SL verlangt Elterngespräch auch am späteren Abend zu ermöglichen

  • Folgender Fall:


    Die Mutter eines problematischen Schülers wünscht ein Elterngespräch mit dem gesamten Klassenteam inklusive Abteilungsleitung. Sie teilt dem Klassenlehrer mit, dass sie von 9 bis 17 Uhr arbeiten müsse und daher einen Gesprächstermin nach 18 Uhr wünsche.
    Der Klassenlehrer lehnt ab, mit der Begründung, er biete Sprechzeiten nach Absprache im Zeitraum von 8 - 16 Uhr an, danach sei er nicht mehr in der Schule und die anderen Teammitglieder vermutlich auch nicht.


    Die Mutter geht nun zur SL und beschwert sich. Die SL weist den Klassenlehrer und das Team an, einen Termin nach Wunsch der Mutter zu ermöglichen. Der Klassenlehrer wendet ein, dass er keinen Arbeitsplatz in der Schule habe (ein Problem, das immer wieder im Kollegium hoch kocht) und daher im häuslichen Arbeitszimmer arbeiten müsse und daraus das Recht ableite, nach seinem Unterricht spätestens ab 16 Uhr die Schule zu verlassen, um zuhause seinen weiteren dienstlichen Verpflichtungen nachzugehen. Der Einwand wird von der SL nicht akzeptiert. Er ergeht die dienstliche Weisung, das Elterngespräch nach Wunsch der Mutter nach 18 Uhr durchzuführen.


    Ist die Weisung der SL rechtmäßig?
    Ab welcher Uhrzeit wird es für einen Lehrer unzumutbar?
    Kann ich von den Beamten im Einwohnermeldeamt nun auch erwarten, dass sie nach 18 Uhr für meinen Belange zur Verfügung stehen?

  • Auch wenn das m.E. schlechter Stil ist und für ein einfaches Elterngespräch unverhältnismäßig scheint, dürfte da rechtlich nichts entgegen stehen. Wir Lehrkräfte haben nun einmal nur eine teilgebundene Arbeitszeit, während der andere Teil zeitlich i.d.R. ungebunden ist. Es ist aber dennoch möglich, auf Anweisung bestimmte Zeiten dienstlicher Tätigkeit festzulegen. Nichts anderes passiert bei Elternsprechtagen usw.


    Kann ich von den Beamten im Einwohnermeldeamt nun auch erwarten, dass sie nach 18 Uhr für meinen Belange zur Verfügung stehen?

    Wohl eher nicht. Der kleine, aber feine Unterschied besteht darin, dass der Beamte im Einwohnermeldeamt grundsätzlich eine gebundene Arbeitszeit hat, diese also durch den AG vollständig festgelegt (-> Dienstplan) und damit nicht beliebig verrückbar ist.


    Bitte nicht falsch verstehen: Ich persönlich finde es unangemessen, nach der Pfeife eines Elternteils zu springen und würde die betreffende Person auf die üblichen Sprechzeiten verweisen. Aber unrechtmäßig scheint mir die Dienstanweisung nicht zu sein.

  • Die Dienstordnung für die Hamburger Lehrer besagt, dass hinsichtlich der Erreichbarkeit der Lehrkräfte Absprachen (sic!) an den Schulen zu treffen sind. Meines Erachtens steht dies einer Dienstanweisung, sofern sie nicht auf der Basis dieser Absprachen erfolgt, entgegen. Die betroffenen Lehrkräfte können dagegen remonstrieren, müssen die Weisung aber dennoch ausführen, sofern sie nicht strafrechtlich relevant ist.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Xiam,
    wann finden bei euch denn Elternpsrechtage statt? bei uns ist das stets nach 17 Uhr, wenn eben die Eltern auch Zeit haben. Wenige Male Jahr geht das schon.
    Ich finde es prinzipiell schon mal gut, wenn Eltern problematischer Schüler von sich aus ein Gespräch anstrengen, (auch wenn ich ein Gespräch mit den gesamtenn Fachlehrern und dem Abteilungsleiter aus der Ferne betrachtet übertrieben finde, aber das spielt ja keine Rolle) und da sollte es m.E. nicht daran scheitern, ob es um 16:00 Uhr oder 18:00 Uhr stattfindet. Ein möglicher Kompromiss wäre, dass die Mutter vlt. eine Stunde früher aus dem Geschäft kommt?
    Gruß!

  • ich denke, ihr müsst das machen.


    letztlich ist das auch resultat einer suboptimalen kommunikation eurerseits. vielleicht eher versuchen, erstmal im team zwei termine zu finden, an denen alle können, gern auch vor 16.00 uhr, und der mutter das dann mit einem "wir haben sehr lange suchen müssen, um diesen termin mit allen teammitgliedern ermöglichen zu können. bitte melden sie uns zurück, welcher der beiden termine ihnen besser passt." zu übermitteln. da findet sich dann kaum ein elternteil, dass dann noch quer läuft (in wirklich fast jedem job kann man sich mal freinehmen für ein offenbar sehr wichtiges elterngespräch, wenn schon das ganze team mitmachen muss. niemand ist so unersetzlich,dass er/sie nicht mal nen halben tag fehlen kann.)


    wenn die mutter nach so einem szenario noch zum chef rennt, und jammert, isses ziemlich unwahrscheinlich, dass er/sie euch alle zwingt, noch einen dritten schwer zu findenden termin zu basteln, diesmal abends, nur damit die mutter happy ist. und falls der chef dann doch drauf besteht, kann man in dem fall meiner ansicht nach mit sehr guten gründen den personalrat einschalten, das wäre dann schon sehr mieser stil.

