Nebenher Fremdsprachenunterricht erteilen...

    • Offizieller Beitrag

    mittlerweile haben aber die Institute das Gruppengeschäft entdeckt. und StudentInnen bekommen zum Beispiel 15 Euro für 90 Minuten "Gruppennachhilfe" (aka Fake-Beschäftigung, in welcher man definitiv nur die Hausaufgaben macht).


    Ein Großteil meiner SuS (also derjeniger, die "Nachhilfe" nehmen), sind in solchen Angeboten. Weil die Eltern eben nicht mehr zahlen können / wollen / bereit sind.
    Der Mensch ist ein Homo Oeconomicus. Da, wo man weniger bezahlen kann und das Gefühl hat, keine Qualitätseinbüsse in Kauf nehmen zu müssen, macht man das.
    Wenn man aber relativ einzigartig auf dem Markt ist (besonders gut/effizient, ein seltenes Angebot, eine besondere QUalifikation ...), dann kann man natürlich mehr bekommen.

  • Ich würde unterscheiden, um welche Art Nachhilfe es sich konkret handelt?


    Reine Hausaufgabenbetreuung (Hauptsache, jemand sitzt daneben, dass das Kind etwas tut) - keine besondere Qualifikation nötig, könnte also auch ein älterer Schüler übernehmen


    Hausaufgabenbetreuung + leichte Erklärungen (ähnlich wie oben, nur dass derjenige auch etwas erklären können sollte) - keine besondere Qulifikation nötig, aber Fachkenntnisse bzw. gute Allgemeinbilding nötig. Könnte also auch ein älterer Schüler oder ein Stundent in den ersten Semestern übernehmen.


    Keine Hausaufgabenbetreuung, sondern Aufholen von kleineren Lücken - spätestens jetzt müssen Fachkenntnisse vorhanden sein, kann aber immer noch von einem älteren Schüler bzw. Student übernommen werden (könnte aber mehr Stunden erfordern, als bei jemandem mit fachdidaktischen Kenntnissen)


    Aufholen von größeren Lücken, ggf. Neumotivation eines Schülers (auch je nach Grund der Entstehung der Lücken) - spätenstens jetzt sollten fachdidaktische, pädagogische und ggf. schulpsychologische Kenntnisse vorhanden sein. (Lehramtsstudium) Könnte aber auch ein Student höheren Semesters übernehmen. (Auch hier sollte sich die Qualifikation im Lohn wiederspiegeln, hier wäre schon angebracht zu schauen, was die Person als Lehrer im Schuldienst pro Stunde ca. verdienen würde).


    Schülercoaching - hier geht es an eingemachte Kenntnisse, die man auf jeden Fall durch eine geeignete Ausbildung nachweisen sollte. Hier wäre auch eine höhere Bezahlung auf jeden Fall angebracht (zw. 50 - 80 € sind üblich, ist ggf ein eigenes Beruffeld wie Dyskalkulietrainer, Vorbereitung auf den Medizineraufnahmetest,...).

  • Jo, und ein 6-jähriges Studium ohne Einnahmen und zusätzlich zu entrichtenden Studiengebühren war in seiner Gesamtsumme extrem teuer.Wie kann es sein, dass man sich mühsam (und kostenintensiv, denn in der Zeit verdient der Handwerker schon) eine Hochschulqualifikation erarbeitet um dann
    weniger Stundenlohn zu bekommen, weil "das Werkzeug des Handwerkers ja so teuer ist". Das ist einfach Unfug und Augenwischerei, face it, als Lehrer verdient man schlecht.
    Das sieht man eben auch an solchen Stundenlöhnen.
    Wenn ihr mal das Geld, das ein Lehrer in seinem Leben verdient (langer Ausbildungsweg durch Abitur und Studium) mit einrechnet, dann verdienen wir aufs Leben gerechnet schon ziemlich schlecht.

    Dir ist dabei aber schon klar, dass angestellte Handwerker i.d.R. bei weitem nicht das verdienen, was wir verdienen, oder? Und das andersherum im Coachingbereich und bei Schulungen in Unternehmen, was man mit etwas gutem Willen auch noch dem Bildungssektor zuschreiben mag, teils sehr viel höhere Stundensätze bezahlt werden? Auf dem Nachhilfemarkt hingegen sind solche Stundensätze kaum darstellbar, andererseits sind wir dafür eben auch überqualifiziert, sodass der Markt eher durch Schülerinnen und Schüler und Studierende bedient wird.

