Störungen in den 5-Minuten-Pausen

  • Hallo liebe Kolleginnen und Kollegen,


    ich bin Klassenlehrerin einer 6. Klasse an einem Gymnasium, in der es seit Monaten immer wieder zu Beschwerden über einzelne Schüler kommt . Diese Schüler sind sehr laut, laufen in den kurzen Pausen zwischen den Schulstunden in der Klasse auf und ab und ärgern ihre Mitschüler. Es geht hier nicht um Störungen im Unterricht, sondern tatsächlich nur um die kurzen Wartezeiten zwischen den Stunden bzw. nach der Pause. Auf Wunsch der Schüler haben wir einen sog. Ruhedienst eingeführt, der die „Störenfriede“ in solch einem Fall ermahnen und aufschreiben darf. Am Ende der Woche sprechen wir mit der Klasse über das Verhalten. Mittlerweile finde ich das Vorgehen nicht mehr gut, da es nicht wirklich darauf abzielt, positives Verhalten zu verstärken und dazu führt, dass wir uns in den Klassenleiterstunden immer nur drüber reden, wer sich wann daneben bekommen hat. Habt ihr Ideen, wie man die Situation verbessern könnte? Bin dankbar für alle Ideen :)


    Hallo niceteachervm,


    was soll ich sagen: Bei uns in der Sek. I sind inzwischen so viele verhaltensauffällige SuS mit dabei, dass das, was du offenbar als Besonderheit einer einzelnen 6. Klasse beschreibst, hier quasi ganz normaler Alltag ist. Bei uns laufen ständig diesbezügliche disziplinarische Maßnahmen nebenher, Sozialarbeiter sind fast in jeder Klasse involviert und natürlich beziehen wir die Eltern mit ein. Nur leider sind meist die Eltern der verhaltensmäßig extremen Kids keine große Hilfe.


    Regelmäßige Feedback-Runden und Selbstkontrollmaßnahmen: Alles wird praktiziert, kostet viel Zeit und Mühe, der Erfolg ist leider mehr als bescheiden. Manchmal habe ich - obwohl noch am beruflichen Anfang stehend - den Eindruck, dass Schule mehr und mehr zum Überlebenskampf für alle Beteiligten mutiert.


    der Buntflieger

  • ...Der Lehrer, der nur mit Macht und Angsteinflößung, agiert hat doch den Beruf verfehlt.
    Kein Wunder, wenn unsere Gesellschaft verroht.
    Nun ja, ich hoffe die Anmerkung war vielleicht auch einfach nur überspitzt ausgedrückt....


    Naja, wo gibt es das Problem nicht, dass die Kinder in den Pausen toben? Ich kann auch keine Lösung präsentieren. Wir machen das, was wohl alle machen: belehren, ermahnen, schimpfen, verhängen vielleicht auch mal Sanktionen. Wir haben einen Stilledienst, der sich regelmäßig darüber beschwert, dass keiner auf ihn hört. Aufschreiben und dann bestrafe ich, gefällt mir nicht. Das ist mir zu wischiwaschi, sprich Missbrauchsgefahr (Freunde verpfeifen Freunde nicht, aber gerne jene, die sie nicht mögen). Gelegentlich drohe ich an, sie müssen dann in der Pause auf ihren Plätzen sitzen bleiben, wenn es nicht besser wird.


    Die einzige Lösung, die mir einfällt, wäre, dass es eine Pausenaufsicht geben müsste. Aber wie sollte man das realisieren, wenn man nicht ständig in (s)einer Klasse ist?


    PS: An dem Zitat stört mich die "Argumentation". Einerseits heißt es, die Gesellschaft verrohe (es würde also schlimmer werden als früher); andererseits werden Lehrer kritisiert, die nur mit Macht und Angsteinflößung agieren würden. Früher aber traten Lehrer doch tendenziell mächtiger und angsteinflößender auf und die Gesellschaft war angeblich weniger roh, denn angeblich verroht sie ja jetzt. Das widerspricht sich, finde ich.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • ich halte es für absolut normal, dass sich 6tklässler auch in den 5 Minuten-Pausen bewegen wollen. Oder sogar müssen.


    Ich leite ebenfalls eine quirlige 6.Klasse und habe den Jungen gesagt, Rangeln zum Kräftemessen sei okay, solle aber wegen der Veletzungsgefahr nicht im Klassenzimmer stattfinden. Nun rangeln sie im Flur :lach: , was natürlich auch nicht sein soll, weil sie den Flur damit blockieren. Eigentlich sollen sie das draußen "erledigen". Die Wege bei uns nicht so weit für meine Klasse.


