Darf man seinem eigenen Schüler Nachhilfe geben?

  • Ich glaube NaWiLehrerin , es wäre gut, wenn du dich von deiner Gewerkschaft in der Angelegenheit erst einmal rechtlich beraten lassen würdest. Nachdem deine SL sehr deutlich gesagt hat, dass sie das Angebot aktuell nicht im AG-Rahmen verortet sieht und auch sonst nicht für angemessen hält, dass du das anbietest, kannst du dich darüber nicht einfach hinwegsetzen und das dann dennnoch anbieten in der Schule. Auch privat kannst du dir dazu nicht einfach SuS nachhause einladen ohne mindestens einen schwerwiegenden Konflikt mit deiner SL zu riskieren. Also lass dich 1. rechtlich beraten, was du in welcher Weise darfst und nicht darfst und such dann 2. nochmal das Gespräch mit deiner SL bzw. bring dein Anliegen 3. in eine GLK ein als Möglichkeiten z.B. den naturwissenschaftlichen Zug/das technische Profil/ das Schulprofil zu stärken und zu schärfen und/oder als mögliches Förderangebot und/oder als besonderes AG-Angebot. Gegen deinen SL so etwas durchzuführen halte ich- unabhängig von rechtliche Fragen- für sehr unklug. Dieser Mensch kann dir das Leben sehr schwer machen, wenn du ihm/ihr ernsthaft ans Bein pinkelst (oder sich das aus deren Warte auch nur so anfühlt). Eine konsensuale Lösung ist in jedem Fall das, was du in der Angelegenheit anstreben solltest mit deiner SL. Manche Veränderungen brauchen halt länger an Schulen. Wenn dein Angebot aber inhaltlich eine solche Bereicherung und sinnvolle Ergänzung ist, dann sollte es dir möglich sein, auch KuK dafür zu begeistern, mit denen gemeinsam du dann eine Veränderung über die GLK anstoßen kannst. Schulen sind Arbeitsplätze für Teamplayer- egal wieviel wir oft als Alleindarsteller meistern mögen. Also arbeite gemeinsam mit deinen KuK an einer entsprechenden Veränderung z.B. eures AG-Angebots, statt gegen alle einfach nur "dein Ding" irgendwie durchsetzen zu wollen. Welche AG-Angebote gibt es denn bereits in diesem Bereich? Was würde sinnvoll ergänzt werden, was fehlt tatsächlich noch vollständig? (Gibt es Förderunterricht? Gibt es eine NaWi-AG o.ä.?) Welche Gründe könnte es geben, das bisherige Angebot so zu belassen wie es ist? Haben diese stark etwas mit dem Schulprofil zu tun? Geht es vielleicht einfach nur darum, dass aktuell niemand die Nerven hat, auch das noch umzustellen, was in einem Jahr, mit mehr Normalität, schon anders aussehen könnte? Sind das zwar scheinbar uralte Zöpfe, aber tatsächlich AGs, die von den SuS begeistert angnommen werden alle Jahre wieder? Gibt es einen erkennbaren Bedarf bei den SuS für ein derartiges Angebot oder würde es nur dir Freude bereiten so ein Zusatzangebot anzubieten? Kannst du dich vielleicht im Rahmen einer bereits bestehenden AG mit einbringen, um deren Angebot zu akzentuieren und zu ergänzen? ...


    Mir fehlt bei dir so ein bisschen diese Auseinandersetzung mit den Gegebenheiten deiner Schule und den Gründen, die deine SL dazu motivieren könnten, so ein Angebot zumindest aktuell abzulehnen. Du scheinst hier genau genommen nur nach Wegen zu suchen, dein Angebot durchsetzen zu können. Gründe, die dies problemtatisch erscheinen lassen wischst du so ein bisserl weg. Solltest du deiner SL auch so entgegengetreten sein, hat womöglich die Art deines Auftretens einen Einfluss auf die Entscheidung deiner SL gehabt. Ich kann natürlich komplett daneben liegen, dann entschuldige bitte. Vielleicht ist das aber ja ein kleiner Denkanstoss, wie das von außen wirken KANN und was du verbessern KÖNNTEST vor einem erneuten Gepräch mit deiner SL oder auch mit KuK über dein Herzensprojekt. :)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL () aus folgendem Grund: Tippfehler

