BF1: 14-tägiger Förderunterricht Deutsch in heterogener Klasse

  • Guten Morgen!


    Vor 3 Monaten bin ich einer BF1-Klasse zugeteilt worden für Förderunterricht in Deutsch. Leider nur alle 14 Tage eine Doppelstunde.
    Bislang hab ich die Klasse erst 3 mal gehabt, weil ich mal krank war, der Klassenlehrer seinen Unterricht in meiner Stunde fortsetzte, vor Weihnachten Filme geguckt wurden, etc.


    Nun hab ich den Deutschlehrer gefragt, wie ich seinen Unterricht mit meinem Förderunterricht stützen kann, das wollte er aber gar nicht (er übt gerade Inhaltsangaben).
    Dafür sagte er aber es gäbe Förderbedarf für einen Schüler mit Artikulationsstörungen (fiel mir auch schon auf), einen mit motorischen Störungen beim Schreiben, einen mit einem extrem kleinen Wortschatz, 2 Flüchtlingen auf A1-Niveau. Ich hab darüberhinaus aber auch Schüler wahrgenommen, die schon recht gut sind und auch engagiert mitarbeiten, selbst wenn es oft sehr laut ist.



    Ich habe kaum Erfahrung mit Förderunterricht, auch wenn ich schon 20 Jahre an der Berufsschule bin.


    Ich kenne die Schüler bis jetzt kaum und weiß nicht, wie ich da vorgehen kann. Ich hab auch, ehrlich gesagt, keine Ressourcen, um da jetzt für 5 verschiedenen Zielgruppen optimale Unterlagen zu erstellen.


    Hat jemand ne kreative Idee für Übungen, die ich mit der ganzen Klasse machen kann und individuell abstufen kann auf die Bedürfnisse?



    Danke für eure Ideen!



    Diva

  • Hallo,


    eine Verständnisfrage: hast du die Klasse komplett allein oder sollst du einzelne Schüler aus dem laufenden U. rausnehmen?


    Und was heißt BF1?

  • Sollst du alle Schüler der Klasse fördern oder nur bestimmte?


    Dein Text klingt etwas verworren und ich empfinde es so, als wäre dir selbst nicht 100% klar, was genau von dir erwartet wird.


    Haben mehr Kollegen bei euch Förderstunden? Könntest du da jemanden fragen, was das Ziel swin soll? Gibt es sonst jemanden, den du dazu fragen kannst (Schulleitung)?


    Falls nicht, halte ich es für wichtig, dass du dich mit dem Deutschlehrer genau abstimmst (was du ja schon versucht hast), was deine Aufgaben sein sollen. Sollen alle etwas bekommen, bestimmte gefördert werden, hat er vielleicht Aufgaben für diejenigen, die nicht einzeln gefördert werden müssen?...

    Gerade in Elternzeit, deshalb fast nur stille Mitleserin :essen:

  • Hi!


    Ich bin allein in der Klasse, es sind 19 Schüler.


    Ich wurde für Förderunterricht dort eingeteilt, weil ich noch zuwenig Stunden hatte.
    Es gibt wohl auch Förderunterricht in Mathe, damit hab ich aber keinerlei Berührungspunkte.


    Mein Gefühl ist folgendes: Die Schulleitung wusste nicht, wohin mit mir und hat dann 2 Stunden Förderunterricht in Deutsch "erfunden", damit ich irgendwo untergebracht bin.
    Ein echtes Förderkonzept steckt meines Erachtens nicht dahinter, denn das funktioniert wohl kaum in solch einer heterogenen Klasse, wenn man nur alle 14 Tage Unterricht hat und ständig irgendwas dazwischen kommt.
    Grundsätzlich hatte ich es vom Abteilungsleiter so in Erinnerung, dass ich mich mit den Deutschlehrern absprechen soll (hab das gleiche auch in einer BF2-Klasse), und deren Unterricht unterstützen soll.
    In beiden Fällen sind das aber pensionierte Kollegen, die nur für diese Deutschstunden in die Schule kommen. Ich erwische die selten mal vor meinem Unterricht, und der BF1-Kollege hat mich gestern so abgekanzelt, weil ich ihm "zu emotional" wurde als ich sagte "wie soll ich therapiewürdige Probleme wie Artikuationsstörungen und motorische Schreibhemmung und Deutsch als Zweitsprache gleichzeitig unterrichten, wenn ich nur alle 14 Tage da drin bin?".


    Ich wünsche mir irgendwelche Übungen, die bei allen Schülern funktionieren und doch vielleicht einige Skills trainieren.


    Ja, ich fühle mich etwas überfordert und alleingelassen.


    any ideas?