  • []...und daher im häuslichen Arbeitszimmer arbeiten müsse und daraus das Recht ableite, nach seinem Unterricht spätestens ab 16 Uhr die Schule zu verlassen, um zuhause seinen weiteren dienstlichen Verpflichtungen nachzugehen...[]

    Sorry, das hört sich für mich nach Kindergarten an. Es sollte unter Erwachsenen doch möglich sein, einen Termin mit der Mutter zu finden, ohne ständig auf seine echten oder eingebildeten Rechte pochen zu müssen. Wer so tickt, konnte nur Lehrer werden.

    »...Aus Mettwurst machste kein Marzipan! «
    Bernd Stromberg

  • ...und daher im häuslichen Arbeitszimmer arbeiten müsse und daraus das Recht ableite, nach seinem Unterricht spätestens ab 16 Uhr die Schule zu verlassen, um zuhause seinen weiteren dienstlichen Verpflichtungen nachzugehen. Der Einwand wird von der SL nicht akzeptiert. ..


    "(2) Die Schulleiterin oder der Schulleiter ist Vorgesetzte oder Vorgesetzter aller an der Schule tätigen Personen. ... Sie oder er sorgt für die Einhaltung der dienstlichen Pflichten und erteilt die dafür erforderlichen Weisungen."


    Zitiert aus: https://www.hamburg.de/content…3478EEC9C4650.liveWorker2


    Wer mit der Schulleitung nicht klarkommt (vielleicht verbirgt sich hinter dem Konflikt eine tiefer sitzende Problematik, für mich wirkt das wie ein Machtspielchen?), muss/sollte die Schule wechseln. Wenn die zwischenmenschliche Ebene versagt, entpuppt sich unser Beamtenstatus als recht rigide Angelegenheit: Da wird dann mitunter brutal von oben nach unten durchgetreten.


    Im Zweifel vielleicht den Personalrat mit ins Boot holen und bei einer Gewerkschaft nachfragen; ich bin noch nicht lange mit dabei, aber ich habe eine Schulleitung erlebt (besser: überlebt), die noch ganz andere Dinge mit ihren Untergebenen angestellt hat, ohne irgendwelche Probleme zu bekommen. Die bekamen immer nur die Getretenen.

  • Ich stelle mir das ganz schön schwierig vor, unter vielen Beteiligten einen einigermaßen passenden Termin zu finden. Wenn man bei allen Eltern diesen Aufwand machen müsste.


    Wir haben für berufstätige Eltern 2x im Schuljahr einen Elternsprechtag von 17 bis 20 Uhr. Ansonsten haben wir eine feste wöchentliche Sprechstunde. Ich bin oft länger an der Schule und mache auch einmal mit Eltern am frühen Nachmittag oder nach dem Unterricht einen Termin aus. Irgendwie bekommt man das immer hin. Manche Eltern unterbrechen ihre Arbeit oder hören früher auf. Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei jedem die Arbeitszeit so festgezurrt ist.
    Bei Gesprächen mit multiprofessionellen Teams gibt meistens der MSD oder die Schulpsychologin eine Terminauswahl vor und da schauen wir, ob es bei allen passt. Es gibt Eltern, die sich für diese Zeit auch einmal frei nehmen, da ihnen solche Gespräche wichtig sind. Komischerweise geht das dann immer, wenn es solche Gespräche sind.


    Ich denke, man muss aufeinander zugehen und beiderseits flexibel sein.

  • Er ergeht die dienstliche Weisung, das Elterngespräch nach Wunsch der Mutter nach 18 Uhr durchzuführen.

    Hoffentlich hat der SL auch den Hausmeister informiert, denn in diesem Fall ist dafür Sorge zu tragen, dass das Gebäude um diese Zeit auch zugänglich und geheizt ist. Die "Schlüsselgewalt" haben einfache Lehrkräfte nämlich nicht und diese sind auch nicht verpflichtet zu kontrollieren, ob das Gebäude nach dem Gespräch ordnungsgemäß verschlossen und gesichert ist. Dafür ist der Schulträger, vertreten durch den Hausmeister, zuständig.


    Auf jeden Fall ein Thermometer mitnehmen, nicht dass das Gespräch wegen der fehlenden Heizung in der kalten Jahreszeit gar nicht stattfinden kann (siehe Arbeitsstättenverordnung).


