Vergleich: Lehramt und freie Wirtschaft

  • Es ist einfach kein Wunder, dass der Dienstherr von den Lehrern wie selbstverständlich verlangt Kindermädchen, Reiseveranstalter und neuerdings auch Möbelpacker zu spielen. Bei uns an der Schule haben sogar mal die Hausmeister gemeint, dass die Lehrer ja auch die Kotze von Schülern wegwischen könnten.

    Fügt sich doch nahtlos ein in den Megatrend der "Deprofessionaliserung" des Lehrerberufs, hier unter dem Aspekt "Quereinsteiger" beleuchtet:
    https://www.tagesschau.de/inland/lehrermangel-109.html


    Jap, auf den Thread kann ich auch verweisen - und auf die Beiträge, in denen Lehrer - auch wegen des Beamtenstatus - erst einmal sagen können: "Kisten schleppe ich nicht".

    Komisch, bei uns sind es eher die Angestellten, die sich mit Berufung auf das "Tarifrecht" weigern, bestimmte Dinge zu machen (Zusatzaufgaben, die von den Beamten selbstverständlich erwartet werden, wie unbezahte Vertretungsstunden, Mitarbeit in Projektgruppen usw.)


    Gruß !

  • Fügt sich doch nahtlos ein in den Megatrend der "Deprofessionaliserung" des Lehrerberufs, hier unter dem Aspekt "Quereinsteiger" beleuchtet:https://www.tagesschau.de/inland/lehrermangel-109.html


    Komisch, bei uns sind es eher die Angestellten, die sich mit Berufung auf das "Tarifrecht" weigern, bestimmte Dinge zu machen (Zusatzaufgaben, die von den Beamten selbstverständlich erwartet werden, wie unbezahte Vertretungsstunden, Mitarbeit in Projektgruppen usw.)
    Gruß !

    Komisch ... ich wurde noch zu keiner Mitarbeit in einer Projektgruppe gezwungen, in die ich nicht wollte. Wer's mit sich machen lässt ...
    Unbezahlte Vertretungsstunden: stimmt ... drei im Monat, maximal.

  • <Mod-Modus>


    Ich habe den Unterfaden "Aber als Lehrer verdienen wir viel weniger als in der freien Wirtschaft" mal in den "Frust und Ärger"-Bereich verschoben. Die Diskussion geht hier etwas am Thema vorbei und wiederholt sich zum xten Mal.


    kl. gr. frosch, Moderator

  • Vor meinem Leben als Lehrer war ich mehrere Jahre im Projektmanagement, kenne also beides.


    Als anstrengender empfinde ich:
    - man hört den Antworten der Schüler im UG zu und versucht, die Schülerantworten in sinnvoller Weise an die Tafel zu schreiben, gleichzeitig unterbindet man Gespräche oder Störungen, bekommt mit, was nebenher läuft (Handy), bewertet die Schülerantworten (weil man ja auch mündliche Noten machen muss) und weiß immer, was als Nächstes kommt. Nach 8 Stunden Unterricht bin ich total erledigt. Im Büro ist das nicht vonnöten, es ist auch nicht vergleichbar mit Vorträgen vor Erwachsenen.


    - es gibt kaum Rückzugsräume. Man ist 30 Augenpaaren ausgesetzt und die jungen Erwachsenen beobachten einen sehr aufmerksam. In den Pausen führe ich oft Gespräche mit Schülern, während des Unterrichts gehe ich ungern auf die Toilette, ich trinke viel zu wenig (weil ich es vergesse) und komme selten zum Essen. Im Büro war das ganz anders, selbst auf Geschäftsreisen war ich freier, meinen Bedürfnissen nachzukommen. In der Schule taktet das der Unterricht. Besonders stark merke ich das, wenn ich krank bin: im Büro konnte ich mich vor meinen Rechner verkrümeln und auch mal langsamer werkeln, in der Schule geht das nicht. In der Schule ist man fremdbestimmter.


    - Der Orgaaufwand ist schon recht groß - man muss ständig vorausdenken. Montag habe ich Nachschreiber in einer Klasse, ich brauche eine Arbeit, drei freie Räume, muss die betroffenen Kollegen informieren, dass die SuS später zum Unterricht kommen und das auch noch eintragen. In der nächsten Klasse sollte ich Geld einsammeln, brauche Wechselgeld dafür und haben alle den Elternbrief bekommen? In den Stunden darauf sollte ich darauf achten, ob der Schüler x heute da ist, ich habe noch keine mündliche Note von ihm, weil er oft fehlt, ich sehe die Klasse aber nur noch ein Mal vor der Notenabgabe. Und ich muss seine Entschuldigungen prüfen, ob ein Attest vorliegt, wenn er heute fehlt, weil die Klasse in der 3 und 4 Stunde eine KA beim Kollegen schreibt und ich die Klassenlehrerin bin.


