Lehrbefähigung jenseits Studium

  • Hallo liebes Forum,


    Ich bin Chessy und gerade erst hier registriert. Mich plagt nämlich seit längerem das weitere Vorgehen in meinem Studium. Kurz gesagt studiere ich gerade eher zwei überlaufene Studiengänge auf Gymnasiallehramt in BW. Für mich ist daher auch klar, dass ich ein gefragteres Erweiterungsfach noch anhängen muss: Mathematik. Ich bereite mich schon aktiv darauf vor, dass an der Uni zu meistern. Ursprünglich wollte ich das nämlich bereits von Anfang an studieren, leider ist meine Uni nicht gut für verzweigte Naturwissenschaften mit geisteswissenschaftlichen Fächern :) So weit so Gurke. Nur habe ich in letzter Zeit eine plötzliche Faszination für Physik in mir entdeckt. Nun stehe ich vor der Überlegung, ob es nicht auch möglich wäre, vier Fächer zu lernen und später zu lehren. Ich glaube zwar nicht, dass diese Faszination der Uni standhalten könnte (auch wenn ich mich mit dem Tipler und Demtröder versuche auseinanderzusetzen ;-)) aber wer weiß, wie es in einiger Zeit aussieht. Aktuell würde ich noch nicht auf Physik setzen. Welche Möglichkeiten aber hätte ich denn in der Zukunft? Ich bin vorhin über den Begriff „kleine Fakultas“ gestolpert und irgendwas mit „Lehrbefähigung für die 5.-10. Klasse“. Leider gibt es dazu meiner Meinung nach kriminell wenig, wodurch ich mich sehr über einen Link oder eine Aufklärung freuen würde.

    Nach aktuellem Stand würde ich ja gerne vier Fächer später unterrichten. Nur weiß ich nicht, ob es noch Wege jenseits der Uni gibt, um dieses Ziel zu erreichen. Kann man sich als fachfremder Lehrer die Lehrbefähigung nachträglich (vllt. ohne 2-jähriges Vollzeitstudium) einholen, für weitere Fächer?

    Über jede Art von Tipps und Hinweise würde ich mich sehr freuen.

    Achso, ich beabsichtige sowieso Arbeit an einer Gesamtschule, wenn möglich. Ich glaube Gymnasien sind laut Hörensagen strikter, was fachfremden Unterricht angeht :)


    Liebe Grüße,

    Chessy

  • Chessy

    Hat den Titel des Themas von „Fachfremd“ zu „Lehrbefähigung jenseits Studium“ geändert.
  • Du willst das Fach also nur für die Sek1 studieren?


    Also hier in Hessen ist das auch möglich.


    Du könntest ja anfangen, Mathe und Physik zu studieren und dann schauen, was dir besser gefällt.


    An einer Gesamtschule in der Sek 1 kann es durchaus sein, dass du mit Physik auch Mathe oder umgekehrt unterrichtest (wobei wohl eher Ersteres), wenn großer Bedarf besteht. Verlassen kann man sich darauf aber nicht, und es ist natürlich besser, wenn auch eine Lehrkraft für das jeweilige Fach zur Verfügung steht, die es auch wirklich studiert hat.


    Die Lehrbefähigung für die Sek1 in einem bestimmten Fach kann man teilweise über Fortbildungen oder einfach so erlangen. In der Sek 2 ist das auch theoretisch möglich, jedoch darf man dann dort keine Abiturprüfung abnehmen. Weshalb ein fachfremder Einsatz dort wohl eher eine krasse Ausnahme sein dürfte.

  • In meinem Bundesland gibt es die Möglichkeit eine weitere Lehrerlaubnis mit einem Zertifikatskurs zu erwerben.

    An dem darfst du aber nur teilnehmen, wenn du bereits eine feste Stelle hast. Damit kann man also seine Bewerbersituation nicht verbessern.

    Darüber hinaus ist die damit erworbene "Qualifikation" ehrlich gesagt etwas problematisch, da wesentlich vom Eigenengagement abhängig. Aus dem Grund führen diese Kurse in NRW auch nicht zur Lehrbefähigung, sondern nur zur Lehrerlaubnis. Da du in BW bist, ist das für dich vermutlich aber eh alles egal. ;)


    Mein persönlicher Tip wäre, dass du dich auf deine bisherigen Fächer konzentrierst, dort anstrebst zu den besten 10% zu gehören und hinterher bei den Bewerbungen örtlich und schulformtechnisch (Gym/Ges/Beruf) flexibel bist.

    Wenn du kein verwandtes Fach hast, dann studierst du sowohl Mathe als auch Physik nicht mal so eben nebenher nach, auch nicht auf S1.