  • Wenn ihr mal das Geld, das ein Lehrer in seinem Leben verdient (langer Ausbildungsweg durch Abitur und Studium) mit einrechnet, dann verdienen wir aufs Leben gerechnet schon ziemlich schlecht.

    Kleine Ergänzung, um das mal grob zu überschlagen. Hierfür gehe ich mal, da du auch Lehramt Gymnasium angegeben hast, vom typischen Fall in den meisten Bundesländern aus und nehme eine A13-Lehrkraft an, die nach 5-6 Jahren Studium und 2 Jahren Referendariat, also mit ca. 27 Jahren und damit zu Beginn der Erfahrungsstufe 4, einsteigt. Nehmen wir, um etwas tief zu stapeln, weiterhin an, dass diese Lehrkraft ihr Berufsleben lang A13 bleibt, nie verheiratet ist und keine Kinder hat. Auch schauen wir uns im Folgenden erst einmal nur die Bruttoeinkommen an.


    Dann verdient diese Lehrkraft im Lauf ihres Berufslebens nach den aktuellen Besoldungstabellen ca. 2,4-2,5 Mio €. Um das ohne Studium mit der entsprechend längeren Arbeitszeit einzunehmen, müsste man ein Durchschnittseinkommen von etwa 4200€ pro Monat erreichen, was ohne Studium durchaus ambitioniert ist.


    Nimmt man nun noch Familienzuschläge in die Kalkulation rein, erhöht sich der Betrag im Mittel um etwa 200-300€.
    Kalkuliert man die bei Beamten wegfallende Arbeitslosen- und Rentenversicherung mit ein, erhöht sich der Betrag im Mittel um weitere 450-500€.


    Und von möglichen Beförderungen habe ich dabei genau wie von der Gefahr von Arbeitslosigkeit als Angestellte noch nicht gesprochen. Übrigens auch noch nicht von den, derzeit zumindest noch, deutlich höheren Pensionsansprüchen. Betrachtet man also das Nettolebenseinkommen, so müsste ich als Nicht-Akademiker trotz der längeren Lebensarbeitszeit, im Durchschnitt über alle Jahre hinweg mindestens 4700-5000€ Brutto pro Monat verdient haben, um mit Lehrkräften gleichzuziehen, was als Nicht-Akademiker sehr unwahrscheinlich wird. Akademiker wiederum erreichen diese Bereiche eher, haben aber auch studiert, und müssen dementsprechend noch einmal mehr verdienen.


    Bitte nicht falsch verstehen: Ich halte uns nicht für überbezahlt, aber wir sind auch nicht dramatisch unterbezahlt, sondern können uns in der Regel im akademischen Umfeld ganz gut einordnen. Je nach Fach bietet das Lehramt da teils bessere Bezahlung als außerhalb und teils schlechtere. Aber das wussten wir in der Regel bei Aufnahme des Studiums bereits. Die Gefahr, dass uns nichtselbständig arbeitende Nichtakademiker beim Lebenseinkommen überholen, ist trotz der längeren Lebensarbeitszeit dagegen eher gering.

  • Bitte nicht falsch verstehen: Ich halte uns nicht für überbezahlt, aber wir sind auch nicht dramatisch unterbezahlt, sondern können uns in der Regel im akademischen Umfeld ganz gut einordnen. Je nach Fach bietet das Lehramt da teils bessere Bezahlung als außerhalb und teils schlechtere.

    Ich stimme Seph mit dieser Einschätzung zu 100% zu. Deshalb ist das folgende eher OT:

    Aber das wussten wir in der Regel bei Aufnahme des Studiums bereits.