    - In den beruflichen Schulen läutet das Abitur einen Prüfungsreigen ein, der bis zum letzten Schultag geht. Für die Allgemeinbildner ist das strange, aber bei uns dauern die 18 Ausbidlungsgänge an der Schule zwischen 1 und 3 Jahren, dann gehen die Leute in die Prüfung. Und auch, wenn man nicht selbst prüft, ist man als Zweitprüfer oder Prüfungsaufsicht eingeteilt. Die Abstände zwischen den Prüfungsterminen werden immer enger, oft hat man wenige Tage für große Mengen, hält aber weiter Unterricht. In diesem Jahr prüfe ich in drei Schularten schriftlich und mündlich in Erst- und Zweitkorrektur, für 183 Prüfungsarbeiten in der BS habe ich 9 Tage Zeit, bis die Abi-Zweitkorrektur eintrudelt. Die Belastung im Prüfungshalbjahr ist hoch und steigt stetig.


    - Es gibt auch Positives zu berichten: Meine Schüler sind in der Regel nett und willig und man nimmt ein Stück am Leben der jungen Leute teil. Auch bei schwachen Klassen läuft es in der Regel gut, wenn man das Vertrauen der Klasse erworben hat. Wichtig ist Respekt und gute Orga (s.o.), das danken die Schüler. Klar gibt es auch Probleme, mit einer aktiven SL und einem guten Kollegium geht das aber.


    Ich liebe meinen Beruf, aber zur Wahrheit gehört auch, dass ich am Beginn jeder Sommerferien sehr müde und zerschlagen bin und faktisch eine Woche Schlaf und Ruhe brauche, um überhaupt in den Urlaub fahren zu können.

  • Hallo, ich habe auch vor dem Referendariat 10 Jahre in der freien Wirtschaft gearbeitet . Bin allerdings nicht am BK , sondern in der Gesamtschule .


    Ich empfand das Referendariat nicht so stressig wie viele andere, da ich vom vorherigen Job ständigen Leistungsdruck gewohnt war, daher stimme ich Kimetto in vielen Punkten zu. Es wird wirklich nur mit Wasser gekocht und die Ausbilder sind auch nur Menschen . Du bist freier in der Zeiteinteilung für Vorbereitung und Korrekturen , während der Zeit in der Schule aber sehr eingespannt und fremd gesteuert.
    extrem nervig finde ich die ineffizienten Konferenzen und Besprechungen - in der Wirtschaft würde niemand so viele qualifizierte Menschen stundenlang tagen lassen- da werden kleine effiziente Arbeitsgruppen gebildet und einfache Tätigkeiten selbstverständlich delegiert, Ergebnisorientierung ist in der Schule ein Fremdwort .
    Zudem finde ich auffallend , dass - zumindest in meiner Erfahrung - nicht die immer die Besten und Engagierten Karriere machen, Personalführung und Mitarbeiterförderung habe ich in der Wirtschaft sehr viel professioneller erlebt , klare Ziele, zielgerichtete Fortbildungen inklusive. Damit einhergehend aber dann natürlich der entsprechende Leistungsdruck.


    Der Lehrerberuf ist sehr gut planbar, mit Familie vereinbar und bringt viel Sicherheit. Unabdingbar ist aber , dass man an der Arbeit mit den Kindern/ jungen Menschen Freude hat und sie gern mag . Es gibt wenig Wertschätzung von anderen, man sollte den Beruf nur ergreifen, wenn man sich wohl mit dem Klientel fühlt. Daher würde ich auch zum Praktikum raten.
    Ich bereue weder die Zeit in der Wirtschaft , noch den Wechsel in die Schule. Manch ein KuK hätte imho von ein paar Jahren Berufserfahrung außerhalb der Schule auch profitieren können

