Alternativen zu Unterrichtsausfall

  • Hallo Forum,


    Viele Diskussionen haben sich hier im Forum über Seiteneinsteiger gedreht.
    Aber was gibt es bei Euch da draussen an Alternativen zum Unterrichtsausfall
    in den Fächern: Technik, Physik, Chemie ?


    Lasst ihr das Fach komplett ausfallen, gebt ihr Aufgaben aus dem Fach, die ein
    Vertretungslehrer betreut, der dieses Fach nicht studiert hat, gibt es moderne
    Unterrichtsformen, wie eigenverantwortlichen Projektunterricht oder digitale
    Klassenzimmer, die das NaWi Fach möglich machen ?
    Gibt es den Einsatz externer Experten, zB Handwerksmeistern für Technik ?


    Wie verbreitet sind "Zertifikatskursler" und aus welchen Fächern kommen die,
    zum Beispiel für den Zertifikatskurs Technik oder Physik ?
    Welche Erfahrungen habt ihr dann mit diesen "Ersatz-Lehrern" gemacht ?


    Nochmal: Bitte zu diesem Thread keine Diskussion zum Seiteneinstieg anfangen, mich
    interessieren die realisierten und praktikablen Alternativen !!


    Grüße aus NRW,
    MM.

    • Offizieller Beitrag

    "Wir" können, sofern wir nicht Mitglied einer Schulleitung sind, nicht wirklich viel dazu sagen.


    Zertifikatskursler sind übrigens Lehrkräfte, die das Fach "on top" im Rahmen einer regelmäßigen Fortbildung zu ihren bisherigen Fächern dazunehmen. Voraussetzung ist, dass sie in wenigstens einem Kurs in diesem Fach eingesetzt sind. Das sind formal grundständige Lehrkräfte und keine "Ersatzlehrer". Im Anschluss an den Zertifikatskurs erhalten sie die Unterrichtserlaubnis und zählen dann auch für dieses Fach als grundständige Lehrkraft.


    Ein sehr probates Mittel gegen den Lehrermangel und den vollständigen ersatzlosen Unterrichtsausfall in einem Fach in einer Klasse ist die Kürzung der Stundentafel, also das Erzeugen so genannten strukturellen Unterrichtsausfalls, um dennoch alle Jahrgänge mit Unterricht zu versorgen, wenngleich dann eben nur mit 2/3 oder 1/2 des eigentlich vorgesehenen Umfangs. (Das wiederum taucht nicht in der Unterrichtsausfallstatistik auf, ist also so gesehen auch eine Schutzmaßnahme gegen kritische Rückfragen nach Auswertung der schulscharfen Unterrichtsausfallstatistik.)

  • @Bolzbold: Ist zwar unwahrscheinlich, aber nehmen wir an, an Schule X gibt es, wie an so vielen Schulen einen Mangel an Musiklehrern, daher Kürzung der Stundentafel. Wenige Jahre später gibt es auf einmal Musiklehrer auf dem Markt, aus welcher Laune heraus auch immer - auch an der Schule X. Würde die Schule jetzt wieder die Musikstunden aufstocken oder ist das eher eine Einbahnstraße?

    2 Mal editiert, zuletzt von Lindbergh ()

  • Die Kürzung der Stundentafel ist ultima ratio und immer befristet. Sonst könnte sich ja jede Schule bei kurzfristigem Lehrermangel eine eigene Stundentafel stricken.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Das sind jetzt Methoden zu kürzen.
    Welche Methoden kennt ihr, den Unterricht durchzuführen,
    zwar nicht in klassischer Form mit Fachlehrer, sondern zwar mit
    Themen des Faches nach Lehrplan, aber in anderer, alternativer Form,
    wenn es eben keinen Fachlehrer gibt ?

  • Vielleicht magst Du den Hintergrund Deiner Anfrage mal erläutern. Dann ist die Chance auf brauchbare Antworten auch höher. Momentan läuft das für mich eher unter der Rubrik "Neuling stellt komische Frage und hat schon genaue Vorstellungen, wie die Antworten aussehen sollten". Ich wundere mich auch, dass ein Lehrer sich vorstellt, man könnte mal eben "externe Experten" anheuern, um Ausfälle aufzufangen.

