Gehören Lehrer/innen zu den reichsten 10% in Deutschland?

  • Irgendeine Grundlage muss man ja für den Vergleich haben. Man könnte auch sagen: "40-jährige Lehrer im Vergleich zu anderen 40-jährigen Erwerbstätigen" oder "Durchschnittsgehalt pro Stunde Lehrer vs. andere Berufsgruppen".

  • In einem Forum bezieht man sich innerhalb eines Threads normalerweise schon irgendwie auf den Eröffnungsbeitrag und Titel, oder habe ich da etwas verschlafen? Aber klar, auch interessant ist natürlich der Vergleich mit anderen Vollzeitarbeitnehmern. Hierfür lohnt vieleicht ein Blick in den aktuellen Thread "Welchen Stundenlohn haben Lehrer?", in dem gerade ein relativ normales Lehrergehalt in jüngeren Jahren mit einem ambitionierten Industriegehalt verglichen wird.

  • Sobald man sich aber mit einer interessanteren Frage (Werden Lehrkräfte angemessen bezahlt?) als mit dem Clickbait-Titel befasst, ergibt das sofort gar keinen Sinn mehr.

    Ich habe es schon erwähnt, für manche ist z. B. die Ungerechtigkeit schmerzvoll, dass sie für dieselbe Tätigkeit weniger bekommen als z.B. jüngere Kollegen mit wesentlich weniger Erfahrung. Da geht's auch um Wertschätzung. "Angemessenheit" kann man kaum ausrechnen, sie ist subjektiv und resultiert aus Vergleichen mit irgendwas und irgendwem.

  • Ich bin mit dem Gehalt zufrieden und würde mit meinen Studienfächern draußen in der freien Wirtschaft mit ziemlicher Sicherheit keine größeren Gehälter einstreichen können.


    Womit ich nicht zufrieden bin, sind die oftmals als selbstverständlich angesehenen privaten Investitionen in Schulkram und die Tatsache, dass die Arbeitszeit (de facto) so schwammig definiert ist. Mein Gehalt ist unabhängig davon, wie viele Konferenzen angesetzt werden oder wie viele Elterngespräche anstehen oder sonstwas. Das stört mich schon sehr und ich würde ein Modell bevorzugen, bei dem die tatsächliche Arbeitszeit erfasst wird (so schwierig das praktisch auch ist) und bei dem am Jahresende Überstunden ausgezahlt werden.

  • Das stört mich schon sehr und ich würde ein Modell bevorzugen, bei dem die tatsächliche Arbeitszeit erfasst wird (so schwierig das praktisch auch ist) und bei dem am Jahresende Überstunden ausgezahlt werden.

    Das kann ich gut nachvollziehen und empfehle nach wie vor, Arbeitszeiten selbst zu erfassen. Im Übrigen werden auch in der Wirtschaft Überstunden i.d.R. abgebaut und nicht ausgezahlt. Wenn man Klarheit über seine Arbeitszeiten hat, kann man dies ziemlich gut steuern. Es gibt Wochen, mit mehr Besprechungsaufwand, in denen die Arbeitszeit mit Sicherheit über 41h/Woche reicht, es gibt aber auch solche, in denen wenig Besprechungen und Korrekturaufwand anfallen, in denen man gut unter 41h/Woche auskommt. Dazu gehören insbesondere unterrichtsfreie Tage mit Ausnahme des regulären 30-tägigen Urlaubs.

  • Wieso ist an der Grundschule keine Aussicht auf Verbesserung? Auch da gibt es besser dotierte Positionen.

    Du kannst hier für 80€ mehr eine kleine Grundschule leiten. Okay, du kannst auch für A13 eine große Grundschule leiten. Das ist "mehr Geschäft", als man denkt, daher will sich das auch nur jemand antun, der viel Zeit hat.

  • Bist du dann ein reicher Frosch oder gar Froschkönig?

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • Es kommt ja nicht nur mehr Verwaltungsarbeit dazu, es fallen ja auch zu erteilende Unterrichtsstunden weg, die das Ganze etwas ausgleichen. Es soll auch Leute geben, die es sogar als entlastend finden, mehr Verwaltung statt Unterricht zu haben und sich bewusst für Beförderungsstellen für Führungspositionen entscheiden - und wenn es im schlechtesten Fall nur 80€ mehr bedeutet.

    Ich glaube aber auch nicht, dass man als Grundschullehrer nicht mehr als A12 verdienen kann - wenn keine Beförderung in Richtung Schulleitung in Sicht ist, dann vlt. eine Abordnung ans Studienseminar oder an die Uni? Oder vlt. Erweiterung um ein zusätzliches Lehramt?

  • Ganz persönlich (und sicher nicht für alle gleich): Ich bin mit meinem Gehalt absolut zufrieden, auch wenn ich viele Arbeitsmaterialien selbst finanzieren muss. Man darf nicht vergessen, dass man - anders als manche vergleichbare Jobs in der Wirtschaft, die evtl. besser bezahlt werden - keinen "Knick" durch (mehr oder weniger kurze) Arbeitslosigkeit fürchten muss und im Ruhestand mit der Pension auch nicht so schlecht da steht.

    Gerade jetzt ... ich muss nicht in Kurzarbeit, krieg mein volles Gehalt, muss nicht um meinen Job fürchten. Zusatzbelastung durch Präsenz- und Online-Unterricht? Ja, aber wenn ich ehrlich bin weniger als man erst denken würde.

  • Das dürfen die Verlage seit ein paar Jahren eigentlich nicht mehr... (man kann Bücher auch in der Schule ausleihen, darf sich dann aber keine Notizen zur Unterrichtsplanung hineinschreiben).