  • ich war an verschiedenen schulformen in bayern und vorher in der wissenschaft und im verlag. persönlich erlebe ich den alltag am gym (sek I und II) als spürbar stressiger, auch mit viel routine, als an der berufsschule. dort war das grundtempo niedriger, alles wurde viel entspannter gesehen, die inhalte wiederholten sich ständig. kuk, die an die mittelschle oder in die primarstufe oder an die fos/bos gewechselt sind (hier bekommen sehr viele ausgebildete gym-kuk keinen job, die dann 'umschulen') berichten ähnliches.


    den vergleich zum bürojob im verlag hat die stille mitleserin sehr treffend vollzogen, finde ich. das büro war entspannter, insofern weniger fremdbestimmung herrschte. man konnte mal zwischendrin kurz abschalten, und das oft auch noch, wenn man das selbst gerade wollte. das ist im laufenden betrieb eines schultages selten drin, man ist fast immer non stop (außer auf dem klo, wo ich es oft erst nach stunden hin schaffe) "on", auf den gängen, im lehrerzimmer, immer passiert was, immer will jemand was. aber dafür isses auch nicht langweilig, bunt wie das leben halt.

  • Liebe KuK, wenn man euch mal alle eben auf A12 setzen würde, mit all den Aufgaben, die wir eben nebenbei (bei Vollzeit) mit 28 Unterrichtsstunden erfüllen müssen, würde eure Welt schlagartig anders aussehen.

  • Liebe KuK, wenn man euch mal alle eben auf A12 setzen würde, mit all den Aufgaben, die wir eben nebenbei (bei Vollzeit) mit 28 Unterrichtsstunden erfüllen müssen, würde eure Welt schlagartig anders aussehen.

    Also ich habe mich bewusst für meine Schulform entschieden, eben weil ich nicht mit den Kleinen arbeiten wollte. Ich habe zu keinem Zeitpunkt dabei auf das Gehalt geschaut.


    Aber wir können gerne tauschen, habe gerade drei dicke Wälzer Fachliteratur über Physikalische Chemie vor mir liegen um fachlich die Techniker bedienen zu können.


    (Manche Aufgaben lassen sich einfach null miteinander vergleichen)

  • (Manche Aufgaben lassen sich einfach null miteinander vergleichen)

    Ja, deshalb sollten alle A12 oder A13 oder das Gleiche verdienen. Alle Lehrer haben unterschiedliche Aufgaben. Wer entscheidet, was mehr wert ist?

  • Ja, deshalb sollten alle A12 oder A13 oder das Gleiche verdienen. Alle Lehrer haben unterschiedliche Aufgaben. Wer entscheidet, was mehr wert ist?

    Das haben die Bundesländer so entschieden. Auf welcher Grundlage? Keine Ahnung. Ist das gerecht? Wenn du mich fragst.... nein.

  • Ja, deshalb sollten alle A12 oder A13 oder das Gleiche verdienen. Alle Lehrer haben unterschiedliche Aufgaben. Wer entscheidet, was mehr wert ist?

    Ich habe es nicht entschieden und auch nie gesagt, ob ich dafür oder dagegen bin.


    Allerdings auch A12/A13 für alle heißt nicht, dass alle gleich arbeiten.
    Das kommt am Ende auch auf das Engagement und auf die Fächer und vieles mehr drauf an. Ist es also jemals gerecht?
    Damit wären wir auch wieder bei manchen Themen in diesem Thread.


    Ich mag auch die Aussagen nicht, dass man ja in der Wirtschaft so viel mehr verdienen würde. Ich war in der Industrie tätig, ich habe Gründe, warum ich anschließend Lehramt studiert habe.
    Viele Geisteswissenschaftler hingegen werden als Lehrer sicherlich mehr verdienen, als sie es sonst tun würden.

  • Wir verdienen als Lehrer nur "so viel", weil wir verbeamtet sind. Das Bruttogehalt ist schon viel weniger als in der freien Wirtschaft. Auch Nichtlehrer schaffen es durch geschicktes Legen der Urlaubstage (Feiertage mitverarbeitend) und Abbauen von Überstunden auf mehr als 6 Wochen Urlaub im Jahr. Zumindest weiß ich das aus dem Bekanntenkreis.


    Ich schätze, dass das Gehalt der GS-Lehrerinnen so schnell nicht angeglichen wird, weil fast nur Frauen in der Grundschule arbeiten. Die sehr wenigen Männer, die es gibt, werden uns gleich als Schulleiter vor die Nase gesetzt (und haben dann A13 oder A14), bzw. bewerben sich nach 2 Jahren auf eine Stelle im Schulamt.
    Klar könnten wir auch SL werden, aber zu Hause wartet meistens schon ein kleines Familienunternehmen, das auch noch gestemmt werden will. Ich weiß nicht wie es im Gymnasium und anderen weiterführenden Schulen ist. Aber ich schätze, dass da auch mehr Frauen als Männer Teilzeit arbeiten, bzw. weniger Führungspositionen innehaben als Männer.