  • CDL's Vorschlag/Beitrag enthält einige Punkte und Vorschläge, die ich nachvollziehen kann und für sehr sinnvoll halte. Vor allem der Weg/die Beratung über/durch Gewerkschaften ist mir bis jetzt nicht in den Sinn gekommen. Aktuell ist ein Förderangebot aufgrund der Lage sowieso nicht umsetzbar, da nur wochenweise klar ist, in welcher Form der Unterricht stattfinden kann. Deswegen lasse ich mir die genannten Punkte/Vorschläge mal in Ruhe zu Gemüte führen (es sollte sowieso langfristig erfolgreich sein). Insgesamt aber mega Beitrag!

  • Aktuell ist ein Förderangebot aufgrund der Lage sowieso nicht umsetzbar, da nur wochenweise klar ist, in welcher Form der Unterricht stattfinden kann.

    Nur am Rande, ansonsten halt ich mich raus: Gerade aktuell ist es imho deutlich einfacher. Dank Onlinemöglichkeit entfällt das Problem der Anreise, und man kann sich auch zu "unkonventionellen" Zeiten treffen, zu denen eher alle Zeit haben. Mit unseren Prüflingen machen wir jetzt schon zum dritten mal freiwillige Zusatzangebote in Form von Zoom-Fragestunden (für alle!). Nach den ersten beiden Durchläufen hatten wir Prüfungsergebnisse, von denen wir vorher jahrelang geträumt haben.

  • Nur am Rande, ansonsten halt ich mich raus: Gerade aktuell ist es imho deutlich einfacher. Dank Onlinemöglichkeit entfällt das Problem der Anreise, und man kann sich auch zu "unkonventionellen" Zeiten treffen, zu denen eher alle Zeit haben. Mit unseren Prüflingen machen wir jetzt schon zum dritten mal freiwillige Zusatzangebote in Form von Zoom-Fragestunden (für alle!). Nach den ersten beiden Durchläufen hatten wir Prüfungsergebnisse, von denen wir vorher jahrelang geträumt haben.

    Stimmt und um das auf NaWi zu übertragen, klaue ich mal die Idee unser aller Lieblingssocke: SuS Exerimente zuhause mit zuhause verfügbaren (sicheren!!!!!) Mitteln und Materialien selbst machen lassen als freiwilliges Zusatzangebot. Wenn das gut ankommt in deinen Klassen, kannst du deinen KuK in den Parallelklassen ja einfach anbieten, deine Versuchsvideos in ihren Klassen ebenfalls als Bonusaufgaben zu teilen. Das muss sehr gut durchdacht werden deinerseits, um wirklich sichere Experimentvarianten ausuwählen, die weder den ungeschickten Kasper vergiften, noch das Haus der tapseligen Grete abbrennen.

    Freiwillige Bonusaufgaben zum Vertiefen bekommen meine Hasen aktuell auch immer wieder, damit diejenigen, die mehr wissen wollen auch auf ihre Kosten kommen. Bau das also vielleicht vorerst als tolles Differenzierungsangebot im Rahmen deines Fachunterrichts mit ein. Wenn das gut ankommt, spricht sich das rum bei KuK/der SL und schon kann das Gespräch im nächsten Schuljahr anders laufen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Das ganze mit den Versicherungen, Haftung usw. ist sicherlich wichtig, aber sollte finde ich keine Hürde sein (generell finde ich ist es das auf dieser Seite des Ozeans deutlich öfter). Ich werde wohl die Schulleitung nochmal befragen dazu, kann aber die Reaktion schon erahnen.

    Ich verstehe bei all diesen Sachen, auch was hier mit nach Hause fahren beschrieben wird, das Problem nicht. Auf Klassenfahrten oder Ausflügen kommt es doch auch vor, dass man zeitweise mit nur einer Gruppe der Schüler oder Schülerinnen alleine ist.