  • Ich kenne noch die Version, dass Kollegen fachfremd unterrichten.
    Oder Aushilfslehrer, die ein Fach studiert haben, aber keine Lehramtsausbildung haben. Das sind aber immer zeitlich befristete Lösungen.


    Bei kürzeren und planbaren Ausfällen erstellt der fehlende Lehrer Arbeitsauträge, die von Kollegen übernommen werden.


    Das sind jetzt Methoden zu kürzen.
    Welche Methoden kennt ihr, den Unterricht durchzuführen,
    zwar nicht in klassischer Form mit Fachlehrer, sondern zwar mit
    Themen des Faches nach Lehrplan, aber in anderer, alternativer Form,
    wenn es eben keinen Fachlehrer gibt ?

    Auf was zielt deine Frage genau ab? Irgendwie klingt es nach Onlinetutorials oder so.

    Gerade in Elternzeit, deshalb fast nur stille Mitleserin :essen:

  • Was zumindest in Hessen auch geht: Lehrer anderer Schulformen unterrichten dieses Fach. Z.B. haben Gymnasiallehrer auch die Lehrbefähigung für den H/R-Bereich und dürften hier ihre Fächer unterrichten...

    • Offizieller Beitrag

    Mit Lehrplan, aber in anderer, alternativer Form ist als dauerhafte Lösung oder als Lösung über einen längeren Zeitraum gar nicht zulässig - erst recht nicht in der gymnasialen Oberstufe. Fachfremder Unterricht ist in der Sek I sehr verbreitet, gerade wenn so der Klassenlehrer mehr Stunden in der Klasse haben kann. Das wäre auch eine kurzfristige Option bei Lehrermangel in bestimmten Fächern.
    Eigenverantwortliches Arbeiten oder digitale Klassenzimmer können immer nur ergänzende oder kurzfristige Lösungen sein, die niemals von Dauer sein dürfen. Das ist weder rechtlich noch pädagogisch sinnvoll.


    Wie wäre es, wenn Du mal mit Vorschlägen ankommst, wie man den Unterricht trotzdem durchführen kann?

  • Ein sehr probates Mittel gegen den Lehrermangel und den vollständigen ersatzlosen Unterrichtsausfall in einem Fach in einer Klasse ist die Kürzung der Stundentafel, also das Erzeugen so genannten strukturellen Unterrichtsausfalls, um dennoch alle Jahrgänge mit Unterricht zu versorgen, wenngleich dann eben nur mit 2/3 oder 1/2 des eigentlich vorgesehenen Umfangs. (Das wiederum taucht nicht in der Unterrichtsausfallstatistik auf, ist also so gesehen auch eine Schutzmaßnahme gegen kritische Rückfragen nach Auswertung der schulscharfen Unterrichtsausfallstatistik.)

    So einfach, so genial.


    Hallo Polizei! Mein Auto wurde gestohlen!
    Aha! Wo steht ihr Wagen denn?
    Na er ist weg! Gestohlen!
    Also wenn sie gar kein Auto haben, kann es ja wohl auch nicht gestohlen sein. Schönen Tag noch!

  • Hallo Forum,


    Wie sieht es aus mit folgender Idee :


    Eine Realschule hat nur einen Physiklehrer, kann damit aber nur maximal 50% des
    Unterrichts abdecken. Um Ausfall zu vermeiden wird ein Kombi Unterricht mit zwei
    Lehrern (M, D) vereinbart. Je eine der 2 UStd in Kl 9 unterrichtet der Physiklehrer, die
    zweite St. unterrichten die beiden anderen. Das Material, Texte , Aufg. liefert der Fachlehrer Ph.
    Die beiden anderen legen den Schwerpunkt auf Fachsprache, Textverstehen bzw Mathe
    in NaWi Anwendungen.


    Alternativ kann ich mir in Kl. 9' 10 auch freie Lernformen oder tatsächlich für die zweite Stunde auch externe
    Experten vorstellen. Insbesondere im Fach Technik u. Ph, Ch.
    Oder digitale Skype Schaltungen in Betriebe oder Labore.


    Ich suche hier konkret Lehrer die mit solchen Ansätzen Erfahrungen haben.