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Folgender Fall:


    Die Mutter eines problematischen Schülers wünscht ein Elterngespräch mit dem gesamten Klassenteam inklusive Abteilungsleitung. Sie teilt dem Klassenlehrer mit, dass sie von 9 bis 17 Uhr arbeiten müsse und daher einen Gesprächstermin nach 18 Uhr wünsche.
    Der Klassenlehrer lehnt ab, mit der Begründung, er biete Sprechzeiten nach Absprache im Zeitraum von 8 - 16 Uhr an, danach sei er nicht mehr in der Schule und die anderen Teammitglieder vermutlich auch nicht.


    Moment! Bliebe da nicht ein großzügiges Zeitfenster zwischen 8 und 9 Uhr oder habe ich was falsch interpretiert? :D

  • Also ich finde es auch ziemlich daneben, es einfach anzuordnen. Ein Gespräch mit allen Beteiligten, wie man dieses Problem ggf. lösen könnte, wäre wohl angemessener.


    Gerade weil wir nur eine "teilgebundene Arbeitszeit" haben, kann man nicht einfach frei verfügen über die Zeit, die wir uns selbst einteilen. Wenn jemand zum Beispiel Teilzeit arbeitet (ja, ich schreibe mal wieder aus meiner Perspektive...) und dann relativ kurzfristig auch noch die Kinderbetreuung sicherstellen muss (mein Mann ist um 17:30 noch nicht zu Hause!), finde ich es schon ziemlich frech, dem Wunsch dieser Mutter einfach so nachzukommen, indem man den Termin anordnet. Sie kann sich auch einrichten, mal eher zu gehen, sodass mann evtl. einen Kompromiss finden kann. Ich persönlich könnte problemlos um 7:00 in der Schule sein und würde sie zu der Uhrzeit einladen...

  • Wir führen unsere Elterngespräche an zwei Samstagen Ende Januar. Als Entlastung muss ich als Klassenlehrperson nicht mit auf den Schneesporttag. Wobei ich den lustig finde und trotzdem gehe.

  • Ich weiß ja nicht, ob es sich lohnt, daraus eine große Sache zu machen. Wenn das jede Woche passieren würde, könnte ich es verstehen. Aber einmal?
    Vor allem: So, wie beschrieben, hat der Klassleiter wohl mit der grundsätzlichen Weigerung (ebenfalls ohne ein "Kompromissangebot") durchaus zur Verschärfung beigetragen. Da wird sich der Chef halt dann auch gedacht haben "Wenn der stur ist, das kann ich besser".
    Übrigens: ich lese nichts davon, dass der Termin sofort morgen sein muss ... so dass für eine Planung auch von Seiten der Lehrer durchaus Zeit bleibt.

  • Elterngespräch mit dem gesamten Klassenteam inklusive Abteilungsleitung

    Was soll das? Ansprechpartner für die Eltern wäre zunächst der Klassenlehrer. Ein Fachlehrer, wenn es um ein einzelnes Fach geht. Eventuell setzt man sich da zu zweit hin. Aber mehr ist doch Unsinn. Wie soll denn in einer so großen Gruppe eine sinnvolle Beartung stattfinden. Vielleicht sollte man zunächst mit der Mutter klären, dass viel nicht unbedingt viel hilft.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Bliebe da nicht ein großzügiges Zeitfenster zwischen 8 und 9 Uhr oder habe ich was falsch interpretiert?

    Wurde vom Klassenlehrer das letzte Mal vorgeschlagen. Die Mutter hat dann zähneknirschend zugestimmt. Termin kam, Team saß da und wartete, Mutter erschien nicht. Hinterher telefoniert: "Ich habe ihnen ja gleich gesagt, dass das morgens bei mir eng wird, ich habe das nicht geschafft." Daher besteht sie jetzt für den Ersatztermin auf den abendlichen Termin.

  • Ansprechpartner für die Eltern wäre zunächst der Klassenlehrer.

    Die Mutter macht den Klassenlehrer für den mangelnden Schulerfolg ihres Sohnes verantwortlich. Daher wünscht sie ein Gespräch mit dem gesamten Team. Sie hält das Verhältnis zum Klassenlehrer für nicht vertrauensvoll genug.

  • Wurde vom Klassenlehrer das letzte Mal vorgeschlagen. Die Mutter hat dann zähneknirschend zugestimmt. Termin kam, Team saß da und wartete, Mutter erschien nicht. Hinterher telefoniert: "Ich habe ihnen ja gleich gesagt, dass das morgens bei mir eng wird, ich habe das nicht geschafft." Daher besteht sie jetzt für den Ersatztermin auf den abendlichen Termin.

    Weil sie nicht erschienen ist müsst ihr zu ihrer Wunschzeit kommen. Kann dich nicht sein.

  • Welcher Arzt bietet denn bitte außerhalb seiner regulären Sprechzeiten noch ne Extra-Sprechzeit ein für Patienten, die zu den regulären Zeiten nicht können? Würde das ne andere Berufsgruppe machen (von Freiberuflern vll. mal abgesehen)?
    Manche Ärzte haben ja auch nur bis 18 Uhr Sprechstunde.

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