    Ich weiß nicht, wie das bei euch in Deutschland, konkret in deinem Bundesland, ist, aber bei uns in Österreich sind Haftungsfragen sehr wichtig, weil die rechtliche Absicherung (unter anderem bezüglich Unfallversicherung, Haftpflicht, etc.) während des Dienstes wesentlich besser ist, als während der Freizeit - und zwar für die Schüler, als auch für dich. Wenn du oder dein Schüler während des Unterrichts (d.h., rechtlich als solcher abgesicherter Unterricht - also eingetragen im Stundenplan) verunfallt/erkrankt/einen materiellen oder sonstigen Nachteil erleidet (etwa durch Elementarereignisse), dann seid ihr abgesichert, weil dies ein Dienstunfall ist. Sollte euch selbiges während der Freizeit zustoßen, gibt es allenfalls die gesetzliche Unfallversicherung, und die ist nicht üppig dotiert. (Außerdem könnte dann auch die Frage nach der Aufsichtspflicht gestellt werden - abhängig vom Alter der Schüler; abgesehen von zivil- oder dienstrechtlichen Problemen, die sich daraus ergeben könnten). All das gilt nicht nur während des Unterrichts, sondern auch auf dem "Arbeitsweg" (und es sollen tatsächlich schon Lehrer oder Schüler auf dem Weg zur Schule oder nach Hause verunfallt sein - ein Umknicken mit dem Knöchel reicht da schon, um Probleme zu verursachen). Noch schlimmer ist die ganze Geschichte rechtlich, wenn du Schüler im Auto mitnimmst (bei uns gilt das rechtlich als Schülertransport und erfordert einen eigenen Führerschein). Wohl gemerkt: Solange nichts passiert, passiert auch nichts; im Falle eines Unfalls bist du aber "volle Wäsch" dran: zivil-, dienst- und eventuell sogar strafrechtlich. (Die von dir angesprochenen Klassenfahrten oder Ausflüge, bei denen du mit Schülern allein bist, sind rechtlich etwas ganz anders: das sind dienstliche Veranstaltungen und rechtlich entsprechend abgesichert!)

    Also im eigenen Interesse (und im Interesse deiner Schüler: Gib nur dann Unterricht, wenn du das auch darfst! Dienst- und auch sonst rechtlich heißt das, der Unterricht kann nur dann erteilt werden, wenn er als solcher deklariert ist (im Stundenplan) und bezahlt ist (egal, aus welchem Topf).

    Die an anderer Stelle schon angesprochenen Probleme, nämlich daß du unnötigerweise (zumindest moralischen) Druck auf andere Kollegen ausübst, die nicht so ohne weiteres bereit sind, unentgeltlich irgendetwas zu tun, ist aber auch nicht zu unterschätzen; genausowenig wie die Frage, ob man nicht einzelnen Schülern gegenüber anderen Vorteile verschafft...

    Ich würde mir das schon durch den Kopf gehen lassen, denn ein gutes Verhältnis zur Kollegenschaft und zum Direktor sind durchaus erstrebenswerte Dinge, die einem das Leben durchaus erleichtern können!

  • Nochmal ich. Meine 12er bereiten sich momentan aufs Abitur vor. Jetzt schreibt mich X an, er hätte sich die Abi-Klausur von 2012 vorgenommen und verstehe die Herleitung einer Formel nicht. Dann verabrede ich mich mit ihm in der nächsten Woche und erkläre es ihm ausgiebig. Und dann wird diese Herleitung zufällig in der aktuellen Klausur verlangt und X verkündet mir freudestrahlend, dass ich ihm das ja so toll erklärt hätte und er das problemlos lösen konnte. Dann werden mich alle anderen Kursmitglieder und vor allem deren Eltern fragen, warum ich X bevorzugt und so bevorteilt habe. Und dann komme ich mit einem „Weil er mich gefragt hat.“ nicht weit.

    Das ist etwas anderes, als wenn sich X allein mit der Aufgabe beschäftigt hat.


    Das ist aus rechtlicher Sicht vollkommen unproblematisch. Keiner von euch beiden konnte erahnen, dass exakt diese Aufgabe noch einmal Prüfungsaufgabe sein wird. Gleichzeitig gibt es gar nicht so viele verschiedene Herleitungen, die Schülerinnen und Schüler können müssen und diese intensiv mit ihnen zu üben und sofern darstellbar auf Nachfrage auch noch einmal genauer zu erklären, gehört zu unserem Beruf direkt dazu. Problematisch ist das nur, wenn du selbst die Prüfungsaufgaben stellst und genau diese vorab mit Schülerinnen und Schülern besprichst.

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