    M
    M

  • Wir haben so ein ähnliches Modell mal vorübergehend gemacht.
    Hierbei ging es um den krankheitsbedingten Ausfall eines Mathelehrer, der viel Mathestunden hatte. Ein Ersatz und eine Abordnung war nicht zu kriegen.
    Wir haben dann in einem Jahrgang von den vier Mathestunden einen regulären Mathelehrer drei Stunden eingesetzt und in der vierten Stunde einen Lehrer eines anderen Fachs, der dann Aufgaben beaufsichtigte, die der Mathelehrer (z.B. in einer Klasse war ich das) gegeben hat.
    Das blöde war, dass ich eine deutliche Mehrarbeit hatte. Ich musste die Aufgaben zur Verfügung stellen und nachher diese noch besprechen und kontrollieren. Da ging mitunter (nicht immer aber öfters) eine Unterrichtsstunde für drauf. Der Nicht - Fachlehrer konnte den Schülern während des Unterrichts nicht helfen. Man kam im Stoff nicht recht voran.
    Zum Glück kam der Kollege nach ca. 2 Monaten wieder.
    In Physik stelle ich mir das noch blöder vor. Da die verbliebene Stunde beim Fachlehrer ja auch teilweise für die Aufarbeitung der anderen Stunde draufgeht ist das schwierig. Zudem hat der Physiklehrer ja auch Mehrarbeit, da er seinen eigenen Unterricht vorbereiten muss und zusätzlich die Stunden von Kollegen, die nur einfach das Material nehmen vorbereiten muss.
    An meiner jetzigen Schule unterrichten wir Physik und Chemie in einigen wenigen Jahrgängen nur einstündig die Woche. Zwar knapp, aber ich kann staff planen und bin immer selbst drin.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • @Ruhe: Ist es bei den Physik- und Chemiebeispielen nicht möglich, das Ganze (vorrübergehend) über bezahlte Überstunden zu lösen, dass die Schüler dennoch den Unterricht, der ihnen zusteht, erhalten? Und ja, wenn es wirklich einen extremen Mangel in manchen Fächern gibt, hilft wohl nur, dass Lehrer mit entsprechenden Fächern nur noch diese unterrichten und nicht mehr ihre Zweitfächer. Aber soweit seid ihr vermutlich auch schon, oder?

  • Ruhe: Ist es bei den Physik- und Chemiebeispielen nicht möglich, das Ganze (vorrübergehend) über bezahlte Überstunden zu lösen, dass die Schüler dennoch den Unterricht, der ihnen zusteht, erhalten? Und ja, wenn es wirklich einen extremen Mangel in manchen Fächern gibt, hilft wohl nur, dass Lehrer mit entsprechenden Fächern nur noch diese unterrichten und nicht mehr ihre Zweitfächer. Aber soweit seid ihr vermutlich auch schon, oder?

    Ja, natürlich. Bezahlte Mehrarbeit muss ja auch auf Dauer genehmigt werden. Zudem gehen die Kollegen, die diese Mehrarbeit machen irgendwann auf dem Zahnfleisch. Einige sind auch Teilzeitkräfte, die ihre Reduzierung nicht mit Mehrarbeit wieder auffangen wollen. So wie ich z.B. Ich mache nicht Teilzeit, weil wir zu viel Geld haben, sondern weil ich damit meine persönliche Work-live-balance gefunden habe (habe Familie und eine Schwerbehinderung). Die mache ich mir nicht mit Mehrarbeit kaputt. Es ist schon anstrengend genug, wenn man mehrere Klassen einstündig hat (viele Namen, viele Noten, viele Korrekturen).
    Ein anderes Problem ist, dass ich ja beide Fächer habe wie alle meine Chemie/Physikkollegen. Da ist nichts mit mein Zweitfach nicht unterrichten. Es will halt keiner aufs Dorf im Sauerland.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.


  • Ich suche hier konkret Lehrer die mit solchen Ansätzen Erfahrungen haben.

    Darf man fragen, aus welchem Geund su danach suchst? Betroffener Kollege, Elternteil,peivater Anbieter.... ?