    Falls es dir nur um die Einstellungschancen geht, ist es vermutlich zielführender die entsprechende Zeit zu nutzen, um eine feste Stelle zu bekommen bzw. deine Chancen darauf durch Vertretungstätigkeit und den Aufbau eines Netzwerks zu erhöhen.

  • In meinem Bundesland gibt es die Möglichkeit eine weitere Lehrerlaubnis mit einem Zertifikatskurs zu erwerben.

    An dem darfst du aber nur teilnehmen, wenn du bereits eine feste Stelle hast. Damit kann man also seine Bewerbersituation nicht verbessern.

    Jein, es gibt durchaus die ein oder andere Stelle, die "mit der Bereitschaft einen Zertifikatskurs durchzuführen" ausgeschrieben wird. In diesen Fällen wird man zuerst als Angestellter beschäftigt und nach erfolgreichem Abschluss des Kurses verbeamtet.

  • Idealerweise natürlich auch Sek 2. Aber ich bin auch „nur“ mit Sek 1 mehr als zufrieden. Weißt du wie diese Fortbildungen in Hessen genannt werden? Vielleicht gibt es ja ein Äquivalent bei uns unter gleichem Namen. Wäre natürlich gut. Danke jedenfalls schon einmal 😊

  • Nein, also für die Einstellung ist Mathe noch mein Steckenpferd. Das will ich auch durchziehen, nachdem die anderen Fächer abgehakt sind. In Mathe bin ich auch in den Ferien fleißig am Üben,lernen, Bücher wälzen und Übungsblätter der Uni lösen. Ich bin dann wahrscheinlich besser vorbereitet als die Hälfte der Erstis 😊 Ich habe also auch Freude an der Mathematik, und schwärme sowieso von drei Fächern.


    Was meintest du mit „vom Eigenengagement abhängig“? Also wenn es eine Prüfung mit abgesteckten Themengebieten ist, dann wäre das ideal, da ich sowieso vorzugsweise eigenverantwortlich lerne. Wie nennt man das bei euch in NRW? Dann kann ich für BW gezielter recherchieren. 🙂 Danke aber schon einmal!

  • Was meintest du mit „vom Eigenengagement abhängig“? Also wenn es eine Prüfung mit abgesteckten Themengebieten ist, dann wäre das ideal, da ich sowieso vorzugsweise eigenverantwortlich lerne. Wie nennt man das bei euch in NRW?

    Sie heißen bei uns Zertifikatskurse.


    Die Qualifikation, die man hinterher real (nicht auf dem Papier) hat ist vom eigenen Engagement abhängig, da diese berufsbegleitenden Kurse weder inhaltlich noch zeitlich auch nur annähernd mit einem Studium vergleichbar sind. Es gibt auch keine Prüfung, sondern die Lehrerlaubnis wird quasi für Anwesenheit erteilt. Das heißt, es liegt mehr oder weniger allein beim Teilnehmer, sich selbstständig in die jeweiligen Fachinhalte und die jeweilige Fachdidaktik in der nötigen Tiefe zu einzuarbeiten. Im Zertifikatskurs steht der Überblick und die praktische Umsetzung im Vordergrund.


    Das klingt jetzt schlechter als es in Wirklichkeit ist. Da die Schulen die dafür gewährte Entlastung nicht erstattet bekommen, werden in der Regel nur Leute zum Z-Kurs geschickt, die bereits Vorkenntnisse oder ein starkes Interesse haben.

  • Halb wahr. Ich bin am BK und mache gerade den Zertifikatskurs Mathe und darf danach Mathe bis zur FHR unterrichten. Das darf ich aber sogar auch ohne. Haben die meisten im Kurs vorher sogar schon gemacht und wollen jetzt eher didaktische Tips und Rechtssicherheit bei Einsprüchen.

    Aber ich habe Glück - bei meiner Bezirksregierung bekommen wir den Schein wirklich für Anwesenheit und Mitmachen.

    Ich weiß, dass in Münster die Inhalte als Prüfung abgefragt werden.


    Aber mal grob: bei mir dauert der Kurs 3 Halbjahre und ich bekomme 2+3+3 Anrechnungsstunden dafür. Wir gehen alle Themen inhaltlich durch, Rechnen auch phasenweise alleine und machen Didaktik. Jetzt mit Corona alles digital per Videokonferenz. Bei Beginn im Februar noch wirklich zusammen in einem Raum.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • In meinem Bundesland ist es so, dass man nach einem Gymnasiallehramtsstudium auch mit einem Fach auf H/R-Niveau erweitern kann, indem man zusätzlich ein H/R-Lehramtsstudium aufnimmt, sich ein Fach und die Bildungswissenschaften aus dem Erstudium anrechnen lässt und dann noch das gewünschte Fach und 10CP Bildungswissenschaften nachstudiert. Es gibt noch die Möglichkeit des nachträglichen Erweiterungsfaches, aber damit kenne ich mich nicht aus.

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