    Das lese ich hier im Forum immer wieder. Deshalb jetzt mal die Frage: Haben sich wirklich die meisten hier mit 19/20 Jahren ernsthaft mit dem Einkommen als Lehrer im Vergleich zu anderen Berufen beschäftigt? Oder damit, was man als Lehrer alles so machen muss, was man als Schüler nicht so gesehen hat? Ich bin völlig naiv in dieses Studium gegangen, weil ich die Fächer toll fand und wusste am Anfang noch nicht mal, ob ich wirklich Lehrer werde. Was es wirklich bedeutet, Korrekturen zu haben, was eine Einstufung in A12/A13/A14 bedeutet und wo ich damit im Vergleich zu anderen Akademikern stehe, war mir überhaupt nicht klar. Mir war ja kaum klar, was es bedeutet, ein "Akademiker" zu sein. Ich hatte eine vage Vorstellung, dass es sowas wie einen Beamtenstatus gibt, aber bis zum Ref war mir das völlig gleichgültig. Den Unterschied zwischen Pensionen und Rente habe ich erst nach ein paar Dienstjahren realisiert.
    War ich also so viel naiver als die meisten anderen hier? Dann habe ich ja echt Glück gehabt, dass ich mit den Bedingungen im Großen und Ganzen zufrieden bin (Bezahlung; Beamtenstatus) oder mich mit ihnen arrangieren kann (Korrekturen; Aufgaben).

  • Das ging mir exakt genauso. Ich hatte überhaupt keine Ahnung und es hat mich damals auch nicht so interessiert, ich bin in erster Linie nach dem Berufswunsch gegangen, nicht nach Verdienst oder Beamtenstatus (was ja eh überall verschieden ist und ich habe in verschiedenen BL gelebt).

  • Übrigens - für sozial schwache gibt es da einen Topf, aus dem solche Nachilfe gezahlt werden kann.
    Also nix "Justus-Aurelius".

    "Der Topf" übernimmt aber keine 40 Euro pro Stunde und auch keine 25 Euro pro Stunde. Wir haben Schüler, die vom Jobcenter gesponsorte Nachhilfe bekommen, bei denen kann pro Nachhilfestunde 10,30 Euro abgerufen werden. Das funktioniert nur, weil es Studenten gibt die auch für die paar Kröten arbeiten.
    Ansonsten sind bei uns in der Region 12 bis 20 Euro für ältere Schüler bis Studenten kurz vor dem Abschluss üblich. Mehr ist für das Gros der Nachhilfelehrer vollkommen utopisch.

  • Unter 25€ solltest du das keinesfalls anbieten @FranziS., immerhin bietest du als erfahrene Lehrkraft ein anderes Nachhilfeniveau an, als das beispielsweise ein Student vermag, da du weißt, worum es später unterrichtlich gehen wird, wie Aufgaben in Abschlussprüfungen gestaltet werden etc.

    :aufgepasst: werde ich nicht! Mal schauen, was mir geboten wird...

  • Das war jetzt natürlich nur die Kurzform von "Ich schaue mal, was mir angeboten wird und berichte Euch dann, wie es weitergeht." ;)

  • Dir ist dabei aber schon klar, dass angestellte Handwerker i.d.R. bei weitem nicht das verdienen, was wir verdienen, oder?

    Was beim Handwerker natürlich auch gern übersehen wird, ist die Mehrwertsteuer, die aus 50 € pro Stunde gleich mal 42,02 € macht.
    Dann noch die Miete für die Werkstatt, die Leasingrate fürs Büsle und den schon erwähnten Werkzeugverschleiß abgezogen, und es kommt ein Stundensatz raus, der gar nicht mehr so glamourös ist.


    Und wer jetzt immer noch meint, dass das Handwerk so erstrebenswert ist, der sollte vielleicht einfach wechseln. Derzeit nehmen die Handwerker mit Kusshand jeden, der eine Zange halten kann.

    • Offizieller Beitrag

    Beim sebstständigen Handwerker kommt auch noch das unternehmerische Risiko dazu.


    Was Nachhilfe angeht, sage ich eventuellen Interessenten immer, dass das bei mir zu teuer wäre - nicht zuletzt auch deswegen, weil ich keine Zeit dafür habe. Wirklich nachhaltige Nachhilfe setzt nämlich auch eine intensive Diagnostik und gezielte Übungen voraus - das geht deutlich über die 08/15 Nachhilfe eines Studenten oder eines Schülers hinaus.

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