Kann ich verweigern, ökumenischen Religionsunterricht zu erteilen?

  • Hallo allerseits,


    Dies ist eine Frage an alle Religionslehrer/innen.


    Ich bin katholische Religionslehrerin und wurde an eine Schule versetzt, die einen sehr kleinen Anteil katholischer Schüler hat. Bis dato konnte ich mein Zweitfach Religion nicht unterrichten, da dies für die wenigen Schüler ein anderer Kollege macht. Nun gibt es einen Engpass im evangelischen Reliunterricht. Der kooperative Religionsunterricht wurde in der Fachkonferenz abgelehnt - zu aufwändig! Nun soll jeder Kollege ökumenisch unterrichten, also katholische und evangelische Schüler in einem Kurs. Dies ist meines Wissens nach aber eine "rechtliche Grauzone". Überdies möchte ich das auch nicht. Ich möchte katholischen Religionsunterricht erteilen. Kann ich zu diesem ökumenischen Unterricht gezwungen werden? Laut GG und Verfassung NRW ja eigentlich nicht...
    Wie seht ihr das?

  • Hallo!


    Ich kenne es noch von meiner eigenen Schulzeit (kooperative Gesamtschule), dass der Anteil an Schülern, die den Religionsunterricht besuchen, im Hauptschulzweig deutlich geringer war als bei uns im Gymnasialzweig. Das wurde dann dadurch gelöst, dass die paar evangelischen Hanseln aus dem Hauptschulzweig mit den Gymnasialleuten beschult wurden und zur Notengebung bei den Hauptschülern niedrigere Bewertungskriterien Verwendung fanden. Käme eine solche Regelung evtl. infrage, sodass du dennoch deinen monokonfessionellen Religionsunterricht halten kannst?


    Mit freundlichen Grüßen

  • Art. 7 Absatz 3 Satz 3 Grundgesetz: "Kein Lehrer darf gegen seinen Willen verpflichtet werden, Religionsunterricht zu erteilen." - case closed

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • "Engpass" heißt für mich: Das ist zeitlich begrenzt.
    Wäre es für dich denkbar, dass bis zum Halbjahresende, bis zum Schuljahresende zu unterrichten?


    Falls nicht: Dann fällt eben der evangelische Religionsunterricht aus, wenn keine Lehrkräfte zur Verfügung stehen. So wichtig ist Religion nun auch wieder nicht.


    Oder er wird irgendwie vertreten/ betreut, die Schüler freuen sich, dass sie in der Zeit ihre Mathe-Hausaufgaben machen können.



    Und noch eine Bemerkung mit ganz viel Ironie:
    Evangelische Religion und katholische Religion haben ja leider so keinerlei Berührungspunkte oder Gemeinsamkeiten. Deshalb ist es wohl nicht möglich, auf dem Papier so zu tun, als wäre der Unterricht ökumenisch (oder kooperativ) und de facto katholischen Unterricht zu erteilen. Gerade, wenn es darum geht, nur einen vorübergehenden Engpass zu überbrücken.

  • Ich finde das jetzt nicht so ungewöhnlich. In meiner GS wird seit Urzeiten EIN Reliunterricht angeboten, an dem alle SuS, egal ob kath. oder ev. teilnehmen. Es wird aber darauf geachtet, dass ein Wechsel stattfindet. 2 Jahre ein L mit Missio, 2 Jahre ein L mit Vocatio. Die Eltern müssen einverstanden sein, sind sie aber immer. Ich kenne keinen Fall, bei dem es Probleme gab.


    Ich habe auch die Missio und fand das so eigentlich ganz gut... Womit hast du denn Probleme?


    Ich will dich nicht bekehren, wenn du dich unwohl dabei fühlst, kann dich wohl niemand zwingen.

  • Apropos Ethik. Es gab auch schon aufgeschlossene Familien muslimischen Glaubens, die ihre Kinder in den gemeinsamen Reliunterricht geschickt haben. Zwar sehr selten, aber es gab es schon.

  • Gibt es in NRW Vorgaben - also ein Curriculum oder sowas - zum "ÖKUMENISCHEN RU"?


    Oder ist es eher so, dass die Schule etwas erfindet, das es gar nicht gibt,
    weil das, was es gibt, nämlich der kooperative RU, abgelehnt wurde?


    Persönlich hätte ich überhaupt kein Problem mit ökumenischen Ansätzen,


    rechtlich denke ich, dass es an den Erlassen und Vorgaben vorbei geht, gerade wenn der kooperative RU abgelehnt wurde.