  • ich weiß zwar immer noch nicht, was BF1 meint, also um was für ein Niveau es überhaupt geht. Aber deine Vermutung teile ich auch, nämlich dass die Stunden "übrig" waren und das ist wiederum total famos, weil: du kannst machen was du willst :top:


    Das heißt, du musst keine Noten erteilen und dir nur ein paar tolle Stichworte fürs Klassenbuch ausdenken und ansonsten das tun, was du für notwendig hältst. Da du die Schulart kennst, weißt du ja in etwa, was die Schüler*innen brauchen. Sei es Verkaufsgespräche im Rollenspiel oder Konfliktlösungsmodelle ausprobieren oder ähnlich Allgemeingültiges.


    Oder du erstellst Stationen (Lehrplanthema, z.B. Grammatik) die du aller 14 Tage hinlegst und bereitest individuell für Niveaustufen was vor, was dann eine Weile Bestand hat.

  • Zu den konkreten Inhalten kann ich dir keine Hinweise geben, aber ich hatte auch schon ähnlich gelagerte, "dazuerfundene" Förderstunden.


    Da habe ich mich für Mathe schamlos aus dem Internet bedient, denn jedes bisschen an Grundübungen bringt die Schüler langfristig auch weiter.


    Das wichtigste ist, diese Stunden als das zu nehmen, was sie sind. Beschäftigungstherapie für beide Seiten. Im Zweifelsfall sitzt man die Stunden aus. Gute Ratschläge kamen da auch schon von samu. Man kann machen, was man will.

  • @samu:
    BF1 sind Schüler, die die 10.Klasse abgeschlossen , aber keine Lehrstelle bekommen haben.
    Bei dem Überschuss an Lehrstellen kann man sich vorstellen, dass die viele Schwächen haben und deshalb nichts gefunden haben.
    Verkaufsgespräche oder Konfliktlösung finde ich hier schwierig, weil ich in dieser Klasse kaum mit Texten arbeiten kann, da fehlen bei vielen grundlegende Dinge.
    Ich suche nach Deutsch-Übungen, die man schnell mal individuell für unterschiedliche Niveaus abwandeln kann.


    state_of_Trance:
    schamlos aus dem Internet bedienen - hast du denn einen Tipp, wo da und was?
    Ich bin nicht zu dumm zum Googeln, ich hab mir vielmehr erhofft, dass mir jemand Tipps geben kann, damit ich damit nicht Stunden und Tage mit googeln zubringen muss.
    Vielleicht hat jemand selbst mal so ähnlich unterrichtet und hat ein paar konkrete Tipps für mich.
    Klar, das Internet ist voll, aber ich hab eher auf persönliche Erfahrungen hier gehofft.


    Danke euch beiden!

  • ...
    Bei dem Überschuss an Lehrstellen kann man sich vorstellen, dass die viele Schwächen haben und deshalb nichts gefunden haben.
    Verkaufsgespräche oder Konfliktlösung finde ich hier schwierig, weil ich in dieser Klasse kaum mit Texten arbeiten kann, da fehlen bei vielen grundlegende Dinge.

    Ich dachte auch eher ans "Machen" als ans Lesen. Gerade wenn sie eher nicht so fit sind ist es doch viel sinnvoller, Bewerbungsgespräche zu üben als Inhaltsangaben zu schreiben.


    Z.B. sowas:


    https://www.amazon.de/Fit-Life-Arbeitsblätter-Jugendliche-Pädagogisches/dp/3779932024



    Oder wenn ihr PC-Zugang habt hier stöbern:


    https://planet-beruf.de/eltern…rufe-universum-stationen/


    Da könnten sie z.B. Steckbriefe zu interessanten Berufen machen und diese den anderen vorstellen.



    Mach dich locker, du bist frei von Zwängen und Lernzielen. Ihr könnt auch Kuchen backen und erweitert dabei den Wortschatz "Lebensmittelindustrie", verstehst du was ich meine? Das können die coolsten Stunden der Woche werden, ärger dich nicht über den pampigen Kollegen, mach dein Ding, habt Spaß :)

    Einmal editiert, zuletzt von UrlaubVomUrlaub ()

  • @samu:
    BF1 sind Schüler, die die 10.Klasse abgeschlossen , aber keine Lehrstelle bekommen haben.

    Diva, du musst dich vertippt haben, in der BF1 sitzen Schüler nach der 9. Klasse.


    Ich hatte auch schon einmal den gleichen Fall wie du: 1 Förderstunde, in Form einer Doppelstunde 14-tägig am Nachmittag, die "richtige Lehrerin" war nicht kooperativ - also, ich kann dir empfehlen, was oben schon geraten wurde. Ich kann mich an ein paar nette Doppelstunden im Computerraum erinnern. Mach das Beste draus für die Schüler und dich!