    Und selbst wenn es die Schulbücher "irgendwo" kostenlos geben sollte: Da bleiben dann ja noch Arbeitshefte, ggf. Lehrermaterialien wie Fördermaterialien, Klassenarbeitsvorschläge, Handbücher,... und Materialien über das Lehrwerk hinaus (z.B. Lektüren (jedes Jahr neue für's Abitur) und Handreichungen für selbige - man möchte das Rad ja nicht immer neu erfinden).


    ... und all die anderen Dinge, die du für die Verwaltung kaufst, gehen trotzdem noch von deinem Nettogehalt ab. Das mag bei dir nicht viel sein, relativiert aber wieder das Ausgangszitat. (Und wieder der Vergleich mit anderen Behörden: In welchem Büro irgendeiner Verwaltung kauft ein Sachbearbeiter die Mappen und Prospekthüllen privat, um Akten ablegen zu können?)

    1. Dass Verlage an der Schule eingeführte Schulbücher nicht mehr kostenlos an Lehrkräfte ausgeben dürfen, wusste ich gar nicht. Hast du dazu irgendeine Quelle?

    Arbeitshefte und weitere Lehrermaterialien benötige ich übrigens nicht ;-). Hab' ich wohl Glück gehabt.

    2. Ich kaufe außer den genannten wirklich keine weiteren Dinge für die "Verwaltung"! Prospekthüllen und Mappen kann man ja auch wiederverwenden. Wenn ich also mehr als 20 Euro pro Jahr für Arbeitsmaterial ausgebe, ist das schon viel. Dafür benötige ich keine Arbeitskleidung o. ä., für die andere Arbeitnehmer*innen zumindest teilweise "blechen" müssen (ich kenne zumindest einige, bei denen der Arbeitgeber nicht alles zahlt).


    Natürlich kann das bei anderen Lehrer*innen anders aussehen, aber ich kann da nur für mich sprechen.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Nein, das ist eine Mär. Wir bestellen nicht mal bis zum Teiler, sondern pro gelistete Kind. Und außer 20% Prüfnachlass is nich wegen Buchpreisbindung.

    Sorry, dass ich dir da widersprechen muss! Ich habe noch nie für ein bei uns eingeführtes Schulbuch auch nur einen Cent zahlen müssen! Die bekomme ich immer von den Verlagen kostenlos zugeschickt. Da läuft bei euch wohl irgendwas falsch! Ich bestelle diese Bücher aber auch separat; das läuft natürlich nicht über die Beschaffung der Schule (die übernimmt ein Kollege). Aber auch hier bestellen wir i. d. R. mehr Bücher, als wir Schüler haben, weil wir die Bücher drei Jahre lang ausleihen müssen und in jedem Jahr die Klassen unterschiedliche Schülerzahlen haben (zumindest in den einjährigen Bildungsgängen, die bei uns einen Großteil ausmachen).

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Arbeitskleidung (Laborkittel, Schutzbrille) alle ein bis zwei Jahre benötige ich schon. Und ich rechne auch 10 Waschmaschinewäschen im Jahr beim Finanzamt erfolgreich ab.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Achso, Wohnraum kostet wohl nichts? Druckerpatronen, Laminierfolien, ich habe auch alles doppelt wie Tacker, Locher... und Laptop, Auto usw. nutzen sich schon anders ab wenn ich es doppelt so oft nutze.

    Hä? Natürlich kostet Wohnraum was, aber nochmal: ich würde mein Arbeitszimmer auch als solches nutzen, wenn ich es nicht beruflich bräuchte. Druckerpatronen brauche ich selten, da ich vieles in der Schule drucke; Laminierfolien seeehr selten, weil ich so gut wie nichts laminiere (und wenn, könnte ich auch das in der Schule machen, denn uns stehen Laminiergeräte in A4 und A3 mit Folien zur Verfügung).

    Tacker, Locher usw. habe ich nicht doppelt. Wozu auch?

    Ähnlich verhält es sich mit dem Auto: es ist doch wurscht, ob ich damit in die Schule oder zu einem anderen Arbeitsplatz fahre, oder? Das nutzt sich doch bei jedem/r Arbeitnehmer*in dadurch "doppelt ab"!

    Na, wie dem auch sei. Es ist mir jetzt irgendwie zu blöd, das hier weiter auszudiskutieren...

    Ich kann nur nochmals sagen, dass ich mit dem, was ich verdiene, zufrieden bin und auch nicht finde, dass ich unverhätlnismäßig hohe Aufwendungen für meinen Beruf habe.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Humblebee: Das könnte auch mit der Schulform zusammenhängen. Wer sagt, dass er in der Grund- oder Förderschule arbeitet und kaum private Materialkosten hat, kriegt von mir einen Keks ;) .

  • Hä? Natürlich kostet Wohnraum was, aber nochmal: ich würde mein Arbeitszimmer auch als solches nutzen, wenn ich es nicht beruflich bräuchte.

    Sorry, aber das ist doch eine Milchmädchenrechnung. Ich muss mein halbes Schlafzimmer als Arbeitszimmer und Materiallager nutzen. Wenn ich mehr Platz will (z. B. extra Zimmer) muss ich umziehen und mehr Miete zahlen. Normale Menschen arbeiten in einem Büro und brauchen privat allenfalls einen Drucker, um Osterkarten zu gestalten.


    Ich mache Dienstreisen von rund 1000 km im Jahr, 17ct pro km bekomme ich wieder usw. usf.


    Das hat m.M.n. auch wenig damit zu tun, ob mein Gehalt angemessen ist und schon gar nicht, ob ich zufrieden im Leben bin ;)

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