  • Ein ökumenischer RU würde wohl von einem Reli-Lehrer (egal ob kath. oder ev) durchgeführt.
    Ein konfessionell- kooperativer RU wird im wechsel von einem ev. Lehrer und einem kath. Lehrer durchgeführt.


    Inhaltliche Unterschiede gibt es bestimmt auch. Damit habe ich mich aber noch nicht näher beschäftigt.


    kl. gr. Frosch

  • Nur mal so nebenbei - dein Weigerungsvorhaben wirkt auf jemanden, der mit Religionsunterricht nix zu tun hat, auf den ersten Blick befremdlich (du sollst ja nicht evangelischen Ru geben !), zumindest erklärungsbedürftig (vor allem, wenn kaum katholische SuS da sind). Falls Du generell keinen Religionsunterricht geben möchtest, sieht die Sache natürlich anders aus.


    Ist nur eine Außenperspektive, die ich aber bei einem weiteren Vorgehen berücksichtigen würde.

  • Hallo allerseits,


    Dies ist eine Frage an alle Religionslehrer/innen.


    Ich bin katholische Religionslehrerin und wurde an eine Schule versetzt, die einen sehr kleinen Anteil katholischer Schüler hat. Bis dato konnte ich mein Zweitfach Religion nicht unterrichten, da dies für die wenigen Schüler ein anderer Kollege macht. Nun gibt es einen Engpass im evangelischen Reliunterricht. Der kooperative Religionsunterricht wurde in der Fachkonferenz abgelehnt - zu aufwändig! Nun soll jeder Kollege ökumenisch unterrichten, also katholische und evangelische Schüler in einem Kurs. Dies ist meines Wissens nach aber eine "rechtliche Grauzone". Überdies möchte ich das auch nicht. Ich möchte katholischen Religionsunterricht erteilen. Kann ich zu diesem ökumenischen Unterricht gezwungen werden? Laut GG und Verfassung NRW ja eigentlich nicht...
    Wie seht ihr das?

    Ich kann zu dem Thema zwar nichts beitragen, aber eines interessiert mich schon. Wieso genau weigerst du dich beide christlichen Konfessionen zusammen zu unterrichten? Aus meiner eigenen Schullaufbahn, wo ich sowohl ev. Religionsunterricht als auch Ethik hatte, konnte ich keinen signifikanten Unterschied erkennen.

  • Ich kann zu dem Thema zwar nichts beitragen, aber eines interessiert mich schon. Wieso genau weigerst du dich beide christlichen Konfessionen zusammen zu unterrichten? Aus meiner eigenen Schullaufbahn, wo ich sowohl ev. Religionsunterricht als auch Ethik hatte, konnte ich keinen signifikanten Unterschied erkennen.

    Weil die Protestanten an Hitler Schuld sind. Ist doch klar.

  • Ein ökumenischer RU würde wohl von einem Reli-Lehrer (egal ob kath. oder ev) durchgeführt.
    Ein konfessionell- kooperativer RU wird im wechsel von einem ev. Lehrer und einem kath. Lehrer durchgeführt.


    Inhaltliche Unterschiede gibt es bestimmt auch. Damit habe ich mich aber noch nicht näher beschäftigt.


    kl. gr. Frosch

    Den Wechsel haben wir, aber erst nach 2 Schuljahren.

  • Nur mal so nebenbei - dein Weigerungsvorhaben wirkt auf jemanden, der mit Religionsunterricht nix zu tun hat, auf den ersten Blick befremdlich (du sollst ja nicht evangelischen Ru geben !), zumindest erklärungsbedürftig (vor allem, wenn kaum katholische SuS da sind). Falls Du generell keinen Religionsunterricht geben möchtest, sieht die Sache natürlich anders aus.


    Ist nur eine Außenperspektive, die ich aber bei einem weiteren Vorgehen berücksichtigen würde.

    Ja, genau. Du unterrichtest nach dem kath. Lehrplan.

  • Selbst die Kirchen bieten ökumenische Gottesdienste an, warum dann nicht für kurze Zeit Ein ökumenischer Reliunterricht?
    Mich würde es auch sehr interessieren warum du das nicht unterrichten möchtest. Du musst es natürlich nicht schreiben, aber dein „Ich möchte nur katholischen Reliunterricht erteilen“ hat ja sicher einen Hintergrund.


    Was jetzt oder in Zukunft passieren kann und rechtlich in Ordnung ist, ist, dass du dann einfach Ethik unterrichten musst.

  • Ein weiterer Grund, endlich den Religionsunterricht komplett abzuschaffen!

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