer dann liest.


    Anwesenheitspflicht gibt es in so einer Kombination nicht. Es kann sein, dass DU dann freiwillig bestimmte Termine da legst, um dir die Zeit zu füllen. Oder eine Kollegin hat auch frei und macht immer gemeinsame Planungen. Aber die Schule kann dich nicht zwingen zu bleiben. Außer, sie gibt dir dann eine Vertretungsbereitschaft (je nach Schule wird es anders abgerechnet), aber auch hier läge sie natürlich in der 3. oder 8. Stunde...



    -----
    (früherer Text, ich hatte die Frage oben zu schnell als "kann ich mit meiner Fächerkombi Math/Info einen solchen Plan haben?")


    Sowas kann dir keiner sagen:
    Denn:
    - bist du an deiner Dann-Schule die einzige Info-Lehrkraft? Hast du dadurch alle Informatik-Kurse? (sprich: sie können nie parallel liegen)
    - Ist vielleicht die Theater-Kollegin, mit der du in allen Wahlpflicht-Kopplungen der Mittelstufe parallel bist, im Bezirkspersonalrat und hat dadurch einen freien Tag? (den kriegst du auch automatisch info-frei...)
    - Gibt es nur einen Informatik-Raum? (Sprich: die Informatik-Kurse können nie gleichzeitig sein)
    - Bekommst du mal vielleicht den Mathe-Leistungskurs, der nur in den ersten Stunden liegt?
    - Ist Informatik ein Wahlfach und Wahlfächer werden an deiner Schule nur nachmittags unterrichtet?
    - Reduzierst du die Stunden aus familiären Gründen? (dadurch hast du bestimmte Rechte)
    - Gibt es ggf. ein Teilzeitkonzept?
    - Ist dein Stundenplaner hoch anerkannter Schachspieler, der einen Stundenplan mit 100 KollegInnen im Kopf bastelt?


    Es ist einfach zu komplex.
    Viele (vermutlich sogar alle) Stundenplaner versuchen wirklich, das Beste aus den Wünschen, Voraussetzungen und Bedingungen vor Ort zu machen. Manchmal klappt es halt besser, manchmal schlechter.

  • Unterrichtszeiten sind auch davon abhängig, ob es eine offene oder (teil-)gebundene Ganztagsschule ist.


    Bei der offenen GTS: Haben alle vormittags "normal" Unterricht. Nachmittags nur AGs (und Unterricht in der Sek II).


    Bei den gebundeneren Varianten liegt vormittags mehr als Unterricht, was bedeutet, dass auch am Nachmittag "normale Fächer" im Plan sein können.


    Informatik könnte häufiger zu Einsatz am Nachmittag führen: Es wird am Gymnasium (leider) eher ab Jahrgang 11 unterrichtet. Die Stundenverpflichtung der SuS und ihre Wahlmöglichkeiten führen dazu, dass der "normale" Unterricht der 12. und 13. Klasse auch am Nachmittag liegen müssen. Informatik ist von der Verfügbarkeit eines PC-Raums abhängig, könnte also gewisse Zeiten erzwingen.
    Nur: Wer vorher außerhalb der Schule tätig war, hat auch da nachmittags gearbeitet. Ist also erst mal nicht das Problem.


    Mein Erfahrungswert: Die 23,5 Stunden werden so kompakt wie möglich über die Woche verteilt. An "langen" Tagen (mit 5 Unterrichtsstunden am Vormittag) freue ich mich über eine Pause zwischendrin. Das ist sonst wie im Hamsterrad, man hetzt von Raum zu Raum und führt zwischendrin noch ein Dutzend organisatorische Gespräche mit verschiedensten Kollegen und beantwortet die eine oder andere Schülerfrage auf dem Flur...
    Wünsche werden so weit als möglich berücksichtigt. Z.B. gibt es Kollegen, die nie die erste Stunde haben möchten, solange sie ihr Kind in den Kindergarten bringen müssen. Andere, die immer die erste Stunde haben möchten, weil das Kind früh aus der Schule zurückkommt. Eine Garantie auf Wunscherfüllung kann es jedoch nicht geben, da zu viele (identische) Wünsche einfach nicht erfüllbar sind.
    Hätte man tatsächlich mal acht Freistunden zwischendrin, gäbe es keine Anwesenheitspflicht. Direkt an die letzte Stunde am Vormittag angrenzend könnte es natürlich mal vorkommen, dass man zu einer Vertretungsstunde herangezogen wird (so wie in anderen Freistunden auch). Aber die Anzahl der möglicherweise anfallenden Vertretungsstunden pro Woche/Monat ist auch sehr begrenzt.


