Ohne Referenderiat Lehrer werden

  • Auch in großen Unternehmen muss ein Berufsanfänger eingearbeitet werden. Man glaub doch nicht, dass ein BWLer frisch von der Uni im Unternehmen gleich extrem produktiv ist? Diese Einarbeitungsphase wird aber bezahlt.

    In diesen Unternehmen dauert die Einarbeitung i.d.R. auch keine 1-2 Jahre, sondern wird erheblich gestrafft bzw. ist einfach nicht so lange nötig. Gehen mit der Einarbeitung lange Fortbildungsphasen einher, gibt es häufig gesonderte Vereinbarungen bzgl. Finanzierung dieser. Hier reichen die Modelle von "AN bezahlt Fortbildungen komplett, AG stellt bestenfalls frei" bis zu "AG übernimmt komplett, AN muss Vertragsstrafe bei zu frühem Wechsel zahlen".


    Vergleichbar mit dem Referendariat wie wir es kennen, ist vlt. eher das Praktische Jahr in der Medizin oder in der Pharmazie. Inzwischen scheint das PJ immerhin nicht mehr unbezahlt zu sein, die Vergütung liegt aber deutlich unter 1000€/Monat. Zumindest für die Pharmazie kann ich aussagen, dass die anschließend machbare Fortbildung zum Fachapotheker ziemlich ins Geld geht und i.d.R. durch den AN finanziert in der Freizeit neben dem Vollzeitjob durchzuführen ist. Wir können uns berufsbegleitend oft während der Arbeitszeit und bezahlt durch den AG weiterqualifizieren.


    Ich persönlich fand das Referendariat nur in Prüfungsphasen wirklich stressig. Die Mischung aus staatlicher Ausbildung und Teilzeittätigkeit im Beruf hat sehr geholfen, sich ins Lehramt einzuarbeiten und dann später eine Vollzeitstelle ohne Überlastungserscheinungen antreten zu können.

  • Naja am Ende ist der Vorbereitungsdienst die Laufbahnbefähigung für den Schuldienst. Genau wie bei anderen Ämtern. Dass man dort auch tatsächlich vorbereitet für die Amtsausübung versteht sich doch von selbst.


    Ich verstehe die Aufregung ehrlich gesagt nicht, denn nüchtern betrachtet ist die Einarbeitung in einen Beruf immer notwendig. Der Lehrerberuf ist das überhaupt nichts besonderes und er ist auch nicht an diese Art von Einarbeitung gebunden, denn andere Länder gestalten die Lehrerausbildung völlig anders und haben auch funktionierende Bildungssysteme. Der deutsche bzw. der Bundesland spezifische Vorbereitungsdienst ist sicherlich nicht der Weisheit letzter Schluss (das sagen sogar einige Ausbilder).


    In diesen Unternehmen dauert die Einarbeitung i.d.R. auch keine 1-2 Jahre, sondern wird erheblich gestrafft bzw. ist einfach nicht so lange nötig. Gehen mit der Einarbeitung lange Fortbildungsphasen einher, gibt es häufig gesonderte Vereinbarungen bzgl. Finanzierung dieser. Hier reichen die Modelle von "AN bezahlt Fortbildungen komplett, AG stellt bestenfalls frei" bis zu "AG übernimmt komplett, AN muss Vertragsstrafe bei zu frühem Wechsel zahlen".

    Als ich noch als Ingenieur gearbeitet habe traf das aber auch zu. Nach dem Studium war ich direkt beim Einstieg in ein neues Unternehmen sicher alles andere als ein wirtschaftlich wertvoller Mitarbeiter. Bis ich dem Unternehmen tatsächlich mehr eingebracht habe als meine Lohnkosten waren hat es mindestens 1-1,5 Jahre gedauert. Und das war bei nach jedem Arbeitgeberwechsel so.


    Bitte glaubt doch nicht, dass Lehrerberuf so etwas besonderes ist. Das stimmt einfach nicht. Er hat andere Anforderungen als andere Berufe, aber das gilt für jeden Beruf.

  • Bitte glaubt doch nicht, dass Lehrerberuf so etwas besonderes ist. Das stimmt einfach nicht. Er hat andere Anforderungen als andere Berufe, aber das gilt für jeden Beruf.

    Und wer hat das behauptet? Ich für meinen Teil wehre mich dagegen das Ref kleinzureden, weil es angeblich irrelevant und Relikt aus Kaisers Zeiten sei.


    Ich bin absolut dagegen, reihenweise Leute mit erstem Staatsexamen in Vollzeit in die Schulen zu stellen. DAS wären Sparmaßnahmen und Kinder wie Kollegen und nicht zuletzt die Berufsanfänger*innen selbst hätten den großen Ärger.

  • Das es eine Einarbeitung geben muss ist logisch und das bestreitet auch niemand. Das ist wichtig für alle beteiligten. Ob es in der heutigen Form sinnvoll ist stelle ich in Frage. Ich habe durchaus viel gelernt, aber auch viel Scheinleistung erbringen müssen, die mir im Beruf wenig bis gar nichts gebracht hat.