  • BF1 ist für Schüler mit dem HA 9. Entweder gehen sie also nach der 9. Klasse in diesen Bildungsgang oder nach der 10. Klasse, wenn sie die ZAP nicht bestanden haben :aufgepasst:
    Ich würde höchstwahrscheinlich einfach das Thema des Deutschunterrichts vertiefen, bzw. Probearbeiten zu den Themen durchführen. Oder, wenn du es einfacher haben möchtest, mach Basics. Druck dir Übungen zu Rechtschreibübungen aus, Zeichensetzung, typische Grammatikproblematiken... Dann ist meinetwegen mal zwei Stunden das Thema, wann ich ein Komma setze, was eine Konjunktion ist, wie ich einen Nebensatz erkenne. Falls die Stunden wieder ausfallen, ist es auch nicht schlimm, da das Thema nicht an den regulären Deutschunterricht gekoppelt ist. Vielleicht hast du auch die Möglichkeit Online Übungen einzubauen (z.B. levrai, onlineuebung, schlaukopf...).

  • Jazzy, du bist NRW, Diva ist RLP, ich bin RLP.
    Glaub mir, in der BF1 sitzen zu 95% Schüler nach der 9. Klasse, der Rest sind Wiederholer, Schüler, die die Ausbildung abgebrochen haben und "Sonstige".

    Ist hier auch so ;)


    Am Handy sehe ich nie das Bundesland. Ist das bei jedem so?

  • Dass du in den Stunden die Welt nicht retten wirst, ist klar, den Schuh musst du dir auch nicht anziehen, wenn sich niemand zur Kooperation und Förderplanung bereit erklärt.

    Dafür sagte er aber es gäbe Förderbedarf für einen Schüler mit Artikulationsstörungen (fiel mir auch schon auf),

    Das ist meiner Meinung nach nicht die Aufgabe von Schule. Wir lehnen es von Sprachförderung im KiGa, über DaZ bis Unterricht in Klasse 4 kategorisch ab. Eine Artikulationsstörung gehört in logopädische Behandlung.
    Darauf würde ich den Schüler hinweisen.
    siehe https://hannover-logopaedie.de…paedische-hilfe-erhalten/


    einen mit motorischen Störungen beim Schreiben,

    Was auch immer das konkret bedeutet: Wenn du denkst, dass der Schüler daran arbeiten möchte und wird, könntest du ihm Übungen zur Verbesserung des Schriftbildes geben: Buchstaben ansehen, überlegen, welche er auf jeden Fall üben sollte, dazu Wortmaterial geben.
    Vielleicht sowas? https://www.materialguru.de/deutsch/druckschrift/


    2 Flüchtlingen auf A1-Niveau.

    Dafür braucht es ganz anderes Material. Es gibt welches bei 4teachers unter
    https://www.4teachers.de/?action=show&id=668180
    In dem MALIOPE-Programm gibt es AB und Schreibblätter und Leseblätter, eingeteilt in Teil 1-6, mit aufsteigendem Wortmaterial und immer gleichen Aufgbenformaten, damit man nicht ständig neue Aufgaben erläutern muss.
    Immer sind Bilder bei den Wörtern, sodass die Wortbedeutung gezeigt wird, in nachfolgenden AB immer wieder auftaucht und darüber hoffentlich behalten wird.
    Das Material ist ursprünglich für die Grundschule konzipiert, ich weiß aber, dass es auch in der SekI und Erwachsenenbildung eingesetzt wird.
    Wenn die Schüler schon ein bisschen können bzw. gut lesen, kann man die ersten Teile weglassen.


    Alternativ müsste man ein Arbeitsheft zu A1/A2 nutzen.

    Ich hab darüberhinaus aber auch Schüler wahrgenommen, die schon recht gut sind und auch engagiert mitarbeiten, selbst wenn es oft sehr laut ist.

    Vielleicht findest du über dieses aktuelle Forum Anregungen:
    Ideen für Nachhilfe Deutsch


    einen mit einem extrem kleinen Wortschatz,

    Bei allen anderen SuS ist zu überlegen, zu welcher Gruppe sie gehören können oder wollen.


    Nachtrag:
    Wenn dir das alles zu viel ist, wäre es vielleicht auch möglich, kurze Texte/ Themen, Nachrichten mit allen SuS gemeinsam zu nutzen.
    Diejenigen, die kaum Deutsch lernen, erlesen die Texte und schlagen Wortbedeutungen nach,
    diejenigen, die mehr können, beschäftigen sich eingehender mit dem Inhalt, diskutieren Fragestellungen und erläutern am Ende den anderen die Inhalte.
    Dabei kann man auch verschiedene Texte in die Gruppen geben. In dem anderen Forum war ein Link auf Nachrichten in einfacher Sprache, siehe http://www.bpb.de/politik/grun…her-oder-leichter-sprache,
    auf diese Weise findest du schnell Texte auf unterschiedlichen Niveaus mit gleichem oder recht ähnlichem Inhalt.

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