    Bewegungsspiele in der 5-Minuten-Pause können kaum angeboten werden, weil die Kollegen in der Zeit zwischen den Gebäudeteilen und Klassen hin- und herhetzen.


    Was ich schon öfter gemacht habe: kurz vor oder nach der 5 Minuten Pause Fenster auf, Kniebeugen, Hüpfen, Hampelmann hüpfen im Klassenverband. Sieht nach außen hin bescheuert aus, funktioniert aber. Die Schüler könnten das auch planersich übernehmen und sich eine Bewegungsabfolge für die jeweils nächste Woche ausdenken.
    Bewegungsphasen lassen sich auch gut in den Unterricht einbauen: lateinische Verb-Endungen lassen sich genial lernen, wenn man sie skandierend durchs Schulhaus läuft. Eine kleine Choreo macht das noch spannender :)

  • Zitat

    Was genau, stellst du dir vor, wir dann passieren? Dass die Eltern dann Angst bekommen und die Kinder deshalb ihrem natürlichen Drang zum Toben nicht mehr nachkommen? Was soll der Koordinator genau tun? Grimmig die Stirn zerfurchen? Aus der Schulordnung zitieren? Die eltern die Schulordnung abschreiben lassen?


    Ich verstehe die Threaderöffnerin so, dass die Schüler nicht nur toben, sondern auch ihre Mitschüler ärgern. Das sollte man schnell abstellen, auch in Interesse der "Ärgerer", die sich damit in der Klasse u.U. nicht gerade beliebt machen.
    Das kann man den Eltern so auch klarmachen. Man kann ihnen auch klarmachen, dass es zu weiteren Ordungs- und wenn das nicht hilft, auch zu Disziplinarmaßnahmen kommt.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Das lässt sich nicht ändern. Es sei denn, wir verlängern den Schultag bis 17 oder 18 Uhr.

    Klar, die Pausenzeiten lassen sich nicht "mal eben" beeinflussen, Unterrichtsplanung aber ja schon. Es gibt für jedes Fach- auch jenseits des Sportunterrichts- Methoden, die mit Bewegung arbeiten wie Sprechmühle, Laufdiktat... Die könnenw ir als Lehrkräfte gezielt einplanen in Klassen mit entsprechendem Bewungsdrang (oder auch in Klassen, die dazu neigen am Platz wegzudämmern und deshalb entsprechend aktiviert werden müssen), ebenso, wie man auch mal zwischendrin 5min eine kurze Bewegungsübung einbauen kann. Wir haben an unserer Schule ein Doppelstundenprinzip. Das ist gerade in der Unterstufe enorm anstrengend für die SuS, so dass es sehr wichtig ist, ganz bewusst solche Bewegungselemente einzubauen bzw. entsprechende Methoden zu verwenden, weil es eben nicht mal eben eine offizielle 5-Minuten-Pause zwischendrin gibt für die Klasse.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Klar, die Pausenzeiten lassen sich nicht "mal eben" beeinflussen, Unterrichtsplanung aber ja schon. Es gibt für jedes Fach- auch jenseits des Sportunterrichts- Methoden, die mit Bewegung arbeiten wie Sprechmühle, Laufdiktat... Die könnenw ir als Lehrkräfte gezielt einplanen in Klassen mit entsprechendem Bewungsdrang (oder auch in Klassen, die dazu neigen am Platz wegzudämmern und deshalb entsprechend aktiviert werden müssen), ebenso, wie man auch mal zwischendrin 5min eine kurze Bewegungsübung einbauen kann. Wir haben an unserer Schule ein Doppelstundenprinzip. Das ist gerade in der Unterstufe enorm anstrengend für die SuS, so dass es sehr wichtig ist, ganz bewusst solche Bewegungselemente einzubauen bzw. entsprechende Methoden zu verwenden, weil es eben nicht mal eben eine offizielle 5-Minuten-Pause zwischendrin gibt für die Klasse.


    Hallo CDL,


    ich habe den Threadersteller eher so verstanden, dass es um SuS geht, die gezielt andere SuS drangsalieren, wenn kein Lehrer zugegen ist: in den Pausen.


    Das würde dann demzufolge in Richtung problematisches Sozialverhalten gehen. Bewegungsmöglichkeiten sind sicherlich immer gut, aber hier vermutlich nicht des Pudels Kern.


    der Buntflieger

  • Den Störenfrieden noch eine Chance geben und wenn sich das Verhalten den Mitschülern gegenüber nicht ändert, müssen sie eben zum Lehrerzimmer gehen und dort vor den Tür auf den nächsten Lehrer warten, diesen sozusagen abholen. So haben sie Bewegung, sind weg von den Mitschülern und "fühlen sich beaufsichtigt" - im Blickwinkel des Lehrerzimmers sozusagen.