    Gerade in Elternzeit, deshalb fast nur stille Mitleserin :essen:

  • Ich suche hier neue Lösungen, weil ich selbst mit einstündigen Unterricht konfrontiert bin und
    das nicht gut läuft. Die SuS vergessen nach einer Woche, was besprochen wurde, auch sind Experimentalstunden
    zeitlich sehr straff zu organisieren.
    Außerdem finde ich es unabhängig von meinem persönlichen Antrieb auch in den Diskussionen von Lehrerverband, GDCP u.a.
    zu fixiert auf das Thema Seiteneinsteiger. Ohne diese Kollegen abwerten zu wollen.
    Es sollten auch vom System selbst her Lösungen zum Unterrichtsausfall kommen.


    Ich glaube auch, dass die Sharing Version und Teamarbeit für den Fachlehrer Mehrarbeit bedeutet.
    Aber wieso sollen nicht Lehrer mit ausgesprochenen Nicht _Mangelfaechern, zb an meiner Schule Deutsch,
    die evtl. sogar von TZ zurück zu VZ wollen , in eine neue Lehrform eingebunden werden.
    Auch nur das Lesen von Texten mit NaWi Bezug kann schon Mangel an Zeit beheben.



    Frohe Feiertage und guten Rutsch. MM

  • Mit einer konkreteren Anfrage kann man erheblich mehr anfangen, als mit dem allgemeinen Anfang, der zuerst genannt war.


    Alles das, was bei uns an der Grundschule seit Jahren läuft, wird dir kaum weiterhelfen, wäre aber eine Antwort auf die Frage, z.B.
    - Abordnungen von überall
    - Vertretungskräfte mit Bachelor-Abschluss, die eigentlich auf ihre Fächer begrenzt eingesetzt werden
    - pensionierte KollegInnen, die noch wieder Unterricht übernehmen
    - pädagogische MitarbeiterInnen, die hier die Aufsicht übernehmen
    - Aufteilungen eines Faches auf mehrere Lehrkräfte
    - Klassen zusammenlegen
    - den Unterricht in einem Fach kürzen
    - sämtliche Zusatzstunden in den Kernunterricht stecken
    Dabei fragt an der Grundschule niemand nach der Fakultas und so ziemlich jeder hat Steckenpferde, ist bestimmt in 5 Fächern unterwegs und hat einzelne Fächer, die er oder sie nicht gerne unterrichten möchte.


    Zurück zu deinem Problem.
    Verstanden habe ich, dass der Unterricht in der SekI im Fach Physik nicht aufrecht erhalten werden kann, da nicht genügend Lehrkräfte mit dieser Fakultas zur Verfügung stehen.


    Vorgeschlagene Möglichkeiten:
    a) Unterricht ausfallen lassen
    b) andere KollegInnen mit einbeziehen, ggf. auch solche mit anderer Fakultas, die dann die theoretischen Teile mit übernehmen
    c) freiere Lernformen, sodass man einen Teil des Unterrichts in eine Art Lernplan setzen könnte, sodass sich die SuS manches selbst erarbeiten oder Übungen durchführen. Das käme b) nahe, wobei bei b) eine Lehrkraft die Übung anleiten kann, bei c) mehr Selbstständigkeit erwartet wird.
    d) Skype-Schaltungen oder ähnliches


    Weitere Vorschläge:
    e) In vielen BL gibt es an manchen Schulformen ein Kombi-Fach NaWi, sodass alle Lehrkräfte mit Biologie, Physik und Chemie auch die Anteile der anderen Fächer mit übernehmen müssen - mit allen Vor- und Nachteilen.
    f) Zu überlegen wäre, ob andere KollegInnen bereit wären, fachfremd parallel zu gehen, sodass die Physiklehrkraft den Unterricht plant und einen Großteil davon der anderen Lehrkraft überlässt, die dann parallel Gleiches unterrichtet.
    g) Der Unterricht in Klasse 5/6 wird von anderen KollegInnen übernommen, also fachfremd.
    h) Die Stundentafel wird aus dem Mangel heraus gekürzt, es wird aber ein jahrgangsübergreifender Projektkurs Physik eingerichtet.
    i) Früher war es durchaus üblich, dass bestimmte Fächer epochal unterrichtet wurden, man also in manchen Jahrgängen dieses Fach gar nicht oder nur über ein Halbjahr erteilt bekam.


    Zur Skype-Schaltung fällt mir ein, dass dies ein Modell ist, dass in unserer Region mit einer Schule vom Festland und den Inselschulen durchgeführt wird, siehe www.sdln.de und polycom

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