    Arbeitsgemeinschaften zählen übrigens wie normaler Unterricht zu den 23,5 Stunden Unterrichtsverpflichtung.


    Unser Stundenplaner kam in seiner Statistik mal auf 3,5 Freistunden pro Woche pro Lehrkraft (mit zwei Ausreißern, die er nicht mit in die Statistik aufnahm, da diese Personen ganz spezielle Wünsche an den Stundenplan geäußert hatten - und diese Wünsche erfüllt bekamen).


    Was macht man als Lehrkraft mit Freistunden?
    - Kaffeetrinken (echte Pausen hat man sonst als Lehrkraft nicht, die "Pausen" sind dies nur für Schüler)
    - Materialien für den Unterricht vorbereiten (Kopierer etc.)
    - wenn ein Arbeitsraum in der Schule vorhanden ist: vielleicht mal was korrigieren
    - weitere Aufgaben erledigen (Arbeit in Schule besteht nicht nur aus Unterricht, da gibt es eine ganze Reihe weiterer Aufgaben, die auf das Kollegium verteilt werden. Zum Beispiel die schulische PC-Ausstattung (Wartung Hardware & Software, Anschaffungen, ...))

  • Vielen Dank Bear für deine tolle und ausführliche Antwort. Das hat mir auf jeden Fall einen guten Überblick gegeben.


    Insbesondere für ein Forum bin ich hier öfter sehr positiv überrascht wie ausführlich, gut lesbar und nett geantwortet wird!

  • Ach übrigens, man muss auch beachten, dass jedes Jahr der Stundenplan neu ist und manchmal sogar noch während des Schuljahres wegen organisatorischer Gegebenheiten überarbeitet wird. Und als junger Kollege hat man weniger "Rechte", als ein älterer Kollege. Will damit sagen: vielleicht hat der ältere Kollege in den letzten Jahren mehrfach 9./10. Stunde Unterricht gehabt und jetzt ist eben mal ein junger Kollege dran und nicht schon wieder der ältere Kollege. Dann ist es auch egal, wenn der junge Kollege meint, er müsse noch seine Kinder betreuen.
    Wenn man Vollzeit arbeitet, muss man prinzipiell jeden Tag für die Unterrichtszeit zur Verfügung stehen. Egal, ob man dadurch Freistunden zwischendurch hat oder die Kinder nachmittags abholen muss.
    Meine Erfahrung bisher: wenn ich neu an einer Schule bin, dann habe ich gar keine "Rechte oder Ansprüche". Die einzige Ausnahme ist, wenn man Teilzeit arbeitet. Nur hier kann auf die privaten Belange Rücksicht genommen werden.

    • Offizieller Beitrag

    Das Problem dabei ist in NRW in vielen Fällen, dass man ein Betreuungspaket schnüren muss, dass von 7 bis 17 Uhr alles abdeckt, auch spontanen Vertretungsunterricht über die eigene Unterrichtszeit hinaus, sowie die bereits angesprochenen diversen Stundenplanwechsel, die es geben kann. Das lässt sich mit unserem standardisierten und oft starren Betreuungssystem oft nicht machen. Gerade wenn beide Elternteile an Ganztagsschulen arbeiten, braucht man streng genommen Betreuungspersonen, die jederzeit Gewehr bei Fuß stehen, um alle möglichen Eventualitäten abzudecken.


    Wenn es dann ganz schlecht läuft, bringt einen das an den Rand der Verzweiflung und mitunter darüber hinaus. Das Organisieren an sich ist noch nicht einmal das Problem. Wohl aber das ständige Hoffen und Bangen, dass das Setting funktioniert und mal länger als ein paar Wochen so hält.

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