  • Den Störenfrieden noch eine Chance geben und wenn sich das Verhalten den Mitschülern gegenüber nicht ändert, müssen sie eben zum Lehrerzimmer gehen und dort vor den Tür auf den nächsten Lehrer warten, diesen sozusagen abholen. So haben sie Bewegung, sind weg von den Mitschülern und "fühlen sich beaufsichtigt" - im Blickwinkel des Lehrerzimmers sozusagen.

    Die Idee finde ich gut. Würde bei uns allerdings daran scheitern, dass der nächste Lehrer oft nicht aus dem Lehrerzimmer sondern von einem anderen Klassenzimmer kommt.


    Bei einer sehr auffälligen Klasse haben wir es einmal so gemacht, dass der Lehrer der letzten Stunde erst gehen darf, wenn der Lehrer der nächsten Stunde da ist. Das geht aber natürlich nicht immer und nicht bei allen Klassen.


    Inzwischen haben wir aber ein Lehrerraumprinzip und die Schüler müssen sich bewegen ;) . Sie haben also Bewegung und ich muss meine Materialien nicht abbauen und rumschleppen.

    Gerade in Elternzeit, deshalb fast nur stille Mitleserin :essen:

  • Stimmt. Ich habe da auf den Disksussionsverlauf reagiert, ohne den Ausgangspost zu beachten. Danke für den Hinweis.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Haben wir nicht einmal im Ansatz drüber nachgedacht. Wir haben ja auch Kinder, die sich nur sehr langsam oder sehr mühsam fortbewegen können, so dass sie selten pünktlich ankämen, und welche, die nicht-transportable Hilfsmittel benötigen, die man nicht in jeden Klassenraum stellen kann (zu teuer).
    Für viele dieser Kinder ist es auch wichtig, dass in den Pausen nicht in den Gängen und Klassenräumen getobt oder gerannt wird. Wir achten streng darauf. Wenn z.B. ein Kind mit Glasknochen über den Haufen gerannt wird, mag man sich die Folgen gar nicht ausmalen.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • ich glaube nicht, dass man den bewegungsdrang und das andere ärgern so strikt trennen kann. zudem: unerwünschtes verhalten verhindert man am einfachsten, indem man damit inkompatibles verhalten bestärkt/durchsetzt. wer draußen rennt oder im flur hüpfübungen abarbeitet, kann schlecht parallel im klassenraum andere ärgern.


    (oder auch: was man im hundetraining alles für die schule mitnehmen kann...)


    edit: falls der schutz zerbrechlicher inklusionskinder das argument contra bewegung ist, ist die einrichtung von ruhe- und bewegungszonen im pausenbereich eine gängige und gute lösung. hier soll man rennen, dort wird höchstens gegangen. zudem gibt es wie gesagt sehr viele körperliche belastungsformen, die stationär zu machen sind, stichwort körperspannung, planks, handstand, rumpfarbeit aller art, hüpfen, gleichgewichtsschulung...

  • @Jule13 In was für einer Schulform unterrichtest du? Oder sind diese körperlich empfindlichen SchülerInnen im Rahmen von Inklusion an eurer Schule?

    Ich arbeite an einer inklusiven Gesamtschule, die wirklich alle Förderschwerpunkte im Boot hat, darunter viele Kinder mit verschiedensten körperlichen Einschränkungen. Einen kleinwüchsigen Schüler habe neulich sogar ich um ein Haar über den Haufen gerannt, weil ich nicht nach unten gesehen habe. :staun:


    Bewegung ist in den großen Pausen super möglich - aber eben draußen. Unser Schulgelände ist sehr, sehr groß und wird gerade von den Kleinen auch gerne genutzt.
    In den Mittagspausen gibt es verschiedenste Bewegungsangebote - angeleitete und freie.
    Nur in den 5-Minuten-Pausen müssen sich die SuS eben zusammennehmen.
    Im übrigen ist auch bei uns Bewegung im Unterricht nicht unbekannt.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Ich finde das sehr unlogisch. Da wird inkludiert, was geht, aber dem Bewegungsdrang mancher kann auf keinen Fall ein "Nachteilsausgleich" gewährt werden, die sollen sich halt zusammennehmen. Muss ich das verstehen?

  • Ich kann mir jetzt wirklich nicht vorstellen, dass an Gymnasien (die ja fast alle nicht inklusiv sind) die Kinder in den 5-Minuten-Pausen über die Gänge und durch die Klassenzimmer toben dürfen. Jedenfalls an den beiden Gymnasien, an denen ich vorher gearbeitet habe, ging das nicht.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

Werbung