  • Es ging bei der Ausgangsfrage nicht darum, ob das Referendariat als Praxiseinarbeitungsphase in eine andere Form gegossen werden soll, sondern darum, ob der TE das Referendariat machen soll oder nicht. Darauf haben hier einige mit der Aussage Bezug genommen, dass es eben an sich ein wichtiger Teil der Berufsausbildung ist.
    Wenn es schlecht gemacht ist, das gilt aber natürlich auch für viele Seminare an der Uni, dann könnte man theoretisch darauf verzichten, aber in der jetzigen Realität eben nicht.
    Die meines Erachtens einzige akzeptable Alternative (wenn man die Nachteile in Anstellung und Bezahlung nicht haben will) ist das OBAS. Das ist aber, soweit ich es bisher mitgekriegt habe, ziemlich anstrengend.
    Meine Antwort beinhaltet nicht, dass ich das Ref supertoll finde oder dass man nicht in Zukunft andere sinnvolle Wege der Einarbeitung finden solle.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • Die meines Erachtens einzige akzeptable Alternative (wenn man die Nachteile in Anstellung und Bezahlung nicht haben will) ist das OBAS. Das ist aber, soweit ich es bisher mitgekriegt habe, ziemlich anstrengend.

    Der ein oder andere beschwert sich hier ja gerne darüber, dass die OBAS so viel besser wäre als das Ref, vor allem besser bezahlt. Dass man in dem Programm aber auch deutlich mehr eigenständigen Unterricht ableisten muss als maximal 14 Stunden (die teilweise sogar Hospitation sein können), das wird dabei vollkommen ignoriert. Ich bin ganz froh, dass ich das "entspannte" normale Ref gemacht habe und ja, das meine ich ernst, außer der letzten Phase, wo die Unterrichtsbesuche und die Vorbereitung auf die Prüfung doch anstrengend wurden, empfand ich das Referendariat im gesamten als sehr machbar.

  • Und wer hat das behauptet? Ich für meinen Teil wehre mich dagegen das Ref kleinzureden, weil es angeblich irrelevant und Relikt aus Kaisers Zeiten sei.


    Ich bin absolut dagegen, reihenweise Leute mit erstem Staatsexamen in Vollzeit in die Schulen zu stellen. DAS wären Sparmaßnahmen und Kinder wie Kollegen und nicht zuletzt die Berufsanfänger*innen selbst hätten den großen Ärger.

    Letzteres hat auch niemand hier gefordert.

    Das Ref ist ein Relikt aus Kaisers Zeit und in seiner Durchführungsform leider nur dazu da, eine Verbeamtung vermeintlich staatstreuer Bediensteter zu ermöglichen.


    Ein „Einarbeitungssystem“, das Machtmissbrauch und fehlende Professionalität deckelt („Herzlich Willkommen, wir sind das Seminar mit der höchsten Selbstmordquote.“) und leider an vielen Ecken auch gar nicht so recht auf die Praxis vorbereitet (denn unser Handwerk ist eben nicht mehr nur Unterricht), ist dann doch irgendwie obsolet und sollte umgedacht werden.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Letzteres hat auch niemand hier gefordert.

    Das Ref ist ein Relikt aus Kaisers Zeit und in seiner Durchführungsform leider nur dazu da, eine Verbeamtung vermeintlich staatstreuer Bediensteter zu ermöglichen.


    Ein „Einarbeitungssystem“, das Machtmissbrauch und fehlende Professionalität deckelt („Herzlich Willkommen, wir sind das Seminar mit der höchsten Selbstmordquote.“) und leider an vielen Ecken auch gar nicht so recht auf die Praxis vorbereitet (denn unser Handwerk ist eben nicht mehr nur Unterricht), ist dann doch irgendwie obsolet und sollte umgedacht werden.

    Bitte mal Stück für Stück

    - "Vermeintlich staatstreuer Bediensteter" was soll denn das sein? Ich hab nen Lehrplan und Schulgesetze, und an die halte ich mich, mit und ohne Ref. Wem das zu "vermeintlich staatstreu" ist, der kann den Beruf sowieso nicht ausüben

    - Was meinst du mit Selbstmordquote?

    - @Handwerk ist nicht nur Unterricht: war es das jemals? Klassenleitungsaufgaben lernt man z.B. von der Mentor*in, Inklusion ist bereits Teil der Seminarsausbildung. Was fehlt denn d.M.n. im Ref?

  • - "Vermeintlich staatstreuer Bediensteter" was soll denn das sein? Ich hab nen Lehrplan und Schulgesetze, und an die halte ich mich, mit und ohne Ref. Wem das zu "vermeintlich staatstreu" ist, der kann den Beruf sowieso nicht ausüben

    Du solltest wissen, dass zu den Dienst- und Treuepflichten eines Beamten dann doch noch deutlich mehr gehört als sich an Lehrplan und Schulgesetz zu halten.


    Davon abgesehen, dass die Begründung von Kapa weiterhin eine historische Einordnung ist. In der Zeit des Kulturkampfes mussten auch katholische Priester ein staatliches Examen absolvieren ...

    - Was meinst du mit Selbstmordquote?