  • Ich bin freiwillig Lehrerin geworden und du?
    Und schon zu Beginn des Studiums kann man sich über sein Gehalt informieren, es ist planbar, das geht woanders nicht.
    Mir ist egal, wie viele Urlaubstage andere haben oder wie viel Geld. Es geht darum, womit ich glücklich bin.
    Keiner hindert dich, was anderes zu machen, was dich glücklicher macht, wenn du es aktuell nicht bist. Das zeigen auf andere ist nervig, nervt mich genauso, wenn andere uns Lehrern unterstellen, wir hätten 12 Wochen Ferien. ich antworte da mittlerweile nur noch, was daran hindert selbst Lehrer zu werden, wenn das so toll ist. Meistens ist dann Ruhe.



    Ich schätze, dass das Gehalt der GS-Lehrerinnen so schnell nicht angeglichen wird, weil fast nur Frauen in der Grundschule arbeiten. Die sehr wenigen Männer, die es gibt, werden uns gleich als Schulleiter vor die Nase gesetzt (und haben dann A13 oder A14), bzw. bewerben sich nach 2 Jahren auf eine Stelle im Schulamt.


    Klar könnten wir auch SL werden, aber zu Hause wartet meistens schon ein kleines Familienunternehmen, das auch noch gestemmt werden will. Ich weiß nicht wie es im Gymnasium und anderen weiterführenden Schulen ist. Aber ich schätze, dass da auch mehr Frauen als Männer Teilzeit arbeiten, bzw. weniger Führungspositionen innehaben als Männer.

    Aber auch das ist doch selbst gewählt?
    Wo steht geschrieben, dass die Frau sich um dieses Familienunternehmen kümmern muss, warum kann das nicht der Partner?

  • Weil der vllt. Mühe hat, überhaupt eine Stelle zu finden und sich anstrengen muss, diese zu behalten. Weil es dabei nicht förderlich ist, gleich in Teilzeit zu gehen, der Arbeitsweg länger und die geforderten Auslandsaufenthalte nicht abwendbar sind.

  • Ob ich freiwillig Lehrerin geworden bin, hat nichts mit der von mir als ungerecht empfundenen Gehaltsfrage von Grundschul- Lehrern zu tun.
    Es ist mein Wunschberuf. Über mein Gehalt habe ich mir erst später Gedanken gemacht.

    Einmal editiert, zuletzt von lamaison ()

  • Das Problem ist aber auch Hausgemacht. Mein Mann hat sich daher auch extra gegen die freie Wirtschaft und für den öffentlichen Dienst (und nach einiger Zeit damit auch die Verbeamtung - nicht als Lehrer, aber als ITler) entschieden.
    Solange die Firmen damit durchkommen und die Männer dann nichts sagen, wenn ihnen die Elternzeit, Teilzeit etc versagt werden, wird sich auch da nichts ändern.
    Auch die Länge des Arbeitsweges sind nicht gesetzlich vorgegeben.
    Aber Familien, in denen keiner Lehrer ist bekommen ihr Leben ja auch hin, bei einer Freundin macht sie die vielen Auslandsreisen. Das ist ja nicht so, als könnten die Lehrerinnen nicht anders, weil ihr Mann dazu gezwungen wird.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Das hat auch nicht mit der Bezahlung von Grundschullehrerinnen zu tun. Naja, das gehört sowieso nicht hierhin.

  • Ja, schade.


    Jetzt wird es noch mehr off-topic: Für die Grundschulen ist einfach zu wenig Geld da, Es geht schon damit los, dass der Staat in vielen Bundesländern zu wenig Geld in ausreichend Studienplätze gesteckt hat. Das führte oft zu einem NC von 1,....
    Jetzt fehlen die LuL und das noch auf Jahre.


    Im Gymnasium meines Wohnortes hat jedes Klassenzimmer seit Jahren einen Visualizer. Wir versuchen jetzt, für die ganze Schule erst mal einen anschaffen zu dürfen. Warum ist für die Grundschulen weniger Geld da? Meinetwegen auch für die Hauptschulen... usw?

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