    Das von Kapa angeführte Zitat geistert immer wieder als Aussage von Seminarleitern o. ä. durch dieses und andere Foren. Ich halte es für eine urban legend.

    Handwerk ist nicht nur Unterricht: war es das jemals? Klassenleitungsaufgaben lernt man z.B. von der Mentor*in, Inklusion ist bereits Teil der Seminarsausbildung. Was fehlt denn d.M.n. im Ref?

    Du weißt nicht, was noch alles zum Beruf des Lehrers dazugehört?

  • Bitte mal Stück für Stück

    - "Vermeintlich staatstreuer Bediensteter" was soll denn das sein? Ich hab nen Lehrplan und Schulgesetze, und an die halte ich mich, mit und ohne Ref. Wem das zu "vermeintlich staatstreu" ist, der kann den Beruf sowieso nicht ausüben

    - Was meinst du mit Selbstmordquote?

    - @Handwerk ist nicht nur Unterricht: war es das jemals? Klassenleitungsaufgaben lernt man z.B. von der Mentor*in, Inklusion ist bereits Teil der Seminarsausbildung. Was fehlt denn d.M.n. im Ref?

    Lehrplan und Gesetz sind leider für Kollegen nicht immer bindend, bzw. werden nicht als bindend verstanden. So zumindest in den Kollegien, in denen ich bisher arbeiten durfte. Von Leuten in der SL, die Gesetze ignorieren bzw. nicht nach Lehrplan unterrichten mal abgesehen. Wir reden hier auch noch nicht von Kollegen, die mehr oder weniger offen gegen demokratische Grundwerte sind (leider auch schon öfter erlebt als mir lieb ist).


    Was mein ich mit Selbstmordquote: semibarleitung die ihre Referendare mit diesem Spruch begrüßen, Freude strahlend.


    Inklusion Bestandteil der Ref-Ausbildung? In der Theorie ja. Wenn die Mentoren die Refis ausbilden, wozu braucht es dann Seminarleiter die fern ab der Realität Forderungen stellen sie nicht mal von ihnen selbst erfüllt werden?

    Was mir fehlt ist eine professionelle Ausbildung in der die Ausbilder und die Inhalte nach nachvollziehbaren und transparenten Kriterien benoten. Eine Ausbildung, die kompetente (fachlich wie sozial) Ausbilder (im Seminar und bei Mentoren) hat und nicht nur oberflächlich so tut als wäre man wirklich an der Entwicklung professioneller Lehrkräfte interessiert. All das fehlt nämlich bisher nach meinen Erfahrungen und den Erfahrungen von Menschen die in dem Systembereich arbeiten/arbeiteten.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Das von Kapa angeführte Zitat geistert immer wieder als Aussage von Seminarleitern o. ä. durch dieses und andere Foren. Ich halte es für eine urban legend.

    Ich kenn mehrere Referendare die genau das im Seminar gehört haben. Ebenfalls ist mir ein Seminarleiter bekannt der mit solchen Kollegen zusammen arbeiten durfte und das daher geschmissen hat.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
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  • Die Verbeamtung hat nichts mit dem Ref zu tun. Das Ref ist ein Teil deiner Ausbildung, danach hast du das zweite Staatsexamen und bist Lehrer. Mit erstem Examen bist du das nicht. Davon abgesehen lernt man halt in dieser Phase das Unterrichten bei reduzierter Stundenzahl mit enger Begleitung und Beratung.

    Sorry, das ist falsch.

    Die Verbeamtung hat sehr wohl mit dem Referendariat zu tun, denn das Referendariat ist die offizielle Eingangsvoraussetzung/Laufbahnbefähigung für die Verbeamtung im Lehrberuf.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
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  • Sorry, das ist falsch.

    Die Verbeamtung hat sehr wohl mit dem Referendariat zu tun, denn das Referendariat ist die offizielle Eingangsvoraussetzung/Laufbahnbefähigung für die Verbeamtung im Lehrberuf.

    Meinetwegen, die Ausgangsfrage war aber, ob das Ref was bringt, außer dafür, dass man verbeamtet werden kann. Und viele gehen davon aus, dass Lehrer prinzipiell verbeamtet werden, in einigen Bundesländern ging das aber die letzten Jahre auch ohne, trotzdem hatten/haben die meisten ein Ref., weil es dazu gehört, wenn man beispielsweise voll bezahlt werden will.


    Wie kommst du jetzt eigentlich darauf?

  • Meinetwegen, die Ausgangsfrage war aber, ob das Ref was bringt, außer dafür, dass man verbeamtet werden kann. Und viele gehen davon aus, dass Lehrer prinzipiell verbeamtet werden, in einigen Bundesländern ging das aber die letzten Jahre auch ohne, trotzdem hatten/haben die meisten ein Ref., weil es dazu gehört, wenn man beispielsweise voll bezahlt werden will.


    Wie kommst du jetzt eigentlich darauf?

    Der Strang wurde mir mit neuem Inhalt angezeigt, antwortete dann darauf und pluppp.....hat er mir den wieder normal angezeigt. Keine Ahnung was da los war :)

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
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